Raketenstationierung in Deutschland: Strategische Stabilität und konventionelle Schläge

Masters of the Air: Meister der Lüfte:
Strategische Stabilität und konventionelle
Streiks

Die Stationierung von atomwaffenfähigen Mittelstreckenraketen und weitreichenden Marschflugkörpern in Deutschland wird von den USA und der deutschen Bundesregierung damit begründet, dass es eine „Lücke“ gebe, die geschlossen werden müsse.

Das war schon die Argumentation für die Aufrüstungswelle unter J. F. Kennedey in den 1960er Jahren und auch bei der so genannten „Nachrüstung“ in den 1970er Jahren. Die damalige Aufrüstung führte zu einer entsprechenden Anwort der Sowjetunion (SU). Dieser sinnlose Kreislauf wurde dann im Zuge der Entspannungspolitik durch eine Reihe von Abrüstungsabkommen zwischen den USA und der SU verlangsamt bzw. beendet.

Eine US-Studie beschreibt jetzt, dass es die festgestellte Lücke nicht gibt, aber dass die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Westeuropa das Gleichgewicht der atomaren Abschreckung völlig destabilisiert. Die atomare Abschreckung beruht darauf, dass der Angegriffene immer in der Lage ist, einen Zweitschlag auszuführen.

Die Studie beschreibt, dass es den USA bzw. der Nato möglich wird, durch neue Waffenentwicklungen und die schiere Menge der Systeme, die russischen und chinesischen Abschussrampen für Interkontinentalraketen, die weit von jeder Grenze entfernt stehen, um einen Zweitschlag ausführen zu können, konventionell zu bedrohen. Dies wird möglich durch die jetzt schon zur Verfügung stehenden 3.500 JASSM- und 4.000 Tomahawk-Marschflugkörper.

Angesichts der ständig an den Grenzen Russlands fliegenden Nato-Flugzeuge ist ein konventioneller Erstschlag zur Vernichtung der russischen Atomraketen möglich. Das heißt, dass der Druck der russischen Armee im Kriegsfall sehr hoch ist, mit atomaren Waffen zu reagieren, zumal auch nicht erkennbar ist, ob die angreifenden Raketen konventionell oder atomar bestückt sind. Es gibt also eine permanente labile halbkriegerische Situation, die jederzeit durch eine Fehlinterpretation der Lage in einen heißen Atomkrieg umschlagen kann.

Die von Bundeskanzler Olaf Scholz am Rande des Nato-Gipfels im Juni in Washington angekündigten Waffensysteme dienen also nicht der Abschreckung gegenüber Russland, sondern sind eine reale Erhöhung der Kriegsgefahr. [jdm]

Pistorius plant eine gezielte, vom Grundgesetz verbotene, militärische Provokation

Der pazifische Ozean ist wörtlich übersetzt der "friedliche" Ozean. Im Südpazifik, wo die Polynesier auf ihren kleinen Inselstaaten leben und wo die USA, Frankreich und Großbritannien bis heute Kolonien unterhalten, versuchen die Staaten angesichts des steigenden Meersspiegels Wege zum Überleben. Die Kolonialstaaten versuchen seit einiger Zeit im Verbund mit Neuseeland und Australien diese Länder mit Verträgen an sich zu binden und gegen China in Stellung zu bringen.

Den Neokolonisatoren geht es dabei aber auch darum, die Bodenschätze, die sich in den Seegebieten befinden, auszubeuten. Es geht um Seltene Erden, die für die Umstellung der Energieindustrie gebraucht werden. Z.B. sollen Manganknollen aus der Tiefsee geerntet werden. Diese Knollen sind über erdgeschichtlich lange Zeiten entstanden, enthalten Mangan, Kupfer, Kobalt und Nickel. Welche Folgen der Abbau für die Tiefsee haben könnte, ist vollkommen unerforscht.

Deutschland spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Aber unsere Regierung, deren Kriegs- und Außenminister(in) mit Kriegstüchtigkeit andere Länder "ruinieren" wollen, möchte so gern auch in Asien eine Rolle spielen und bettelt um Streicheleinheiten durch die USA. Pistorius hat deshalb zuletzt ein Bundeswehrkontigent zu einem gemeinsamen Manöver mit Japan geschickt.

Deutschland hat sich auch in die United Nations Command ( UNC ) in Südkorea hineingedrängt. Diese multinationale Truppe soll den Waffenstillstand auf der koreanischen Halbinsel aufrechterhalten und soll Südkorea im Kriegsfall unterstützen. Diese UN-Truppe ist ein Überbleibsel des Koreakriegs (1950 bis 1953,) als die USA die UN aus der Situation heraus für diesen Krieg instrumentalisieren konnten. Auch hier hat das deutsche Engagement nur den Sinn, dass die Deutschen in Überschätzung ihrer eigenen Bedeutung den Finger des Musterschülers hochhalten wollen.

Die USA versuchen die Länder rund um das südchinesische Meer in eine Konfrontation mit China zu bringen. Ein wichtiges Vehikel ihrer Propaganda ist Taiwan. Diese Insel gehört völkerrechtlich zu China. Das haben die USA und auch Deutschland anerkannt. Taiwan hat ein westlich-kapitalistisch-demokratisches System und wird von einer eigenen Regierung regiert. China unterhält politische und wirtschaftliche Beziehungen zu Taiwan. Auch die Taiwan-Regierung hat lange ihre Einheit mit der Volksrepublik (VR) betont.

Die Regierung von China sieht Taiwan und die umliegenden Gewässer als Chinas Hoheitsgebiet an und somit auch die Straße von Taiwan. Die USA betrachten diese Schifffahrtsroute als internationales Gewässer, das allen offensteht. Sie berufen sich dabei auf das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen von 1982, dem aber die USA gar nicht beigetreten sind. Die USA schicken zur Provokation deshalb immer wieder Kriegsschiffe der USA durch dieses - nach chinesischer Interpretation innerchinesisches - Gebiet. Und wie auf dem Schulhof, wo das Mobbingopfer der Klasse den Regenwurm isst, um dazuzugehören, lässt jetzt auch der deutsche Kriegsminister, der sich zum großen Krieg berufen fühlt, demnächst zwei deutsche Kriegsschiffe durch die Straße von Taiwan fahren, um zu zeigen, wie mutig er ist.

Laut einem Spiegel-Bericht sollen die Fregatte Baden-Württemberg und der Versorger Frankfurt am Main durch die Straße von Taiwan fahren. Das sei trotz der Warnungen aus China geplant, heißt es. Die Bundesregierung wolle die Durchfahrt nicht bei der chinesischen Regierung ankündigen. Damit solle unterstrichen werden, dass die Route als völlig normal angesehen wird, was sie ja aber - wie jeder weiß - nicht ist.

Völlig normal ist es mittlerweile, dass deutsche Kriegsschiffe ohne Not in Asien militärische Provokation betreiben. Von dem Friedensgebot des Grundgesetzes hält die deutsche Regierung nichts mehr. Deutschland hat eine verfassungsfeindliche Regierung. Pistorius wird mit dieser militärischen Provokation zum Verbrecher. [jdm]

DIZ zeigt im Kino „Die Liebe zum Leben“ über den Wehrmachtsdeserteur Ludwig Baumann

Flyer DIZ Kinovorführung Ludwig Baumann

Seit dem 1. Juni dieses Jahres befindet sich das „Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager“ wieder in Papenburg. Am Hauptkanal rechts hat der Verein ausreichende Räumlichkeiten anmieten können, um der einzigartigen Sammlung und Teilen der umfangreichen Bibliothek eine neue Heimat zu geben. Von diesem Standort aus wird das DIZ nun seine in den vergangenen mehr als vierzig Jahren durchgeführte Erinnerungsarbeit fortsetzen und weiterentwickeln.

Zur Arbeit des DIZ werden regelmäßige öffentliche Veranstaltungen gehören, die wir in der Stadt Papenburg anbieten. Den Auftakt bildet die Vorführung des beeindruckenden Dokumentarfilms „Die Liebe zum Leben“ über Ludwig Baumann, der als Wehrmachtsdeserteur unter anderem im Strafgefangenenlager Esterwegen inhaftiert war. Baumanns unentwegten Einsatz für die Rehabilitation der Wehrmachtsdeserteure hat das DIZ persönlich und wissenschaftlich
unterstützen dürfen. Ein Teil seines Nachlasses befindet sich in der Sammlung des DIZ.

Von Ludwig Baumanns Kampf für Recht und Anerkennung der Deserteure handelt der Film von Annette Ortlieb. Er kam im November 2023 in die Kinos und wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet.

Dank der Kooperation mit dem Kino Papenburg kann am Sonntag, den 29. September, 16 Uhr die Kinofassung des Films in Papenburg gezeigt werden. Die Filmemacherin wird vor Ort sein. Im Anschluss an die Vorführung wird es Gelegenheit geben, Fragen zu Film und Person zu stellen. Wir freuen uns zudem sehr, dass sich die Bürgermeisterin der Stadt Papenburg, Vanessa Gattung, bereit erklärt hat, die Veranstaltung mit einem Grußwort zu eröffnen. Ein kurzer Einblick in die Bestände des DIZ und in die neuen Räumlichkeiten wird die Brücke zum Film und zu Ludwigs Baumann langjähriger Verbundenheit mit dem DIZ bilden.

Die Eintrittskarten kosten 5 Euro. Mit einer Eintrittskarte kann die Veranstaltung ab 16.00 Uhr besucht werden. Karten können per E-Mail bis zum 25. September beim DIZ vorbestellt werden: mail@dizemslandlager.de. Mit der Bestellung bitten wir unter Angabe Ihres Namens um Überweisung des Gesamtbetrages auf das Konto des AK DIZ Emslandlager e.V. bei der Volksbank Papenburg (Ostfriesische Volksbank), IBAN: DE46 2859 0075 2135 6106 00, BIC: GENODEF1LER. Vorbestellte Karten liegen am 29. September an der Kinokasse bereit. [Newsletter DIZ]

BSW-Unterstützer für zivile Häfen im Nordwesten

Der Bündnis-Sahra-Wagenknecht-Unterstützerkreis (BSW-U) in den Landkreisen Leer, Ammerland und Emsland setzt sich gemeinsam mit der Ortsgruppe aufstehen Ostfriesland gegen den Umschlag von Rüstungsgütern über die Häfen in Norddeutschland ein. „Unsere Häfen sollen Friedenshäfen sein“, ist auf einem neuen Banner der Aktivisten zu lesen, das zukünftig bei öffentlichen Auftritten gezeigt werden soll. Gleichzeitig spricht man sich gegen die geplante Stationierung weiterer US-Raketen in Deutschland aus.

Das Banner soll beispielsweise auf der Friedensdemonstration am 03.10.2024 in Berlin gezeigt werden. Der BSW-U bietet übrigens eine Busfahrt nach Berlin ab Leer an. Interessierte können weitere Informationen unter dieser E-Mailadresse anfordern: BSW-U-Kreis_O-A-E@t-online.de. Wer beim BSW-U mitwirken möchte, kann sich ebenfalls unter dieser E-Mailadresse melden. [HM/Dieser Artikel wurde erstveröffentlicht auf https://gruenealternative.de/forum-d]

Kundgebung zum Antikriegstag in Esterwegen

Stefans Eikens

Stefan Eikens, der Vorsitzende des DGB-Kreisverbands Nördliches Emsland, referierte in seinem Begrüßungsstatement auf der Kundgebung am 1. September auf der Begräbnisstätte Esterwegen im Wesentlichen die Erklärung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Antikriegstag.

Er stellte fest, dass die Zahl einsatzbereiter Atomwaffen weltweit steige. Immer mehr Krisen und Kriege prägten das internationale Geschehen, z. B. in der Ukraine, im Gazastreifen und in Afrika. In immer mehr Ländern fielen die Politiker in alte Denkmuster zurück und antworteten mit bewaffneten Interventionen. Die UN sei derzeit keine Instanz, die diese Gewaltspirale beenden könne. Es sei höchste Zeit, die Eskalation militärischer Gewalt zu beenden, Konfliktursachen frühzeitiger zu erkennen und an der Wurzel zu bearbeiten. Zu lange schon verrenne sich das sicherheitspolitische Denken und Handeln in Diskussionen über „Kriegstüchtigkeit“ und immer neue Waffenlieferungen.

Er erinnerte an das Friedengebot des Grundgesetzes und forderte die Bundesregierung auf, ihr Handeln an diplomatischen Ansätzen zur Krisenprävention und Konfliktlösung auszurichten. Die Teilnahme an der Internationalen Friedenskonferenz zum Ukrainekrieg in der Schweiz sei richtig gewesen, aber das Eintreten Deutschlands für Abrüstung, Rüstungs- und Rüstungsexportkontrolle sei völlig unzureichend. Der zerstörerischen Logik des Wettrüstens müsse angesichts von 2,4 Billionen Dollar Rüstungsausgaben weltweit Einhalt geboten werden. Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit seien zentrale Voraussetzungen für dauerhaften und echten Frieden.

Kranzniederlegung - Von links: Anno Immenga, Wiebke Hahn, Valeriia Lytvin, Stefan Eikens
Kranzniederlegung - Von links: Anno Immenga, Wiebke Hahn, Valeriia Lytvin, Stefan Eikens

Im zweiten Teil der Kundgebung äußerten sich der Lehrer Anno Immenga und zwei Schülerinnen der BBS Papenburg, die sich als „Juniorbotschafterinnen“ in einem Schulprojekt mit der europäischen Idee und der EU beschäftigen. Wiebke Hahn mit einem Gedicht und Valeriia Lytvin mit einer kurzen Rede riefen dazu, die tiefe Bedeutung des Antikriegstags zu verstehen, die da laute „Nie wieder Krieg“. Gewalt und Hass dürften Europa nicht spalten. Es gelte den Frieden zu bewahren und für ein Europa des Friedens einzutreten.

Anno Immenga begann seine persönlich gehaltenen Ausführungen mit einem Gedicht von Bertha von Suttner: „Ich habe meine Tochter, meinen Sohn zum Krieger nicht geboren. Wer wagt es, ihnen die Waffen zu drücken, damit sie einer anderen Mutter Kind erschießen. Es ist nun an der Zeit, die Waffen wegzuwerfen und alle Mütter sollen in die Welt rufen: Ich habe meine Tochter, meinen Sohn zum Krieger nicht geboren.“

Auch er habe seine  Kinder nicht zu Kriegern geboren. Sein Großvater sei in Verdun dabei gewesen und habe nie darüber gesprochen. Obwohl nicht Mitglied, habe er für die NSDAP den örtlichen Kassierer gemacht. Annos Vater habe den Krieg als Sanitäter überlebt. Annos Mutter stamme aus einer niederländischen jüdischen Familie, die bemüht war, seine Großmutter vor den deutschen Häschern zu verstecken. Ein Verwandter habe über sein Martyrium in deutschen KZs ein Buch geschrieben. Diese Erfahrungen seien für seine Eltern das Vermächtnis gewesen, für Frieden und Freiheit einzutreten und ihre Kinder nicht in den Krieg zu schicken. Ein Krieg bedeute unermessliches Leid. Es sei unsere gemeinsame Verantwortung, Konflikte auf friedliche Weise zu lösen.

Zwischen diesen Redebeiträgen spielte die Band Civil Courage aus Lähden auf, die - deutlich erkennbar - Fans der Toten Hosen sind. Wie im letzten Jahr spielten sie zum Abschluss ihre Version des Moorsoldatenliedes. [jdm]

Kundgebung zum Antikriegstag

Plakat Antikriegstag 1.09.2024, DGB

Am 1. September 1939 war der Angriff des nationalsozialistischen Deutschland auf die Zweite Polnische Republik, mit dem der Zweite Weltkrieg in Europa begann. In Gedenken daran wird der 1. September als Antikriegstag begangen.

In der diesjährigen Erklärung zum Antikriegstag sagt der Deutsche Gewerkschaftsbund, es sei "höchste Zeit, die Eskalation militärischer Gewalt zu beenden. Dafür braucht es eine Koalition von Staaten, die es zur Prämisse ihrer Außen- und Sicherheitspolitik machen, Konfliktursachen frühzeitiger zu erkennen und an der Wurzel zu bearbeiten. Zu lange schon verrennt sich das sicherheitspolitische Denken und Handeln in Diskussionen über 'Kriegstüchtigkeit' und immer neue Waffenlieferungen."

Der DGB Kreisverband Nördliches Emsland lädt zu einer Mahnveranstaltung mit anschließender Kranzniederlegung auf der Begräbnisstätte Esterwegen (Friedhof Bockhorst, An der B 401) am 1. September 2024 um 18:00 Uhr ein.

Stefan Eikens, Vorsitzender DGB Kreisverband Nördliches Emsland, wird die Teilnehmer begrüßen. In diesem Jahr hält Anno Immenga von der Berufsschule der BBV Papenburg zusammen mit den Juniorbotschafter*innen die Rede. Die musikalische Begleitung erfolgt durch die Rockband Civil Courage. [jdm]

Bundeswehr wirbt Kindersoldaten an

Verändertes Bundeswehrplakat in Mannheim (Bild von Markus G.), Pressenza

Das IV. Genfer Abkommen vom 12. August 1949 zum Schutze von Zivilpersonen in Kriegszeiten verbietet es, Kinder unter 15 Jahren zu Soldaten zu machen. Wer das dennoch tut, begeht ein Kriegsverbrechen.

Die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 über die Rechte des Kindes (KRK), dem alle196 Staaten außer den USA beigetreten sind, definiert Kinder als jene Menschen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Bezogen auf Kindersoldaten sagt Art. 38 der KRK allerdings immer noch, dass Kinder, die das fünfzehnte Lebensjahr nicht vollendet haben, »nicht unmittelbar an Feindseligkeiten teilnehmen« sollen und besser die »Ältesten« unter den 15- bis 18-jährigen für die Kämpfe genommen werden sollten.

Das Übereinkommen über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit der International Labour Organization, die ILO-Konvention 182 von 1999, verbietet die Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten unter 18 Jahren. (Quelle)

Nur 46 Armeen weltweit rekrutieren noch minderjährige Soldat*innen, 151 Länder verzichten darauf, darunter 24 NATO- und 21 EU-Länder. Nur drei EU- / NATO-Staaten rekrutieren noch Minderjährige systematisch und in großen Zahlen (mehr als wenige hundert): USA, Großbritannien und Deutschland. Armeen und bewaffnete Gruppen in Kriegsgebieten, die Kinder als Soldat:innen rekrutieren, rechtfertigen diese Praxis auch mit Verweis auf die Rekrutierung von Minderjährigen in diesen drei Ländern.

Quelle: https://unter18nie.de/fakten/

Die Kölner DFG-VK kritisiert Werbeaktionen der Bundeswehr, die sich ausdrücklich an „Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren“ wenden. Unter der Überschrift „Fußballfans aufgepasst!“ und „Olympix 2024“ werden „packende Duelle in der Lüttich-Kaserne in Köln“ versprochen, um die Jugendlichen vom 30.8. bis 1.9.2024 in die Kaserne zu locken.

Die DFG-VK kritisiert, dass den Jugendlichen ein völlig falsches Bild von Abenteuer und Coolness vorgegaukelt werde, das mit der militärischen Realität nichts zu tun habe. „Die Bundeswehr ist seit Jahren nicht in der Lage, ihre jährlichen Rekrutierungsziele mit Erwachsenen zu füllen“, erklärt ein Sprecher der Gruppe. Im Jahr 2023 waren über 10 Prozent der Rekruten und Rekrutinnen Jugendliche. Das sei wohl der Hintergrund der gezielten Werbung bei Jugendlichen. Ein „Armutszeugnis“ finden die Kölner Friedensaktivisten das, denn dies untergrabe die weltweiten Bemühungen um die Anhebung des Mindestalters auf 18 Jahre. Deutschland mache sich international unglaubwürdig. [jdm/Pressenza)

Friedensdemo in Berlin am 3. Oktober – Bus fährt ab Leer

Plakat Friedensdemo 03.10.2024

Die Situation in Europa und Nahost entwickelt sich gefährlich in Richtung Großkrieg. Statt sich für Frieden einzusetzen, liefert der Westen – einschließlich der Bundesregierung – immer mehr Waffen und beschleunigt die Eskalation durch die Erlaubnis, diese auch gegen russisches Gebiet einzusetzen. Atomwaffen werden wieder einsatzfähig gemacht.

Die deutsche Regierung rüstet auf wie nie zuvor. Das Geld für die Hochrüstung fehlt bei Krankenhäusern und Pflege, Rente und Sozialleistungen, Bildung und Kitas, Bahn und Nahverkehr.

Aufruf zur Friedensdemo am 3. Oktober 2024

Dagegen mobilisiert die Friedensbewegung derzeit für eine große Friedensdemonstration im Berlin am 03. Oktober 2024. Der BSW Unterstützungskreis Ostfriesland Ammerland Papenburg hat einen Bus (Busausstattung: 48-sitziger First Class Reisebus, ausgestattet mit Klimaanlage, Schlafs WC, DVD-Anlage usw.) organisiert, der ab Leer nach Berlin fährt.

Wer mitfahren möchte oder Fragen hat meldet sich bitte bei Steffen unter der eMailadresse: BSW-U-Kreis_O-A-P@t-online.de Der Fahrpreis beträgt 50 €.
Die Abfahrtszeiten sind:
Leer / ZOB, Abfahrt: 05:30 Uhr
Zustieg Westerstede / ZOB 06:00 Uhr
Zustieg Oldenburg / ZOB 06:30 Uhr

Ankunft Berlin ca. 13:00 Uhr, Rückfahrt von Berlin ca. 18:00 Uhr, Ankunft Leer ca. 01:30 Uhr. [jdm]

Ukraine-Krieg: Mehrheit will Verhandlungen!

Eine aktuelle, repräsentative Umfrage von Insa zur Frage des Ukraine-Krieges hat folgende bemerkenswerte Resultate ergeben:
68 % der Befragten sind für Friedensverhandlungen
65 % sind für einen Waffenstillstand
48 % sind gegen die Lieferung von Taurus
45 % fürchten die Ausweitung des Krieges auf Deutschland
46 % beklagen mangelnde diplomatische Initiativen
52 % der Ostdeutschen (41 % West) machen ihre Wahlentscheidung vom Ja der Parteien zu Friedensverhandlungen abhängig

Unter den BefürworterInnen der Friedensverhandlungen sind 72 % der FDP-WählerInnen, 66 % der SPD-WählerInnen und 59 % der Grünen-WählerInnen. Also eine überwältigende Mehrheit der AnhängerInnen der Regierungsparteien. Von ihnen möchten zwei Drittel auch auf weitere Waffenlieferungen verzichten.

Vor einem Krieg in Deutschland fürchten sich Frauen mehr (51 %) als Männer (39 %). Durchgängig ist die Skepsis und Kritik am Regierungskurs in Ostdeutschland signifikant höher als im Westen. 

Eine detaillierte Auswertung der Antworten sowie die Tabellen steht auf www.emma.de. Die Umfrage wurde von Insa zwischen dem 2. und 5. August 2024 durchgeführt, Basis: 2002 Befragte. In Auftrag gegeben wurde die Umfrage von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht, in Fortsetzung ihres gemeinsam organisierten Protestes vom 25. Februar 2023 am Brandenburger Tor, so wie ihres „Manifest für Frieden“, das bis heute von weiteren 917.700 Menschen unterzeichnet wurde. [PM Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht]

Entweder/Oder – Ein Scheißspiel

Ulrich Scholz

Müssen wir uns immer für ein entweder-oder entscheiden? Es gibt prinzipiell entscheidbare und prinzipiell unentscheidbare Fragen. Eine prinzipiell entscheidbare Frage ist dadurch gekennzeichnet, dass die Antwort durch ein allgemein anerkanntes System, wie der Mathematik oder der Physik, festgelegt ist. Die einzigen Fragen, über die wir entscheiden können, sind die prinzipiell unentscheidbaren Fragen. Wenn wir dies anerkennen, bekommen wir Freiheit und Verantwortung. Mehr im neuen Blog-Beitrag von Ulrich Scholz. [jdm]

Bangladesh: Besseres Leben oder Konfrontation mit China

Ein Interview mit Gewerkschaftern und Vertretern einer Nothilfeorganisation auf der Homepage von Medico beschreibt gut, warum es zu dem Regierungssturz in Bangladesh gekommen ist. Die Regierungsschefin ist nach Indien geflüchtet, nachdem das Militär ihr klar gemacht hatte, dass es sie nicht länger schützen wolle oder könne. Unklar ist jedoch, wie es weitergehen wird.

Sowohl das Militär als auch der neue Regierungschef Muhammad Yunus haben ihre Ausbildung in den USA erhalten. Yunus ist ein Neoliberaler und gilt nicht als Arbeitsrechts- und gewerkschaftsfreundlich. Yunus' Grameen-Bank wurde von westlichen Geldgebern vor der Pleite bewahrt. Bangladesh hat im Rahmen des Neue-Seidenstraßen-Projektes Chinas viel Geld von China für Infrastrukturprojekte bekommen. Chinas vordergründiges Interesse dabei war, einen Landweg zum Golf von Bengalen zu bekommen, um bei einer Blockade der Straße von Malakka eine Alternative für den Warenverkehr zu bekommen.

Genau diese Zusammenarbeit missfällt den USA. Sie haben Bangladesh schon lange eingeladen, dem Quadrilateralen Sicherheitsdialog (Quad) beizutreten. Dabei handelt es sich um ein Bündnis von Australien, Indien, Japan und der USA, das sich vor allem gegen den Aufstieg Chinas und für die Erhaltung der US-Hegemonie in der Region gebildet hat.

Wenn es für die Bevölkerung Bangladeshs schlecht ausgeht, hat das Land demnächst eine rechtsgerichtete Regierung der Oppositionspartei BNP und einen Militärstützpunkt der USA auf einer der Inseln im Golf von Bengalen. Dann könnten die USA auch Bangladesh in eine militärische Konfrontation mit China bringen. [jdm]

Angriff der Ukraine gegen Russland nicht Eskalation, sondern Vorbote von Friedensverhandlungen?

Am 21. Juli sagte der Bürgermeister von Kiew, Vitaly Klitschko, der italienischen Zeitung Corriere Della Sera: „Und wie soll er dem Land erklären, dass es notwendig ist, Teile unseres Territoriums aufzugeben, die Tausende unserer kämpfenden Helden das Leben gekostet haben? Wie auch immer er sich entscheidet, unser Präsident riskiert politischen Selbstmord. Um es klar zu sagen: Wir müssen den Krieg gewinnen, aber die Lage wird immer komplizierter, es hängt von der Hilfe der Verbündeten ab, es wäre ein Albtraum, wenn wir noch zwei Jahre kämpfen müssten.“

Nimmt man die wirren Aussagen des von der deutschen Adenauer-Stiftung finanzierten und installierten Bürgermeisters von Kiew auseinander, sagt er folgendes:

  • Ein Friedensschluss setzt die Bereitschaft der Ukraine zur Aufgabe von Territorium voraus.
  • Es wäre eine Katastrophe, den Krieg noch zwei Jahre weiter zu führen.
  • Der Krieg wird nur durch die Waffenlieferungen des Westens ermöglicht.

Selenski hat in den letzten Wochen erstmals Verhandlungen mit Russland – auch mit Putin persönlich – nicht ausgeschlossen. Bei einer zweiten Runde der Friedenskonferenz in der Schweiz – die erste war praktisch nur eine Propagandaveranstaltung für die Ukraine – wäre er dafür, dass Russland auch teilnehmen solle. Somit wären tatsächliche Verhandlungen möglich. Auch Putin hat sein Angebot, mit der Ukraine zu verhandeln, mehrfach wiederholt.

In den USA mehren sich die Stimmen, dass der Krieg in der Ukraine beendet werden müsse – wenn auch meist nur, weil sich die USA auf einen Krieg gegen China vorbereiten wollen. In Deutschland hat Sachsens CDU-Ministerpräsident Kretschmer sich dafür ausgesprochen, die Waffenhilfe an die Ukraine zu kürzen, was bei der kriegsgeilen Parteiführung der CDU/CSU/SPD/FDP/Grüne und der deutschen Mainstream-Kriegspresse auf heftige Kritik stieß. In Europa sprechen sich die Slowakei, Ungarn und Serbien für einen  Friedensschluss aus. Andere Länder wollen ihre Leistungen zur Fortsetzung des Krieges an die Ukraine nicht mehr unbegrenzt fortsetzen.

Es weist also alles einiges darauf hin, dass eine Chance besteht, dass endlich tatsächlich auf einen Friedensschluss hingearbeitet wird – natürlich mit Ausnahme der deutschen und der NATO-Führung, die auf einen direkten Krieg mit Russland hinfiebern.

Was bedeutet dann aber der Angriff der Ukraine auf russisches Gebiet bei Kursk. Es werden bei diesem Angriff deutsche Waffen eingesetzt. Es besteht somit die Gefahr einer Esklalation des Kriegs. Für die Ukraine ergibt dieser Angriff nur einen Sinn, wenn damit die russische Armee an einem anderen Punkt gebunden wird, um den russischen Druck in den Kriegsgebieten im Südosten der Ukraine zu verringern. Die Gebietsgewinne der Ukraine in Russland selbst ergeben keinen Sinn, weil die Ukraine sicher nicht Russland erobern will.

Sinn ergibt dieser Angriff aber, wenn über Friedensverhandlungen mit Russland nachgedacht wird: Sich so viel Territorium wie möglich anzueignen für den Fall von Verhandlungen Ende 2024/Anfang 2025 um die Verhandlungsposition zu verbessern.

Der kriegsgeifernde deutsche Kriegsminister Pistorius ist ja derzeit dabei, in Asien an den Vorbereitungen für eine Konfrontation mit China teilzunehmen. Vielleicht reicht ihm das ja als Trost dafür, dass er es vielleicht doch nicht schafft, den Atomkrieg in Europa jetzt zu provozieren. [jdm]

Die Dritte Schuld – Was brauchen wir noch ein Gewissen, wir haben ja Juristen

In seinem Buch „Die zweite Schuld oder Von der Last, ein Deutscher zu sein“ schildert der Autor Ralph Giordano, wie das Versagen der deutschen Gesellschaft nach dem Nationalsozialismus die politische Kultur der Bundesrepublik geprägt hat (wörtlich aus Wikipedia). Er konzediert, dass es nach dem Krieg in der Bundesrepublik Deutschland viele Prozesse gegeben hat, in denen die Handlanger, die die tägliche blutige Arbeit des Völkermordes verrichtet hatten, zur Verantwortung gezogen worden sind. Die „Schreibtischtäter“ blieben jedoch nicht nur weitgehend unbehelligt, sondern gelangten in dem neuen demokratischen Deutschland wieder in exponierte Stellungen der Gesellschaft. Das galt im besonderen Maße für Juristen. So wurde der einstmals Verwaltungsjurist im Reichsinnenministerium Hans Globke Kanzleramtschef bei Konrad Adenauer (1953-1963). Ein anderes Beispiel: Der bei den Nazis als Marine-Richter tätig gewesene Kurt Georg Filbinger machte nach dem Krieg eine politische Karriere in der CDU. Er wurde sogar Ministerpräsident von Baden-Württemberg (1966-1978).

Während eines Gerichtsprozesses, den dieser gegen einen Kritiker angestrengt hatte, kamen Gerichtsakten ans Tageslicht, die bewiesen, dass er als Marinerichter während der Nazi-Zeit an Todesurteilen gegen Soldaten wegen Fahnenflucht beteiligt war, in einem Einzelfall sogar persönlich (bis zum Geben des Feuerbefehls an das Erschießungskommando, heißt es bei Wikipedia) betrieben hatte. Die folgende gerichtliche Aufarbeitung löste eine juristische Debatte über die Rechtmäßigkeit von Urteilen aus, die in dem verbrecherischen System der Nazis gefällt und vollstreckt wurden. Dass diese „Schreibtischtäter“ im neuen Deutschland wieder in Amt und Würden kommen konnten, war nicht das Thema. Es wurde von einigen Kritikern und Medien aufgegriffen, ließ aber das Gros der Gesellschaft unberührt. Im Bewusstsein der „ersten Schuld“, des Holocaust, und des Leids der Opfer dieser „Schreibtischtäter“ hätte es ein Thema sein müssen, so Ralph Giordano. Er bezeichnete diese Gleichgültigkeit als „die zweite Schuld“. – Im Folgenden möchte ich auf eine „dritte Schuld“ aufmerksam machen. Bevor ich das tue, ist es notwendig, dass ich den Begriff „Schuld“ erkläre, so wie ich ihn verstehe.

Es geht nicht um die Schuld im juristischen Sinne, sondern vielmehr um eine moralische Schuld. Sie ist nicht einforderbar, sondern kann nur von jedem einzelnen empfunden werden oder auch nicht. Entscheidend sind allein die Moral- und Wertevorstellungen, die das Handeln, persönlich und als Gesellschaft, bestimmen. Man bezeichnet das als Ethik. Wenn gegen sie verstoßen wird, sind nicht mehr Juristen zuständig, sondern allein das Gewissen. Die Schuld, die ich meine, ist das Ignorieren dieser letzten Instanz im eigenen und gesellschaftlichen Handeln.

Ich nenne meinen Artikel Die „dritte“ Schuld, weil sie allein mich und die Gesellschaft betrifft, in der ich lebe und die meine kulturelle und politische Identität ausmachen. Betreffen die erste und zweite Schuld das mangelnde Bewusstsein in der deutschen Gesellschaft um die menschliche Seite der Nazi-Verbrechen, bekümmert mich das mangelnde Bewusstsein bei uns um die menschliche Seite von Krieg.

Der bisher schlimmste aller Kriege, der zweite Weltkrieg, wurde von unserer Gesellschaft verbrochen. Millionenfach wurden Menschen getötet, verstümmelt und traumatisiert. Die Liste der Gewalttaten ist endlos und in ihren Ausprägungen nicht mehr vorstellbar. Für unsere Gesellschaft hätte es eigentlich der letzte aller Kriege sein müssen. Ein gesellschaftliches Gewissen war im Konsens darüber. Wiederbewaffnung und Abschreckung im Bündnis, die der bipolaren Welt geschuldet waren, wurden nicht als Widerspruch gesehen. Das änderte sich nach Ende des Kalten Krieges.

Das „Out of Area“-Konzept, das die USA für die NATO vorgesehen hatten, wurde nach schwacher gesellschaftlicher Gegenwehr in die deutsche Außenpolitik übernommen. Die Teilnahme Deutschlands an Kriegen war nun keine Entscheidung des Gewissens mehr. Die hatte man Juristen überlassen. Töten/getötet werden, verstümmeln/verstümmelt werden und traumatisieren/traumatisiert werden waren legitim, wenn sie nur legal waren. Bei der Herstellung von Legalität war man nicht kleinlich. Zuerst war es nur eine Resolution des UN-Sicherheitsrates, die Krieg erlaubte. Später hat man dann andere „Legalisierungen“ erfunden. Beispiele:

Der Luftkrieg der NATO unter Beteiligung deutscher Tornados gegen Rest-Jugoslawien um den Kosovo (1999). Wegen des zu erwartenden Veto Russlands erfand man die Begriffe „Responsibility to Protect“ und „Humanitarian Intervention“. Der Luftkrieg kostete 500 Zivilpersonen das Leben. Er wurde bei uns als Erfolg gefeiert. Unsere Tornados hatten sich bewährt. Von Gewissen keine Spur.

Die Verbrechen von Al Kaida am 11. September 2001 wurden als Angriff auf die USA erklärt. Die NATO erklärte den Verteidigungsfall. Die USA beriefen sich auf den Artikel 51 der UN-Charta (Recht auf Selbstverteidigung) und erklärten den „War on Terror“. Das legitimierte den Krieg in Afghanistan, an dem die Bundeswehr mit Truppen und Tornado-Flugzeugen teilnahm. Der Krieg dauerte 20 Jahre und endete ergebnislos mit dem Abzug von NATO und US-Truppen.  Die Opfer: 70 000 Zivilpersonen und 90 000 Kämpfer und Soldaten, die meisten davon Afghanen. Der Krieg wird in unserer Gesellschaft bis heute totgeschwiegen. Von Gewissen keine Spur.

Das letzte und erschütterndste Beispiel für die dritte Schuld ist für mich der Ukraine-Krieg. Er wird in unserer Gesellschaft als notwendig begrüßt und tatkräftig durch Waffenlieferungen unterstützt. Wer sich für eine bedingungslose Beendigung des Krieges durch Verhandlungen einsetzt, wird diffamiert. Die Befürworter des Krieges argumentieren mit juristischen Positionen und was ich für besonders infam halte, mit Menschlichkeit. Die armen Ukrainer. Wenn sie es mit ihrem Gewissen ernst meinten, müssten sie sagen: Die armen Menschen, die in diesem Krieg leiden müssen. Soldaten auf beiden Seiten, genauso wie Zivilisten, die zwischen die Kämpfe geraten sind.

Es gibt immer „gewichtige“ Gründe für einen Krieg. Für unsere Gesellschaft dürfen sie nicht gelten. Das heißt nicht, vor einem Aggressor zu kapitulieren. Den militärisch zu besiegen, würde aber nur den Grundstein für den nächsten Krieg legen. Auf militärische Stärke zu setzen ist ein Auslaufmodell, zumindest der deutschen Geschichte. Unsere Stärke liegt heute in der normativen Kraft unsere Werte. Die braucht keine Armeen und keine Juristen, sondern am Ende allein das Gewissen, das uns handeln lässt. Sie wird nicht immer Kriege verhindern oder beenden können. Aber sie würde unsere Gesellschaft daran hindern, wieder schuldig zu werden. [Ulrich Scholz, Dieser Artikel wurde erstveröffentlicht auf Ulrich's Newsletter]

Keine Sperrungen im Schießgebiet – Im Moor darf wieder geschossen werden

Die Wehrtechnische Dienststelle 91 (WTD 91) meldet für die nächste Woche keine Sperrungen.

Ab dem 1. August 2024 kann die WTD 91 wieder ihren gesamten Schießplatz, auch das Moorgebiet, nutzen. Nach dem Moorbrand im Jahr 2018 war das 210 Quadratkilometer große Areals des Schieß- und Erprobungsgeländes zunächst gesperrt und dann nur eingeschränkt nutzbar gewesen.

Die Dienststelle in Meppen ist für die Erprobung von Waffen und Munition zuständig. Die Freigabe war an Auflagen zur verbesserten Brandvorbeugung und Brandbkämpfung gekoppelt. Darüber hinaus seien, heißt es auf der WTD-Homepage, durch freiwillige Ergänzung mittlerweile insgesamt 22 sogenannte Löschbrunnen mit Zugang zu Wasser in- und außerhalb des Moors im Betrieb. Moorgängige Spezialgeräte – sogenannte Moorraupen – und zwei zusätzliche Löschraupen wurden beschafft und ein rund um die Uhr erreichbares Lagezentrum für die Leitung von Brandbekämpfungseinsätzen bei Notfällen eingerichtet. Zu allen umliegenden Feuerwehren und Hilfsorganisationen wurden Schnittstellen eingerichtet, um den kontinuierlichen Austausch aufrechtzuerhalten.

Außerdem habe man in einem weltweit für diesen Zweck erstmalig eingesetzten Verfahren begonnen, Munition aus dem Moor zu entfernen. Bei diesem Verfahren fliegt eine Drohne über das entsprechende Gebiet, um das Erdmagnetfeld messen zu können. Über Anomalien können dann Stellen ausgemacht werden, an denen möglicherweise Munition liegt, um diese dann zu bergen. [jdm]

Merz und Linnemann (CDU): Mit Populismus für mehr Rüstung

Die CDU hat das Problem, dass sie mit der unsozialen Kriegspolitik der Bundesregierung einverstanden ist, aber doch gerne Kritik üben möchte, um sich die Wählerstimmen zu sichern. Da sie den Kriegskurs nicht kritisieren möchte, und sie als so genannte Volkspartei nicht noch offener als die FDP dafür werben kann, den Reichen die Staatsknete zuzuschustern, zieht sie sich auf bewährte Sozialdemagogie zurück.

Ihr Generalsekretär Carsten Linnemann wollte in einem Interview in der Sendung Lanz Bürgergeldempfängern, die nicht arbeiten, das Bürgergeld ganz entziehen. Damit wollte er dann die Bundeswehr finanzieren. Gefragt, wieviel Geld er denn mit der Bürgergeldkürzung freischaufeln wolle, hatte er keinen blassen Schimmer, um welche Summen es eigentlich geht (ab 8. Minute). Dass es in Deutschland praktisch niemanden gibt, der Bürgergeld bezieht, obwohl er arbeiten könnte, wurde auf Hallo-Wippingen mehrfach thematisiert.

Dass Linnemanns Forderung nach mehreren Verfassungsgerichtsurteilen verfassungswidrig ist, schert Linnemann nicht. Er verfährt nach der populistischen Erfolgsmasche, sich eine wehrlose Gruppe zu suchen, auf die man den Volkszorn lenken kann. Die Nazis haben dies mit den Juden gemacht, die AFD macht dies mit Migranten, Trump genauso. Hinzu kommt, dass die CDU wie die libertären autoritären Gallionsfiguren der Neoliberalen Bolsonaro (Brasilien) und Milei (Argentinien) die Abschaffung des Sozialstaates fordert.

Auch Friedrich Merz hat mehrfach Bürgergeldkürzungen zugunsten des Militärhaushaltes gefordert. Weil ihn sonst fast nichts von der Bundesregierung trennt, nimmt er die neue Cannabisgesetzgebung aufs Korn. Das Gesetz wolle die CDU als erstes abschaffen. Er will sich nicht zuerst um das Wohnungsproblem kümmern, nicht um das marode Straßennetz, das unterfinanzierte Gesundheitssystem, die marode Bahn, das unterfinanzierte Bildungssystem oder den Frieden sichern! Dieser Millionär will sich zuerst um das Cannabisgesetz kümmern! Weil uns allen dieses Gesetz am meisten auf den Nägeln brennt?

Nein, weil er nur populistisch ein Reizthema aufgreift, um sich und die CDU ins Gespräch zu bringen. Aber inhaltlich hat er nichts besseres als die Bundesregierung zu bieten: Sozialabbau, Umverteilung von Arm nach Reich, weiteren Verfall der Infrastruktur und die Steigerung von Rüstung und Kriegsgefahr. [jdm]

Der Kampfjet F16 für die Ukraine: Militärisch ein Zwerg – Politisch ein Riese

Ulrich Scholz

Westliche „Thinktanks“ veröffentlichen täglich Zahlen über abgeschossene Kampfflugzeuge, Kampf-Hubschrauber und Drohnen im Ukraine-Krieg. Man kommt immer wieder zu dem Schluss, dass die ukrainische Luftwaffe die russische Luftüberlegenheit über der Ukraine nur mit Kampfflugzeugen vom Typ F16 brechen könnte.

Dieser Unsinn wird von westlichen Militärs brav kolportiert. Warum sie das tun, darüber kann man nur spekulieren. Sicher ist, dass Medien und Öffentlichkeit in dem Glauben bestärkt werden, die Ukraine könnte mit einer F16 - Aufrüstung diesen Krieg gewinnen. Sicher ist auch, dass die Rüstungsindustrie davon profitiert. Interessant sind die politischen Gründe einer solchen Aufrüstung. Sie vollzieht nämlich de facto die Integration der Ukraine in die NATO.

Ulrich Scholz möchte im neuen Blogbeitrag mit ein paar Fakten zum Luftkrieg den Hype um die Wunderwaffe F16 in Politik, Medien und Öffentlichkeit ad absurdum führen. [Ulrich Scholz]

Krieg gegen Nordkorea? Immer dabei!

Bundeskanzler Scholz hat am 12. Juli Japans Premierminister Kishida empfangen, um mit ihm die militärische Konfrontation mit China zu verabreden. Am morgigen Montag beginnt im Norden von Japan das erste gemeinsame Manöver der deutschen Luftwaffe und der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte. Am Militärflughafen von Chitose auf der Insel Hokkaido werden drei Eurofighter der Deutschen und ein Transportflugzeug vom Typ A400M ankommen.

Japan definiert Nordkorea als Sicherheitsrisiko. Würde ein Regime Change in Nordkorea gelingen, wären die Nato und die USA einer Einkreisung Chinas und Russlands wieder ein Stück näher gekommen.

Japans Premierminister Kishida sagt: „Was heute die Ukraine ist, kann morgen Ostasien sein.“ Damit zeigt er selbst die Parallele auf. Hauptstoßrichtung Japans ist mit Nordkorea das Land, dass es als Kolonialstaat bis aufs Blut ausgeplündert hat.

Deutschland kennt das schon. Es hat im 2. Weltkrieg Russland und die anderen Staaten der Sowjetunion zerstört und Millionen Todesopfer verursacht. Kein Wunder, dass die Chefs der beiden Täternachfolgestaaten, Scholz und Kishida, sich super verstehen und gemeinsame Sache beim Vorbereiten der nächsten Kriege machen.

Die Presse in Deutschland ist Gewehr bei Fuß. Die NOZ brachte am letzten Freitag eine ganze Seite über das „Luxusleben trotz Hungersnot“, in dem das angebliche Luxusleben von Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un beschrieben wird. Der ganze Artikel hat nur einen Haken: Er besteht nur aus Mutmaßungen und aus aus Wikipedia Abgeschriebenem. Nichts Genaues weiß man nicht, aber es bleibt bestimmt was hängen, werden sich der Autor und die Redaktion gedacht haben.

Auch die UN ist dabei, mit einem Menschenrechtsbericht einen Teil zum organisierten Bashing beizutragen. Nordkorea wird Sklavenarbeit vorgeworfen. Dabei haben die  Sanktionen, die die UN 2006 gegen Nordkorea verhängt haben und die Wirtschaft Nordkoreas schwer geschädigt haben, mit zu den Verhältnissen geführt, die dann als Mangel kritisiert werden. Liest man sich den Bericht genauer durch, basiert er vor allem auf Aussagen von 183 aus Nordkorea nach Südkorea Geflüchteten der letzten 10 Jahre, deren Objektivität durchaus angezweifelt werden dürfen. Der Rest besteht aus Kritik an der kommunistischen Wirtschaftsverfassung; insbesondere die Kampagnen zur Verbesserung der Produktivität missfallen den Autoren. Kritisiert wird ebenso der Einsatz von Best-Arbeiterbrigaden, die als Schockbrigaden bezeichnet werden.

Es geht hier nicht darum, Nordkoreas innere Verhältnisse zu verteidigen, denn dazu gibt es zu wenig Erkenntnisse und Berichte aus erster Hand. Wer darüber Erkenntnisse hat, kann gern kritisieren. Aber man sollte doch ein waches Auge haben, wenn gegen ein Land vollkommen substanzlose Artikel kampagnenartig aufscheinen und gleichzeitig eine Aufrüstungswelle gegen eben dieses Land von hochgerüsteten reichen Industriestaaten des Westens losgetreten wird. [jdm]

Wer nicht fragt, bleibt dumm … und wird zum willigen Mitläufer in jedes Kriegs-Verbrechen

Welche Fragen sagt uns der Text des wunderbaren Kinderliedes aus der Sesamstraße. „Der, die, das, wer, wie, was, wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt bleibt dumm.“ – In Vorbereitung auf einen Krieg tut ein militärischer Planungsstab nichts anderes.

Im neuen Blogbeitrag wendet Ulrich Scholz diese Fragen auf den Ukrainekrieg an. Wer ist der Gegner, was ist seine Absicht, welche militärischen Fähigkeiten hat er, und wie geht er vor? -  Demgegenüber werden die eigenen Fähigkeiten untersucht und Vorgehensweisen abgeleitet. Das Ganze ist ein nüchterner Prozess, der der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Was die wissen soll, wird in dem parallel stattfindenden Information Operations Planungsprozess entschieden. Mehr in Ulrichs Newsletter....

Mittelraketenstationierung: Deutschland macht sich zum Magneten für Atomangriff

Gerade haben die Nato und Deutschland die Stationierung von Mittelstreckenraketen vom Typ SM-6 und Tomahawk-Marschflugkörpern beschlossen. Wie selbstverständlich wird zu dieser lebensbedrohenden Frage das deutsche Parlament nicht einmal gefragt. In den 1970/80er Jahren kämpfte die Friedensbewegung gegen genau diese Bewaffnung der Nato: Damals hießen die Mittelstreckenraketen Pershing II und die Marschflugkörper Cruise Missile.

Die Waffen wurden nach dem Vertrag über die Abrüstung nuklearer Mittelstreckenraketen (INF) 1987 wieder aus Europa abgezogen. Auch die Sowjetunion baute ihre SS 20-Raketen ab. 2019 kündigten die USA während der Präsidentschaft Donald Trumps den Vertrag unter einem Vorwand.

Das wichtigste Argument der Friedensbewegung der 1980er Jahre war, dass solche Raketen die Sicherheitslage nicht erhöhen, sondern dramatisch verschlechtern. Grundlage der Abschreckungsdoktrin mit Atomwaffen ist, dass der Einsatz von diesen Waffen zu einer gleichwertigen Antwort führt und damit zur vollständigen Zerstörung beider Seiten, so dass niemand den Einsatz erwägt. Bei den in den USA bzw. Russland stationierten Interkontinentalraketen ist dies angesichts der Vorwarnzeiten gesichert.

Petra Kelly, die Friedensaktivistin, beschrieb dieses System so: „Und sie nennen es ‚Sicherheitspolitik’ in West und Ost. Und sie sagen, sie seien Experten für unsere Sicherheit. Doch Tatsache ist, dass diese Sicherheitspolitik uns in die extremste Unsicherheit geführt hat, der sich die Menschheit je gegenübersah. Die Politik der nuklearen Konfrontation verpflichtet uns zu einem Meta-Wahnsinn, der nicht anders lautet als: Um die Freiheit zu verteidigen müssen wir bereit sein, das Leben selbst zu zerstören. Oder ‚wenn du mich bedrohst, so begehe ich atomaren Selbstmord’.“

Die Stationierung von Mittelstreckenraketen und weitreichenden Marschflugkörpern verkürzt die Vorwarnzeiten derart, dass es der Gegenseite nicht mehr möglich ist, einzuschätzen, ob es sich um einen atomaren Angriff oder einen konventionellen Angriff handelt. Das Atomwaffenarsenal wird somit zu einer taktischen Waffe, deren Einsatz durchaus erwogen wird. Verschärfend kommt hinzu, dass es sich um Hyperschallwaffen handelt, also Geschosse, die die fünffache Schallgeschwindigkeit haben (mehr Als 6175 km/h = 102 km/Minute) und in kürzester Zeit ihr Ziel erreichen.

Angesichts der Aussagen von führenden Nato-Politikern und der deutschen "Völkerrechtlerin" Annalena Charlotte Alma Baerbock, die Russland ruinieren wollen, werden die russischen Militärs immer bereit sein, anzunehmen, dass die ankommende Rakete gerade dieses Ziel verwirklichen will. Putin hat immer wiederholt, dass Russland sein Atomwaffenarsenal nur bei existentieller Bedrohung Russlands einsetzen würde.

Reiner Braun, der bereits in 1980er-Jahren Mitinitiator des Krefelder Appells, der zentralen Kampagne gegen die Pershing II,  war, nennt in einem Interview deshalb die Mittelstreckenraketen in Deutschland einen Magneten: „Je mehr Deutschland in ein Waffenarsenal verwandelt wird, umso mehr wird es strategisches Angriffsziel“.

Und wie damals sind auch heute die USA aus dem Schneider. Der Atomkrieg, den sie jederzeit initiieren können, spielt sich zunächst in Europa ab. Wissenschaftler haben bereits errechnet, dass ein lokaler Atomkrieg – egal an welchem Platz auf der Erde – das Überleben der Menschheit insgesamt in Frage stellt, also das Leben in den USA durch den atomaren Winter auch unmöglich macht. Aber wer solche risikoreiche Aufrüstung betreibt, ist wohl nicht in der Lage, über derartige Perspektiven nachzudenken. Für den militärisch-industriellen Komplex der USA geht es um die Generierung von Profiten ohne Rücksicht auf Menschheitsinteressen.

Und die deutschen Politiker, die häufig für ihre Karriere Hilfe durch amerikanische Organisationen bekommen haben (Baerbock von der Atlantik-Brücke), sind die US-Interessen deutlich wichtiger, als die Interessen ihrer Wähler.

Der US-Amerikaner David Vine zeigt in einer Karte die US-Militärstützpunkte rund um Russland und China (linke Seite). Er stellt die Frage, wie sich die USA wohl fühlen würden, wenn sie derartig von Militärstützpunkten Russlands und Chinas umstellt wären (fiktive Karte rechte Seite). [jdm/Karte David Vine]

NATO feiert ihre Waffen und ist irritiert durch Orbans Friedensbemühungen

Heute feiert die NATO ihren 75. Geburtstag. Es handelt sich um das aggressivste Militärbündnis der Welt, das für die meisten Kriege der Welt in den letzten 35 Jahren verantwortlich ist. Obwohl in den NATO-Staaten nur etwa ein Achtel der Menschheit lebt (967 Mio von 7951 Mio) geben diese Staaten genauso viel für Rüstung aus, wie der Rest der Welt (1300 Mrd. von 2400 Mrd. Dollar).

Trotzdem glaubt dieses Raubtier ernsthaft, dass die übrige Welt die NATO für ein friedliebendes Schaf hält, dass sich ab und zu mal verteidigen muss. Beschämend ist, dass die NATO-Staaten sich jetzt von dem rechten Regierungschef Viktor Orban aus Ungarn zeigen lassen müssen, wie eine echte Friedenspolitik aussehen könnte.

Beispielhaft für die Blindheit der hiesigen Politiker und der Presse ist der heutige Kommentar in der NOZ zur Reise von Orban nach China. Die beiden Schlusssätze lauten: "Leider besetzt Orban eine gewaltige Lücke: Bislang hat noch keiner eine Idee formuliert, wie das Sterben in der Ukraine endlich beendet werden kann." So etwas kann nur der schreiben, der die übrigen 7 Achtel der Menschheit außerhalb der NATO nicht mehr wahr nimmt.

Es gab Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine im März 2022 schon kurz nach dem Angriff der russischen Armee, die aber von der Ukraine auf Geheiß der USA und ihres Boten Großbritannien abgebrochen wurden. Es gibt Chinas 12-Punkte-Friedensplan vom 4. Februar 2023, der neben dem Friedensziel auch Nebenziele und Einzelschritte, wie den Waffenstillstand, den Schutz der Bevölkerung und von atomaren Anlagen, sowie vertrauensbildende Maßnahmen, enthält. Es gab Friedensbemühungen Brasiliens und Indiens.

Im Juni 2023 reisten afrikanische Staatschefs und andere hochrangige Vertreter von sieben Ländern – Komoren, Republik Kongo, Ägypten, Senegal, Uganda, Sambia und Südafrika in die Ukraine und nach Russland. Mit dabei war auch die Afrikanische Union in Person ihres amtierenden Vorsitzenden Azali Assoumani, dem Präsidenten der Komoren, und seines Vorgängers Macky Sall, dem Präsidenten Senegals,

Wer das alles nicht sieht, sondern nur eine "gewaltige Lücke", sollte über eine Therapie des Sehvermögens nachdenken.[jdm]

Krieg tötet

Grabstein in der Normandie
Grabstein in der Normandie

"Nur diejenigen, die geliebt und verloren haben, wissen um die hohen Kosten des Krieges, Mama, Papa und Elsie" steht auf dem Grabstein eines britischen Soldaten, der im Alter von 23 Jahren bei der Invasion der Allierten in der Normandie (D-Day) gestorben ist. Dass B. K. Corfield gegen das bösartigste Regime der Geschichte, das Deutschland der Nazizeit, gekämpft hat, ändert nichts daran, dass sein Leben endgültig zu Ende war.

Umso unverständlicher muss es erscheinen, dass die westlichen demokratischen Regime ein Land nach dem anderen entdecken, gegen das sie Krieg führen, führen wollen oder zumindest feindliche Beziehungen aufbauen wollen. [jdm/Foto: Joop Deters]

Wer für die Wehrpflicht ist, stimmt zu, dass er selbst oder seine Kinder verkrüppelt oder getötet werden

Kriegsminister Boris Pistorius will mit seinem „Wehrdienstmodell neuer Art“ männliche Staatsbürger verpflichten, persönliche Angaben für die Bundeswehr zu machen. Teile der SPD, die CDU, und die seltsamen neuen Verteidigungsexperten der anderen Parteien (Strack-Zimmermann, Anton Hofreiter etc.) fordern eine volle Wiedereinführung der Wehrpflicht. Auch die Pop-Opportunisten Campino und Niedecken haben ihr Herz fürs Töten entdeckt.

Wie die Erfahrung lehrt, sind diese Forderungen als erste Versuchsballons zu werten. Einerseits soll mit diesen Einzelforderungen die Öffentlichkeit an den Gedanken gewöhnt werden. Und sollte sich zweitens kein großer Widerstand gegen die Wehrpflicht artikulieren, wird sie auch eingeführt.

Jeder, der diese Kriegsparteien unterstützt, sollte sich darüber auch im Klaren sein, dass er dafür stimmt, dass er seine Kinder der realen Gefahr aussetzt, verkrüppelt zu werden, schwer traumatisiert zu werden oder gar getötet zu werden. Das betrifft übrigens auch die Töchter, denn unter dem Label „Gleichberechtigung“ sollen auch Frauen zum Krieg eingezogen werden.

Die Gefahr ist real, weil die Nato den Krieg schon im Detail plant. Die Ukraine wird ermuntert, Russland mit den Natowaffen anzugreifen. Die USA und Frankreich wollen offiziell Bedienpersonal für die Waffen in die Ukraine schicken, die BRD übt den Krieg gerade in den baltischen Staaten und stationiert eine Brigade in Litauen, Finnland hat gerade ein Abkommen mit den USA abgeschlossen, um an den Grenzen nach Russland 15 US-Militärstützpunkte einzurichten. Und weiterhin verweigern sich die westlichen Politiker gegen die Forderung der restlichen Welt nach Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen im Stellvertreterkrieg der Ukraine gegen Russland.

„Deutschland bereitet sich gerade aktiv auf den Krieg vor, auch innerhalb unseres Landes. Im Auftrag des Innenministeriums erstellte Generalleutnant André Bodemann gemeinsam mit 150 Experten (das Binnen-I können wir uns hier wohl weitgehend sparen) in den vergangenen zwölf Monaten einen „Operationsplan Deutschland“. Dabei geht es um die ´Zivilverteidigung`“, schreibt Emma.

Offiziell soll es bei der so genannten „Zivilverteidigung“ darum gehen, die Bevölkerung bei einem Krieg zu schützen. Das ist angesichts der verheerenden Waffensysteme und der Atom- und Chemieindustrie vollkommen illusorisch. Der „Operationsplan Deutschland“, der zum 1.1.2025 in Kraft treten soll, legt offen, dass es eigentlich darum geht, die gesamte zivile Infrastruktur für den Krieg einzusetzen.

In einem Interview auf NTV beschreibt Generalleutnant Bodemann, dass Deutschland im Kriegsfall (als Kriegsgegner nimmt er automatisch Russland an, er spricht von der Ostflanke) eine Drehscheibe für die Waffenlieferungen der USA sind. Deutschland sei kein Frontstaat mehr, sondern ein Transitstaat ( in militärischer Sprache: Host Nation Support). Um die Soldaten und Waffen der USA an die Ostfront zu befördern, sei man auf die Hilfe des Zivilschutzes angewiesen, weil die deutschen Soldaten allesamt an der Ostfront eingesetzt seien. Der „Operationsplan Deutschland“ enthält detaillierte Aufgabenbeschreibungen für die Hilfsorganisationen wie dem Malteser Hilfsdienst, dem DRK, dem Technischen Hilfsdienst, aber auch der Deutschen Bahn (DB Cargo, wenn die vom Verkehrsminister Wissing bis dahin nicht komplett zerstört wurde) und privaten Caterern werden schon feste Aufgaben zugeordnet.

Laut Bodemann befinden wir uns nicht mehr im Frieden. Und weil er die Zivilgesellschaft für den Krieg vereinnahmen will, beschränkt er sich zunächst auf fünf Kriegsgebiete, die die Zivilgesellschaft betreffen: 1. werde Deutschland durch hybride Angriffe bedroht. Er meint damit wohl nicht die vollkommene Überwachung Deutschlands durch den US-Nachrichtendienst NSA, die Edward Snowdon offen gelegt hat (es sei an Merkels Handyüberwachung erinnert), sondern raunt von nicht näher bezeichneten Angriffen.

Zweitens gebe es Desinformation und Fake News. Auch hier meint er nicht das Pentagon-Büro zur Desinformation von Medien, nicht die Kampagnen der von US-Geheimdiensten gesteuerten Think-Tanks, auch nicht die verlogenen Fakten-Checks der Tagesschau. Auch hier nur ein Geraune, dass in Richtung Russland zielt. Wenn Russland tatsächlich durch ein paar gekaufte Facebook-Posts Wahlen in den USA beeinflussen könnte, müsste man sich fragen, wozu die US-Milliardäre ihre ganzen Millionen Dollars an die Präsidentschaftskandidaten spenden.

Drittens gebe es Cyberangriffe auf Unternehmen. Auch hier nichts Konkretes, aber man weiß, dass Internetaktivisten schon lange davor warnen, Microsoftprodukte für die öffentliche Verwaltung zu nutzen, weil sie eine Einladung für jeden Kriminellen darstellen.

Viertens verweist Bodemann auf Spionageaktionen (Drohnen, die militärische Übungen überwachen). Das hat einerseits mit dem Zivilschutz nichts zu tun, sondern ist originär ein militärisches Problem. Und viele Friedensforscher sind seit je der Auffassung, dass Spionage eher dem Frieden dient, weil damit Überreaktionen verhindert werden.

Fünftens nennt Bodemann das Problem der Sabotage und erdreistet sich, ausgerechnet die Sprengung von Northstream II als Beispiel zu nennen. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass jemand, der an einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen Deutschland und Russland Interesse hatte, diese Gaslieferungen Russlands verhindern wollte. Dass es nicht irgendwelche Hobbytaucher aus der Ukraine waren, ist ebenso offensichtlich. Bleiben also vor allem die USA. Immerhin hatte US-Präsident Biden unserem Kanzler Scholz bei seinem Besuch wenige Tage vor der Explosion schon gesagt, dass die Pipeline ihren Dienst nicht aufnehmen werde. Schweden und Dänemark haben ihre Ermittlungen mittlerweile ergebnislos eingestellt und Deutschlands Ermittlungsbehörden sind auch erstaunlich erfolglos.

Kurzum: Es gibt keine Gründe für einen Krieg, die nachvollziehbar wären. Bodemann behauptet deshalb ohne Belege, dass eine Bedrohung durch Russland bestehe und Putin schon gesagt habe, er wolle Russland in den alten Grenzen der UdSSR wiederherstellen. Tatsächlich hat Putin seit seinem Antritt als Präsident mehrfach eine Sicherheitspartnerschaft angeboten und nicht er hat alle  Rüstungskontrollabkommen mit den USA gekündigt, sondern dies ging von den USA aus.

Und zuletzt: Bodemann ist für die Wehrpflicht, weil er eine aufwuchsfähige Armee will. Das hört sich nicht so schlimm an. Wenn  er aber eine durchhaltefähige Armee möchte, sollte jeder Vater und jede Mutter hellhörig werden: Denn eine solche Armee gibt es in der Ukraine derzeit. Hunderttausende Männer sind im Krieg schon getötet worden und noch viel mehr sind im Krieg verkrüppelt worden (und dienen unseren Politikern als Hintergrund für ihre schäbigen X-Posts). Nicht umsonst versuchen ukrainische Männer derzeit aus dem Land zu flüchten oder – wenn sie sich im Land befinden – den Soldatenwerbern nicht in die Hände zu fallen. [jdm]

Günter Verheugen und Petra Erler: Der provozierte Krieg

Günter Verheugen, Petra Erler, Der lange Weg zuum Krieg - Russland, die Ukraine und der Westen
Eskalation statt Entspannung
336 Seiten,
ISBN
978-3-453-21883-3, EUR 24,00, Heyne Verlag

Der ehemalige Staatsminister im Außenministerium und EU-Kommissar für die EU-Erweiterung, Günter Verheugen, und die Wirtschaftswissenschaftlerin Petra Erler haben sich gemeinsam mit der Entwicklung hin zum Ukrainekrieg beschäftigt.

Heraus gekommen ist ein Buch, das aus der Motivation geboren wurde, nicht hinzunehmen, dass in unserem Land eine Mauer des Schweigens errichtet wird. Er habe es in seinem langen politischen Leben noch nicht erlebt, dass öffentliche Meinung so einseitig gesteuert werde, wie das im Fall des Ukrainekrieges geschehe, sagte Verheugen im Interview mit Telepolis. Die verbreitete Erzählung stimme einfach nicht.

Das Buch soll ein Stück Gegenöffentlichkeit herstellen und die Möglichkeit geben, einen anderen, objektiveren Blick auf das zu werfen, was geschehen ist. Denn kein Krieg falle vom Himmel, kein Krieg sei voraussetzungslos. Nur bei diesem Krieg werde so getan, als hätte es keine Vorgeschichte gegeben.

Petra Erler und Günter Verheugen im Interview mit der Weltwoche auf Youtube

Im Interview mit dem schweizer Youtube-Kanal Weltwoche sagt Petra Erler, sie vermute, dass, nachdem alle Angebote und Warnungen Russlands vor einer weiteren Militarisierung der Ukraine von der NATO abgelehnt worden seien, Putin mit dem Angriff auf die Ukraine ein dramatisches Zeichen habe setzen wollen, in dem Sinne, dass er seine Warnungen ernst meine. Dabei deute die Zahl der eingesetzten Soldaten nicht darauf hin, dass mehr beabsichtigt war. Damit wolle sie keineswegs die Unrechtmäßigkeit des Kriegs in Frage stellen. Leider sei auch dieses Zeichen vom Westen ignoriert worden und stattdessen genutzt worden, um den Krieg zu eskalieren.

In 9 Kapiteln gehen die beiden Autoren allen Argumenten nach und verarbeiten eine große Zahl von Informationen und Dokumenten. Für beide hatte der Ukrainekrieg eine Vorgeschichte, die spätestens 1990 beginnt. Für Verheugen war der Überfall der Nato auf Jugoslawien der große Sündenfall und die eigentliche Zeitenwende, an der er auch noch persönlich als deutscher Außenpolitiker beteiligt war, was er aus heutiger Sicht zutiefst bedauere. [jdm/Screenshot Weltwochevideo]

Operation Bagration: Vor 80 Jahren der Beginn des Endes der Nazi-Herrschaft

Vor zwei Wochen wurde des D-Days am 6. Juni 1944 gedacht. Das war der Beginn der Landung der Alliierten in der Normandie im Zweiten Weltkrieg. Und die Offiziellen haben u. a. weil sie russische Vertreter nicht geladen haben, so getan. als ob mit diesem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg der Nazismus in Europa besiegt worden wäre.

Viel entscheidender war aber die Operation Bagration, eine große Offensive der Roten Armee an der deutsch-sowjetischen Front. Sie begann am 22. Juni 1944 mit dem Angriff von vier sowjetischen Fronten gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte.

Ursprüngliches Ziel war die Rückeroberung der belarussischen Hauptstadt Minsk. Sie weitete sich angesichts eines umfassenden Erfolgs der sowjetischen Truppen aus, der erst Ende August 1944 an der Weichsel, an den Grenzen Ostpreußens und bei Riga vorläufig aufgehalten wurde.

Die Operation Bagration führte zum vollständigen Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte und dem Verlust von 28 Divisionen der Wehrmacht. Die Operation Bagration trug entscheidend zur deutschen Kriegsniederlage bei. Die deutsche Niederlage wurde unausweichlich; die Hoffnungen der Wehrmacht, die Rote Armee wenigstens zu einem Verhandlungsfrieden zwingen zu können, zerstoben.

Die Rote Armee erreichte bereits Mitte Juli polnisches Territorium. Nordöstlich von Warschau besetzten sowjetische Truppen das Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Treblinka, bei Lublin wurde das Vernichtungslager Majdanek befreit. Dadurch konnte der Holocaust erstmals an seinen Tatorten belegt werden.

Die Gesamtzahl der Verluste betrug auf deutscher Seite knapp 500.000 Soldaten – um die Hälfte mehr als in der Schlacht um Stalingrad. Auf sowjetischer Seite fielen bei der Befreiung von Belarus etwa 180.000 Soldaten, 570.000 wurden verwundet. Die Operation »Ba­gration« gilt als größte Niederlage der deutschen Militärgeschichte.Die Deutschen wandten auf ihrem Rückzug die Taktik der verbrannten Erde an, die letztlich die komplette Zerstörung von Städten und Dörfern bedeutete.

In Deutschland fasste die Militäropposition, die sich bisher in Erwägungen ergangen hatte, ob man den auf Hitler geleisteten Treueid brechen dürfe, den Entschluss, nun doch, »koste es, was es wolle« (Henning von Tresckow), Hitler zu beseitigen. Das Scheitern des Anschlags auf Hitler am 20. Juli 1944 machte ihre Hoffnungen, den Krieg wenigstens gegenüber der Sowjetunion noch mit einem Remis beenden zu können, gegenstandslos.

Die Invasion in der Normandie entsprach im Wesentlichen dem Wunsch der Sowjetunion, um den Druck der Wehrmacht durch Eröffnung einer zweiten Front zu schwächen. Dass die USA mit dieser zweiten Front so lange warteten, lag daran, dass sie zunächst abwarten wollten, wie sich der Krieg entwickelte. Der britische Premierminister Churchill stellte direkt nach dem Krieg noch Überlegungen an, die Sowjetunion anzugreifen. [jdm]

Nordkorea kennt den Krieg, den die USA führen können

Am 29. Januar 2002 beschuldigte US-Präsident George W. Bush in einer Rede zur Lage der Nation Nordkorea, Iran und den Irak, Terroristen zu unterstützen und nach Massenvernichtungswaffen zu streben. Am 20. März 2003 begannen die USA, Großbritannien und eine „Koalition der Willigen“ einen Krieg gegen den Irak.

Der Irakkrieg gilt bei den meisten Völkerrechtlern und Historikern wegen der Bestimmungen der UN-Charta und dem fehlenden UN-Mandat als völkerrechtswidriger, illegaler Angriffskrieg. Es gab während des Krieges und der Besetzung des Irak Kriegsverbrechen an Soldaten und Zivilisten. Es wurden Mark-77-Bomben eingesetzt, eine "Verbesserung" der Napalm-Bomben, die die USA in Vietnam einsetzten. 1000 bis 2000 Tonnen panzerbrechende Uranmunition wurden von den USA verschossen. US-Geheimdienstmitarbeiter, Soldaten und Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen folterten irakische Gefangene im Abu-Ghuraib-Gefängnis bei Bagdad.

Zwar hatten Nordkorea, der Irak und Iran keine Gemeinsamkeiten; Iran und Irak waren sogar verfeindet. Für die Nordkoreaner war aber nach dem Überfall auf Irak klar, dass die USA einen solchen Krieg auch jederzeit gegen ihr Land führen könnten, wenn sie sich stark genug fühlten. Nach dem Ende der Sowjetunion hatte Nordkorea eine - wenn auch halbherzige - Schutzmacht verloren.

Die Entwicklung einer eigenen Atombombe und der entsprechenden Raketen war für Nordkorea die Lebensversicherung gegen die USA. Im Koreakrieg 1950-1953 hatten die USA in Nordkorea mehr Napalmbomben geworfen, als später in Vietnam. Laut Statista warfen die USA im Koreakrieg vom 25. Juni 1950 bis zum 27. Juli 1953 insgesamt rund 635.000 Tonnen Bomben auf nordkoreanische Großstädte ab. Davon waren 32.500 Tonnen Brandbomben, welche die chemische Verbindung Napalm enthielten. Vor allem letztere richteten an den vornehmlich aus Holz bestehenden Gebäuden in Nordkorea beträchtliche Schäden an. Zahlreiche Menschen kamen ums Leben.

Auf den Kriegseintritt Chinas folgte die Zerstörung der meisten großen und kleineren Städte in Nordkorea. Anfang November 1950 befahl US-Oberbefehlshaber General MacArthur, tausende Quadratkilometer nordkoreanisches Territorium aus der Luft zu zerstören und dadurch eine Art verbrannte Zone zwischen der chinesischen Grenze und der militärischen Front zu schaffen. General William Dean, der nach der Schlacht von Taejon im Juli 1950 in nordkoreanische Gefangenschaft geraten war, berichtete laut Taz später, die meisten Städte und Dörfer im Norden seien „Ruinen oder verschneite, leere Flächen“ gewesen. Nahezu jeder Koreaner, dem er damals begegnet sei, habe Angehörige durch Bombenangriffe verloren.

Wenn sich jetzt also bei dem Besuch Putins in Nordkorea der Präsident eines neoliberalen kapitalistischen Landes und der Staatsführer eines kommunistischen Staates gegenseitig Beistand versprechen, dann nicht weil sie sich politisch nahe wären, sondern weil sich beide als Ziel einer US-Aggression betrachten.

Putins Verhandlungsangebot an den Westen zur Beendigung des Ukrainekriegs wurde in Deutschland nur sehr verkürzt wahrgenommen. Die Nachdenkseiten haben Putins Rede vor Mitarbeitern des russischen Außenministeriums übersetzt und somit für Sie zum Nachlesen zugänglich gemacht. [jdm]

Le Monde diplomatique: Warum die Sanktionen gegen Russland scheitern

Die Monatszeitung Le Monde diplomatique stellt in der Juni-Ausgabe fest, dass der Sanktionsfeldzug gegen Russland von Beginn an unrealistisch war. Russlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei 2023 um 3,6 % gewachsen und damit schon im zweiten Jahr mehr als das der EU und der USA.

Als Gründe nennt der Artikel eine prinzipielle Unterschätzung der russischen Wirtschaftskraft, weil man die Rolle Russlands als Produzenten und Exporteur von fossilen Energieträgern, Nichteisenmetallen und Getreide, sowie bei der Stromerzeugung nicht gesehen habe. In den letzten zehn Jahren seien die politischen und administrativen Eliten erneuert worden, so dass die Wirtschaft nicht mehr von den korrupten Oligarchen, sondern von fähigen Technokraten geleitet werde. Die Sanktionen hätten praktisch wie ein selbst gewählter Protektionismus gewirkt und die Wirtschaft von Importen unabhängiger gemacht. Die Selbstversorgung des Landes mit Lebensmitteln sei heute gesichert.

Das Zahlungssystem SWIFT sei schon seit 2015 durch ein nationales System ergänzt worden, so dass die Banken nach dem Ausschluss aus dem SWIFT-System ungebrochen weiter arbeiten konnten. Ein ebenfalls eingeführtes Kartenzahlungssystem gewährleistete die Funktionsfähigkeit aller von den Banken ausgegebenen Karten. Die Importverbote von westlicher Technologie würden über viele nichtwestliche Staaten umgangen. Der Ankauf einer eigenen Tankerflotte gewährleistete, dass das Öl jetzt nach Indien und China verkauft werden konnte.

Die Militärausgaben hätten über die hohen Auszahlungen an Sold für die Soldaten die Wirkung eines staatlichen Konjunkturprogramms und hätten zu Vollbeschäftigung und einer Erhöhung der Realeinkommen um 4,8 % geführt. Ein Beihilfeprogramm für Familien zum Erwerb von Wohneigentum habe zum Wachstum des Bausektors um 10 % geführt, die Automobilindustrie wuchs um 19 %. Die Staatsverschuldung sei weltweit eine der niedrigsten.

Mehr im vollständigen Artikel auf Le Monde diplomatique. [jdm]

Wie sich der Krieg anschleicht

Leiden-Trauer-Erinnerung Reden zum 50. Jahrestag des Kriegsendes
Broschüre des Landkreises Emsland 1995

In seinem Vortrag anlässlich der Eröffnung der Gedenkstätte für die Opfer der Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in der Alten Rheder Kirche am 8. Mai 1995 sagte Dr. Werner Remmers u. a.:

Wie ist der Mensch konstituiert, dass so etwas möglich war und vielleicht auch wieder ist? Es geht nicht darum, dem Einzelnen seine jeweilige Schuld zuzumessen. Aber im Zusammenwirken aller, wozu auch das Nichtstun gehört, ist ja etwas Fürchterliches bewerkstelligt worden. Und fast niemand dürfte einfach sagen, ich war es nicht, Hitler war es.

Weil wir aus diesem Vergangenen in der Gegenwart für die Zukunft lernen wollen und müssen, stelle ich die Frage, ob denn so etwas nie wieder geschehen kann? Gewiss, Geschichte wiederholt sich nicht so einfach, aber manchmal nur leicht variiert geschieht ähnliches. ‚Der Teufel kommt immer durch eine andere Tür’, sagt der Volksmund. Müssen wir nicht in Rechnung stellen, dass das Böse in uns Menschen und mithin in der Welt mächtig ist und bleibt und nur die Erscheinungsweisen wechseln?

Leiden-Trauer-Erinnerung Reden zum 50. Jahrestag des Kriegsendes - Auszug Vortrag Werrner Remmers
Auszug aus Remmers' Vortrag

Sehen wir einmal davon ab, dass Remmers als gläubiger Katholik die Ursache von Krieg und Bösem in der Welt vor allem im Menschen selbst sah und nicht in den Strukturen des Kapitalismus, denen die Konkurrenz und der Kampf um Ressourcen und Märkte inne wohnen, so ist sein Hinweis auf den Spruch vom Teufel, der durch eine andere Tür kommt, ein wertvoller Hinweis.

In den Reden zum 50. Jahrestag des Kriegsendes, die der Landkreis in einer Broschüre 1995 dokumentierte, gingen die Redner davon aus, dass der Krieg durch irgendeine Neuauflage des Faschismus drohen könnte.

Dass Sozialdemokraten, Grüne und Liberale zusammen mit Christdemokraten Deutschland in eine Kriegshysterie treiben könnten, hatte niemand auf dem Schirm. Zwar hat sich die Kriegshysterie denselben Feind wie im Ersten und im Zweiten Weltkrieg ausgesucht: Russland. Und die Rüstungsindustrie spielt bei der Kriegstreiberei eine mindestens so große Rolle wie vor 1914 und 1939. Und die Selbstbeweihräucherung der Deutschen als die Guten in der Welt, die sich dem Bösen entgegenstellen, ist ebenso aus den letzten Weltkriegen bekannt.

Allerdings sind diesmal keine militaristische Monarchie und kein faschistischer Staatsterror nötig, um die Politiker hinter die Waffenlobby zu gruppieren. Diesmal sind es eine Presse, die sich im Besitz der allein selig machenden Wahrheit wähnt, in Verbindung mit Berufspolitikern, die sich ihre Pfründe nicht nehmen lassen wollen, die es bei der Europawahl geschafft haben, dass zwei Drittel der Bundesbürger Parteien gewählt haben, die den Krieg in der Ukraine eskalieren wollen.

Dass diese Wähler tatsächlich wollen, dass ihr Sozialstaat für die Waffenkäufe zerstört wird, dass ihre Kinder als Soldaten in einem Krieg verstümmelt werden und dass weite Teile Europas in Gefahr geraten, vom Krieg überzogen zu werden und atomar zu verseuchen, darf bezweifelt werden.

Aber der Teufel hat sich und die Tür, durch die er gekommen ist, verteufelt gut getarnt. [jdm]

Kriegspropaganda im Bundestag – Lauterbach über verkrüppelte Helden und friedliche Verräter

Lauterbach posiert - Superlaune! Man beachte den erhobenen Daumen des Mannes im Hintergrund!

Da postete heute der Gesundheitsminister unseres Landes, der gerade das deutsche öffentliche Krankenhauswesen zugunsten der privaten Krankenhauskonzerne gegen die Wand fährt, auf X das Bild eines schwerverletzten ukrainischen Soldaten, der in einem Bundeswehrkrankenhaus behandelt wird. Dabei grinst Lauterbach dümmlich in die Kamera und kommentierte dieses Bild: „Dutzende Operationen. Ein Bein verloren, um das andere wird seit Monaten gekämpft. Dieser 21 jährige ukrainische Soldat, im Bundeswehrkrankenhaus versorgt, zeigt, wie stark die Ukraine ist. Kein Selbstmitleid. Gleichzeitig zeigen solche Schicksale das Ausmaß der Verbrechen Putins.“

Lauterbach hätte schreiben können, dass das Leben dieses jungen Mannes jetzt schon zerstört ist, benutzt dessen Schicksal aber, um eine dümmliche Platitüde vom Mut eines Kämpfers abzulassen.

„Eine gemessen an den Gesamtverlusten der fechtenden Truppe hohe Zahl von Toten und Verwundeten, ein reicher Anteil an Kriegsauszeichnungen beweisen, daß sie alle wirklich tapfere Soldaten sind. Diese Männer haben Taten verübt, die wert sind, in die Kriegsgeschichte einzugehen.” Solche Sätze von den tapferen Soldaten ließ das Oberkommando der Wehrmacht in der Zeitschrift „Die Wehrmacht“ verbreiten. Die Propaganda der Nazis zeigte möglichst wenig Opfer des Krieges, aber wenn doch, handelte es sich um die tapferen Männer, die das Land über ihre persönlichen Interessen stellten.

Ein Stunde nach dem oberen Post ließ Lauterbach dies vom Stapel: „Jetzt gleich spricht Präsident Selenski im Bundestag. Die Ränge der Abgeordneten sind voll gefüllt. Nur die @AfD fehlt, bis auf 4 Feigenblatt Hinterbänkler. Die Diener Putins im Parlament fehlen heute. Keiner vermisst die Verräter der Demokratie.“ Hier werden die AFD-Vertreter wegen ihrer Ablehnung der Kriegsunterstützung durch Deutschland als Verräter und Diener des „Kriegsgegners“ bezeichnet. Was man mit Verrätern vor 80 Jahren in Deutschland gemacht hat, dürfte Lauterbach eigentlich wissen. Und in diesem Zusammenhang für seine Hetze die Demokratie zu vereinnahmen ist die größte Unverschämtheit.

Dass solche Hetze die Rechtsentwicklung nicht gestoppt hat, sondern erst den richtigen Antrieb gegeben hat, sollte Lauterbach aus dem Ergebnis der Europawahl eigentlich entnehmen können.

Lauterbach will aber gar nicht umschwenken. Ihm passt die Entwicklung offensichtlich, denn die Rechtsentwicklung kommt seinem persönlichen Projekt der Auslieferung der Daseinsvorsorge an den Markt nur zu Gute. Die AFD hat bisher alle Projekte zur Zerstörung des Sozialstaates sowohl im Bundestag, als auch im Europaparlament unterstützt.

Übrigens ist auch die „Ukraine-Wiederaufbaukonferenz“ eine Fake-Veranstaltung. Es geht keineswegs darum, Geld für den Wiederaufbau der Ukraine zusammen zu bekommen oder Bedingungen für den Wiederaufbau zu schaffen, sondern darum, weitere Waffen für die Fortsetzung des Krieges zu sammeln. Damit Lauterbach und seine Konsorten weiterhin auf Fotos von Verkrüppelten mit ihren lächelnden Gesichtern posieren können (z.B. Svenja Schulze).

Das Handelsblatt zitierte aus einer Erklärung des Bündnis' Sahra Wagenknecht (BSW), warum ihre Bundestagsabgeordneten dem Auftritt von Selenski im Bundestag ebenfalls fernblieben: „Präsident Selenski trägt leider aktuell dazu bei, eine hochgefährliche Eskalationsspirale zu befördern und nimmt dabei das Risiko eines atomaren Konflikts mit verheerenden Konsequenzen für ganz Europa in Kauf (...) Daher sollte er im Deutschen Bundestag nicht mit einer Sonderveranstaltung gewürdigt werden (...)“. [jdm]

80 Jahre D-Day und faschistische Verbrechen – eine neue Sicht auf Geschichte?

In einem Newsletter äußerte sich Ulrich Schneider, der Bundessprecher der VVN-BdA und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten, zu den Gedenkveranstaltungen zum D-Day, an denen auch Bundeskanzler Scholz teilnahm.:

In der vergangenen Woche fanden die Gedenkveranstaltungen zum D-Day, der Landung der Westalliierten in der Normandie am 06. Juni 1944 und damit die Eröffnung der Zweiten Front vor 80 Jahren statt. Eigentlich hätte es Anlass sein müssen, die militärische Leistung der Anti-Hitler-Koalition, deren Hauptlast an der Ostfront die Rote Armee trug, insgesamt zu würdigen. Stattdessen wurde es ein weiterer Schritt zur Geschichtsumschreibung, wie wir sie in den vergangenen Jahren in Europa mehrfach erleben mussten. In den Ansprachen der Regierungsvertreter wurde allein auf die heroische Leistung der westalliierten Streitkräfte hingewiesen, die mit ihrer Invasion die Befreiung Europas und die militärische Niederlage des NS-Regimes bewirkt hätten. Die Rolle des europäischen Widerstands, der Frauen und Männer in den Partisaneneinheiten, die als Teil der Anti-Hitler-Koalition zur Befreiung ihrer Länder beigetragen haben, wurde schlicht „vergessen“.

Sichtbarer Ausdruck für diese Geschichtsumschreibung war zudem die Tatsache, dass die Hauptvertreter der sowjetischen Streitkräfte, nämlich Repräsentanten Russlands wie schon vor fünf Jahren nicht eingeladen waren. Diese Geschichtsrevision steigerte die französische Regierung in diesem Jahr, indem ausgerechnet der ukrainische Präsident Selenskyj eingeladen wurde, dessen Regierung sich durch die Rehabilitierung des NS-Kollaborateurs Bandera „auszeichnet“. Wie schon anlässlich des Gedenkens der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, als mit Hinweis auf die Truppen der 2. Ukrainische Front, die Auschwitz am 27. Januar 1945 erreichten, behauptet wurde, die Ukraine habe das Vernichtungslager befreit, wird mit dieser Einladung nicht nur ein politisches Signal gegeben, sondern die Geschichtsvergessenheit in der Europäischen Union auf die Spitze getrieben.

Positiver scheint sich jedoch ein anderer Aspekt der Geschichtsentsorgung zu entwickeln. Seit mehreren Jahren protestieren Initiativen und Veteranenverbände gegen Pläne, auf dem historischen Areal eine Art D-Day-Disneyland aufzubauen. Geplant war ein „Freizeitpark“, mit dem die geschichtsinteressierten Besucher für kommerzielle Interessen ausgenutzt werden sollten. Dank der Aktivitäten der Zivilgesellschaft, die auch seitens der FIR unterstützt wurden, konnten die bisherigen Planungen gestoppt werden. Hier gilt es, endgültige Klarheit zu schaffen.

Klarheit haben die diesjährigen Erinnerungsfeiern jedoch in anderer Hinsicht gebracht. Auch 80 Jahre nach dem historischen Ereignis, ist die deutsche Bundesregierung immer noch nicht bereit, mehr als Worte des Bedauerns für die faschistischen Verbrechen in den Tagen des D-Days zu äußern. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der deutsche Bundespräsident Steinmeier an der Gedenkveranstaltung teilnehmen wird. Der betonte im Herbst 2023, man müsse sich „als Gesellschaft unserer Geschichte bewusst sein“, aber eine Verantwortung für diese Taten lehnte er ab.

Die FIR und die antifaschistischen Verbände erinnern daran, dass wenige Tage nach dem Beginn der Landung in der Normandie, die faschistischen Okkupanten zwei Verbrechen begangen, die Jahrzehnte lang in der BRD verdrängt worden waren – die Massaker der SS in Tulle und Oradour-sur-Glane. Zur Erinnerung: Am 9. Juni 1944 überfallen Einheiten der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“ die französische Stadt Tulle, weil es im Umfeld Widerstandshandlungen gegeben habe. Als Rache wurden 99 Franzosen an provisorischen Galgen erhängt, die Soldaten der 2. SS-Panzerdivision "Das Reich" an Laternenpfählen, Balkonbrüstungen, Bäumen oder Telefonmasten geknüpft hatten. Das jüngste Opfer war 17, das älteste 45 Jahre. Weitere 100 Einwohner wurden in das KZ Dachau verschleppt.

Das schlimmere Massaker fand am kommenden Tag im Ort Oradour-sur-Glane statt. Auf Befehl des SS-Brigadeführers Heinz Lammerding wurde im Laufe des Nachmittags des 10. Juni der gesamte Ort abgebrannt und sämtliche Einwohner getötet, nur wenigen gelang die Flucht. Insgesamt wurden 642 Männer, Frauen, Greise, Kinder, ja sogar Babys erschossen, durch Handgranaten zerfetzt oder bei lebendigen Leib verbrannt. Obwohl in Frankreich wegen Kriegsverbrechen verurteilt, blieb Heinz Lammerding in der BRD straffrei.

Bis heute fehlt jegliche Erklärung einer bundesdeutschen Regierung, die die deutsche Verantwortung für dieses Verbrechen anerkennt, mit der auch eine praktische Konsequenz für die Opfer und ihre Angehörigen verbunden wäre.
Die FIR erwartet von den politisch Verantwortlichen der deutschen Regierung anlässlich des 80. Jahrestages dieser Verbrechen eine klare Erklärung, die von den Opfern und ihren Angehörigen als angemessen verstanden werden kann. Und eine solche Erklärung muss sich auch auf die Opfer deutscher Kriegsverbrechen beispielsweise in Griechenland, dem ehemaligen Jugoslawien bzw. Italien beziehen. Es ist politisch fatal, wenn auch diese deutsche Bundesregierung glaubt, sich den Forderungen nach Entschädigung weiterhin entziehen zu können. [Newsletter FIR]

Friedensplan der Nato: Ukraine soll mit Nato-Waffen Russland beschießen – Schweizer Konferenz als Farce

Wenn man die Homepage des schweizerischen Außenministeriums ansieht, fällt auf, dass die so genannte Friedenskonferenz am 15. und 16. Juni in der Schweiz mehrfach als „hochrangig“ bezeichnet wird; das Wort scheint zum offiziellen Titel der Veranstaltung zu gehören.

Und genau das ist diese Konferenz nicht: Ihre Bedeutung ist eher zweitrangig, weil sie von Anfang an nicht als wirkliche „Friedens“-Konferenz geplant ist. Es wurden zwar 160 Staaten eingeladen und 80 Staaten haben die Teilnahme zugesagt.

Aber China und viele Staaten des Südens haben ihre Teilnahme nicht zugesagt, weil Russland nicht eingeladen wurde. Denn diese Staaten sind der Meinung, dass an Friedensverhandlungen immer beide Konfliktparteien teilnehmen müssen. Eine Lehre aus dem Westfälischen Frieden von 1648 war, dass Staaten immer einen Gesprächsfaden halten müssen und dass Kriege letztlich immer durch Verhandlungen der Konfliktparteien beendet werden. Je früher das passiert, desto weniger Opfer sind zu beklagen. Auch der Vietnamkrieg wurde schließlich am Verhandlungstisch beendet.

Hinzu kommt: Die Schweiz hat für diese Konferenz die „ukrainische Friedensformel“ zur Grundlage der Konferenz erklärt. In dieser hat der ukrainische Präsident die Bestrafung der Aggression, das Garantieren von Sicherheit sowie die Wiederherstellung der territorialen Integrität gefordert. Selenski, der sich selbst durch ein Gesetz das Verhandeln mit Russland verboten hat, geht damit in keiner Weise auf die Situation ein, die zum Krieg geführt hat. Das wäre als seine Ausgangsposition auch in Ordnung, wenn es denn Verhandlungen gäbe.

Aber der angebliche Vermittler – die Schweiz – hat die Position der einen Konfliktpartei zur Grundlage erklärt und damit die Veranstaltung ad absurdum geführt. Außerdem hat die Schweiz gerade russische Vermögenswerte von rund 13 Milliarden Euro eingefroren, was ihre Neutralität in Frage stellt.

China hält eine solche Veranstaltung jedenfalls für sinnlos. Chinas 12-Punkte-Friedensplan vom 4. Februar 2023 ist dagegen breiter angelegt und enthält neben dem Friedensziel auch Nebenziele und Einzelschritte, wie den Waffenstillstand, den Schutz der Bevölkerung und von atomaren Anlagen, sowie vertrauensbildende Maßnahmen. Der 12-Punkte-Plan stellt sich nicht auf die Seite einer Kriegspartei.

Olaf Scholz begrüßt die Schweizer Konferenz. Er habe leise Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung des Konflikts. Allerdings gehe es „noch nicht um alle Fragen und noch nicht um den ganz großen Frieden“. Das ist ein typisch Scholz`sches Manöver. Angesichts einer reinen Propagandaveranstaltung bläst er die Friedensschalmeien und gleichzeitig sorgen er und die Nato-Chefs dafür, den Krieg auszuweiten, indem die Ukraine dazu aufgefordert wird, mit Natowaffen Russland direkt anzugreifen. [jdm]