Ostermarsch 2025 am Karsamstag in Lingen: Gemeinsam für Frieden & Abrüstung!

Der Rüstungskonzern Rheinmetall wird das Osnabrücker Unternehmen Hagedorn-NC übernehmen. Hagedorn produziert in Lingen Nitrozellulose, das in verschiedenen Produkten, wie Lacken oder Sprühpflastern, aber auch für einzelne biologische Verfahren genutzt wird.

Es kann aber auch als Antrieb für Artilleriemunition verwendet werden. Das Wahnsinnsaufrüstungsprogramm der Bundesregierung sorgt also schon für eine Umstellung von Friedensproduktion auf Kriegsproduktion. Für Jonas Kempe von den Linken in Lingen funktioniert die Umstellung der Produktion von zivile auf militärische Zwecke nur mit der Perspektive auf Kriege und Unsicherheit. So würden die Beschäftigten der Hagedorn NC in Lingen (Ems) und ihre Familien abhängig von einem Konzern, der keine Skrupel hat, Waffen in Kriegsgebiete zu liefern.

Wie die NOZ berichtet, war dies der Anstoß für die Lingener, in diesem Jahr an den Ostermärschen teilzunehmen. Die Linke im Emsland, die Naturschutzorganisation Die Falken, die SDAJ, die Marxistische Linke Emsland und das Alternative Zentrum Lingen rufen auf zum Lingener Ostermarsch am Samstag, den 19.04.2025. Auftakt ist um 14.30 Uhr am Bahnhof Lingen, Bernd-Rosemayer-Str., Lingen.

Im folgenden dokumentieren wir den Aufruf zum Lingener Ostermarsch:

Friedensfähig statt kriegstüchtig! Diplomatie statt Krieg!
80 Jahre nach dem II. Weltkrieg ist die Gefahr eines Atomkriegs so hoch wie nie. Weltweite Militarisierung und Konfrontation treiben die Aufrüstung voran, verschärfen internationale Spannungen und zerstören unsere Lebensgrundlagen.

Wir sagen: Abrüstung statt Aufrüstung!
Bewahrung der Lebensgrundlagen statt ihrer Zerstörung! Im bald vierten Jahr setzt Russland seinen Krieg gegen die Ukraine unvermindert fort. Er hinterlässt ein zerstörtes land. Unzählige Verletzte und Tote, sowohl in der Ukraine als auch aus Russland. Mehr Waffenlieferungen werden nicht zu einem Ende des Krieges führen - das geht nur mit einer sofortigen diplomatischen Initiative mit China und anderen BRICS-Staaten für Friedensverhandlungen unter Einbeziehung der Ukraine.

Unterdrückung und Gewalt beenden!
Während die Bundesregierung Waffen liefert, schweigt sie zum Leid unterdrückter Völker - von Palästina über den Sudan, Jemen, den Libanon, die kurdischen Gebiete bis zum Kongo. Diese Kriege dienen macht und Profit, nicht der Verteidigung.
Auch für den Krieg im Nahen Osten gibt es keine militärische Lösung: Niemals darf ein Menschenrechtsverbrechen als Rechtfertigung für ein anderes Menschenrechtsverbrechen herangezogen werden. Wir verurteilen die islamistische Hamas und fordern die sofortige Freilassung aller Geiseln. Gleichwohl stellen der anhaltende Genozid gegen die Palästinenser*innen durch die israelische Regierung und ihre Besatzungspolitik einen kontinuierlichen Verstoß gegen das Völkerrecht und die Menschenrechtskonvention dar.
Daher fordern wir die internationale Gemeinschaft zum sofortigen handeln auf, um Druck auf die israelische Regierung auszuüben, den Völkermord und die Besatzung in Gaza zu beenden.

Nein zur Militarisierung Deutschlands!
Die Bundesregierung treibt die Hochrüstung voran, spricht offen von "Kriegstüchtigkeit" und die EU plant die sog. "Wiederaufrüstung Europas" mit nahezu 800 Mrd. Euro. Das wird die Inflation anheizen und künftige Generationen belasten. Das bedeutet: weiterhin steigende Armut, kaputte Infrastruktur und fehlender Wohnraum - während die Profite der Rüstungskonzerne explodieren.

Entspannung statt Aufrüstung!
Ab 2026 könnten US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland stationiert werden, die es den USA ermöglichen, in Minutenschnelle strategische Ziele in Russland zu zerstören. Rusland wird darauf reagieren und ebenfalls Waffen auf Deutschland richten, während die Entscheidung über den Einsatz der Waffen bei einem amerikanischen Präsidenten, derzeit Donald Trump, liegt.

Fluchtursachen bekämpfen - nicht die Geflüchteten!
Krieg, Verfolgung und Hunger treiben Millionen Menschen in die Flucht, doch Europa reagiert mit Abschottung statt Hilfe. Geflüchtete benötigen sichere Fluchtwege und Zufluchtsorte, nicht Abschreckung und Ausgrenzung. Insbesondere Kriegsdienstverweigerer und Deserteure brauchen unsere Solidarität, nicht Kriminalisierung!

Kommt zum Ostermarsch und setzt ein Zeichen für eine friedliche Zukunft! [jdm]

Frieden nur durch bessere Beziehungen EU-Russland möglich – Mittelstreckenraketen sind Enthauptungswaffen

In seinem Vortrag am Dienstag, den 08.04.2025, in Leer, versuchte Reiner Braun, Mitinitiator des Berliner Appells und u. a. ehemaliger Co-Präsident des Internationalen Friedensbüros (IPB), den derzeitigen Rüstungswahn in die Entwicklungen auf der Welt einzuordnen. Dabei identifizierte er fünf Politikfelder näher.

Erstens sei nach ca. 80 Jahren das weltweite Freihandelssystem zusammengebrochen. US-Präsident Trumps Zölle brächten bisherige Handelsbeziehungen zum Einsturz. Das kleine Lesotho wurde von den USA mit 50%-Zöllen belegt, weil es ein Handelsdefizit zwischen den USA und Lesotho von 234,5 Millionen Dollar, das fast allein durch den Jeans-Export in die USA erwirtschaftet wird, gibt. Die EU verklagte Indonesien vor der Welthandelsorganisation, weil das Land im Jahr 2020 das Ausfuhrverbot von Nickel verschärft hatte, um mit dem Aufbau einer Verarbeitungsindustrie für den Batterierohstoff das Land zu entwickeln. Die Welthandelsorganisation erklärte dieses Verbot nun für unrechtmäßig.

Die Ideen von einer gerechten Weltwirtschaftsordnung, die in den 1980er Jahren entwickelt wurden, seien vergessen. Es gelte aber, für eine friedliche Welt Kooperationen der Vernunft weltweit wieder aufzubauen. Die Zusammenarbeit mit Russland und China werde auch für die Entwicklung alternativer Energien gebraucht.

Zweitens reden derzeit die USA und Russland über einen Friedensprozess. Das Interesse der USA bestehe wohl hauptsächlich darin, einen Keil zwischen Russland und China zu treiben, weil es sich in einem Wettbewerb mit dem Hauptfeind China sehe. Es gehe um Interessenpolitik der beiden Mächte und es sei logisch, dass beide miteinander verhandeln, denn der Ukrainekrieg sei eindeutig ein Stellvertreterkrieg der USA, wie der Artikel in der New York Times vom 29.03.2025 anschaulich belege. Es bestehe zumindest die Chance auf einen Kalten Frieden in der Ukraine, auch wenn es noch nicht zu einer umfassenden Friedenslösung komme.

Drittens erleben wir eine noch nie gekannte Aufrüstung in Europa. 800 Mrd. Euro wolle die EU aufbringe, obwohl der Lissabonner Vertrag der EU keine eigene Rüstungspolitik erlaubt. Deutschland und Frankreich wollen in die Entwicklung eines Kampfpanzers rund 100 Milliarden Euro aufwenden.

Viertens handele es sich bei dem deutschen Aufrüstungsprogramm um noch nie dagewesene unlimitierte Kriegskredite. Zusammen mit den Corona-Schulden und den noch immer vorhandenen Schulden für die Bankenrettung erzeuge dies einen Zinszahlungsdruck, der sich sehr bald in massivem Abbau von Sozialleistungen aller Art zeigen werde. Heute klage man über dreckige Schultoiletten, aber in einigen Jahren werde man über eine äußerst desolate Schulsituation und Hochschulen mit hohen Studiengebühren klagen. Alle Reformen der Sozialdemokraten des letzten Jahrhunderts, die einen allgemeinen Anspruch auf breite Bildung begründeten, würden wieder rückgängig gemacht werden.

Und fünftens sei noch die Wiedereinführung der Wehrpflicht zu erwähnen, die die Jugend des Landes zu potentiellem Kanonenfutter mache, aber auch von dieser Jugend in übergroßer Mehrheit abgelehnt werde.

Die Frage stelle sich, warum geschehe das Ganze? Man habe doch anderes zu tun. Es gebe eine Milliarde hungernde Kinder auf der Welt. Für eine Klimaresilienz seien 100 Mrd. € dringend erforderlich. Das Geld dafür werde nicht aufgebracht, sondern das Mehrfache gehe in die Aufrüstung.

Ursache dieser Entwicklung sei die Veränderung der Kräftekonstellationen. Die unipolare, nur von den USA bestimmte, Weltordnung sei zu Ende. Seit den 1980er Jahren habe sich der Anteil der USA am weltweiten Bruttosozialprodukt halbiert, die EU verliere massiv an Einfluss. Früher stammte ein Drittel aller Patente weltweit aus der EU, jetzt nur noch 15%. China sei innerhalb von 30 Jahren je nach Zählweise zur 1. bzw. 2. wirtschaftlichen Macht aufgestiegen. Indien liege auf dem 3. Platz. Von den 10 größten Containerhäfen liegen 7 in China. Dort sind die Hochschulabschlüsse in den MINT-Fächern 5-6 mal so hoch wie in der EU. Indonesien werde demnächst Deutschland in der Rangliste verdrängen

Die BRCS+ Staaten seien bedeutender als die G7-Staaten. Diese Ländern setzten auf Technologiepartnerschaft, auf eine eigene Internationale Bank und auf innere Konfliktlösungen. Indien und China hätten ihre Grenzstreitigkeiten nachhaltig beigelegt.

Die Welt sei multipolar geworden. Das sei keine Welt, in der sich alle lieben. Aber die neuen großen Wirtschaftsmächte sähen sich selbst zwar in Konkurrenz zueinander, aber kooperierten gleichzeitig, wenn es einen beiderseitigen Vorteil gebe. Und damit werde die Welt hoffentlich friedlicher.

In der Geschichte sei außer dem sozialistischen Block 1990 noch nie eine Weltmacht friedlich abgetreten. Jetzt gebe es einen Konflikt zwischen den ab- und aufsteigenden Mächten. Die USA und die EU versuchten ihre schwindende Macht durch eine Ausweitung militärischer Macht auszugleichen.

Und daraus resultierten vor allem drei große Gefahren. Der Ukrainekrieg könne angesichts der Bemühungen der EU immer noch zu einem Atomkrieg eskalieren. In Westasien (Nahost) steigen die Spannungen, nicht nur in Israel/Palästina, auch im Irak und Iran, wo eine Konfrontation zwischen USA und Russland/Iran bestehe. Und im Südchinesischen Meer erhöhe die Politik der Einkreisung Chinas durch die USA, deren 6. und 7. Armee vor China aktiv sei, ebenfalls die Atomkriegsgefahr.

Neben diesen drei Krisenherden gebe es weitere 20 Kriege und 200 Konflikte weltweit, die man alle als Stellvertreterkriege charakterisieren könne.

Ein Waffenstillstand in der Ukraine werde noch etwas auf sich warten lassen. Die ukrainische Armee sei am Ende. Das Durchschnittsalter der Soldaten betrage 44 Jahre; die deutsche Wehrmacht hatte an ihrem Ende ein Durchschnittsalter von 33 Jahren. Die „Rekrutenjäger“ in der Ukraine würden mittlerweile von Ukrainern angegriffen und verfolgt. Trotzdem wolle die EU keinen Friedensprozess. Sie verhindere die Aufhebung von Sanktionen, wie z. B. die Möglichkeit Russlands zur Lieferung von Düngemittel. Und wegen des Umgangs von Frankreich und Deutschland mit den beiden Verträgen Minsk I und Minsk II werde sich Russland auf keinen Vertrag einlassen, der keine klaren Sicherheitsgarantien beinhalte.

Ohne eine Verbesserung der Beziehungen zwischen EU und Russland sei kein Frieden möglich. Die Konsequenz der EU aus dieser Entwicklung in der Ukraine sei aber leider: Noch mehr vom Falschen.

Und das Schlimmste vom Falschen sei die Stationierung von Mittelstreckenraketen, bei deren drei Elementen es sich um Erstschlagswaffen und Enthauptungswaffen handele. Die SM6 habe eine Geschwindigkeit von 2500 Km/h und sei schwer vom Radar zu erfassen. Der Marschflugkörper Tomahawk ist sowohl atomar, als auch konventionell bestückbar und unterfliegt das Radar. Die Mittelstreckenrakete Dark Eagle ist mit bis zu 17-facher Schallgeschwindigkeit kaum zu stoppen.

Diese Waffen sind in der Lage, Russland zu enthaupten und einen Gegenschlag zu verhindern. Die Behauptung, diese Raketen seien eine Antwort auf russische Iskanderraketen, sei vollkommen absurd. Es handele sich hier um eine ganz andere Kategorie der Bedrohung.

Eine Alternative zu dieser gefährlichen und menschheitsbedrohenden Überrüstung könne nur in einer Politik der gemeinsamen Sicherheit liegen. Sicherheit gebe es nur im Doppelpack mit Dialog und gegenseitiger Rüstungskontrolle.

Im letzten kalten Krieg zwischen Nato und Warschauer Pakt sei eine Aufweichung der starren Fronten durch vertrauensbildende Maßnahmen gelungen. 1962 habe diese Entwicklung mit dem ersten Passierscheinabkommen in Berlin begonnen.

Egon Bahr habe in seinen Memoiren geschrieben, er habe immer versucht, die Russen zu verstehen. Es sei immer die Frage, was will die andere Seite damit bezwecken und wie kann man die negative Maßnahme überflüssig machen.

Damit dieser Prozess hier in Gang kommt, müsse man zunächst der Russophobie entgegen wirken. Der Bedrohungslüge müssten Fakten entgegengehalten werden:

1. sei die Nato Russland auch ohne die USA militärstrategisch überlegen: Es gebe mehr Soldaten, mehr Waffen, mehr Geld auf der Natoseite.

2. sei sei die Nato auch technologisch überlegen. Russland versuche bei der Kriegstechnik mitzuhalten, aber letztlich reiche das nicht.

3. gebe es keinen Grund bzw. keine materiellen Interessen, die Russland zu einem Angriff auf Westeuropa verleiten könnten. Das Land habe Rohstoffe aller Art, es könne mit der riesigen EU-Bevölkerung nichts anfangen. Die EU sei für Russland vor allem als Handelspartner interessant.

4. sei die russische Armee nicht angriffsfähig. Sie habe es gerade geschafft, kleine Bereiche der Ukraine mit großen Verlusten und mit großem materiellen Einsatz zu erobern. Ein erfolgreicher Angriff gegen EU-Länder liege außerhalb ihrer Möglichkeiten.

Für die Friedensbewegung sei es wichtig, ihre Anliegen und Argumente bei den Ostermärschen der Bevölkerung nahe zu bringen. Die Friedensbewegung sei im Konsens mit der Mehrheit der Staaten und Bevölkerungen weltweit. In Deutschland sei das leider nicht so. Noch unterstütze eine Mehrheit den Aufrüstungswahnsinn der Regierung.

Es gelte die antirussische Phobie zu bekämpfen und deutlich zu machen, dass der Aufrüstungskurs unser Sozialsystem pulverisieren wird, weil für die Rüstungskredite jährlich Zinszahlungen von weit über 100 Mrd. € anfallen werden. Das Geld müsse irgendwoher kommen.

Hoffnungen, dass die Rüstungsindustrie das sich anbahnende ökonomische Desaster bekämpfen könne, seien illusorisch. Mit Waffen werden keine Produkte geschaffen, die der Gesellschaft nützen, sondern es wird ökonomisch Schrott erzeugt. Man müsse sich auch klar machen, dass es eine deutsche Rüstungsindustrie nicht gebe. Die Mehrheit der Aktionäre bei Rheinmetall seien z. B. US-Pensionsfonds. 65 % aller Waffen stammen aus den USA. Deutsche Rüstungskäufe nützten also nur dem US-Finanzkapital. [jdm]

Siehe auch:

Schriftliche Stellungnahme von Reiner Braun zur Vorbereitung der öffentlichen Anhörung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages zur Grundgesetzänderung

Wie real ist die russische Bedrohung? Artikel in Le Monde diplomatique

Die Allmacht der Information

Information als Kriegstreiber in der Geschichte der USA

Ulrich Scholz

“You furnish the pictures, and I'll furnish the war." (Sie liefern mir die Bilder, und ich liefere den Krieg) – Diesen berühmten Satz kabelte William Randolph Hearst, Besitzer und Herausgeber des New York Journal, an seinen Angestellten, einem Maler, der für ihn auf Cuba Bilder zeichnen sollte, die das brutale Besatzungsregime der spanischen Kolonialmacht belegten. Dieser hatte ihm zuvor gemeldet, dass alles friedlich und ruhig sei. Es gäbe nichts zu tun, und er wolle wieder nach New York zurückkehren. Der Hearst Angestellte wollte nach Hause, also bekam sein Chef die Bilder, die er brauchte. Als dann das US-Kriegsschiff, die USS Maine, bei einem Aufenthalt im Hafen von Havanna explodierte (15. Februar 1898), machten die Kriegsbefürworter in den USA Spanien für diesen Angriff verantwortlich (später stellte sich heraus, dass ein Schwelbrand in einem der Kohlebunker die Explosion ausgelöst hatte). Die aggressive Anti-Spanien Berichterstattung der Hearst-Presse tat ihr Übriges. Eine in der Mehrheit auf Frieden gestimmte amerikanische Öffentlichkeit und die auf Mäßigung ausgerichtete US-Administration schwenkten um. Man erklärte Spanien den Krieg (25. April 1898). Er dauerte 10 Wochen und endete mit dem Friedensvertrag von Paris. Die USA bekamen die spanischen Kolonien Kuba, Puerto Rico und die Phlippinen in ihren Besitz. Dieses historische Beispiel ist ein Schlüsselloch. Wenn man hindurchschaut, bekommt man eine Sicht auf die Allmacht von Information, die nicht einfach daherkommt und auftragsgemäß von einer freien Presse veröffentlicht wird, sondern immer schon von Interessengruppen gezielt benutzt wurde, um Ziele zu verfolgen. Beim Militär hieß es früher Information Warfare. Wenn der Gegner sich ihrer bedient, nennt man es Spionage, Propaganda und Zersetzung, auf der eigenen Seite spricht man von Aufklärung, Nachrichten und psychologischer Kriegführung.

Information, die Kriege verlieren lässt

Nach dem Vietnamkrieg (1965-1973), der von den USA an der Informationsfront verloren wurde, begriffen die Amerikaner „Information“ als einen Kriegsraum der besonderen Art. Der Gegner, das kommunistische Nordvietnam, hatte immer wieder verlustreiche Kriegsoperationen in Szene gesetzt, um die amerikanischen Bevölkerung durch die damals noch ungefilterte Berichterstattung vom Leiden und Sterben, die ihr Abend für Abend im Fernsehen gezeigt wurde, zu schockieren. Sie taten ihre Wirkung. Der Druck der öffentlichen Meinung hat die US-Regierung gezwungen, ihr Kriegsengagement über Verhandlungen zu beenden. In der Folge haben Thinktanks des US-Militärs Information als Waffe wissenschaftlich untersucht. Das Ergebnis ist die US-Militär Doktrin „Information Operations“. Die NATO hat sie in ein eigenes Dokument übernommen. In den Kriegsoperationen der USA, anderer NATO-Länder und der der NATO (Irak, Libyen, Afghanistan, der Falklandkrieg, Drohnenkrieg) kamen sie voll zur Anwendung. Menschliche Leiden der Kampfhandlungen wurden nicht gezeigt. Der Ukraine-Konflikt ist das aktuelle Beispiel dafür. Er zeigt, dass „Information Operations“ nicht nur im Krieg zur Anwendung kommen, sondern ein integraler Bestandteil politischen (und wirtschaftlichen) Handelns geworden sind. Wenn man die US/NATO Doktrin studiert, wird das konkrete Handeln der USA und ihrer NATO-Verbündeten gegenüber Russland im Informationsraum offensichtlich.

Information als universelle Waffe

„Information Operations“ besteht eben nicht nur aus dem militärischen Ausspähen des Gegners mittels Satelliten, Drohnen und geheimdienstlicher Nachrichtengewinnung sowie durch den physischen Einsatz gegen dessen Aufklärungssysteme (stören und zerstören), sondern hat auch und vor Allem darin das Ziel, die Hirne von Menschen zu beeinflussen. Man will nicht nur auf den Gegner Einfluss nehmen, sondern auch auf die politische und öffentliche Meinungsbildung im eigenen Lager. Das ist in einer Demokratie mit einer freien Presse nur möglich, wenn man moralisch/ethische Argumente ins Feld führt und Angst schürt. Wenn das gelingt, kann man auch demokratische Gesellschaften für Krieg und Aufrüstung gewinnen. In diesem Sinne erleben wir gerade eine Wiederauflage des US-spanischen Krieges, wie eingangs vorgestellt. Dabei geht es immer nur um Interessen! – Geo-politische Interessen von Staaten und denen der Nutznießer, wie zum Beispiel der Rüstungsindustrie, dem militärischen Establishment (hier der Bundeswehr) und einer Presse, die sich über Clicks im Internet wichtig machen will. Ein Beispiel von deren „Information Operations“ wird an folgendem aktuellen Beispiel offensichtlich.

Information im Ukrainekrieg

In einem Artikel von FOCUS vom 27.04.2025 mit dem Titel „Generalinspekteur beklagt deutsche Realitätsverweigerung“ wird von einer Sicherheitstagung des Bundesamt für Verfassungsschutzes berichtet. Beiträge des Sicherheitsdienstes wie Drohnensichtungen über Kasernen und Industrieeinrichtungen, die Verschmutzung der Wasserversorgung eines deutschen Kriegsschiffes, das Hacken des Handys eines Soldaten, der in der Ausbildung von ukrainischen Soldaten tätig war, versuchte Brandanschläge auf kommerzielle Einrichtungen in Litauen und Polen und Hackerversuche gegen Behörden und sicherheitspolitische Veranstaltungen werden durchaus als kriminelle Einzeltaten vermutet, die es kriminaltechnisch zu untersuchen gilt. Diese Einzeltaten sind dem Phänomen einer aufheizten Atmosphäre wie dem Ukrainekrieg geschuldet. Die Motivation von politischen Wirrköpfen und kriminelle Energie haben dazu geführt. Die Presse hat von Anfang an durch ihre „Kriegsberichterstattung“ dazu ihren Beitrag geleistet. Wenn jetzt der Generalinspekteur der Bundeswehr dabei geht und sie instrumentalisiert und diese Ereignisse zu einem Informationspaket schnürt, um eine russische Bedrohung zu konstruieren, dann ist das ein klassisches Beispiel für „Information Operation Operations“. Russische „Information Operations“ haben, ähnlich die der USA, andere effektivere Möglichkeiten, um in einem Krieg zu ihrem Vorteil Informationen zu sammeln und zu nutzen. Die vorgetragenen Beispiele sind dabei eher zu ihrem Nachteil. Warum sollte Herr Putin auf der „Mülleimerebene“ so agieren?

Information, Hure für Partialinteressen

Der Generalinspekteur der Bundeswehr will keinen Krieg. Ihm geht es um die politische und öffentliche Bereitschaft zu mehr Rüstung. Die braucht er, um seiner Bundeswehr zu mehr Wachstum zu verhelfen und nicht zuletzt seinem Prestige zu dienen. Herr Hearst ist guter Gesellschaft. Mir ging es darum, deutlich zu machen, dass Interessen das treibende Element für Informationspolitik sind. Die ist nicht zufällig, sondern folgt der Doktrin von „Information Operations“. Es gibt noch mehr Beispiele dafür, auch aus der zivilen Welt. Darüber zu informieren habe ich vor einigen Jahren eine Präsentation aufgelegt. Wenn es Sie interessiert, können Sie sie buchen. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]

Vortrag von Reiner Braun am 8. April in Leer

Die Aufstehen-Ortsgruppe Ostfriesland lädt am Dienstag, den 8. April um 18:00 Uhr ins Hermann Lange Haus der Kath. Kirche, Saarstr. 15, in Leer zu einem Vortrag von Reiner Braun ein. Braun ist Mitinitiator des Berliner Appells und u. a. ehemaliger Co-Präsident des Internationalen Friedensbüros (IPB). Die Veranstaltung sollte bereits mit Februar stattfinden, scheiterte dann aber am Bahnchaos als Folge eines Verkehrsunfalls.

Das Thema der Veranstaltung lautet "Keine neuen US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland! Von deutschem Boden darf nur Frieden ausgehen!"

Im Vortrag und in der Diskussion geht es darum, wie es zu der vorgesehenen Stationierung der Mittelstreckenwaffen kommt. Was würde das für uns bedeuten? Wäre ein erfolgreicher Berliner Appell ein Schritt gegen die „Kriegstüchtigkeit“? Wo können wir dazu beitragen, diese Stationierung zu verhindern? [jdm]

500 Milliarden Euro für ,Infrastruktur‘ ist nicht für Krankenhäuser, sondern für Aufmarschkorridore gen Osten gedacht

„Deutschland sollte Autobahnen bauen“ – so formulierte es Ben Hodges, bis Ende 2017 Oberbefehlshaber der amerikanischen Landstreitkräfte in Europa. In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine betonte er: „… Im Bereich Logistik und Streitkräfte ist Deutschland der Nukleus des Kontinents und der Nato, ohne die Bundesrepublik bewegt sich buchstäblich gesagt in der Verteidigung Europas wenig. […] Im Falle eines Konflikts etwa im Osten Europas würden die Truppen etlicher Nato-Mitgliedstaaten Deutschland durchqueren, und die brauchen ‚panzerfitte‘ Straßen, aber auch Strom- und Internetversorgung.

Wie Ursula Trescher und Hermann König in der IMI-Analyse 2025/11 schreiben, fordern Militärs, die A 20 in Richtung Westen zu verlängern – mit einem gigantischen Elbtunnel 30 km nördlich von Hamburg. Die Deutsche Verkehrszeitung berufe sich in ihrem Artikel „A 20: Deshalb ist ihr Weiterbau erforderlich“ auf Oberst Axel Schneider, Kommandeur des Landeskommandos Schleswig-Holstein: „Am Ende müsse sichergestellt sein, dass durchgängig mehrere hunderttausend Soldatinnen und Soldaten, gleich welcher Nation, vor dem Hintergrund der sogenannten ‚Drehscheibe Deutschland‘ auf unterschiedlichen Wegen versorgt werden und an der Ostflanke des Nato-Bündnisses aufmarschieren können.

Stettin ist der Endpunkt der sogenannten „Küstenautobahn“ A 20, die 1991, gleich nach der deutschen Einheit, als „Lückenschluß“-Projekt vom Lübecker Raum, an Rostock vorbei, entlang der Küste von Mecklenburg-Vorpommern in West-Ost-Richtung geplant und gebaut wurde. Im Oktober 2024 wurde in Rostock das „Commander Task Force Baltic“, ein neues taktisches Hauptquartier der deutschen Marine, eingerichtet. Es übernimmt für die NATO die Führungsrolle bei der Überwachung des Ostseeraums bei der Planung und Koordinierung von Einsätzen und Manövern. In diesem Jahr nimmt die Panzerbrigade 45 in Litauen ihren Dienst auf, die erste deutsche Kampfbrigade, die dauerhaft im Ausland steht. Bis 2027 soll sie auf 5000 Soldaten und Soldatinnen anwachsen. Auch hier beansprucht Deutschland eine „Führungsrolle“. Für die Landanbindung dieser Einrichtungen liegt die A 20 günstig. [jdm/IMI]

Erst die Wehrpflicht, dann der Heldentod – Grüner Neusprech: Zwangsdienst als Freiheitsdienst

Die schwarz-roten Kriegsparteien CDU/SPD wollen offensichtlich die Wehrpflicht einführen. Die CDU setzt auf Zwang; die SPD ziert sich noch etwas und redet von freiwilligen Lösungen. Die Kriegsbeauftragte des Bundestages Eva Högl (SPD) nennt den Vorschlag des Kriegsministers Pistorius, dass Männer verpflichtet werden sollen, einen Fragebogen zurückzusenden, „einen leichten Zwang einbauen“.

Der Bundespräsident, der den von den USA verschleppten Murat Kurnaz in Guantanamo verrotten ließ ohne etwas zu tun und der im Irakkrieg die Amerikaner trotz offizieller Ablehnung des Irakkriegs mit Geheimdienstnachrichten füttern ließ, ist für mehr: Er wirbt für ein verpflichtendes „Gesellschaftsjahr“. Er will also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Erstens Kanonenfutter für den Krieg und zweitens billiges Personal für den Sozialbereich. Denn der kann ja nicht mehr finanziert werden, weil das ganze Geld in die Rüstung geht.

Den kriegsgeilen Grünen ist das alles nicht genug. Sie wollen einen verpflichtenden „Freiheitsdienst“ für alle zwischen 18 und 67. Dass sie allen vorschreiben wollen, was sie zu tun haben, ist man von den Grünen gewohnt. Und dass sie den Begriff „Freiheit“ für einen Zwangsdienst rekrutieren, zeigt, dass das grüne Personal für die Propaganda von den US-Think-Tanks bestens angelernt wurde.

Die volle Einbeziehung von Frauen wird derzeit noch durch das Grundgesetz verboten. Doch wir haben in den letzten Wochen erfahren, dass das Grundgesetz für die Kriegsparteien CDU/SPD/Grüne nur ein Fetzen Papier ist. Für die Wehrpflicht bekommen sie auch die Unterstützung der AFD – also was soll’s.

Und warum braucht Deutschlands Militär unbedingt so viel Personal? Wegen dem Russen? Mal nachrechnen!

Derzeit verhält es sich laut Statista wie folgt: Zählt man alle aktiven Soldaten, die Reserveeinheiten und paramilitärischen Verbände zusammen, kommt die NATO auf eine Soldatenstärke von 8,7 Millionen Mann. Auf russischer Seite sind es 3,5 Millionen. Die NATO verfügt über rund 3.300 Jagdflugzeuge, Russland über 830, usw. usw.

Nicht genug? Für wen nicht? Für Rheinmetall und Konsorten oder für diejenigen, die Revanche für die beiden letzten verlorenen Weltkriege wollen? [jdm]

IMI-Analyse: Mit einer Billion Euro in den Krieg – 15 Punkte, über die wenig berichtet wurde

Während in der Presse die Entscheidung des Bundestags über die unbegrenzten Rüstungsmilliarden und das Infrastrukturprogramm nur unter dem Aspekt der Verschuldung berichtet wird, reden die Kriegspolitiker von CDU/SPD/Grünen nur über eine angebliche Bedrohung und die angeblichen Wohltaten des Infrastrukturprogramms. Tobias Pflüger von der Informationsstelle Militarisierung e. V. gibt in der IMI-Analyse 2025/09 fünfzehn Aspekte zu bedenken. Hier die Zusammenfassung seiner Analyse:

1. Das Infrastrukturprogramm und die Rüstungsmilliarden sind zwei Seiten einer Medaille, denn sonst könnte, ähnlich wie einst in der Bankenkrise, in der Bevölkerung das Gefühl aufkommen, „für Panzer ist Geld da, aber nicht für mich“. (Süddeutsche Zeitung, 12.03.2025)

2. Das so genannte Finanzpaket von 500 Milliarden Euro ist mitnichten ein rein ziviles Infrastrukturprogramm. Der ehemalige FDP-Verkehrsminister hat es in einer Sendung mit Sandra Maischberger in der ARD gesagt: „Hinzukommt, dass die Infrastruktur Teil unserer Sicherheitsarchitektur ist. Viele übersehen, dass die zivilen Infrastrukturen auch für militärische Mobilität erforderlich sind. Und Deutschland ist ein wichtiges Transitland für die NATO.“

3. Das Infrastrukturprogramm hat mit dem schon etwas länger beschlossenen „Operationsplan Deutschland“ („OPLAN DEU“) zu tun, einem geheimen Dokument, das die zivil-militärische Zusammenarbeit und insbesondere ein Funktionieren der Logistik und der Transportmöglichkeiten für die Bundeswehr und andere NATO-Armeen konkret regelt und das gerade Stück für Stück implementiert wird. Es geht darum, dass ein Aufmarsch nach Osten über die Infrastruktur in Deutschland erfolgen soll. Der „Operationsplan Deutschland“ soll auch in den Kommunen umgesetzt werden.

4. Hätte das Billionen-Infrastruktur- und Rüstungs-Paket parlamentarisch verhindert werden können? Dazu ein schlichtes Ja, im Bundesrat hatten die Landesregierungen, die das Doppelpaket befürworten, keine ausreichende Mehrheit. Zuerst fielen die Freien Wähler (FW), Regierungspartner in Bayern, um. Dass dann auch noch die Regierungsvertreterinnen der LINKEN in den Koalitionen in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern – entgegen den Beschlüssen der Partei – zustimmten, ist nur noch peinlich.

5. Es ist offensichtlich: Kürzungen in anderen Bereichen als dem militärischen (Sozialkürzungen) werden von der Koalition CDU/CSU/SPD trotzdem kommen, weil „neben“ dem Investitionspaket und den Rüstungsmilliarden der „normale“ Haushalt finanziert werden muss.

6. Von den Infrastruktur-Milliarden fließen – „dank“ der Grünen – umfangreich Gelder in Waffenlieferungen, insbesondere in die Ukraine.

7. Bei allen angeschafften Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgütern ist der Rüstungsexport ein wesentlicher Bestandteil der Planungen und der Durchführung der Beschaffungen. Die jetzigen hunderte von Rüstungsmilliarden sind also ein Durchlauferhitzer für viele weitere Rüstungsexporte in den nächsten Jahren in alle Welt, auch völkerrechtswidrig in Kriegen z.B. bei der Türkei oder Israel.

8. Bei den jetzigen Rüstungs-Milliarden soll der Schwerpunkt auf Rüstung aus der EU und befreundeten Staaten liegen. Es gibt aber keine „europäische“ Rüstungsindustrie, weil die Konzerne und die Produkte weltweit vernetzt sind.

9. Die Freigabe der Gelder für die Rüstung ist das eine. Viele Rüstungsprojekte haben eine Vorlaufzeit von 5 bis 12 Jahren. Wenn die geopolitische Situation sich dann geändert hat, wird trotzdem weiter aufgerüstet.

10. Betriebe, die bisher anderes hergestellt haben, werden auf Rüstungsproduktion umgestellt.

11. Es wird offen geplant und davon gesprochen, die Wirtschaft in der EU in Richtung „Kriegswirtschaft“ umzubauen. Insgesamt sollen in den kommenden vier Jahren 800 Milliarden Euro für Rüstung mobilisiert werden.

12. Es wird eine Umstrukturierung von Krankenhäusern auf „Kriegstüchtigkeit“ geben.

13. Politische und parlamentarische Kontrolle der vielen nun folgenden Rüstungsprojekte ist dringend vonnöten, wird bei der finanziellen Dimension und Größendimension immer schwieriger.

14. Es ist weiterhin mit der Stationierung der verschiedenen US-Mittelstreckenwaffen zu rechnen. Was häufig nicht erwähnt wird, ist, dass geplant ist, diese US-Mittelstreckenwaffen mittelfristig durch „eigene“ „europäische“ Mittelstreckenraketen zu ersetzen.

15. Wer glaubt Politik in anderen Bereichen machen zu können, ohne etwas mit diesen Rüstungs-, Militär- und Geopolitik-Fragen zu tun haben zu müssen, hat sich spätestens nach dem Beschluss über die de facto 1 Billion Euro für Infrastruktur und Rüstung geschnitten. Die Dimension der beiden Pakete ist so enorm und so umfangreich, dass bei jeder anderen politischen Frage, die etwas mit Finanzierung und politischen Prioritäten zu tun hat, und welche hat das nicht, dieses Billionen-Paket im Raume steht. Es ist eine Entscheidung, die aufgrund der großen Dimension mehrere Generationen betreffen wird. Und es ist eine Entscheidung, bei der man nur dafür oder dagegen sein konnte oder kann. [jdm]

2014 wie 2025: Nein zu Kriegskrediten!

Nein zu Kriegskrediten: BSW im Bundestag
Foto: Screenshot Bundestag

Bevor die Sozialdemokraten am 04.08.1914 den Kriegskrediten zustimmten, mit denen das deutsche Reich den 1. Weltkrieg los trat, führte die SPD ein billiges Theater auf. Ihre Reichstagsabgeordneten weigerten sich, an der Reichstagssitzung teilzunehmen, weil der Kaiser die einleitende Rede nicht im Reichstagsgebäude, sondern im Königlichen Schloss hielt. Die SPD versuchte damit ihre Anhänger zu täuschen, die noch am 25. Juli einem Aufruf des SPD-Vorstandes gefolgt waren: „Wir wollen keinen Krieg! Nieder mit dem Kriege! Hoch die internationale Völkerverbrüderung!“

Nach der Kaiserrede wurde die Sitzung im Reichstag fortgesetzt, wo dann auch die Sozialdemokraten teilnahmen. Ihr Fraktionsvorsitzender ließ verlauten: „Wir lassen in der Stunde der Gefahr das eigene Vaterland nicht im Stich. Wir fühlen uns dabei im Einklang mit der Internationale, die das Recht jedes Volkes auf nationale Selbständigkeit und Selbstverteidigung jederzeit anerkannt hat, wie wir auch in Übereinstimmung mit ihr jeden Eroberungskrieg verurteilen.“

Anschließend stimmten alle Parteien dem „Gesetz, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1914“, also Kriegskrediten in Höhe von fünf Milliarden Mark sowie weiteren 17 „Kriegsgesetzen“ in drei Lesungen in einer knappen Viertelstunde zu.

Die wenigen Kriegsgegner in der Partei beugten sich der Fraktionsdisziplin. Erst bei der zweiten Kriegskreditabstimmung im Dezember 1914 stimmte Karl Liebknecht als einziger Sozialdemokrat offen dagegen.

Ergebnis der Vaterlandsverteidiger: Von 1914 bis 1918 kostete der Weltkrieg rund 17 Millionen Menschen das Leben. Millionen andere erlitten teils schwerste Verletzungen.

Heute wurden auch Kriegskredite im selben Gebäude wie 1914 beschlossen. Wahnwitzige 500 Mrd. € sollen in die Aufrüstung gesteckt werden, um einen Krieg gegen Russland zu führen – natürlich nur zur Verteidigung – wie 1914!

Wie 1914 wurde Russland durch Deutschland so lange provoziert, bis es in einen Krieg eintrat. Und obwohl die Ukraine danieder liegt und die Menschen dort den Frieden herbeisehnen, sorgen Deutschland und die EU-Länder dafür, dass das Töten weiter geht und die Spannungen zu Russland weiter eskalieren. Dass es schon lange nicht mehr um die Ukraine geht, sondern um einen Aufmarsch gegen Russland wird nicht einmal mehr notdürftig kaschiert.

Sarah Wagenknecht am 13.03.2025

Am 13.03.2025 hat Sarah Wagenknecht in ihrer Bundestagsrede die Kriegskredite verurteilt und auf die Täuschung durch den angeblich so bedeutsamen Infrastrukturfonds hingewiesen.

Heute hat die BSW-Gruppe mit ihrer Plakataktion die Parallelität zwischen 1914 und 2025 deutlich gemacht. Hoffen wir, dass diese heute verabschiedeten Kriegskredite es nicht unmöglich machen, dass in 111 Jahren überhaupt noch jemand an dieses Datum erinnern kann. [jdm]

Kriegskredite beschlossen – Mit grüner Tarnfarbe

Der angebliche Finanzpaket-Kompromiss hat mit einem „Kompromiss“ nichts zu tun, sondern ist das vorhersehbare (und von uns vorhergesagte) Ergebnis des Theaterspiels der drei Kriegsparteien CDU/SPD/Grüne.

Greenpeace-Studie: Vergleich der militärischen Potentiale der Nato und Russlands

Alle drei Parteien haben einen Weg gesucht, wie sie vor der Bevölkerung vertuschen können, dass sie den Sozialstaat Bundesrepublik Deutschland zu Gunsten eines kriegstüchtigen, waffenstarrenden, Weltmachtansprüche erhebenden, Militärstaates umwandeln wollen.

Vehikel Nr. 1 für diese Vertuschung ist der so genannte Infrastrukturfonds. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass mit diesem Fonds nicht in Investitionen investiert werden soll, sondern dass damit eher eine Obergrenze für zukünftige Investitionen festgelegt wird. Die Grünen hegen diese Befürchtung auch und haben deshalb in ihrem „Kompromiss“ festlegen lassen, dass Ausgaben aus dem Infrastrukturfonds nur getätigt werden dürfen, wenn im Kernhaushalt bereits angemessene Investitionen eingeplant sind. Das ist nur ein Scheinkompromiss, denn im Kernhaushalt wird es immer irgendwelche Ausgaben für Schulen, Straßen usw. geben. Allein schon die nach Osten geplanten Militärstraßen dürften als Investitionen im Kernhaushalt auftauchen. Die Forderung der Grünen bedeutet also praktisch nichts – außer, dass die Grünen zusätzliche Investitionen sehr ungern sehen würden. Aber da sind sie sich mit der CDU sowieso einig.

Auch das „Klimapaket“ hat praktisch keine Bedeutung, weil es denselben Mechanismen wie der gesamte Infrastrukturfonds unterliegt.

Das, was den Kriegsparteien CDU/SPD/Grüne eigentlich am Herzen liegt, ist die unbegrenzte Aufrüstung. Dieser Wunsch ist Zeichen des wiedererwachten Größenwahns der Westeuropäer und speziell der Deutschen, die immer noch glauben, sie müssten als eine Großmacht der Welt diktieren, wo es lang geht. Und natürlich gibt es die Rüstungslobbyisten wie Strack-Zimmermann oder Friedrich Merz, denen warm ums Herz wird, wenn sie die phantastischen Renditen der Rüstungsunternehmen sehen. (Geschäftsbericht Rheinmetall: ·  Operatives Ergebnis klettert um 61% und erreicht mit 1.478 Mio. EUR einen neuen Rekordwert (Vorjahr 918 Mio. EUR). ·  Operative Marge im Konzern steigt auf 15,2% und erreicht im Defence-Geschäft sogar 19%.)

Die Schuldenbremse soll bleiben, aber für Rüstungsausgaben nicht gelten. Das ist schon schlimm genug. Aber die Grünen mussten noch einen drauf setzen und ließen in den „Kompromiss“ einfließen, dass dies auch für Ausgaben „im Zivil- und Bevölkerungsschutz, Cybersicherheit, Nachrichtendienste und die Unterstützung für völkerrechtswidrig angegriffene Staaten“ gelten soll. Das sind zwar Bereiche, die sowieso zur Aufrüstung dazu gehören, zeigt aber wes Geistes Kind die Grünen sind. Der Ausbau des Zivilschutzes ist ein übliches Propagandamittel zur Kriegsvorbereitung, Geheimdienste sind es sowieso, und den Bombenterror des deutschen Militärs in Jugoslawien, Afghanistan oder dem Irak hätte man auch ohne den Zusatz „Unterstützung für völkerrechtswidrig angegriffene Staaten“ als Rüstungsausgaben einordnen können.

Die offizielle Begründung für die Aufrüstung wird jetzt, wo ein Frieden in der Ukraine „droht“, mit größtmöglichem Propagandaaufwand in die Bevölkerung gedrückt. Die Ems-Zeitung hatte heute eine ganze Seite, auf der der CDU-Kriegsexperte Johann Wadephul seine platte Rüstungspropaganda loswerden konnte, assistiert wieder einmal von der NOZ-Kommentatorin Meyer-Schilf, der seit ihren Lehrjahren bei der grünen Taz die Aufrüstung nie zuviel werden kann.

Die Lüge, die immer noch und immer wieder erzählt wird, ist die, dass Russland die Ukraine völlig unprovoziert überfallen habe. Tatsache ist, dass Russland seit 2000 immer wieder vorgeschlagen hat, ein europäisches Sicherheitssystem unter Einschluss Russlands zu schaffen, um so kontrolliert abzurüsten. Stattdessen dehnte sich die Nato immer weiter nach Osten aus. Mit dem Putsch gegen die ukrainische Regierung 2014 und der erklärten Absicht, die Ukraine in die Nato aufzunehmen, verschärfte sich die Situation. Noch im Dezember 2021 bot Putin den USA Gespräche über gegenseitige Sicherheit an. Aber dieses Angebot beantworteten die USA nicht einmal. Man stelle sich vor, China würde in Mexiko gegen die USA gerichtete Atomwaffensysteme stationieren, was die Antwort der USA wäre. Das ist eine einfache Vorstellung. Und die Antwort kann sich jeder selbst geben.

Wer wen bedroht, können einige Zahlen vielleicht verdeutlichen. Die USA geben bei einer Bevölkerung von 340 Mio. Menschen in diesem Jahr 895 Mrd. US-Dollar für das Militär aus, die EU-Staaten (450 Millionen Menschen) gaben im  letzten Jahr schon 352 Mrd. € aus.

Russland (143 Millionen Menschen) gibt trotz Krieg 127 Milliarden US-Dollar aus. Das derzeit wieder im Propagandabrennpunkt liegende China (1,4 Milliarden Menschen) hat beschlossen, die Rüstungsausgaben auf 231 Mrd US-Dollar zu erhöhen. Einen Vergleich der militärischen Potentiale Russlands und der Nato hat Greenpeace im November 2024 erstellt. [jdm]

Über die Verlogenheit der „Gerechten“

Ulrich Scholz
Gut-Böse-Uhr

Die seit Beginn des Ukrainekrieges öffentliche Diskussion bei uns wird von den selbsterklärten „Gerechten“ dominiert. Für jeden, der einen Funken Geschichtsbewusstsein hat und zum selbstständigen Denken fähig ist, müsste sie eigentlich unerträglich sein. Man verurteilt Russland für etwas, dessen die Westmächte genauso schuldig sind. Die größte Schuld ist die, dass wir im Westen Moral und Recht predigen und deretwegen Kriege führen und gleichzeitig unterschlagen, dass es eigentlich Interessen sind, die unser Handeln bestimmen. Das kann man nur verlogen nennen. An Beispielen aus der Vergangenheit und nicht zuletzt am Ukrainekrieg soll diese Verlogenheit deutlich werden.

Die USA erkennen den Internationalen Gerichtshof nicht an

Wussten Sie, dass die USA den Internationalen Gerichtshof in Den Haag nicht anerkennen, wenn dessen Ermittlungen gegen amerikanische Interessen gerichtet sind? – So hatte der Staat Nicaragua beim Gerichtshof gegen Aktivitäten des CIA in dessen Hoheitsgebiet geklagt, bei denen nicaraguanische Fischerboote versenkt wurden. Man hatte Aktivitäten der „Contras“, einer militärischen Organisation von ehemaligen Militärs und Machthabern gegen die demokratisch gewählte sozialistische Regierung, unterstützt, indem man Häfen Nicaraguas vermint hatte. Die Fischerboote waren auf solche Minen aufgelaufen. Die nicaraguanische Regierung klagte beim Gerichtshof auf Schadensersatz. Der urteilte 1986 zugunsten der Anklage. Die US-Regierung ignorierte das Urteil, wie sie jahrelang jede Aufforderung zur Stellungnahme ignoriert hatte. Inzwischen hat man eine Kompensation gezahlt. Regime-Change in Nicaragua wurde für das amerikanische Sicherheitsinteresse nicht mehr als notwendig angesehen. Es wich dem Interesse, als faires Mitglied der Staatengemeinschaft angesehen zu werden. Im Fall der Nichtanerkennung des Internationalen Strafgerichtshofs (auch in Den Haag) wird eine solche Verlogenheit noch deutlicher.

Die USA erkennen den Internationalen Strafgerichtshof nicht an

Die USA lehnen dessen Zuständigkeit für US-amerikanisches Personal kategorisch ab. Zur Ahndung dessen Straftaten sei allein die amerikanische Gerichtsbarkeit zuständig und ausreichend. Die Ablehnung geht so weit, dass Richter des Gerichtshofs persönlich unter Druck gesetzt werden, wenn sie Haftbefehle gegen Personen ausstellen, die amerikanischen Sicherheitsinteressen dienlich sind, wie der israelische Regierungschef Netanjahu. Gleichzeitig scheut man sich nicht, unliebsame globale Gegenspieler wie Herrn Putin vor diese Gerichte bringen zu wollen, die man für sich selbst ablehnt. Besonders verwerflich wird diese Verlogenheit, wenn Kriege unter Berufung auf Internationales Recht geführt werden (Kosovo, Afghanistan, Irak, Libyen). Man bemüht UN-Resolutionen, und wenn solche politisch nicht zu bekommen sind, bemüht man Juristen, die Legitimität und Legalität sicherstellen, indem man neue moralisch aufgeladene Begriffe wie „Humanitarian Intervention“ und „Responsibility to Protect“ erfindet. Man argumentiert mit Moral und Internationalem Recht und meint eigentlich immer nur die Durchsetzung eigener Interessen. Welche das in den genannten Kriegen waren, darüber gibt es hinreichend Literatur und soll an dieser Stelle nicht ausgeführt werden. Im Fall des Ukrainekrieges hat US-Präsident Trump jetzt unverblümt sein Interesse an Friedensverhandlungen offenbart, indem er vorab russische Sicherheitsinteressen anerkannt hat.

Afghanistan und unsere Unfähigkeit zum Lernen

Europäische Regierungen und noch mehr unsere Öffentlichkeit zeigen sich entsetzt. Spätestens nach dem Desaster Afghanistan muss doch allen klar gewesen sein, dass es nicht um Moral und die Durchsetzung von Internationalem Recht ging, sondern allein um die Interessen der Regierung in Washington. Als die Erreichung politischer Ziele (die Ausschaltung der Taliban und ein demokratisches Afghanistan) illusorisch wurde und der Krieg zu teuer, haben sie sich umgedreht und sind gegangen und ihre europäischen Verbündeten ganz leise gleich mit. Nach 20 Jahren Krieg, der 70 000 Zivilpersonen und 90 000 Kämpfern und Soldaten das Leben gekostet hat, herrschen in Afghanistan nun wieder die Taliban. Unter der Fahne von Moral und Recht waren die „Gerechten“ Europas mit den USA in diesen Krieg gezogen. Interessen ihrer Führungsmacht hat sie wieder abziehen lassen. Dieser ungeheure Vorgang wird bei uns in Politik und Öffentlichkeit bis heute totgeschwiegen. Vor diesem Hintergrund muss die kompromisslose Kriegsbereitschaft der Europäer um die Ukraine nachhaltig hinterfragt werden. Wieder ist man unter dem Banner von Moral und Recht der westlichen Führungsmacht USA in einen Krieg gefolgt. Dieses Mal blutet man nicht selbst, sondern lässt andere bluten. Bei den Interessen schaut man bei uns geflissentlich weg. Das nenne ich verlogen. Donald Trump hat sie jetzt gezwungen hinzuschauen und damit die Chance eröffnet, den Krieg zu beenden.

Die Ukraine - Es war kein Überfall

Nun ist das Eingeständnis, dass der Krieg wegen Interessen geführt wurde, eine Haltung, die einem „Gerechten“ fremd ist. Um der Moral und des Rechts wegen wollen die Europäer, dass die Ukrainer diesen Krieg bis zum Sieg weiterführen. Sie gehen noch weiter und erklären Russland als das Böse schlechthin und betreiben eine Milliarden teure Aufrüstung, um die vermeintliche Bedrohung für Europa in Schach zu halten. Was nicht gesehen wird (nicht gesehen werden will) ist, dass Herr Putin für russische Interessen steht, genauso wie die USA für ihre. Erstere werden in der öffentlichen Diskussion als Ausrede hingestellt, um den Angriffskrieg gegen einen friedlichen Nachbarn zu rechtfertigen. Man unterstellt, dass der russische Einmarsch in die Ukraine ein Überfall war, der zum Ziel hatte, das Land einem russischen Imperium einzuverleiben. Die Fakten widersprechen dieser Ansicht. Die Ukraine und der Westen wussten, was Russlands Reaktion sein würde, als die Verhandlungen vor dem Krieg gescheitert waren. Die Definition für „Überfall“ straft sie Lügen. Im Lexikon des Online Juraforum heißt es zum militärischen Überfall:

Im Militärwesen bezieht sich der Begriff "Überfall" auf ein Unternehmen gegen einen unvorbereiteten Gegner. In solchen Fällen erfolgt die militärische Aktion überraschend, um einen strategischen oder taktischen Vorteil gegenüber dem Gegner zu erlangen. Dabei kann es sich beispielsweise um eine plötzliche Invasion oder einen Angriff handeln.

Die Ukrainer und der Westen wussten, dass Putin militärisch reagieren würde, nachdem man russische Sicherheitsinteressen bei den Verhandlungen vor dem Krieg ignoriert hatte. Die perfekte Aufklärung der Amerikaner, nicht zuletzt durch ihre Weltraumfähigkeiten, hatte den Aufmarsch der russischen Streitkräfte minutiös verfolgt und treffend analysiert. Für eine Eroberung der Ukraine reichten die Kräfte nicht aus. Wie man ein Land erobert, hatten die Amerikaner im Irak vorgeführt. Die Russen hätten die militärischen Fähigkeiten gehabt, es genauso zu tun. Ihr Aufmarsch und die folgenden begrenzten Operationen bestätigten das politische Ziel Putins, den NATO-Beitritt der Ukraine zu verhindern. Um Verhandlungen zu erzwingen, wollte er die Macht Selenskys an ihrem Schwerpunkt aushebeln. Es galt, die ukrainische Armee zu stellen und ausschalten. Dass die russischen Operationen in einem blutigen Abnutzungskrieg einmünden würden, war nicht geplant. Die massive Hilfe des Westens und die Resilienz der Ukrainer hatten einen schnellen Erfolg verhindert.

Moral und Recht - Was mich denken und handeln lässt

US-Präsident Trump hat jetzt einen Weg aus dem Krieg aufgezeigt. Der ist Interessen getrieben, wen wundert es. Sind damit Moral und Recht auf der Strecke geblieben? – Als Grund, Krieg zu führen, hoffentlich! - Für den Frieden auf der Welt sind sie dennoch unerlässlich. Die Staatengemeinschaft braucht sie, um zu verhindern, dass wegen Interessen Krieg geführt wird. Das geschieht nicht dadurch, dass man die Einhaltung vom anderen fordert, sondern dadurch, dass man sich vor Allem selbst daranhält. Damit wären für mich Grundvoraussetzungen für einen ehrlichen Interessenausgleich gegeben. Das Predigen würde überflüssig werden, und die Verlogenheit hätte ein Ende. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]

Schwarz-rotes Sondierungspapier: Aufrüstung, Subventionen aller Art für die Unternehmen und soziale Kälte

Das Sondierungspapier der CDU/CSU und SPD deutet die gesellschaftliche Eiszeit an, die auf uns zukommt. Darüber, dass festgelegt wird, dass unbegrenzt Schulden für die weitere Aufrüstung aufgenommen werden sollen, haben wir bereits berichtet; auch darüber, dass die Schuldenaufnahme in Höhe von 400 Mrd. € für das Sondervermögen Infrastruktur keineswegs bedeutet, dass mehr in die verlotterte Infrastruktur investiert werden soll.

Die Industrieförderung besteht darin, den Konzernen Subventionen zuzuschustern und das unternehmerische Risiko durch den Staat abzunehmen. Energieintensiven Branchen soll der Strompreis verbilligt werden, es sollen wieder neue Gaskraftwerke gebaut werden (20 GW), wobei abzuwarten bleibt, was mit der Überarbeitung der Kraftwerksstrategie alles so gemeint ist. Milliarden an Steuergeldern sollen der Industrie über das European Chips Act und IPCEI-Projekte gegeben werden.

Gleichzeitig wird versprochen, die breite Mittelschicht durch eine Einkommensteuerreform zu entlasten und die Pendlerpauschale erhöhen. Unternehmen sollen durch eine Unternehmenssteuerreform auch weniger Steuern zahlen

Wo soll das Geld herkommen? Von den Arbeitern. Diese sollen am Tag länger arbeiten und flexibel einsetzbar sein, sie sollen am Lebensende länger arbeiten. Und vor allem sollen sie gezwungen werden, jeden Job anzunehmen. Dazu wird das Bürgergeld mal wieder umbenannt und so gestaltet werden, dass es keine soziale Sicherheit mehr bietet. Das Sanktionssystem soll wieder ausgebaut werden. Auch wenn es verklausuliert wie eine Reform ausgedrückt wird, so sprechen es die CDU-Vertreter in den Fernsehinterviews offen aus: das Bürgergeld soll abgeschafft werden.

Die sozialpolitische Wohltat der Mütterrente soll von den Rentenbeitragszahlern finanziert werden. Nur die Einbeziehung von neuen Selbständigen in die Rentenversicherung ist eine kleine vernünftige Sache. Der Wohnungsbau soll wieder nur durch Subventionen an die Konzerne gefördert werden. Ein echter Sozialer Wohnungsbau durch den Staat findet weiterhin nicht statt.

Klimaschutz wird zwar wortreich beschworen, aber praktisch vereinbart wird der Schutz des Verbrennermotors. Energiepolitisch werden zwei tote Pferde geritten: der Fusionsreaktor und das Wasserstoffnetz.

Beschworen wird die Entbürokratisierung - ein Stichwort, bei dem jeder immer gern mitgeht. Aber praktisch meinen die zukünftigen Regierenden damit den Abbau von Schutzrechten aller Art.

Ach ja: Unter dem Stichwort "Desinformation zurückdrängen" soll der Digital Service Act (DSA) umgesetzt werden, der die Internetfirmen verpflichten soll, eine Zensur auf privatrechtlicher Ebene durchzuführen.

Noch mal ach ja: Näheres zum Thema Migrationspolitik der zukünftigen Koalitionäre erfahren Sie bei der AFD.

Fazit: CDU/CSU und SPD haben sich gedacht, das was Trump in großer Macho-Pose in den USA durchsetzt, können wir mit europäischem Demokratiegeschwafel auch hier mal langsam angehen. [jdm]

CDU/SPD/Grüne planen Grundgesetzänderung für unbegrenzte Aufrüstung, aber Investitionen auf Sparflamme

Die Kriegsparteien CDU/SPD/Grüne sprechen derzeit darüber, gegen jede demokratische Spielregel in Rekordtempo den bereits abgewählten Bundestag über Verfassungsänderungen abstimmen zu lassen. Die Verfassung, die durch die benötigte Zwei-Drittel-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat vor kurzfristigen tagesaktuellen Änderungswünschen geschützt ist, soll eine dauerhafte Grundlage für unser Gemeinwesen darstellen.

Die CDU/SPD/Grünen pfeifen darauf. Sie verkaufen ihre Verfassungsänderungen als nötig, um angeblich Geld für die deutsche Infrastruktur zu mobilisieren. Aber genau darum geht es nicht; das ist nur ein Feigenblatt, das den wahren Grund verstecken soll.

Die Schuldenbremse, die die Neuverschuldung des Staates verhindern soll, wird nämlich nicht abgeschafft. Es wird nur in das Grundgesetz hineingeschrieben, dass für die Rüstung unbegrenzt Schulden gemacht werden dürfen.

Das Sondervermögen für die Infrastruktur soll als einmalige Sache im Grundgesetz verankert werden. Die Schuldenbremse soll aber erhalten bleiben. Bei 400 Mrd. €, die in 10 Jahren ausgegeben werden sollen, sieht die Sache mit 40 Mrd. € pro Jahr schon gar nicht mehr so pompös aus. Der Bundeshaushalt enthält sowieso normalerweise ca. 70 Mrd. € für Investitionen. Möglicherweise plant die CDU mit diesem Coup nicht die Investitionen zu steigern, sondern unter Verweis auf das Sondervermögen zu senken.

Wer also dem Sondervermögen Infrastruktur zustimmt und von Brücken träumt, die repariert werden, wird vielleicht enttäuscht, weil die CDU plant, viel weniger zu investieren. Es gibt in den Absprachen der Kriegsparteien keine Hinweise darauf, dass dies nicht passieren kann.

Mit Zweidrittel-Mehrheit will also der alte abgewählte Bundestag dem neuen Bundestag Ketten anlegen, wie er in den nächsten Jahren haushalten soll:  Das Geld des Staates und damit der Bürger – die Milliardäre zahlen ja keine Steuern – soll unbegrenzt für Waffen ausgegeben werden. Aber Geld für Schulen, Straßen oder Krankenhäuser wird unter Verweis auf die Schuldenbremse und das Sondervermögen Infrastruktur nicht bereit gestellt.

Die wahnwitzige Aufrüstung ist übrigens keine Investition im volkswirtschaftlichen Sinn, sondern volkswirtschaftlich so sinnvoll, als wenn der Staat das ganze Geld in Luxusyachten investieren würde. Aber die hohe Kreditaufnahme wird eine Erhöhung des Zinsniveaus nach sich ziehen. Und damit vermutlich das Aus für viele Menschen bedeuten, die davon träumen, ein eigenes Haus zu bauen.

Die AFD und die Linken prüfen aus völlig unterschiedlichen Gründen Klagen gegen das undemokratische Vorgehen von CDU/SPD/Grüne. Aber bis darüber entschieden wurde, sind vermutlich längst die Fakten geschaffen worden.

Die derzeitigen Töne aus den Kriegsparteien, dass aus ihren Reihen die Zustimmung zu diesem Vorgehen fehlen könnte, sind reine Show. Einige glauben wohl tatsächlich, es sei z. B. für die Länder etwas zu gewinnen; doch den meisten Politikern der Kriegsparteien CDU/SPD/Grüne geht es nur um etwas Theaterdonner.

Für die SPD, deren Mitglieder an der Basis immer noch auf das sozialpolitische Gewissen der „Arbeiterpartei“ vertrauen, wird es in der neuen Koalition nichts mehr geben, was sie gestalten könnte. Mit den beiden Klauseln (Verschuldung nur für Aufrüstung und Sondervermögen Infrastruktur) hat sie der CDU alle Macht gegeben, ihre neoliberale Zerstörungspolitik à la Milei und Trump durchzuziehen. [jdm]

Ein europäisches Märchen – Sieben auf einen Streich – Wenn die Klugschnacker in der Verteidigungspolitik Primaten wären …

… dann würden sie wissen, dass sie kämpfen müssten, wenn Drohen keine Wirkung zeigt. Genau das tun Gorillas. Wenn eine fremde Sippe ihnen ihre Futtergründe oder Weibchen streitig macht, richten sich die Männchen der heimischen Sippe auf und trommeln mit den Fäusten auf die Brust. Sie drohen. Wagt es nicht, sonst gibt es blutige Köpfe.

In zwischenstaatlichen Beziehungen nennt man das Abschreckung. Genau die predigen gerade Klugschnacker wie Herr Merz, Frau von der Leyen und so mancher Chefredakteur der Mainstream-Medien. Sogar Generäle sind dabei. Es scheinen dieselben zu sein, die Politiker und Journalisten beraten. Eigentlich sollte ein Militär es besser wissen. Noch mehr Milliarden für den Verteidigungshaushalt, noch mehr Soldaten, noch mehr von den besten Panzern und noch mehr von den besten Kampfflugzeugen, für die Rüstungsindustrie und die Bundeswehr würden goldene Zeiten anbrechen. Sicherheit und Frieden werden sie uns nicht bringen. Eher das Gegenteil.

Wer glaubhaft abschrecken will, muss nämlich auch bereit und fähig sein, den Krieg zu führen. Primaten wie Gorillas sind bereit dazu. Am Ende ihres Revierkampfes gibt es einen Sieger und ein paar tote Tiere. Ein Krieg in Europa würde Länder verwüsten, Millionen von Opfer fordern und im schlimmsten Fall sogar den Untergang der Menschheit zur Folge haben. Wären die Klugschnacker der Abschreckung bei uns bereit, diesen Preis zu zahlen? – Ich mache es ein bisschen billiger. Nehmen wir einmal an, dass die Abschreckung, was den Einsatz von Nuklearwaffen angeht, funktioniert. Wäre NATO-Europa, mit oder ohne die USA, bereit und fähig, einen großen konventionellen Krieg in Europa zu führen? -

Stell dir vor, es wäre Krieg
Eine Panzer-Division (15 000 Soldaten) benötigt im Einsatz pro Tag ca. 4500 Tonnen Verbrauchsgüter (Treibstoff, Munition und Wasser). Die Bereitstellung, das heißt Heranschaffung und Lagerung in Depots sowie der Transport zu den Verbänden im Kampfeinsatz müsste im 24/7 Takt sichergestellt sein. Die Transportmittel wären Güterzüge der Deutschen Bahn und LKW. Geht man von einem maximal Bruttogewicht eines Güterzuges von 1600 Tonnen aus (Quelle: Forschungs-Informations-System) und stellt in Rechnung, dass in Mitteleuropa auf NATO-Seite ca. 30 Divisionen (450 000 Soldaten) im Einsatz sein werden, wird sehr schnell klar, dass schon ohne gezielte Luftangriffe des Gegners die Deutsche Bahn an ihre Grenzen kommt. Der Straßentransport per LKW würde sehr schnell durch Millionen von Privat-PKW behindert werden, in denen sich die Bevölkerung aus den Kriegsgebieten (Polen, Baltische Staaten, Tschechien, Slowakei, Ungarn) in Sicherheit bringen will. Das zu erwartende Verkehrschaos wäre weder vom Militär und schon gar nicht von der Polizei zu beherrschen.

Hinzu kämen kollaterale Waffenwirkungen, die vor allen Dingen die Zivilbevölkerung treffen würde. Deren Opferzahlen würden in die Hunderttausende gehen, sollte eine Seite taktische Nuklearwaffen einsetzen. Das zivile Rettungs- und Krankenhaussystem, das schon in Friedenszeiten an seine Grenzen kommt, würde zusammenbrechen. Um solchen Kriegsszenarien Rechnung zu tragen, haben Länder sogenannte „Total Defense Concepts“ geschaffen. Bei uns in Deutschland heißt es „Gesamtverteidigung“. In ihr sind alle militärischen und zivilen Verteidigungs-Maßnahmen integriert - zumindest auf dem Papier. Es werden zwar regelmäßig Übungen durchgeführt, in denen zivile und militärische Stäbe Kommunikationsverfahren und Zusammenarbeit praktizieren. Das Chaos und die Not einer realen Kriegswelt reduzieren sich jedoch auf Lagebeschreibungen im Übungsordner. Reaktionen werden „gespielt“. In der tatsächlichen Welt wird nicht gehandelt. –

Bedrohungen - gefährlich und irrational
Man muss davon ausgehen, dass die verantwortlichen Politiker, Militärs und Experten der europäischen NATO-Länder das alles wissen. Trotzdem beharren sie darauf, dass Russland für Europa als Bedrohung anzusehen ist und setzen auf die Abschreckungskarte. Damit machen sie Krieg zur Bedrohung. Wie gefährlich und irrational ist das?! - Sie halten die von US-Präsident Trump eingeleitete Russland-Politik für gefährlich und irrational.

Der übernimmt jetzt die Argumentation von Herrn Putin von vor dem Krieg. Eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine verletzt vitale Sicherheitsinteressen Russlands. Nimmt man die Geschichte der NATO hinzu, die einmal als westliches Militärbündnis gegen Russland gegründet wurde und sich nach Ende der Ost-West-Konfrontation immer weiter nach Osten Richtung russische Grenze ausgedehnt hat, dann ist die russische Befindlichkeit auf Bestrebungen des Westens, die Ukraine in die NATO zu holen, überhaupt nicht irrational. Da fragt sich, welche Haltung gefährlich und irrational ist. Russland als Bedrohung für Europa hinzustellen und massiv aufzurüsten oder Russlands Sicherheitsinteressen zu respektieren?

Die Bedrohungsversion beinhaltet Krieg als Option und schließt gute Nachbarschaft und Handel aus. Das Berücksichtigen von Sicherheitsinteressen Russlands würde eine Sicherheitsarchitektur mit den NATO-Staaten möglich machen und könnte in der Folge den Handel mit Europa wieder in Gang bringen. Nutznießer wären vor Allem die Staaten Osteuropas, allen voran die Ukraine. Wenn die Europäer das begriffen, das Märchen vom tapferen Schneiderlein würde neu erzählt werden.

Sieben auf einen Streich
Der Krieg in der Ukraine könnte einvernehmlich beendet werden. Die Bedrohung durch Russland wäre verschwunden. Man bräuchten nicht zu rüsten. Ein großer Krieg in Europa wäre abgewendet, Die atlantische Harmonie wäre um eine kontinentale erweitert. Die Einflussnahme auf US-Präsident Trump wäre möglich. Ein europäisches Märchen könnte wahr werden. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]

CDU/Grüne/SPD: Für Rüstungsmilliarden den Wähler austricksen

Die Schuldenbremse, die der Bundestag am 29. Mai 2009 mit Zweidrittelmehrheit in die Verfassung geschrieben hat, war ein Sieg des Neoliberalismus. Gerade waren die Banken nach der Weltfinanzkrise von 2007–2008 mit Hunderten von Milliarden Euro vom Staat gerettet worden. Die Schuldenbremse sollte verhindern, dass eventuell auch die Arbeiterklasse auf die Idee kommen könnte, der Staat könne sich mal für bessere Schulen, bessere Infrastruktur oder soziale Sicherheit oder Wohnungen verschulden.

CDU und FDP als Haupttreiber dieser Entwicklung beharren auf der Schuldenbremse, weil sie Ansprüche der Bürger immer noch abwehren wollen. Jetzt aber möchten die Europäer den Befehlen der USA gehorchen, noch mehr für die Rüstung auszugeben, wobei bis zu 6% des Bruttosozialproduktes im Gespräch sind. Von den Rüstungsausgaben Europas profitiert vor allem die US-Rüstungsindustrie, aber auch die deutsche, wie Rheinmetall, das ein Allzeithoch an der Börse zu verzeichnen hat. Frankreich wirbt dafür, eine europäische Atomstreitmacht aufzubauen.

Kein Mensch glaubt ernstlich, dass Russland die Nato angreifen würde. Russland ist nicht in der Lage, die Ukraine zu „besiegen“, warum also sollte das Land auf die Idee kommen, die Nato anzugreifen. Erklärtes Ziel des Angriffs auf die Ukraine war es immer, sich die Nato vom Leib zu halten. Aber Rüstungsmilliarden versprechen einfach Superprofite, die nirgendwo anders realisiert werden können.

Bei der Aufrüstung fällt den Kriegstreibern von der  CDU/SPD/Grünen ihr neoliberales Credo zur Schuldenbremse auf die Füße. Die CDU möchte am liebsten einfach ein neues Sondervermögen – also ein ausgelagertes Schuldenkonto – auflegen, das nur für die Rüstung verwendet wird. Grüne und SPD haben die Nase voll davon, immer wieder mit den Gesetzen zu jonglieren und möchten die Schuldenbremse teilweise aufheben. Die Bundesbank soll dafür Vorschläge machen.

Weil im neuen Bundestag keine verfassungsändernde Mehrheit mehr durch die Kriegsparteien vorhanden ist, planen die Kriegsparteien einen gesetzlich zwar möglichen, aber gegen den Geist der Demokratie verstoßenden Coup. Sie wollen mit der Zweidrittelmehrheit des alten Bundestags, der sich eigentlich schon in der Auflösung befindet, die Verfassung für ihre Form der Staatsverschuldung für die Rüstung ändern.

Und weil sie schon mal dabei sind, sollen die neuen Schulden für die Aufrüstung 400 Mrd. € betragen. Zur Gesichtswahrung wird auch über ein „Sondervermögen“ für die Infrastruktur in etwa gleicher Höhe gesprochen.

Die Linken haben angekündigt, dass sie kein zusätzliches Sondervermögen für die Bundeswehr, möglicherweise aber eine Lockerung der Schuldenbremse für Investitionen mittragen wollen. Damit signalisieren sie, dass auch im neuen Bundestag eine Änderung der Schuldenbremse möglich ist. Da die CDU und die Grünen sich vor allem für die Beschaffung von Waffen interessieren, könnte es spannend werden, ob die Linken bei ihrer Ablehnung weiterer Rüstungsmilliarden bleiben oder mit der Begründung, Geld für Investitionen locker zu machen, kompromisslerisch bei einem Rüstungsdeal mitmachen. [jdm]

Ukraine: Die USA haben vom Krieg profitiert – EU nur darin einig, dass das Töten weiter gehen soll

Der Versuch der Nato, ihre Truppen und Raketen durch Einbeziehung der Ukraine in die Nato an Russlands Grenzen zu stationieren, wurde durch den Einmarsch der russischen Armee am 24. Februar 2022 in die Ukraine vereitelt. Die Nato verlegte sich dann darauf, die Ukraine als ihren Rammbock auszurüsten, um Russland zu besiegen. Russland, das vermutlich der Nato durch den Einmarsch nur ein deutliches Zeichen für das Ende der als bedrohlich empfundenen Aufrüstung geben wollte, musste durch diese unerwartete Reaktion der Nato den Krieg deutlich ausgeweiteter führen als es wohl geplant war.

Doch schon am 29.März 2022 kamen die Delegationen Russlands und der Ukraine unter türkischer Vermittlung in Istanbul zusammen. Dort legte die ukrainische Seite das »Istanbuler Kommuniqué« vor, das in zehn Punkten die Bedingungen für einen Waffenstillstand, dauerhafte ukrainische Neutralität und internationale Sicherheitsgarantien skizzierte. Um den Status der Krim zu klären, wurde ein Zeitraum von 15 Jahren vorgeschlagen. Weitere strittige Punkte sollten bei einem Treffen der Präsidenten Selenskyj und Putin aus der Welt geschafft werden.

Doch bevor es zu diesem Friedensschluss kommen konnte, wurde der britische Premierminister Boris Johnson von den USA nach Kiew geschickt, um Selenskyj diesen Friedensschluss zu verbieten. Geboten wurde ihm dafür die Zusage von unbegrenzten Waffenlieferungen.

Schnell wurde allerdings klar, dass es der Ukraine nicht möglich sein wird, Russland zu besiegen. Trotzdem unterstützten Deutschland und die EU-Nato-Staaten eine militärische Eskalation des Kriegs und zerstörten durch eine verschärfte Sanktionspolitik die Beziehungen zu Russland. Das Kalkül der USA war es, Russland zu schwächen und sich danach gegen China zu wenden. Die USA finanzierten ihre Waffenlieferungen durch Darlehen, die sie der Ukraine gewährten. Damit war quasi automatisch gesichert, dass ihnen alles, was an der Ukraine ökonomisch interessant ist, eines Tages zufällt. Wenn Trump jetzt in völliger Skrupellosigkeit die Rohstoffe der Ukraine für die USA fordert, dann ist das von Biden vorbereitet worden.

Die Sanktionspolitik der europäischen Staaten, insbesondere das Ende der Gaslieferungen durch Russland, schwächten die deutsche Exportwirtschaft so erheblich, dass die EU heute in erhöhter Abhängigkeit von den USA leben.

Obwohl kein Sieg in Aussicht war, und obwohl die eigene Wirtschaft durch Sanktionen und Bereitstellung von Geld für Waffenlieferungen an die Ukraine geschwächt wurde, und obwohl Hunderttausende in der Ukraine getötet, verstümmelt, traumatisiert und vertrieben wurden, sind die EU-Europäer immer noch nicht bereit, das Ende des Tötens zu unterstützen.

Die USA unter Trump sehen ein, dass Russland nicht entscheidend geschwächt werden konnte und orientieren sich deshalb um. Sie begnügen sich mit der Ausbeutung der Ukraine (28 Prozent der Fläche der Ukraine sind bereits US-amerikanisches Eigentum) und der neuen Abhängigkeit Europas von den USA. Um den Krieg am Kochen zu halten sind die europäischen Nato-Staaten auf die Idee verfallen, sie müssten unbedingt eine Friedenstruppe in der Ukraine stellen. Bisher haben sie sich nicht getraut, Truppen in die Ukraine zu entsenden, weil dies den Beginn eines Atomkriegs bedeuten würde. Jetzt wollen sie das mit Zustimmung Russlands erreichen. Russlands Außenminister Lawrow hat logischerweise schon eine Absage erteilt. Wenn die EU-Nato-Politiker weiter auf dieser Idee herumreiten, kann der Grund nur darin liegen, dass sie das Töten und Zerstören in der Ukraine auf keinen Fall beendet sehen wollen.

Der Eklat bei der Pressekonferenz mit Selenskyj und Trump erinnert fatal an die Pressekonferenz vom 7.2.2022, als Biden das Ende der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 erklärte und Scholz nur dümmlich grinsend dabei saß. Da zeigte Selenskyj jetzt schon deutlich mehr Eier, aber das hilft der Ukraine auch nichts, weil das Land jetzt zerstört ist und die Ukrainer sich daran gewöhnen müssen, dass sie mit den USA einen neuen Kolonialherren haben. [jdm]

Atommüllendlager und Bundeswehrschießgebiet nicht vereinbar?

Hallo-Wippingen meldete am 15.2.25, dass eine Vertreterin der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition in Meppen (WTD 91) in einem Gespräch mit der Wippinger Interessengemeinschaft der Grundbesitzer für einen Windpark die Einschätzung abgegeben habe, dass die Errichtung eines Atommüllendlagers durch den Schießbetrieb – zukünftig auch mit großen Kalibern – in unmittelbarer Nähe zum Schießplatz der WTD 91 „undenkbar“ sei. Sollte diese Aussage die offizielle Position der Bundeswehr darstellen, wäre zu hinterfragen, ob der Salzstock Wahn, aber auch die Salzstöcke Lathen und Börger noch für die Endlagersuche in Frage kommen.

Eine Anfrage bei der Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) ergab folgende Auskunft: „Wir als BGE suchen für das tiefengeologische Endlager den Standort mit der bestmöglichen Sicherheit für eine Million Jahre. Das Endlager wird mindestens 300 Meter unter der Erdoberfläche liegen. Für die Bewertung der Langzeitsicherheit liegt der Fokus daher auf den geologischen Gegebenheiten unter der Erde. Nur wenn Gebiete bezüglich ihrer Geologie gleich gut geeignet sind, können planungswissenschaftliche Abwägungskriterien, also Nutzungskonflikte über der Erde, zum Tragen kommen. Das aber erst dann, wenn die geologische Bewertung abgeschlossen ist.“ Konkret bedeute dies für die Bewertung emsländischer Standorte, dass sich an deren Status nichts geändert habe. Sie seien weiter Teil des Verfahrens, und die BGE werde sie im Rahmen der repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen weiter auf ihre Eignung hin untersuchen. Sie wurden also auch nicht abgestuft.

Die BGE-Antwort überrascht nicht, denn die Endlagersuche ist formal festgezurrt, und davon wird man nicht abweichen, auch wenn „oberirdisch“ schon jetzt ein Atomendlager „undenkbar“ erscheint. Der journalistischen Ordnung halber haben wir auch im Bundesministerium der Verteidigung zu dieser Besprechung nachgefragt.

Die Anfrage wurde an das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr weitergeleitet. Von dort erhalten wir die folgende Stellungnahme: „Die von Hallo-Wippingen behauptete Aussage (…) zum Thema Atommüllendlager wurde so nicht getätigt. Bei der Debatte um die Errichtung eines Atommüllendlagers im Landkreis Emsland handelt es sich um eine politische Entscheidung, die weder im Einflussbereich der WTD 91 noch der Bundeswehr liegt. Entsprechend können wir hierzu keine Angaben machen.

Unsere Einschätzung: Laut Hallo Wippingen will die Vertreterin der WTD 19 einen offenen und ehrlichen Austausch mit den Landwirten und Bürgern pflegen. Das ist natürlich zu begrüßen. Wenn jedoch ein „offener Austausch“ nicht an die Öffentlichkeit kommen darf, sollte dies zu Beginn einer Besprechung klar vereinbart werden. Ob die Aussage zum Atommüllendlager so getroffen wurde, wie von Hallo Wippingen berichtet, können wir nicht überprüfen. Dass eine derartige „Lageeinschätzung“ jedoch nachvollziehbar und logisch ist, dürfte einleuchten, denn Atommülleinlagerung und Schießübungen, insbesondere mit den für die Zukunft erwarteten großen Kalibern, passen nicht zusammen.

Dennoch wird aber die Endlagersuche mit den emsländischen Standorten fortgeführt. Und vielleicht kommt – Eignung vorausgesetzt – doch ein emsländischer Standort in die engere Wahl, wenn oberirdisch Frieden herrscht und der Schießplatz nicht mehr benötigt wird. Man sollte die Hoffnung (auf Frieden) nicht aufgeben – und die Endlagersuche weiter aufmerksam verfolgen. [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d/]

Baerbock redet, weil der Tag lang ist

Annalena Baerbock sollte sich mal aufschreiben, was sie so alles sagt, wenn der Tag lang ist, um sich nicht selbst zu widersprechen.

Laut RND sagte sie zur Diskussion um eine deutsche Beteiligung an einer „Friedenstruppe“ in der Ukraine, es sei „eine sehr deutsche Debatte, jetzt den 48. Schritt vor dem ersten Schritt“ zu machen. Demnach hat sie schon Anfang Dezember 2024 „typisch deutsch“ den 148. Schritt vor dem ersten Schritt getan. Sie hat damals nämlich erklärt, neben Sicherheitsgarantien wie einer Nato-Mitgliedschaft stehe auch eine internationale Präsenz zur Absicherung eines Waffenstillstandes im Raum. Auch Bundeswehrsoldaten könnten einen möglichen Waffenstillstand in der Ukraine sichern.

Ihre beiden Forderungen von damals stehen einem Frieden in der Ukraine völlig entgegen. Und jetzt springt sie auf den neuen Zug auf. Oder ist da etwa so etwas wie ein Lernprozess erkennbar? Eher unwahrscheinlich.

Für die NOZ-Kommentatorin Karolina Meyer-Schilf, die ihre Lehrjahre bei der heute kriegsbegeisterten Taz verbracht hat, befindet sich Europa durch die Gespräche USA-Russland am Abgrund. Sie schreibt: „Zur Erinnerung: Ihm (Putin) geht es in seinem imperialen Weltbild nicht um östliche Landstriche in der Ukraine – er will sie als souveränen Staat von der Landkarte tilgen.“

Das ist eine vollkommen aus den Fingern gesogene Behauptung, die von NATO-Kriegsbefürwortern immer wieder ohne Belege behauptet wird. In den Minsker Verträgen – die von der Ukraine und Deutschland/Frankreich/USA hintertrieben wurden - stimmte Russland zu, dass die östlichen Provinzen der Ukraine Teile einer föderalen Struktur der Ukraine bleiben. Erst die weiteren kriegerischen Angriffe der ukrainischen Armee gegen ihre eigenen Provinzen und die Aufrüstung der Ukraine durch die NATO haben zu dem Krieg geführt.

Sogar die Haupt-Titelzeile der NOZ oberhalb des Kommentars von Meyer-Schilf straft ihre Aussagen Lügen: „Kreml: Ukraine darf in EU, aber hat kein Recht auf NATO-Beitritt“. Das Recht auf den EU-Beitritt begründete ein Kreml-Sprecher laut NOZ damit, dass niemand das Recht habe, sein Verhalten gegenüber anderen Ländern zu diktieren. Bei Militärbündnissen sehe die Sache anders aus. Wer sich die Ukraine einverleiben will, wird eine solche Aussage wohl kaum treffen. [jdm]

Alle außer BSW setzen immer noch auf Eskalation im Ukrainekrieg

Nach der Wahl von Donald Trump zeigte der ZDF-Korrespondent in Washington, Elmar Theveßen, wie die westlichen Politiker so denken. Er sagte: „Die gute Nachricht ist, dass nicht gleich am ersten Tag der Frieden ausbrechen wird.“

Und jetzt ist die ganze Nato-Führungsblase in Panik, weil der Krieg in der Ukraine eventuell doch beendet werden wird. Die Europäer schauen entsetzt zu, weil das Gemetzel beendet werden könnte. Sie haben sich darauf eingestellt, ganz Europa weiter in Frontstellung gegen Russland zu bringen. Die Ukraine war ihr Rammbock, mit dem sie Russland „ruinieren“ (O-Ton Baerbock) wollten. Jetzt fällt dieses Instrument eventuell weg und sie sehen ihre Investitionen in den Krieg entwertet.

Bei den Bundestagswahlen steht mit dem BSW nur eine einzige Partei zur Wahl, die sich konsequent gegen diese Kriegspolitik wendet. Letzten Freitag wurde im Bundesrat wieder ein Entschließungsantrag eingebracht, der eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland sowie weitere Waffenlieferungen und Finanzhilfen an die Ukraine sowie deren EU-Mitgliedschaft fordert. In den letzten Jahren wurde dieser Antrag immer einstimmig, auch von den Ländern mit Regierungsbeteiligung der Linkspartei, angenommen. Doch dieses Jahr haben erstmals die vom BSW mitregierten Bundesländer dem nicht zugestimmt.

Die deutsche Politik ist – bis auf das Bündnis Sahra Wagenknecht - trotz der eindeutigen Aussagen der USA auf der so genannten Sicherheitskonferenz in München immer noch nicht in der Lage, über Schritte zur Deeskalation und Schaffung von Frieden in der Ukraine nachzudenken.

Im Gegenteil: Sind Sie dafür, dass in Zukunft fast die Hälfte des Bundeshaushaltes für Waffen und Krieg ausgegeben werden? Nein? Dann befinden Sie sich im Widerspruch zu allen Parteien außer dem BSW und den Linken. Nur diese beiden Parteien kritisieren diese Ausgabenplanung.

Die CDU, die AFD, die FDP, die Grünen und die SPD wollen aber genau das. Mit dem schon realisierten NATO-2 %-Ziel wurden die Rüstungsausgaben bereits verdoppelt auf derzeit 90 Mrd. €. Mit dem derzeit diskutierten 3,6 %-Ziel würde der Rüstungshaushalt noch einmal verdoppelt. Das wären dann 180 Mrd. €.

Merz und die CDU, sowie die AFD und die Grünen diskutieren sogar, dass 5 % des Bruttosozialprodukts von Deutschland (2023: 4 121 Mrd. €), also 206 Mrd. €, in die Rüstung fließen sollen. Zwar legen sie sich alle noch nicht fest, aber zeigen immer wieder ihre Sympathie für solche Zielzahlen.

Der Bundeshaushalt für 2025 soll 488 Mrd. € betragen, also wünschen Merz, die CDU, die Grünen, sowie die AFD, dass ca. 42 % aller Einnahmen des Bundes für Waffen und Krieg ausgegeben werden.

Olaf Scholz und die SPD wissen natürlich, dass solche horrenden Summen nicht finanzierbar sind, ohne dass der Sozialstaat Deutschland auseinander fliegt. Scholz will die Rüstung deshalb über weitere Schulden finanzieren. Das Zauberwort für Schulden ist heutzutage „Sondervermögen“. Speziell dafür möchte er die Schuldenbremse ausschalten. Das geht rechtlich, indem eine nationale Notlage erklärt wird. Praktisch ändert dies nichts: Die Schulden müssen bedient werden und das geht nur zu Lasten der Arbeiterklasse - vor allem, wenn man wie CDU, AFD und FDP auch noch die Steuern für die Reichen senken möchte. Friedrich Merz und seine Millionärskumpel sind nicht nur dafür, weil ihre eigenen Geldbeutel geschont bleiben. Sie wissen ja auch gar nicht, wozu man eine Krankenversicherung, eine Rentenversicherung, öffentliche Schulen und Krankenhäuser, oder eine funktionierende Bahn braucht. Sie leben in einer Welt, in der für alles Geld genug da ist. Und von A nach B fliegt man halt mit dem Privat-Jet. Öffentliche Infrastruktur ist in ihren Augen etwas für die Armen, also entbehrlich.

Jede Gemeinde aber weiß: Schulden macht man für Investitionen, also Straßen, Schulen oder Kläranlagen, aber nicht, um zu konsumieren und laufende Kosten zu bedienen. Jede Firma weiß, Schulden macht man für Investitionen, also neue Produktionsanlagen, Produktentwicklung oder Gebäude, aber nicht um zu konsumieren, also um Löhne und Gewinnausschüttungen zu bezahlen.

Die Ausgaben für Waffen sind keine Investitionen. Es werden keine Werte geschaffen, die dafür sorgen könnten, dass besser gewirtschaftet (z. B. Energieerzeugung), transportiert (Bahn, Straßen) oder entwickelt (Schulen, Universitäten) werden kann. Es wird rein finanziell gesehen nur konsumiert.

Die Aktionäre der Rüstungskonzerne und ihre politischen Freunde fürchten tatsächlich den Frieden. Es gibt keinen Grund, warum wir diese Furcht teilen sollten. [jdm]

Schriftliches Stammeln

Nach dem Lesen des heutigen NOZ-Kommentars „So darf es nicht weitergehen!“ in der Ems-Zeitung stelle ich mir den Schreiber als einen empörten puterroten Mann vor, dem vor lauter Empörung nur noch gestammelte Satzfetzen aus dem Mund kommen.

Zumindest handelt es sich um schriftliches Stammeln. „Wann kommen alle demokratischen Parteien zur Besinnung? So kann es nicht weitergehen. So darf es nicht weitergehen. Jetzt muss gehandelt werden.“ Lauter sinnlose Empörungssätze, die sogar am Stammtisch als nervig inhaltsleer betrachtet werden würden.

Damit reiht sich Clasen aber in den allgemeinen Empörungsmodus ein. Vor ein paar Tagen wurden noch die Demos gegen Rechts hoch gelobt; jetzt heißt es plötzlich „Statt gemeinsam mit Linksaußen auf die Straße zu gehen, sollten die Spitzen von SPD und Grünen einen Beitrag dazu leisten, die Gemüter zu beruhigen.“ Ganz ruhig, Brauner, möchte man da sagen.

Abgesehen davon, dass es unter den Geflüchteten auch Traumatisierte und Kranke gibt und hier keine Rufe nach Rache, Ausweisung und geschlossenen Grenzen helfen, sondern eine bessere Versorgung für die Betroffenen, verliert Clasen auch keinen Ton darüber, warum Deutschland so viele Flüchtlinge hat.

Der Attentäter in München ist aus Afghanistan. Da sollte sich doch etwas in der Erinnerung rühren! Kann es sein, dass der Werte-Westen zwei Jahrzehnte in diesem Land herumgebombt (z. B. Oberst Klein) und herumgeschossen hat? Kann es sein, dass die USA und Deutschland, sowie der Werte-Westen ein vollkommen zerstörtes Land hinterlassen haben, so dass die Menschen nach Europa flüchten mussten, wenn sie nicht verhungern oder erschossen werden wollten?

Kann es sein, dass die USA und Deutschland einen demokratischen Aufstand in Syrien sofort durch Waffenlieferungen an islamistische Aufständische zu einem Bürgerkrieg gemacht haben? Kann es sein, dass Deutschland dabei war, als Syrien über 15 Jahre durch Sanktionen in ein Land verwandelt wurde, in dem es keine Lebensgrundlagen für die Menschen mehr gibt, so dass die Menschen nach Europa flüchten mussten?

Kann es sein, dass dadurch, dass Deutschland zusammen mit den USA in der Ukraine den Minsker Friedensprozess in der Ukraine hintertrieben hat und stattdessen die Ukraine mit NATO-Waffen aufgerüstet hat, der Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde und die Ukrainer das Land verlassen, um nicht Opfer des Krieges zu werden oder als Soldat in den Tod geschickt zu werden?

Nicht geschlossene Grenzen fehlen uns, sondern eine grundsätzliche Friedensbereitschaft Deutschlands. Und die ist ja nicht in Sicht angesichts der Aufrüstung Deutschlands zu einem kriegstüchtigen Land. [jdm]

Alice Schwarzer zu zwei Jahren Manifest für Frieden

Am 10. Februar 2023 veröffentlichte Alice Schwarzer zusammen mit Sahra Wagenknecht ihr „Manifest für Frieden". Sie forderten Verhandlungen statt Waffen. Seither ist viel passiert. Und das keineswegs zum Guten. Alice Schwarzer zieht auf der Petitionsseite Bilanz:

Die im Manifest geforderten Verhandlungen werde es wohl sehr bald geben. Aber nicht etwa, weil die Ukraine nicht noch mehr vernichtet werden dürfe oder weil Europa - allen voran Deutschland - wirtschaftlich schwer erschüttert sei durch den Ukraine-Krieg, sondern weil der neue amerikanische Präsident es so wolle. Denn dieser Krieg sei von Anbeginn an ein Stellvertreterkrieg zwischen zwei Weltmächten, Amerika und Russland, auf dem Rücken der Ukraine und ganz Europas gewesen.

Seit Beginn des Krieges lägen auf dem Schlachtfeld zwischen einer und anderthalb Millionen Tote. Dazu zehntausende tote Zivilisten und vergewaltigte Frauen, die Anzahl der Einwohner einer Metropole. Dabei seien die seelisch und körperlich Traumatisierten noch nicht mitgezählt. Die Ukraine liege in Trümmern und sei flächendeckend vermint. Und Deutschland sei in eine schwere ökonomische Krise gestürzt.

Die Behauptung der Kriegsbefürworter schließlich, Russland wolle über die Ukraine hinaus NATO-Länder angreifen, sei von Anfang an fragwürdig gewesen und im vergangenen Jahr von gleich sieben Geheimdiensten in den USA zurückgewiesen worden: Ein russischer Angriff auf ein Nato-Land sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen.

Aber der Westen habe weitergemacht. Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung sei seit langem für Verhandlungen. Das belegten immer wieder die Umfragen. Doch sie hätten keine Stimme in den Medien gehabt. Erst das Manifest durchbrach das Schweigen. Doch jetzt im Wahlkampf werde über den Krieg nicht gesprochen. Dabei müsse es ein Wahlkampfthema sein. 935.000 haben das Manifest unterschrieben. Zur Million seien es nur noch wenige Schritte. Hier geht es zur Petition. [jdm]

Demonstrationen gegen Rechts – In Hannover mit dem Propagandisten für Deutschlands Kriegstüchtigkeit

Auch Göbbels wollte Deutschland kriegstüchtig sehen

Zehntausende Menschen sind am Samstag gegen Rechts auf die Straße gegangen, u. a. auch in Leer. Das ist gut so. Und dabei will man auch gar nicht wissen, welche Positionen der Mitdemonstrant sonst so vertritt. Der Konsens ist, dass es gegen rechts geht.

In Hannover entschied man sich dafür, keine Vertreter der CDU sprechen zu lassen, weil die CDU ja gerade im Bundestag einen migrantenfeindlichen Antrag eingebracht hatte und dabei auf die Zustimmung der rechten AFD gerechnet hatte. Diese Entscheidung der Veranstalter ist nachvollziehbar.

Ein Blick in die Vergangenheit hätte die Veranstalter vielleicht daran erinnern können, dass sowohl der 1. Weltkrieg als auch der 2. Weltkrieg nicht vom Himmel gefallen sind, sondern beiden nicht nur eine Rechtsentwicklung voran ging, sondern auch eine Massenmobilisierung für den Krieg. In beiden Fällen ging es um die Gefahr, die aus dem Osten für Deutschland ausginge. Im 1. Weltkrieg war es Russland, weil es dem von Österreich angegriffenen Serbien beistand. Im 2. Weltkrieg behaupteten die Nazis zunächst, von Polen angegriffen worden zu sein, um danach Russland anzugreifen, wo die jüdisch-bolschewistischen Untermenschen verortet wurden.

Göbbels schrieb 1944 in der Nazi-Zeitschrift „Das Reich“ Deutschland sei „Kriegstüchtig wie nur je“. Heute hat Deutschland einen Kriegsminister, der Deutschland wieder kriegstüchtig machen will. Weil das Soldatsein von Erwachsenen in richtiger Erkenntnis nicht als normaler Beruf anerkannt wird und nicht genug Soldaten angeworben werden können, werden vom deutschen Militär so viele Minderjährige als Kindersoldaten angeworben, wie noch nie.

Wenn also die Militarisierung der Gesellschaft sowohl eine Quelle als auch eine Folge von rechten und faschistischen Entwicklungen ist, fragt man sich doch, warum ein Kriegsminister Pistorius, der die Kriegstüchtigkeit Deutschlands fordert und damit in historischer Analogie ein Haupttreiber für die Rechtsentwicklung in Deutschland ist, ein Hauptredner bei einer Demonstration gegen Rechts sein kann. [jdm]

Vortrag von Reiner Braun am 11. Februar in Leer

Flyer Vortrag von Reiner Braun

Die Aufstehen-Ortsgruppe Ostfriesland lädt am 11. Februar um 19.45 Uhr im Pfarrer-Schniers-Haus Kirchstr. 29, Leer, zu einem Vortrag von Reiner Braun ein. Braun ist Mitinitiator des Berliner Appells und u. a. ehemaliger Co-Präsident des Internationalen Friedensbüros (IPB).

Das Thema der Veranstaltung lautet "Keine neuen US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland! Von deutschem Boden darf nur Frieden ausgehen!"

Im Vortrag und in der Diskussion geht es darum, wie es zu der vorgesehenen Stationierung der Mittelstreckenwaffen kommt. Was würde das für uns bedeuten? Wäre ein erfolgreicher Berliner Appell ein Schritt gegen die „Kriegstüchtigkeit“? Wo können wir dazu beitragen, diese Stationierung zu verhindern? [jdm]

Update vom 07.02.2025: Ursprünglich wurde die Veranstaltung für 18 Uhr angekündigt. Die Zeit wurde geändert. Die Veranstaltung beginnt um 19.45 Uhr.

Der Kampf um Grönland (II)

Grönland

Grönland, von Dänemark seit dessen Kolonialexpansion im 18. Jahrhundert kontrolliert und jetzt von den USA beansprucht, ist seit Jahrhunderten ein Spielball fremder Mächte. Auch Deutschland spielte dabei immer wieder eine Rolle.

Deutschland und Frankreich haben Dänemark Unterstützung im Streit im Grönland zugesagt. Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekräftigten gestern bei einem Kurzbesuch der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, sie bestünden auf der territorialen Souveränität aller Staaten. Dies steht einer Einverleibung Grönlands durch die USA entgegen. Grönland, heute ein autonomer Teil des Dänischen Königreichs, wurde in seiner Geschichte nicht nur von US-Ansprüchen, sondern vom Dreieck Kopenhagen-Washington-Berlin geprägt. So führte der deutsche Einmarsch nach Dänemark im April 1940 letztlich zur Errichtung der ersten US-Militärbasen auf der Insel. Später löste die Plünderung der Fischbestände in Grönlands Gewässern durch bundesdeutsche Fischer massive Kritik an der Mitgliedschaft der Insel im EU-Vorläufer Europäische Gemeinschaft (EG) aus; dies führte schließlich dazu, dass sich eine klare Mehrheit von Grönlands Bevölkerung im Jahr 1982 für den Austritt aus der EG aussprach. Unter Außenpolitikern gilt die Insel bis heute als „Europas Tor zur Arktis“, von dem auch die Bundesrepublik profitiert.

Dänemark als Kolonialmacht
Dänemark hatte neben den Kolonien im Hohen Norden weitere in der Karibik erobert, wo
sich die Dänische Westindien-Kompanie im Verlauf des 17. und des 18. Jahrhunderts mehrere Inseln einverleibte. Nach dem Konkurs der Kompanie übernahm der dänische Staat 1754 die direkte Kontrolle eines Großteils der Inselgruppe der Dänischen Jungferninseln. Deren Hauptort St. Thomas, ein Freihafen, entwickelte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts zum Eingangstor der Hamburgischen Karibikschifffahrt in die Region.[1] Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs etablierte die kaiserliche Marine ihre „Ostamerikanische Station“, in deren Rahmen deutsche Kriegsschiffe hauptsächlich von St. Thomas aus in der Region operierten.[2] Die dänische Kolonie diente somit als Sprungbrett für die deutsche Kanonenbootpolitik. Darüber hinaus beobachtete der US-Konsul auf den dänischen Jungferninseln, dass Dänemark in der Kolonialbesitzung das Deutsche Kaiserreich in wirtschaftlichen Angelegenheiten bevorzugte.[3] Aufgrund der Aktivitäten der deutsche Marine in der Karibik stieg in Washington das Interesse, die dänischen Jungferninseln zu kaufen.[4] Ende März 1917 erwarben die USA sie tatsächlich; eine Woche später erklärte die US-Regierung Deutschland den Krieg.[5] Das deutsche Sprungbrett in die Region war dauerhaft verloren.

„Erik-des-Roten-Land“
Nach dem Sieg der Entente im Ersten Weltkrieg regelten der Versailler Vertrag und andere in und bei Paris geschlossene Verträge die Nachkriegsverhältnisse in Europa. Parallel dazu erkannten die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens und Italiens die dänische Souveränität über Grönland an, die Kopenhagen bereits seit 1721 beansprucht hatte – seit der Zeit also, in der es auch seine karibischen Kolonien eroberte.[6] Die USA hatten die dänische Herrschaft über Grönland bereits 1917 mit dem Vertrag über die Dänischen Jungferninseln anerkannt. Lediglich Norwegen war nicht bereit, eigene Ansprüche auf Grönland aufzugeben. Im Juni 1931 besetzte eine norwegische Expedition Grönlands Ostküste und taufte das Gebiet „Eirik-Raudes-Land“ – benannt nach Erik dem Roten, einem im heutigen Norwegen geborenen Wikinger, der als erster Europäer im 10. Jahrhundert Grönland erreichte. Bei einem auf die norwegische Landnahme folgenden Verfahren vor dem Ständigen Internationalen Gerichtshof (StIGH) half der damals in Rostock und Würzburg lehrende Völkerrechtsprofessor Ernst Wolgast der norwegischen Seite mit juristischen Gutachten und aktiver Pressearbeit. Trotz der Hilfe des deutschen Juristen urteilte der StIGH jedoch zugunsten Dänemarks. Die norwegischen Besatzer zogen sich daraufhin aus Ostgrönland zurück.[7] Verteidigungsminister in Oslo war in der Zeit der Ostgröndlandkrise Vidkun Quisling. Quisling gründete einen Monat nach dem IGH-Urteil die am Nationalsozialismus orientierte Nationale Vereinigung (Nasjonal Samling, NS) und wurde ihr Anführer.[8]

Zweiter Weltkrieg
Nach dem deutschen Einmarsch in Dänemark im April 1940 entsandte die US-Regierung ein Schiff der US-Küstenwache nach Grönland und eröffnete ein Konsulat in dessen Hauptstadt, die damals Godthåb hieß; heute lautet ihr Name Nuuk. Die USA waren damals im Zweiten Weltkrieg noch neutral; doch aufgrund der deutschen Expansion in Europa dehnte die Regierung in Washington kurzerhand die für Lateinamerika und die Karibik konzipierte Monroe-Doktrin aus dem Jahr 1823 auf Grönland aus. Ein Monat später eröffnete auch Kanada ein Konsulat in Godthåb.[9] Nachdem die USA im Dezember 1941 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten waren, besetzten US-Truppen Grönland und errichteten entlang der Küstenlinie mehrere Militärbasen. In Washington sah man die Insel als wichtigen Pfeiler der Verteidigung Nordamerikas gegen die deutschen Truppen an. Nach Kriegsende bot die US-Regierung Dänemark 100 Millionen US-Dollar als Kaufpreis für die Insel an, doch Kopenhagen lehnte ab.[10] Washington konnte sich allerdings 1951 von der dänischen Regierung die dauerhafte Nutzung der Militärbasis Thule im Nordwesten Grönlands zusichern lassen. Die Thule Air Force Base wurde zu einer der wichtigsten Flugabwehrbasen der US-Luftwaffe in der aufkommenden Systemkonfrontation.[11] Die Sowjetunion löste Deutschland als wichtigsten Faktor bei der Gestaltung der US-Politik in der Grönlandfrage ab.

Fremde Fangflotten
Dennoch beeinflusste die Bundesrepublik Grönlands Politik auch weiterhin. Eine zentrale Rolle spielte dabei der für die Insel äußerst wichtige Fischfang. Der Konflikt darum betraf auch Island, das – anders als Grönland – nach langer dänischer Kolonialherrschaft 1944 unabhängig geworden war. Island startete daraufhin umfangreiche Bemühungen, Fischer aus Westeuropa und vor allem Fischer aus der Bundesrepublik, die die isländischen Fischbestände besonders stark plünderten, aus seinen Gewässern fernzuhalten.[12] Nach langen Kämpfen hatte es Erfolg; 1976 zogen sich Hochseefischer aus Bremerhaven aus Island zurück. Grönland wiederum, das nicht die Unabhängigkeit erlangt hatte, sondern als Provinz Dänemark eingegliedert worden war, gehörte mit dessen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft (EG) ab 1973 dem Vorläufer der Europäischen Union (EU) an. Seit der Erlangung eines Autonomiestatus im Königreich Dänemark im Jahr 1979 durften die Grönländer jedoch selbst über einige Fragen entscheiden – etwa über die Zugehörigkeit zur EG. Im Februar 1980 führten die illegalen Fangaktivitäten von Fischern aus Bremerhaven vor den Küsten Grönlands zu einem internationalen Eklat. Die deutschen Fischer wurden festgenommen und verurteilt.[13]

Austritt aus der EG
In Grönland jedoch setzte mit Blick auf die herausragende Bedeutung der Fischindustrie für die eigene Wirtschaft eine Debatte um den Austritt aus der EG ein. Bei einem Referendum im Februar 1982 stimmten 53 Prozent der grönländischen Wähler für den Austritt. Grönland war damit das erste Gebiet, das freiwillig aus der EG austrat.[14] Nicht nur wirtschafts-, sondern auch außenpolitisch setzte sich die grönländische Politik von Westeuropa ab: Mitte der 1980er Jahre etablierten Parlamentarier aus Grönland mit Vertretern Islands und der Färöer ein gemeinsames Gremium, das seit 1997 den Namen „Westnordischer Rat“ trägt. Die Abgeordneten des Rates erklärten die Region zur atomwaffenfreien Zone. Darüber hinaus wandten sich grönländische Politiker in den 1990er Jahren gegen die Errichtung eines damals geplanten NATO-Raketenschildes.[15] Das Streben nach endgültiger Entkolonialisierung und Grönlands zunehmende Autonomie führten damit zu einer politischen Entfremdung von Deutschland.

Tor zur Arktis
Indirekte Einflusshebel hat sich die Bundesrepublik dennoch bewahrt. Weil die dänische Regierung trotz Grönlands Autonomie weiterhin die Außen- und Verteidigungspolitik der Insel verantwortet, setzte die Bundesregierung in den vergangenen Jahrzehnten in Arktisfragen stets auf eine enge Kooperation mit Dänemark. Ein Experte der von der Bundesregierung mitfinanzierten Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) bezeichnete Grönland dabei einst als „Europas Tor zur Arktis“.[16] Sollte Grönland unabhängig werden, könnte es der Europäischen Freihandelsassoziation (European Free Trade Association, EFTA) mit Island und Norwegen beitreten. Damit wäre eine Anbindung an die EU auch ohne Zugehörigkeit zu Dänemark gesichert. Würde Grönland allerdings als Außengebiet oder als freiwillig assoziierter Staat den USA zugeschlagen, dann wäre der Einfluss der EU auf ein Minimum reduziert.

US-Annektionspläne
US-amerikanische Überlegungen, Grönland zu übernehmen, reichen weit in die Geschichte zurück. Bereits während des US-Bürgerkriegs (1861–1865) zog der Außenminister der Nordstaaten, William H. Seward (im Amt 1861–1869), einen Kauf Grönlands durch die USA in Betracht.[17] Unter Sewards Ägide erwarben die Vereinigten Staaten kurz nach dem Ende des Bürgerkriegs Alaska vom Russischen Zarenreich – bis heute der zweitgrößte Territorialerwerb in der Geschichte der USA.[18] Im Jahr 1867 schrieben Mitarbeiter des geodätischen Dienstes der USA (US Coast Survey) einen umfassenden Bericht über Grönland, in dem unter anderem die Rohstoffvorkommen der Insel beschrieben wurden.[19] In den vergangenen 160 Jahren kam die Idee eines US-Erwerbs Grönlands immer wieder auf, unter anderem kurz nach dem Zweiten Weltkrieg – und jetzt erneut seit der ersten Präsidentschaft von Donald Trump. Dabei steht inzwischen China im Fokus der US-Grönlandpolitik. Bereits seit 2017 fürchtet Washington einen wachsenden Einfluss Chinas auf der Insel. Zwar ist der Einfluss der Volksrepublik bisher gering; chinesische Konzerne halten – aufgrund dänischer und US-amerikanischer Einflussnahme – allenfalls Minderheitenbeteiligungen an Minengesellschaften in Grönland.[20] Dessen Autonomieregierung freilich zeigt Interesse am Ausbau der Beziehungen mit China: Seit 2021 unterhält sie einen eigenen Vertreter in der dänischen Botschaft in Beijing.[21]

Militärische Rivalität
Konkrete Vorstöße, sich Grönland anzueignen, unternahmen die Vereinigten Staaten erstmals seit Jahrzehnten im Jahr 2019. Neben dem Kampf um die Rohstoffe der Insel und um geostrategisch bedeutende Seewege [22] geht es dabei in wachsendem Maß auch um offene militärische Rivalität. german-foreign-policy.com berichtet in Kürze. [GERMAN-FOREIGN-POLICY.com/Pressenza/Bild von Balou46, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons]

Wenn die Tröte vom Kessel fliegt

Dampfpfeife
Ulrich Scholz

Weit bevor es Kaffeemaschinen gab, hat man Kaffee in einer Kanne aufgegossen. Das Wasser dazu wurde in einem Kessel zum Kochen gebracht. Dessen Gießöffnung wurde mit einer Tröte (Pfeife) verschlossen. Wenn das Wasser kochte, entwich der Überdruck im Kessel durch einen Spalt in der Tröte. Der durch den so erzeugten laute Pfeifton zeigte das Kochen des Wassers an. Wenn man den Kessel nicht schnell vom Feuer nahm, passierte es, dass der Überdruck die Tröte vom Kessel herunterschleuderte. Dieses Bild wird heute immer wieder gern als Metapher benutzt.

Wenn Menschen den psychischen und physischen Druck der Umstände nicht mehr ertragen können, kommt es zu Kurzschlusshandlungen. Die Tröte fliegt vom Kessel. Was kennzeichnet diese Umstände? – Angst. – Was kennzeichnet Kurzschlusshandlungen? – Flucht, Aggression oder Lähmung. – Es sind archaische Instinkte, auf Angst zu reagieren. Man läuft entweder weg oder, wenn das nicht möglich ist, greift man an. Das letzte Mittel ist dann sich totstellen. Nach Freud sind sie nach wie vor im Menschen präsent. Sie äußern sich kaum noch in reinster Form, sondern verkleiden sich in kulturelle Verhaltensnormen der jeweiligen Zeit. Ein Alltagsbeispiel soll das verdeutlichen.

Wenn ein Schuldner, der Angst vor der Insolvenz hat, seine Post nicht mehr öffnet, ist das Flucht. Wenn er den Ehepartner und seine Kinder wegen Nichtigkeiten anschreit, ist das Aggression, und wenn er sich jeden Abend betrinkt, ist das Lähmung. Die Tröte ist vom Kessel geflogen. Mit dieser Sichtweise werden Ihnen sicherlich eigene Beispiele einfallen.

Im Folgenden möchte ich den Fokus aufziehen und zwei aktuelle Beispiele aus Gesellschaft und Politik vorstellen, auf die die Kessel-Metapher ebenfalls anwendbar ist. Schülergewalt an unseren Schulen und die Bereitschaft, Kriege zu unterstützen und sogar führen zu wollen. In beiden Beispielen reagieren die Verantwortlichen scheinbar rational, sehen aber die eigentliche Ursache nicht. Angst. Man argumentiert und handelt wissenschaftlich, um Störer zu „reparieren“ bzw. juristisch/moralisch/militärisch, um Störer auszuschalten.

Schülergewalt

In meinem Buch „Menschenführung – Liebe, LaOla der Vernunft“ schildere ich u.a. meine Erfahrungen als Vertretungslehrer in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ich habe an Gymnasien gearbeitet, deren Schüler aus gutbürgerlichen Familien kamen und an Gesamtschulen in sogenannten Brennpunkt-Stadtteilen mit einem großen Anteil von sogenannten Migrationskindern. Was alle Kinder gemeinsam hatten, waren Pubertät und die Prägung durch das Elternhaus. Letzteres war ausschlaggebend für ihr soziales Verhalten. Ich bin, wie jeder Lehrer, in Konflikte hineingelaufen. Wenn die Aggression von Kindern verbal war, habe ich weggehört und abgelenkt. Die Tröte sollte nicht vom Kessel fliegen. Ich habe dem Störer Wichtigkeit gegeben. Anstatt das Mathe-Thema durchzuziehen, habe ich ihn gefragt, woher er kommt. Albanien. Ich habe eine Karte und Bilder von seiner Heimat auf dem Smartboard eingeblendet und ihn gebeten, über sein Land zu erzählen. Er sprang an. Als er fertig war, gingen die Finger hoch. Andere Kinder wollten von ihrer Heimat erzählen. Wenn Konflikte unter Schülern ausbrachen, die manchmal auch drohten, in körperliche Gewalt auszuarten, habe ich Pause gemacht und die Streithähne gebeten, mit meiner Border Collie-Hündin Anni, die in meinen Unterrichten immer dabei war, auf den Sportplatz zu gehen und sie mit einem Ball zu bewegen. Wer sie an der Leine nach draußen und später wieder hineinführt, war nur ein kurzer Konflikt. Sie haben sich untereinander geeinigt. Ich bin natürlich mitgegangen. Sie waren begierig, meinen Anweisungen im Umgang mit dem Hund zu folgen und haben sich ohne Konflikt gegenseitig korrigiert. Sie begannen, mit mir zu kommunizieren und haben von zuhause erzählt und natürlich darüber, welche Lehrer sie mögen und welche nicht und warum. Physische Aggression habe ich nie erlebt. Sie wissen eigentlich, was sich gehört. Was sie bewegt hat, war vordergründig der Hund. Eigentlich war es die Erfahrung von bedingungsloser Liebe, von der sie nicht genug bekommen hatten.

Kinder brauchen keine Erziehung, sondern eine liebevolle Beziehung. Gilt nicht das Gleiche auch für Konflikte auf der politischen Ebene? – Wenn wir wollen, dass die anderen von ihrer Gewalt ablassen, dann ist Gegengewalt keine Lösung. Sie erzeugt kein Lernen, sondern entfacht immer nur noch mehr Feuer unter dem Kessel. Bedingungslose Liebe, die mit Empathie beginnt, ist der einzige Weg, der das Feuer unter dem Kessel zu einem produktiven Köcheln verwandeln kann. Produktives Köcheln heißt, die eigenen Wahrnehmungen und die des anderen gewinnbringend für alle kreativ zu nutzen. Gewinnbringend und kreativ heißt, Werte und Interessen aller im Sinne einer wahren Weltgemeinschaft voranzubringen. Das Zauberwort heißt Diplomatie. Die Kriege, die gerade geführt werden, sind ein Irrweg.

Kriege
In der Ukraine und in Palästina ist die Tröte vom Kessel geflogen. Rüsten und die Androhung von noch mehr Gewalt wird den Druck im Kessel noch weiter erhöhen. Es gibt keine Tröte mehr, die uns vor dem Überdruck warnt. Was jetzt nur noch hilft, um eine Explosion des Kessels verhindert, ist die Einsicht, dass Angst das Feuer ist, was den Druck hochtreibt. Angst vor Identitätsverlust eines Russen, der ein Kind seiner leidvollen Geschichte ist (Napoleon, Hitler). Angst eines Ukrainers, der sich durch die Übermacht seines russischen Nachbarn in seiner Existenz bedroht fühlt. Die Angst der Europäer, die ihre Demokratien durch das aggressive Verhalten der Russen bedroht fühlen, die Angst der Amerikaner, die ihre geo-strategischen Interessen durch ein starkes Russland gefährdet sehen und nicht zuletzt die Angst in Westasien, die im Wechselspiel der Aggressionen unter den regionalen Völkern zu einem „perpetuum bellum“ (nie endenden Krieg) pervertiert ist. Jede politische Lösung, die von allen wohlmeinenden angestrebt wird und zum Ziel hat, das Leiden aller betroffenen Menschen zu beenden, kann nur dann zum Erfolg führen, wenn man die eigene Wahr-Nehmung und die des Konfliktgegners als Angst- und damit als Aggressionsauslöser begreift. –

Die Lösung
Sie werden sich fragen, was die Gewalt an unseren Schulen mit den Kriegen der Neuzeit zu tun haben. Die lapidare Antwort ist, dass es gilt zu lernen, Angst in ihren destruktiven Ausprägungen als dominierende Bestimmtheit im eigenen Verhalten und im Verhalten anderer zu verstehen. Kinder, die sich gegen die Regeln unserer Kultur, politische Gegner auf der großen Weltbühne und nicht zuletzt wir alle brauchen diese Erfahrung, dass es ohne bedingungslose Liebe nicht geht. Vielleicht braucht es mehr Border Collies, um den Druck aus dem explodierenden Kessel herauszunehmen. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]

ZDF-Fernsehgottesdienst aus Litauen zeigt Einsatzbereitschaft deutscher Panzer an der russischen Grenze

Das ZDF überträgt jeden Sonntag von 9.30 bis 10.15 Uhr einen Gottesdienst. Dabei wechseln sich katholische und evangelische Gemeinden ab. Die Gottesdienste werden aus Kirchengemeinden in ganz Deutschland sowie in Zusammenarbeit mit anderen Sendern wie dem ORF und dem Schweizer Fernsehen auch aus Österreich, der Schweiz und dem weiteren Ausland übertragen.

Am 4. Advent (22.12.2024) übertrug das ZDF einen Fernsehgottesdienst aus Rukla in Litauen, und zwar aus dem Lager der multinationalen Battlegroup (Kampfverband), die unter deutscher Führung steht, unter dem zynischen Motto "Friede auf Erden". Somit handelte es sich nicht um einen üblichen sonntäglichen Fernsehgottesdienst, sondern um eine extrem aufwendige Produktion, denn hierfür war Personal und Ausrüstung des Senders nach Litauen zu schaffen.

Genauere Angaben findet man hierzu auf dem Internetportal evangelisch.de. „Zwei Mal sind Erkundungsteams mit Vertretern der Militärseelsorge und des ZDF nach Litauen gereist, um sich mit den Verantwortlichen der Bundeswehr abzustimmen und einen geeigneten Raum zu finden..." Weiterhin erfährt man hier, dass 25 ZDF-Mitarbeiter vor Ort erforderlich waren und untergebracht werden mussten. Logistisch war zudem der Einsatz von Technik, Kamera, Licht und Ton, sowie eines großen Übertragungswagens zu bewältigen.

Uns haben in diesem Zusammenhang zunächst vornehmlich die hierbei insgesamt beim öffentlich-rechtlichen Sender ZDF entstandenen Kosten interessiert. Konkret haben wir beim ZDF angefragt, wann die Vorbereitungen begannen, wie viele Arbeitsstunden erforderlich waren und mit welchen internen Verrechnungskosten diese bewertet werden. Weiterhin hätten wir gern erfahren, wie viele Personen zur Vorbereitung und zur Durchführung des Gottesdienstes nach Litauen, aber auch hier in Deutschland zu Vorbesprechungen zu Bundeswehreinrichtungen reisten und welche Transportkosten für die erforderliche Ausrüstung entstanden sind und wie das Material transportiert wurde.

Die Antwort des ZDF fällt hierzu kurz und knapp aus: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu den Kosten für einzelne Sendungen nicht äußern.“

Zur inhaltlichen Gestaltung der Sendungen erfahren wir noch, dass der ZDF-Staatsvertrag die rechtliche Grundlage für die Übertragung der Fernsehgottesdienste darstellt. Danach seien den Kirchen angemessene Sendezeiten für Verkündigungssendungen zu gewähren. Die Auswahl der Gottesdienstorte werde von den kirchlichen ZDF-Senderbeauftragten übernommen. Das ZDF trage die rundfunkrechtliche und technische Verantwortung.

Eine Aussage zu den entstandenen Kosten haben wir also vom ZDF nicht erhalten. Unsere Frage, wie der Senderbeauftragte für ZDF-Gottesdienste die Standortauswahl begründet, beantwortete Pfarrer Stephan Fritz, der diese Position zurzeit innehat. Er erläutert, dass die evangelischen ZDF-Gottesdienste nicht nur das Leben in lebendigen Gemeinden in Stadt und Land zeigen, sondern auch das Engagement, das die evangelische Kirche für Menschen in Bereichen der sogenannten „Sonderseelsorge“ ausübe, und hierzu gehöre auch die Militärseelsorge. Da der letzte evangelische ZDF-Gottesdienst mit der Militärseelsorge bereits im Jahr 2011 war (s.a.u), entstand vor zwei Jahren der Gedanke zu einem ZDF-Gottesdienst mit dem Militärbischof. Unter den in Frage kommenden Gottesdienstorten fiel die Entscheidung auf Rukla in Litauen – insbesondere deshalb, weil hier die Bundeswehr in einem internationalen Kontingent im Einsatz sei und weil dessen Auftrag an Fragen rühre, die viele Menschen beschäftigten, so Fritz.

Letzteres sehen wir genau so. Die Frage der Kriegstüchtigkeit und der Auslandseinsätze ist durchaus von gesellschaftlicher Relevanz. Doch leider stellen innerhalb der Kirche die Befürworter der jetzigen Bundeswehr-Auslandseinsätze eine stärker werdende Mehrheit. Das war im Jahre 2010 noch anders, als die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann in ihrer Neujahrspredigt den berühmten Satz sagte: „Nichts ist gut in Afghanistan“. Dafür hat sie allerdings viel innerkirchliche Kritik von Seiten der Militärseelsorge und konservativer Kreise bekommen, die damals in der Minderheit waren.

In diesem vom ZDF übertragenen Gottesdienst zeigt sich eine enge Verzahnung zwischen Staat und Kirche, die angesichts der eindeutigen Ausrichtung der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland auf eine Unterstützung der Kriegs-Eskalationspolitik der Bundesregierung und der Nato noch anrüchiger wirkt. Die Militärgeistlichen und der Gottesdienst werden zu einem Rad im Getriebe des militärischen Apparates der Bundeswehr. Niemand hat etwas dagegen, wenn Soldaten in ihrem Dienst ihre religiösen Bedürfnisse ausleben wollen. Die Übertragung dieses Gottesdienstes richtet sich aber nicht an die Soldaten, sondern an die religiöse Gemeinde in Deutschland, der mit einer Übertragung aus Litauen nahe gebracht werden soll, dass es normal ist, dass deutsche Soldaten 80 Jahre nach dem Ende des Überfalls Deutschlands auf russisches Territorium an den Grenzen zu Russland wieder in Stellung gehen. Die Frage, was zum heutigen Krieg in der Ukraine geführt hat, wird nicht erörtert, sondern es wird mit diesem Gottesdienst Propaganda für den Stellvertreterkrieg der NATO gemacht.

Dr. Theodor Ziegler, Mitglied des Ökumenischen Instituts für Friedenstheologie (OekIF), hat uns zu diesem Fernseh-Gottesdienst folgende Einschätzung gegeben:

Der ZDF-Fernsehgottesdienst am 4. Advent 2024 vom Bundeswehrlager Rukla in Litauen erinnert an eine ähnliche Veranstaltung während des Afghanistankriegs im Mai 2011 aus der Abflughalle des Flughafens Köln-Wahn. Umgeben von militärischem Gerät feiert auch der jetzige Militärbischof wieder mit in Camouflage gehülltem Militärpfarrer und OffizierInnen und SoldatInnen Gottesdienst.

Wie schon zu Zeiten des Kaiser- und des Hitlerreichs und der von ihnen ausgelösten Weltkriege scheinen Kirche und Militär weiterhin Hand in Hand zu arbeiten. Gewiss ist die Bundeswehr im Unterschied zu diesen Zeiten eine Parlamentsarmee und weiß somit die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Ob sich jedoch ihr Tun im Einsatzfalle mit der Botschaft ihres die Gewaltfreien und Pazifisten seligpreisenden Religionsstifters Jesus Christus verträgt, ist die große Frage. Was meinen die das Vater-unser Betenden im militärischen Feldlager mit den Bitten: "Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden. ... Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen?"

Auf dem Feldaltar ist das Kreuz - eigentlich das Symbol des Gewaltverzichts Jesu - zu sehen und ebenfalls auf den bei Interview-Einblendungen sichtbaren Militärfahrzeugen und Panzern. Historisch betrachtet führt diese Verbindung auf die Legende um den römischen Kaiser Konstantin im Jahr 312 zurück, der sich mit dem magischen Zeichen des Christengottes den Sieg gegen seinen Konkurrenten Maxentius verschafft haben soll. Schon die mittelalterlichen Kreuzritter wählten das an einen Schwertknauf erinnernde Tatzenkreuz als Talisman. Und wenn auch auf der russischen Seite orthodox-christliche Geistliche ihre Soldaten begleiten, wem soll Gott dann beistehen?

Wäre es nach all den schrecklichen und immer zu unendlichem Leid führenden Kriegen nicht an der Zeit, sich auf die Ethik Jesu zu besinnen, anderen so zu begegnen, wie man es selbst von den anderen wünscht. Diese Goldene Regel (Mt 7,12) wird in dem politologischen Konzept der Friedenslogik in praktisches politisches Handeln umgesetzt. Die aus der badischen Landeskirche hervorgegangene und inzwischen bundesweite Initiative "Sicherheit neu denken" hat daraus konkrete Vorschläge und Szenarien für eine zivile Sicherheitspolitik entwickelt.

Diese am Evangelium orientierten Ansätze bekannt zu machen, bedeutete im Sinne Jesu "Salz der Erde und Licht der Welt" (Mt 5,13f) zu sein und würde die dringend nötige Zeitenwende zu einer friedenslogischen zivilen Sicherheitspolitik ermöglichen. Wo finden dafür sich in der Evangelischen Kirche Deutschlands und im ZDF tatkräftige UnterstützerInnen - vielleicht auch bei einem Fernsehgottesdienst?“ [HM/jdm]

Einladung zur Lesung aus dem Buch „Dät wuss du nich wääten!

Hermann Krüssel und Günter Kathmann haben zu den Emsland-Lagern in Versen und Fullen, sowie den KZ-Friedhöfen, recherchiert. Die Autoren stammen aus Versen und Fullen. In einer Arbeitsteilung versucht Krüssel in dem Buch darzustellen, wie die Internierten das Lagerleben erlebten und Kathmann nähert sich der Frage, welche Erinnerungen die Bewohner des Emslandes weitergegeben haben.

Am Montag, den 27. Januar 2025 um 19.00 Uhr findet im Heimathaus Twist, Flensbergstr. 11, Twist eine Lesung aus ihrem Buch „Dät wuss du nich wääten!“ statt. Anmeldung bei der Gemeinde Twist, Mario Korte: korte@twist-emsland.de oder 05936-933084 ist erwünscht.

Am 27. Januar 2025 jährt sich zum 80. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Der Gedenktag lädt ein, nachzudenken über Völkerhass und Krieg. Eine Befreiung aus barbarischer Machtausübung gab es auch in den 15 Emslandlagern. Zum Morgen des 6. April 1945 hielt ein in Fullen internierter italienischer Unterleutnant fest: „Ja, es war wahr! Die Deutschen waren geflohen, alle Gefangenen waren frei, endlich!“ [jdm]

Deutschlands Gang in den Abgrund: Von Willy Brandts „Ohne Frieden ist alles nichts“ zu Friedrich Merz‘ „Frieden gibt es auf jedem Friedhof“

Nach dem die Deutschen Österreich-Ungarn dazu ermuntert hatten, Serbien anzugreifen und damit den 1. Weltkrieg auszulösen, hielt der deutsche Kaiser Wilhelm II. seine zwei so genannten Balkonreden.

In der ersten am 29. Juli 1914 forderte er die Deutschen zu Geschlossenheit, Opferbereitschaft und Gefolgschaft auf und drohte den Feinden Deutschlands mit dem „Schwert“. Wenn Wilhelm Zwo heute seine Rede halten würde, würde er statt von „Geschlossenheit“ wohl von „Zusammenhalt“ sprechen, wie Olaf Scholz in seiner Neujahrsrede: „"Kraft entsteht aus Zusammenhalt. Und wir sind ein Land, das zusammenhält."

In der zweiten Balkonrede am 31. Juli 1914 gelobte er pathetisch, er kenne „keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr“, stattdessen seien „wir [...] heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder“. Auch hier wird ein „Wir“ beschworen, damit der Verstand ausgehebelt wird und damit alle blindlings mit Hurra zum Militär und in den Krieg, in den Abgrund, rennen.

Einen weiteren Weltkrieg und einen kalten Krieg später, in denen die Deutschen mit dem Spruch „Lieber tot, als rot“ in ihr Verderben gelockt worden waren und erneut gelockt wurden, führte Willy Brandt (SPD) mit seiner Entspannungspolitik eine friedliche Phase herbei, in der es tatsächliche Abrüstungsschritte gab. Sein Motto war „Frieden ist nicht alles. Aber ohne Frieden ist alles nichts!“

Diese Erkenntnis ist mittlerweile vollkommen verloren gegangen. Seine sozialdemokratischen Nachfolger fordern heute die Kriegstüchtigkeit Deutschlands. Sie wollen den Krieg nicht verhindern, sondern sie planen den Krieg. Innenpolitisch war Brandts Politik mit dem Motto „Mehr Demokratie wagen“ verbunden. Die heutige Kriegspolitik ist mit Denkverboten und neuen Berufsverboten verbunden.

Friedrich Merz, der CDU-Kanzlerkandidat, kann Frieden nur noch mit Friedhof assoziieren. Dabei ist es genau umgekehrt: Der Krieg produziert die Toten und die Gräberfelder.

Merz hat mehrfach wiederholt: „Freiheit ist für uns wichtiger als Frieden.“ Auch wenn es nicht jedem CDU-Anhänger klar ist, meint Merz mit Freiheit die Freiheit des Kapitals. Als ehemaliger Blackrock-Manager ist es ihm ein Anliegen, dass die Rendite der Kapitaleigner und Anleger nicht beschränkt wird. Die Freiheit der Gewerkschaften, sich zu betätigen, die Freiheit des Arbeitnehmers durch Mitbestimmung im Betrieb, meint er wohl eher nicht.

Wer glaubt, ohne Frieden habe die Menschheit noch eine Zukunft, hat seine Seele verkauft, hat aus der Geschichte nichts gelernt oder ist dumm. Aber dumm ist Merz wohl nicht. [jdm]

Repression gegen pazifistische Zeugen Jehovas in der Ukraine – Demnächst Sonderausstellung in Esterwegen zum Widerstand der Zeugen im Nationalsozialismus

Wie der ukrainische Friedensaktivist, Journalist und Vorstandsmitglied des Europäischen Büros für Kriegsdienstverweigerung Yurii Sheliazenkho auf Pressenza berichtete, wurde der Zeuge Jehovas Volodymyr Baranov vom Kiewer Bezirksgericht Darnitsky, Richterin Olha Prosalova, in Untersuchungshaft genommen. Das Gericht entschied in einer nichtöffentlichen Anhörung, dass er gegen eine Kaution von 180 000 UAH freigelassen werden kann.

Baranov wird wegen Ungehorsams (Artikel 402 des Strafgesetzbuches der Ukraine; das Verbrechen wird mit bis zu 10 Jahren Gefängnis bestraft) angeklagt, nachdem er gewaltsam zu einer Militäreinheit in ДВРЗ gebracht wurde. Er ist seit 2002 getauftes Mitglied der Zeugen Jehovas. Fast 10 Mitglieder der Gemeinschaft warteten außerhalb des Gerichts auf den Ausgang des Prozesses. Die Dauer der Untersuchungshaft beträgt maximal 2 Monate und kann verlängert werden.

Das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte hat einen Bericht veröffentlicht, in dem auf die Verletzung des Menschenrechts auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen hingewiesen wird – Inhaftierung, unmenschliche Behandlung und Folter von Kriegsdienstverweigerern.

In der Gedenkstätte Esterwegen wird am 26. Januar um 15 Uhr die Sonderausstellung „Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas 1933-1945“ eröffnet. Die Zeugen Jehovas wurden im Nationalsozialismus bereits ab April 1933 schrittweise als Religionsgemeinschaft verboten. Mit großen Flugblattaktionen, wie sie in diesem Umfang kaum eine andere zu dieser Zeit illegale Gruppe zustande brachte, versuchten sie, sich zur Wehr zu setzen und auf das Verbot ihrer Gemeinschaft aufmerksam zu machen. Darüber hinaus wurden 20.000 Protestbriefe und -telegramme, auch aus dem Ausland, an die Reichsregierung versandt. Da die Zeugen Jehovas den Hitlergruß, den Eid auf den „Führer“ und den Kriegsdienst verweigerten, waren sie schlimmsten Repressalien ausgesetzt. Außerdem lehnten sie den staatlich angeordneten Antisemitismus ab. [jdm]

Kampfjets fliegen wegen Wetterballon von Rostock nach Papenburg

Die Kriegshysterie hat auch das Emsland erreicht. Eine Warnmeldung vor einer angeblichen Drohne im deutschen Luftraum hat einen Alarmstart von zwei Eurofightern der Luftwaffe in Laage (Landkreis Rostock) ausgelöst – die Information kam offenbar vom niederländischen Militär, berichtet der NDR mit Bezug auf eine Meldung vom Nachrichtenmagazin „Spiegel“.

Die beiden Kampfjets identifizierten das Flugobjekt als losgerissenen Wetterballon, der vermutlich aus Großbritannien stamme (Quelle und mehr: NDR). Eine Internetrecherche zeigt allerdings, dass der Fehlalarm von einigen Medien trotz schneller Entwarnung begierig aufgegriffen wurde. Der Nordkurier erläutert die Aufgaben der „Abfangjäger“ und nimmt den Vorfall zum Anlass, über weitere Einsätze zu berichten.

Zum Einsatz über dem Emsland kann man noch ergänzen, dass der herrenlose Wetterballon in der Region Papenburg „abgefangen“ und identifiziert wurde. Weitere Maßnahmen seien nicht erforderlich gewesen – man habe den Ballon weiterfliegen lassen. Danach ging es dann wohl wieder gen Osten, wo über der Ostsee permanent Gefahr droht. [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d]