Brückenstrompreis – wird wohl gebraucht

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat vorgeschlagen, die besonders energieintensive Industrie mit einem Brückenstrompreis zu subventionieren. Dies wird von der IG Metall, einigen Industrieverbänden, Teilen der SPD und den Linken unterstützt.

Dagegen ist eine bunter Reigen von Organisationen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen dagegen aussprechen: Umweltschutzverbände, Industrieverbände, Bundeskanzler Scholz und Finanzminister Lindner, Linke in der SPD, wirtschaftsliberale Volkswirtschaftler.

Die hervorragende Stellung der deutschen Wirtschaft beruhte zum großen Teil darauf, dass mit billigem Gas aus Russland produziert werden konnte. Billiges Gas bedeutete auch billigen Strom. Durch den Boykott des russischen Gases ist Deutschland jetzt gezwungen sehr teures Flüssiggas auf dem Weltmarkt zu kaufen (z. B. teures Frackinggas aus den USA oder russisches Gas, das über andere Länder schließlich in Deutschland landet).

2020 lag der Preis für Industriestrom bei 84 €/Megawattstunde; 2022 lag er bei 386 €. Besonders Stahlwerke, Gießereien, Aluminiumwerke und Werke der Chemie-, Glas, Papier- und Baustoffindustrie sind damit nicht mehr konkurrenzfähig. Deutschland droht die Deindustrialisierung. Schon jetzt entschließen sich viele Konzerne in das Billig-Energieland USA abzuwandern oder dort neue Werke zu gründen.

Habecks Brückenstrompreis sieht vor, „für Unternehmen mit einem Stromkostenanteil von mindestens 14 Prozent an der Bruttowertschöpfung und einem Stromverbrauch von mehr als einer Gigawattstunde pro Jahr wird der Preis für 80 Prozent des verbrauchten Stroms auf 6 Cent pro Kilowattstunde zuzüglich Steuern und Abgaben gedeckelt. Die Subventionen sollen aber abhängig vom durchschnittlichen Marktpreis gewährt werden.“ (Quelle Agrar heute) Die Versorgung der energieintensiven Industrie soll perspektivisch auf Ökostrom - insbesondere Windstrom - umgestellt werden. Das soll bis ca. 2030 dauern. Dass die betroffene Industrie dies befürwortet, versteht sich.

Aber auch die IG Metall und der DGB unterstützen diesen Vorschlag. Während die IG Metall vor allem den möglichen Verlust der Arbeitsplätze hervorhebt, argumentiert der DGB auch damit, was ein Abwandern dieser Industrie gesellschaftspolitisch bedeuten würde. Auf ihrer Homepage heißt es: „Gerade in diesen Industrien gibt es Gute Arbeit und starke Tarifverträge. Die Industrie ist auch ein wichtiger Motor der Gesamtwirtschaft. Die Produkte der energieintensiven Industrie werden für viele andere Wirtschaftszweige gebraucht. Das deutsche Wirtschaftsmodell beruht auf sehr komplexen Wertschöpfungsketten mit einer hohen Fertigungstiefe. Diese Produktionsketten dürfen nicht reißen.“

Die neoliberale Politik der letzten 25 Jahre hat mit der Hartz IV-Reform und weiteren Gesetzen zu einer drastischen Schwächung der Gewerkschaften geführt. Würden die oben genannten Industrien verschwinden, würde damit die Gestaltungsmacht der Arbeiter noch weiter sinken und es würde den Gewerkschaften noch schwerer fallen, die Arbeiterinteressen zur Geltung zu bringen.

Finanzminister Lindner und neoliberale Wirtschaftswissenschaftler, sowie die Industrieverbände, die vom Brückenstrompreis nicht profitieren würden, argumentieren allgemein damit, dass Subventionen die Innovationsfähigkeit der Industrie schwächen werde. Außerdem ist ihnen die Schuldenbremse für den Bundeshaushalt heilig, weil man damit den „objektiven“ Druck erzeugen kann, um die Sozialgesetzgebung Stück für Stück zu schleifen. Für die neoliberale Fraktion ist es im Übrigen auch nicht schade, wenn die Industrie aus Deutschland abwandern würde. Wenn  der Markt das fordert und fördert, dann ist das eben so.

Als Gegenmodell zu dem Brückenstrompreis haben diese neoliberalen Gegner des Modells aber seltsamerweise nichts dagegen, wenn es staatliche Subventionen für alle Industriebetriebe, z. B. in Form von Steuervergünstigungen geben würde. Wenn es darum geht, den Staat für die eigenen Profite zu schröpfen, sind immer alle gern dabei.

Bundeskanzler Scholz hat sich in seiner bisherigen Politik als treuer Vasall der US-Interessen gezeigt. Er wird wohl auch nichts dagegen haben, wenn die deutsche Industrie in die USA abwandert.

Ernst zu nehmende Einwände kommen von der Klimabewegung. Hier wird argumentiert, dass mit dem Brückenstrompreis die Energiewende ausgehebelt werde, weil die Industrie die Hinwendung zu erneuerbaren Energien damit nicht mehr nötig habe. Das Argument berücksichtigt aber möglicherweise nicht ausreichend die Bedingungen, die laut Habeck an die Inanspruchnahme des Brückenstrompreises geknüpft sind, nämlich die Umstellung der Produktion durch einen Ausbau der Erneuerbaren. Ein Industriezweig, der angesichts der gestiegenen Kosten ums Überleben kämpft, wird kaum in der Lage sein, seine Produktion klimagerecht umzugestalten.

Aus linken Zusammenhängen, die sich aber mit der Klimabewegung überschneiden, kommt auch noch das Gegenargument, dass der Brückenstrompreis eine Subventionierung der Monopole darstelle und letztlich ein Standortnationalismus betrieben werde. Das hört sich zwar kritisch an, aber man trifft sich in den Konsequenzen hier mit den neoliberalen Vertretern, denen es vollkommen egal ist, was mit den Beschäftigten geschieht, wenn die Industrie abwandert, weil es den Konzernen überall in der Welt gut gehen wird. [jdm]

Seminar von HÖB und DIZ am 1.-3 Dezember 2023 in Papenburg: Gedenken und Erinnern in Gegenwart und Zukunft

Unter der Leitfrage "Wie wird im ländlichen Raum erinnert?" widmen sich die Teilnehmer vom 1.-3. Dezember 2023 beim diesjährigen Seminar gemeinsam mit der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte in Papenburg Fragen des Erinnerns und Gedenkens in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

In sechs Vorträgen und viel Zeit zur gemeinsamen Diskussion wird die Frage betrachtet, wie sich Erinnerungsarbeit in ländlichen Räumen nach 1945 entwickelte und wie sie in Zukunft gestaltet werden kann. Während sich einige Beiträge direkt dem Emsland widmen, sprechen auch Expert:innen aus anderen Regionen wie Schleswig-Holstein und Brandenburg. Überwiegend wird es um die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen gehen, aber auch um die Erinnerung an Rechte Gewalt in Niedersachsen nach 1945. Das vollständige Programm gibt es hier: 12_01_HÖB-Seminar_Gedenken und Erinnern in Gegenwart und Zukunft

Anmeldungen sind über die HÖB möglich: https://www.hoeb.de/seminar/gedenken-und-erinnern-in-gegenwart-und-zukunft/ [PM DIZ]

Der Nikolaus kommt

Flyer des Nikolausvereins 2023

In diesem Jahr möchte der Nikolaus am Dienstag, den 05. Dezember, wieder viele Kinder Zuhause besuchen.

Anmeldungen hierfür nehmen wir am 16. und 17. November in der Zeit von 16:00 - 17:30 Uhr im Gemeindezentrum entgegen. Der diesjährige Grundbeitrag für den Besuch des Nikolauses beträgt 4,- € pro Haushalt.

Der Nikolaus selbst wird eine Tüte mit einem kleinen Stutenkerl und ein wenig Süßes mitbringen. Für diese Geschenktüten müssten 3,- € pro Kind bezahlt werden.

Außerdem suchen wir helfende Hände! Wer hat Lust, uns zukünftig bei den Vorbereitungen zum Nikolaustag zu unterstützen?

Weitere Infos gibt es dann vor Ort oder bei Karin Kuper, Tel. 914118. Der Nikolausverein. [Maria Grefer]

Heimatverein lädt zur Generalversammlung ein

Der Heimatverein Wippingen lädt am 23.11.2023 um 20 Uhr zur Generalversammlung ins Heimathaus ein.

Neben unseren Mitgliedern laden wir alle ein, die sich Bilder aus dem Dorfleben aus dem Jahr 2000 und früher ansehen möchten. Herzlich Willkommen. Der Heimatverein Wippingen [Heinz Schulte]

Faeser will mit Verfassungsschutzreform staatliches Mobbing hinter dem Rücken der Betroffenen legal machen

Was kann man davon halten, wenn ein Staat mit geheimdienstlichen Mitteln gegen Personen ermittelt? Und wenn, weil deren politische Ansichten nicht gefallen, aber keine strafrechtlichen Handlungen vorhanden sind, der Staat einfach hinter deren Rücken diese Personen bei Arbeitgebern, potentiellen Wohnungsgebern, Kreditgebern oder sonstigen Stellen anschwärzen kann?

Die Süddeutsche Zeitung hat am Donnerstag öffentlich gemacht, dass die deutsche Bundesregierung mit dem Gesetzentwurf für die Reform des Nachrichtendienstrechts genau dies plant. Als Ziel heißt es im Gesetzentwurf, es sollten die Übermittlungsvorschriften an die Verfassungsrechtsprechung angepasst werden. Hintergrund ist laut SZ ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von April 2022. Die Richter hatten den Freistaat Bayern ermahnt und erklärt: Wenn der Inlandsgeheimdienst seine Einschätzung, dass eine Person zum Beispiel rechtsextrem oder ein „Querdenker“ sei, allzu freigiebig anderen Stellen übermittle, verletze dies das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Es brauche hier präzisere Regeln, höhere Hürden.

Die SZ schreibt "Ein neues Gesetz für den Verfassungsschutz, das Innenministerin Nancy Faeser vorantreibt, soll den Agenten deutlich mehr Macht geben. Künftig sollen sie eigenständig Bürgern zuflüstern dürfen, welche Bürger radikal seien." Der Gesetzentwurf nimmt das Karlsruher Urteil zwar zum Anlass, stärkt aber die Rechte der Bürger nicht, wie verlangt, sondern macht genau das Gegenteil.

Geradezu wie ein Hohn auf die vom staatlich erlaubten Mobbing Betroffenen klingt der Satz im Gesetzentwurf "Im Fall der Nutzung der Daten mit Außenwirkung darf bei einer betroffenen Person auch nicht der Eindruck entstehen, dass die öffentliche Stelle in diesem Fall zur operativen Anwendung unmittelbaren Zwangs befugt ist." Das bedeutet: Da ja keine gerichtsfesten Tatsachen gegen eine Person ermittelt wurden, soll der Verfassungsschutz beim Anschwärzen nicht Vorspiegeln, dass er eine rechtliche Handhabe hat.

Nun wird sich mancher denken, naja, wenn da ein Islamist oder ein Neonazi daran gehindert wird, seine Ideen und Programme zu verwirklichen, ist das nicht schlecht. Nun werden Gesetze aber für alle Bürger gemacht. Und die Art, wie gegen Kritiker von Coronamaßnahmen mit Berufsverboten, Auftrittsverboten und Vorenthaltung von öffentlichen Räumen vorgegangen wurde, oder wie derzeit immer noch gegen Gegner von Waffenlieferungen an die Ukraine mit ähnlichen Repressionen vorgegangen wird, lassen schon erkennen, das dieses Gesetz sicher nicht nur gegen Demokratiefeinde zum Einsatz kommt.

Jedermann kann sich vorstellen, wie das Leben eines Menschen aussehen wird, wenn der Verfassungsschutz sich direkt in das Leben eines missliebigen Menschen einmischt und allen, auf die der Mensch angewiesen ist, mit staatlicher Autorität ausgestattet erzählt, dass die betroffene Person ein gefährlicher Radikaler welcher Art auch immer sei.

Und die Person kann sich nicht wehren, weil es keinen Beschluss oder kein Urteil gibt, gegen das sie vorgehen kann. Sie ist zudem die Letzte, die erfährt, dass der Staat sie durch seinen Verfassungsschutz mobben lässt. Aus dem Verfassungsschutz, der angeblich den Staat vor seinen Gefährdern schützen soll, wird eine Geheime Staatspolizei, die keiner Kontrolle in ihrem Vorgehen gegen den Bürger unterworfen ist. [jdm]

Ab 1.01.2024 erhöhte Abwassergebühren in der Samtgemeinde Dörpen

Der Samtgemeinderat Dörpen hat am 20.03.2023 beschlossen, die Abwassergebühren ab dem 01.01.2024 von 2,40 € pro m³ Abwasser auf 2,90 € zu erhöhen.

Entwicklung der Abwassergebühren in der Samtgemeinde Dörpen

In der Beschlussvorlage argumentierte die Verwaltung mit den Defiziten, die man bis dahin schon bei der Abwasserentsorgung eingefahren hatte und mit deutlich gestiegenen Kosten, insbesondere den erhöhten Energiekosten. 2,80 € wären nach Berechnungen der Verwaltung kostendeckend, aber um auch die Defizite auszugleichen, wurde der neue Preis auf 2,90 € festgelegt.

Dieser Beschluss wurde jetzt mit dem öffentichen Aushang ab dem 16.10.2023 rechtskräftig.

Für einen Singlehaushalt mit 40 m³ Wasserverbrauch bedeute eine Gebührenanpassung in dieser Höhe jährliche Mehrkosten von 20 €. Auf einen Vierpersonenhaushalt mit 120 m³ Wasserverbrauch kämen jährlich Mehrkosten von 60 € bzw. von monatlich 5 € zu.

Mit den jetzigen Preisen bewege man sich in dem Preisrahmen, den auch die umliegenden Gemeinden benutzen, aber deutlich unter denen des Verbandsgebietes Bourtanger Moor, der für die Stadtgebiete Haren und Meppen zuständig ist. [jdm/Grafik und Sizungsvorlage Samtgemeinde Dörpen]

Sperrungen Schießgebiet

Das Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition (WTD 91) wird zur Durchführung von Erprobungen wie folgt gesperrt: Vom 01.11. bis 03.11.2023 von 08:00 – 16:30 Uhr werden die Straßen Schlagbrückener Weg und Wippingen – Werpeloh (K114) zeitweise an den Schießplatzgrenzen gesperrt. [jdm]

Verkehrsüberwachung

Im Landkreis Emsland müssen die Autofahrerinnen und -fahrer an folgenden Tagen und in folgenden Orten mit einer verstärkten Verkehrsüberwachung rechnen:
Montag, 30.10.2023: Renkenberge
Mittwoch, 01.11.2023: Heede
Donnerstag, 02.11.2023: Meppen
Freitag, 03.11.2023: Lingen
Samstag, 04.11.2023: Rütenbrock
Sonntag, 05.11.2023: Salzbergen
Darüber hinaus kann es weitere Kontrollen im gesamten Kreisgebiet geben. [Landkreis Emsland]

Hundesteuer zahlen, sonst …

Hinweis der Gemeinde Wippingen auf Hundesteuerzahlung

Als "Amtlichen Hinweis der Gemeinde Wippingen" bezeichnen Bürgermeister Martin Hempen und der Gemeinderat ein Schreiben an die Wippinger Bürger, in dem sie gebeten werden, doch die Hundesteuer zu zahlen.

Das ist aber keine nette Bitte, sondern der letzte Absatz lässt erkennen, dass es sich eigentlich um ein Ultimatum handelt, das auch bei großen Steuersündern angewandt wird. Wer ab sofort seinen Pflichten als Steuerzahler nachkommt, muss nicht mit Nachforschungen rechnen. Wer aber immer noch nicht reagiert, muss damit rechnen, dass er auch für die Vergangenheit noch zahlen muss und zusätzlich ein Bußgeld festgesetzt werden kann.

Die Hundesteuer beträgt in Wippingen für den 1. Hund 36,00 €/Jahr und ab dem zweiten Hund 60,00 € jährlich. Wippingen bewegt sich bei der Höhe der Hundesteuer im Vergleich mit anderen Kommunen im ganz unteren Bereich. Geeste und Meppen gehören dabei mit 51 € für den ersten Hund und mit 71,50 bzw. 75 € ab dem zweiten Hund zu den teuersten Gemeinden im Landkreis Emsland. Die Großstädte verlangen da schon deutlich mehr. In Berlin beträgt sie für den ersten Hund 120 € im Jahr und für jeden weiteren Hund 180 € im Jahr. Hamburg verlangt 90 Euro jährlich, für gefährliche Hunde 600 Euro jährlich, München 100 Euro, für Kampfhunde 800 Euro pro Jahr, Stuttgart 108 Euro, für jeden weiteren Hund 216 Euro, für Kampfhunde 612 Euro (Angaben Wikipedia).

Hund mit Kind
Hunde gehören für viele Familien einfach dazu

In Meppen und Sögel wurde über die Abschaffung der Hundesteuer diskutiert. An Begründungen wurde vorgebracht, dass für Senioren, Alleinstehende und Kinder der Hund ein Schlüssel zu sozialen Kontakten sei und dass der Aufwand für die Kontrolle der Einhaltung der Hundesteuerpflicht in keinem Verhältnis zu den Einnahmen stünde.

Der Rat in Sögel hat sich aber schon gegen die Abschaffung der Hundesteuer ausgesprochen. [jdm]

Lehre aus Westfälischem Frieden: Verhandlungen lohnen sich immer

Die Ems-Zeitung hatte heute eine ganze Seite dem Gedenken an den Westfälischen Frieden von 1648, der den 30-jährigen Krieg beendete, gewidmet. Der Artikel erinnerte aber eigentlich nur an das Gedenken an diesen Termin vor 75 Jahren und 25 Jahren. Das Thema wurde somit mehr als gesellschaftliches Ereignis, denn als Nachdenken über ein historisches Ereignis behandelt. Schon vor 75 Jahren und auch vor 25 Jahren wurde salbungsvoll über den Frieden als abstrakten und für jedermann positiven Begriff gesprochen und nicht über die Bedingungen von Frieden. Dabei wäre die Erinnerung an den eigentlichen Termin vor 375 Jahren viel lehrreicher.

Die Kriege im Europa des Mittelalters waren keine langwierigen Kriege, sondern meist trafen sich die beiden Seiten auf dem Schlachtfeld, wo dann eine Entscheidungsschlacht stattfand, wenn nicht im Vorfeld schon durch Verhandlungen beider Seiten eine andere Lösung gefunden wurde. Die Bevölkerung wurde durch die Versorgung der durchziehenden Truppen und durch Plünderungen auf dem Weg zur Schlacht in Mitleidenschaft gezogen, aber Verheerungen ganzer Landstriche waren eher die Ausnahmen.

In der Neuzeit nahmen die Kriege andere Formen an. Es ging nicht mehr nur um die Herrschaftsansprüche rivalisierender Herrscherhäuser, sondern auch um die Bedingungen der Herrschaftsausübung und um das Leben der Menschen in den Herrschaftsbereichen. Bei den Bauernkriegen als Folge von wirtschaftlichen Veränderungen und des veränderten Denkens der Menschen durch die Reformation handelte es sich um Aufstände, die von den Herrschern gemeinsam trotz ihrer Rivalitäten niedergeschlagen wurden.

Eine andere Folge der Reformation war der dreißigjährige Krieg, der anders als früher, das Land, in dem er statt fand, nachhaltig zerstörte und unzählige Menschenleben forderte. Auch dem hartnäckigsten Krieger wurde klar, dass ein Ende kommen musste, weil der Krieg keinem Herrscher mehr einen Nutzen brachte. Dennoch wollte niemand kapitulieren, sondern suchte in der Situation seine Interessen zu retten.

Die größte Lehre aus dem Westfälischen Frieden ist bis heute, dass Friedensverhandlungen auch bei völlig konträren Ansichten eine Chance auf Frieden bieten. Dabei mussten die Verhandlungsführer auch lernen, dass sich viele Kriegsteilnehmer an einen Tisch setzen mussten. Die einfache Verhandlung von zwei Herrscherhäusern war angesichts der Situation nicht mehr möglich, sondern es mussten viele verschiedene Interessen vieler Seiten verhandelt werden.

Sich an einen Tisch zu setzen, war am Anfang der Verhandlungen auch nicht möglich, weshalb man sich auf zwei Orte einigte: Osnabrück und Münster, zwischen denen Boten hin- und her pendelten.

Im Laufe der Verhandlungen merkte man, dass es keinen Sinn ergibt, die Gegenseite zu beleidigen oder durch Schweigen die Verhandlungen unmöglich zu machen. Es musste eine Sprache gefunden werden, in der man sondieren konnte, ohne seine eigenen Interessen vorzeitig preis zu geben. Die Sprache der Diplomatie entstand. Und es entstanden Rituale der Diplomatie, die das Miteinanderumgehen auch ermöglichten, wenn keine offensichtlichen Gemeinsamkeiten vorhanden waren.

Heute auf der Titelseite der Ems-Zeitung steht "EU will baldige Friedenskonferenz" - eine sicher richtige Forderung. Man fragt sich nur, warum die EU diese Friedenskonferenz für einen Konflikt im Nahen Osten, an dem sie unmittelbar nicht beteiligt ist, fordert, aber bei dem Ukrainekrieg jede Möglichkeit für den Beginn von Verhandlungen bestreitet und eine solche Perspektive torpediert.

Bei den Friedenstagen in Osnabrück und in Münster wurde laut NOZ zwar über die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten gesprochen. Die Quintessenz war aber wohl: "Und wenn gemeinsames Singen auch keinen Frieden bringt, so stiftet es doch Gemeinschaft im Streben nach Frieden. Die Friedenstage in Münster und Osnabrück haben das vorbildlich erreicht: Gemeinschaft zu schaffen." Es ging also um die Schaffung eines wohligen Gemeinschaftsgefühls. Und das ist eine klassische Reaktion von Kriegsländern, um die Bevölkerung auf Kriegskurs zu halten.

Wer sinnvoll des Westfälischen Friedens gedenken will, sollte sich in der Gegenwart für Friedensverhandlungen bei den Kriegen einsetzen, zu denen er selbst die Waffen liefert. Jedes andere Gedenken ist einfach hohl oder sogar friedensgefährdend. [jdm]

4242 Menschen klagen gegen die Fünf-Prozent-Hürde

Vertreter von Mehr Demokratie haben die Klageschrift in Karlsruhe an das Bundesverfassungsgericht übergeben. Sie überreichten zudem 18 Aktenordner mit den Vollmachten der Mitklagenden
Vertreter von Mehr Demokratie haben die Klageschrift in Karlsruhe an das Bundesverfassungsgericht übergeben. Sie überreichten zudem 18 Aktenordner mit den Vollmachten der Mitklagenden

Der Verein Mehr Demokratie hat am 20.10.2023 in Berlin seine Verfassungsbeschwerde gegen die Fünf-Prozent-Hürde bei Bundestagswahlen auf einer Bundespressekonferenz vorgestellt und in Karlsruhe beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Konzipiert ist die Verfassungsbeschwerde als Bürgerklage: 4242 Bürgerinnen und Bürger stehen hinter der Klage.

Hintergrund für die Verfassungsbeschwerde ist die im März mit den Stimmen der Ampel-Koalition beschlossene Wahlrechtsreform. Mit dieser wurde auch die Fünf-Prozent-Hürde verschärft: Gewinnt ein Kandidat einen Wahlkreis, kann das Bundestagsmandat nur dann angetreten werden, wenn die Partei die Fünf-Prozent-Hürde überspringt. Abgeschafft wurde zudem die Grundmandatsklausel, über die eine Partei, die mindestens drei Direktmandate gewonnen hatte, in den Bundestag einziehen konnte, auch wenn sie die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt hatte. „Diese harte Sperrklausel könnte CSU und Die Linke die parlamentarische Existenz kosten. Millionen von Wählerstimmen würden entwertet“, sagt Ralf-Uwe Beck, Bundesvorstandssprecher von Mehr Demokratie und einer der drei Hauptbeschwerdeführer. „Die Zahl der Stimmen, die wegen der Fünf-Prozent-Hürde unter den Tisch fallen, könnte sich damit verdoppeln: Von vier Millionen bei der Bundestagswahl 2021 auf künftig acht Millionen. “

Die Fünf-Prozent-Hürde sei nun nicht mehr abgefedert und kollidiere noch stärker als zuvor mit dem Grundsatz der Gleichheit der Wahl (Artikel 38 Grundgesetz) und der Chancengleichheit der Parteien (Artikel 21 Grundgesetz). Aus Sicht von Mehr Demokratie sei damit die Schwelle zur Verfassungswidrigkeit überschritten.

Juristisch vertreten wird der Verein von Thorsten Kingreen, Professor an der Universität Regensburg. „Die Sperrklausel ist eine Zerrklausel; sie verzerrt den gesellschaftlichen Meinungspluralismus, der im Parlament nicht mehr abgebildet wird“, so Kingreen. Die Fünf-Prozent-Hürde werde noch immer mit einem Rückgriff auf die Erfahrungen in der Weimarer Republik begründet. Mit ihr soll eine Zersplitterung des Parlamentes verhindert werden, um Regierungsbildungen nicht zu erschweren. Es werde aber nicht evaluiert, ob es dafür eine Sperrklausel in dieser Höhe brauche. „Die Fünf-Prozent-Hürde scheint zum selbstverständlichen Inventar des Wahlrechts geworden zu sein, eben zur Gewohnheit. Zur Gewohnheit sollten schwerwiegende Eingriffe in die Herzkammer der Demokratie aber nicht werden. Die Fünf-Prozent-Hürde ist verfassungsrechtlich nicht mehr zu rechtfertigen“, so Kingreen.

Vertreter von Mehr Demokratie haben die Klageschrift heute in Karlsruhe an das Bundesverfassungsgericht übergeben. Sie überreichten zudem 18 Aktenordner mit den Vollmachten der Mitklagenden. [PM Mehr Demokratie]

Rüstungsindustrie feiert den Ukrainekrieg

Zwei eigentlich miteinander unvereinbare Ziele will Verteidigungsminister Boris Pistorius erreichen, schreibt Jürgen Wagner in der IMI-Analyse 2023/47 "Pistorius-Doktrin". Ein Ziel sei eine deutliche Beschleunigung von Rüstungsneuanschaffungen, was vor allem durch Ankäufe im Ausland umgesetzt werden solle. Und auf der anderen Seite wolle er auch den Aufbau eines europäischen Rüstungskomplexes mit starker deutscher Komponente vorantreiben. Hier wittere auch die deutsche Rüstungsindustrie ihre Chance, was zusätzlich dazu beitrage, dass die beiden von Pistorius verfolgten Ziele im Ergebnis wohl vor allem eines würden: teuer!

IMI Cartoon von Arno Neuber / IMI

Dass der Ukrainekrieg von der Rüstungsindustrie gefeiert wird, ist sicher kein Geheimnis. Aber wie die Tagesschau in einer Reportage den Rüstungskonzern Rheinmetall als bisher verfolgte Unschuld darstellt, die jetzt endlich aufatmen kann, weil sie jetzt wertgeschätzt wird, wie sie es verdient habe, ist zwar maßlos, aber bei diesem Format schon fast Standard.

Da heißt es über den Werksleiter und einen weiteren Mitarbeiter: 'Und beide freuen sich wie ihre Teams über die neue Anerkennung. "Bei aller Tragik des Ukraine-Kriegs fühlt man sich von der Gesellschaft jetzt mehr wertgeschätzt", bilanziert es Weismüller. "Man geht nicht mehr nur als die Buhmänner durch die Presse, sondern wird auch mal neutraler behandelt."' [jdm/Cartoon: Arno Neuber / IMI]

Buchausstellung der Wippinger Bücherei

Die Wippinger Bücherei plant für den 18. und 19 November 2023 wieder eine Weihnachtliche Buchausstellung im Gemeindezentrum. Das ist eine gute Gelegenheit, Weihnachtsgeschenke auszusuchen und damit gleichzeitig die Bücherei zu unterstützen. [jdm/Kathrin Richert]

Was Bomber-Harris schon nicht schaffte

Ulrich Scholz

Ulrich Scholz zeigt sich in einem Blog-Beitrag überzeugt, wahre Freunde erkennt man daran, dass sie einem Unbequemes sagen. Er befürchtet, dass eine Überreaktion der Israelis eine für den Staat Israel bedrohliche Eskalation auslösen kann. Trotz aller verständlichen Trauer und auch Wut angesichts der Hamas-Überfälle könne letztlich nur eine Verbesserung der Lebensumstände der Palästinenser auf Dauer die Unterstützung der Scharfmacher der Hamas und der Hisbollah im Libanon durch die Bevölkerung vermindern.

Die Hoffnung, durch Luftangriffe die Bevölkerung zu demoralisieren und sie von ihren Führern zu trennen, habe sich schon bei den Flächenbombardements gegen Nazi-Deutschland und zuvor beim Kampf der englischen Kolonialmacht in Palästina durch Bomber-Harris nicht erfüllt. Im Beitrag "Die Gewalt im Palästina-Konflikt spiegelt europäische Gewalt" fordert er auf, aus den vergangenen Erfahrungen zu lernen. [jdm]

Erinnerung: Orgelfete am Freitag in der Mehrzweckhalle

Die Band New Edition, die Gitarrengruppe Saitenspiel und die Schützenkapelle laden zur "Orgelfeier" ein. Der Erlös des musikalischen Abends ist für die neue Orgel der Wippinger Kirche gedacht.

Die Feier am 27.10.2023 findet ab 19 Uhr in der Mehrzweckhalle statt. Veranstalter sind der Heimatverein Wippingen und die KLJB Wippingen. [jdm/Andre Wester]

Begräbnisplatz Esterwegen: Pilzbefall an Holzkonstruktion der Gedenkhalle soll bekämpft werden

Gedenkhalle auf dem Begräbnisplatz Esterwegen 2016

Am 22.08.2018 schrieben wir: "Hallo-Wippingen hat im August 2016 bei dem Staatlichen Baumanagement Osnabrück-Emsland angefragt, was es gegen den Pilzbefall an der Holzkonstruktion der Gedächtnishalle tun wolle. Daraufhin verwies diese Stelle auf das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport. Dieses lehnte ... die Verantwortung ab; es sei nur für die Gräber und Anlagen zuständig, für die Hochbauten sei die erstere Stelle zuständig. Passiert ist seitdem nichts."

Seit dem vergangenen Jahr hat sich die Wahrnehmung der Problematik um die Begräbnisstätte Esterwegen im Niedersächsischen Innenministerium deutlich zum Positiven verändert. Nach den Sanierungsarbeiten auf dem Platz mit der neuen Pflasterung des Versammlungsplatzes und dem neuen Zaun haben sich die Zuständigen auch der Gedenkhalle auf der Begräbnisstätte angenommen.

Schaden an der Gedenkhalle auf dem Begräbnisplatz Esterwegen 2016
Zeichen für Schimmelbildung durch Feuchtigkeit 2016

2016 hatten wir vor den möglichen Holzschäden gewarnt; jetzt müssen sie repariert werden. Wie uns der zuständige Mitarbeiter im Ministerium, Stefan Schipporeit, auf Anfrage mitteilte, hat es zwischenzeitlich eine Verkehrssicherheitsüberprüfung des Gedenkhallendaches auf der Begräbnisstätte Esterwegen nach der Richtlinie für die Überwachung der Verkehrssicherheit von baulichen Anlagen des Bundes (RÜV) gegeben. Nach dem abschließenden Bericht vom 17.10.2023 weise die Gedenkhalle auf der Begräbnisstätte Esterwegen folgende Mängel auf:

An der tiefen Stelle des Daches haben sich feuchte Stellen gebildet. Am unteren Punkt der Dachkonstruktion kann man an den Leimbindern Feuchtigkeit und leichte Schimmelspuren erkennen. Die vermutliche Ursache der Feuchtigkeitsbildung sei eine nicht richtig abgedichtete Stelle am Versatz des Daches und der Dachhaut. Da der Feuchtigkeitseintritt bereits den Leimbinder in Mitleidenschaft gezogen hat, sei hier Handlungsbedarf geboten.

Das Zinkblech an der Traufe der geschädigten Stelle solle entfernt werden, um den Schaden an der Unterkonstruktion und der dem Wald zugewandten Seite des Leimbinders zu begutachten. Ebenfalls müsse die Verkleidung an der Unterseite (Tropfkante) dauerhaft entfernt werden, da sich hier immer wieder Wasser ansammelt und für ein ständig feuchtes Klima sorgt. Vor einer Behandlung der Leimbinder müssten diese erst einmal trocknen und danach gründlich auf Schäden untersucht werden.

Die Dacheindeckung solle komplett erneuert werden. Hierbei solle auf der Waldseite ein Dachüberstand von mindestens 50 cm geschaffen werden, damit das abfließende Regenwasser künftig nicht mehr mit den Leimbindern in Berührung komme. Für die Leimbinder-Konstruktion werde empfohlen, diese nicht mit Metallen zu verkleiden. Durch die unterschiedliche Beschaffenheit der Materialien könne es zu vermehrter Taubildung kommen, die dem Holz schade.

Das Staatliche Baumanagement empfehle, die beschriebenen Maßnahmen innerhalb eines Jahres umzusetzen. [jdm/HM]

Wie das Gift in den Kürbis zurückkommen kann

Essbarer Buen Gusto Kürbis
Buen Gusto Ess-Kürbis

Wer in diesen Tagen einen Kürbis zubereitet, empfindet vielleicht ein leichtes Bedauern, wenn er diese große Menge an Kürbiskernen in den Bioabfall entsorgt. Da reift der Gedanke, diese Kerne doch zu trocknen und im nächsten Frühjahr im eigenen Garten einzupflanzen.

Davor warnen aber Gartenbauexperten, weil man sich damit giftige Kürbisse heranzüchten kann. Von Natur aus enthalten Kürbisgewächse das bitter schmeckende Gift Cucurbitacin. Es greift bei Verzehr die Magen-Darm-Schleimhäute an und löst diese auf. Symptome einer Cucurbitacin-Vergiftung sind Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe oder Durchfall. Der Stoff dient den Pflanzen eigentlich zur Abwehr von Fressfeinden.

Bei den vielen essbaren Kürbissorten wurde dieses Gift herausgezüchtet. Die Zierkürbisse enthalten weiterhin diesen Stoff. Werden Kürbisse im eigenen Garten gepflanzt, erfolgt die übliche Bestäubung durch Insekten, die die Pollen zur weiblichen Blüte bringen. Danach erfolgt das Wachsen der Kürbisfrucht. Das Insekt kann die Pollen von überall hergeholt haben, auch von Zierkürbissen. Für die Genießbarkeit des Kürbisses hat das keine Folgen. Wenn aber die Kinder dieser Kürbisbeziehung, die Kürbiskerne, im Folgejahr erneut eingesät werden, können die sich entwickelnden Kürbisse schon Eigenschaften des väterlichen Zierkürbisses haben - also mehr Bitterstoffe enthalten.

Vor allem, wenn dies mehrere Jahre wiederholt wird, kann es auf diese Weise zu einer Rückzüchtung kommen und der natürliche giftige Bitterstoff wieder in gesundheitsschädlicher Menge vorhanden sein. Es empfiehlt sich also, die paar Euro für neues Saatgut, das unter kontrollierten Bedingungen hergestellt wird, zu investieren.

Im Zweifel kann man vor dem Kochen eine Geschmacksprobe am rohen Kürbis machen. Schmeckt der Kürbis stark bitter, ist zuviel Gift vorhanden. Spucken Sie das Probestück aus und entsorgen Sie den Kürbis.

Auch Zucchini und Gurken sind Kürbisgewächse. Die Problematik mit den Bitterstoffen ist auch hier vorhanden. [jdm]

Update vom 24.10.2023: Der Rückzüchtungseffekt beim Nachbau ist besonders groß bei F1 Hybridsaatgut, weil es sich hier von vornherein um Kreuzungen handelt. Bei sogenannten samenfesten Sorten tritt die Rückkreuzung hin zu den Wildformen etwas später ein.

Verkehrsüberwachung

Im Landkreis Emsland müssen die Autofahrerinnen und -fahrer an folgenden Tagen und in folgenden Orten mit einer verstärkten Verkehrsüberwachung rechnen:
Montag, 23.10.2023: Rhede
Dienstag, 24.10.2023: Lathen
Mittwoch, 25.10.2023: Biene
Donnerstag, 26.10.2023: Papenburg
Freitag, 27.10.2023: Schöninghsdorf
Samstag, 28.10.2023: Lähden
Sonntag, 29.10.2023: Herbrum
Darüber hinaus kann es weitere Kontrollen im gesamten Kreisgebiet geben. [Landkreis Emsland]

Aufruf zu Demonstration „Nein zu Kriegen“ am 25. November in Berlin

Sticker "Nein zu Kriegen"  mit Aufruf zur Demonstration am 25.11.2023

21 Kriege und 216 bewaffnete militärische Auseinandersetzungen bedrohen aktuell die Welt (Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung HIIK). Ein großer Aufruferkreis vorwiegend aus dem gewerkschaftlich orientierten Bereich sieht die Gefahr einer Ausweitung des Krieges in der Ukraine bis hin zu einem Atomkrieg. Täglich stürben unschuldige Menschen. Die Aufrufer zeigen sich besorgt um unsere Zukunft, die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder. Wir bräuchten eine Kultur des Friedens und eine gemeinsame Sicherheit.

Anstatt auf Deeskalation und Diplomatie zu setzen, liefere die Bundesregierung immer mehr Waffen und rüste massiv auf. Große Teile der Politik und Medien militarisierten die Gesellschaft. Erstmals werde Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel (nach NATO-Kriterien) erreichen. Mit 85,5 Milliarden Euro seien die Militärausgaben 2024 die größten seit Bestehen der Bundesrepublik. Das Gesundheitswesen, die Infrastruktur, Unterstützung für Kinder und bezahlbare Mieten, Bildung, Wissenschaft und Ausbildung seien dagegen durch dramatische Mittelkürzungen bedroht. Für immer mehr Menschen zeichne sich eine soziale und ökonomische Katastrophe ab.

Flyer"Nein zu Kriegen"  mit Aufruf zur Demonstration am 25.11.2023

Es gebe keinen Grund, sich von der Entspannungspolitik zu distanzieren. Das Versagen liege vielmehr darin, dass sie 1990 nicht zur Leitidee des neuen Europas weiterentwickelt wurde. Die Aufrufer treten ein für eine neue Entspannungspolitik und für Rüstungskontrolle und Abrüstung. Sie fordern " Die Waffen müssen schweigen. Verhandlungen und Diplomatie sind das Gebot der Stunde. Waffenexporte und Eskalationspolitik verschärfen Kriege und Krisen und verlängern sie. Abrüstung! Ausgaben für das Militär senken, Milliarden in soziale Ausgaben investieren. Wir wollen eine soziale, ökologische und demokratische Bundesrepublik Deutschland als Teil einer gerechten Weltordnung ohne Krieg, Hunger und Ausbeutung."

Es sei Zeit, dass die Bürgerinnen und Bürger sich wieder stärker in die politischen Auseinandersetzungen einmischten. Deshalb rufen sie auf, am 25.11 – am Samstag vor der Verabschiedung des Bundeshaushaltes – gemeinsam für Frieden und Abrüstung, Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine und Friedensverhandlungen zu demonstrieren. [jdm]

Sperrungen Schießgebiet

Das Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition (WTD 91) wird zur Durchführung von Erprobungen wie folgt gesperrt: Vom 26.10. bis 27.10.2023 von 08:00 – 16:30 Uhr werden die Straßen Schlagbrückener Weg und Wippingen – Werpeloh (K114) zeitweise an den Schießplatzgrenzen gesperrt. [jdm]

„Deters-Altbau“ diente als Drehort für Stummfilm „Mord im Moor“

Deters-Altbau

Carlos Reinert, Schüler des Gymnasium Papenburg, hat im Rahmen des Seminarfachs „Taschengeldkino“ mit Hilfe seiner Freunde (Bennett Thomann und Oliver Pahl als Schauspieler) den Kurz-Stummfilm "Mord im Moor" im Stile der 1920er Jahre in Wippingen im „Altbau“ gedreht. [Marlies Berling]

Vor 180 Jahren erste Kirche in Wippingen eingeweiht

Wippinger Kirche von 1843
Wippinger Kirche von 1843

Die alte Schule auf dem Schoolbrink gegenüber dem heutigen Anwesen Severin Frericks war so erbärmlich gebaut, dass sie endlich aufgegeben wurde. 1826 bauten die Ost- und Westwippinger ihre neue Schule 30 Schritte neben der Mitte zwischen den beiden Ortschaften, dem späteren Standort des "Kükenheims", heute Parkplatz der Kirche. Diese Mitte hatte Lehrer Gerbrand Tangen durch Abschreiten ermittelt. Ältere Wippinger behaupteten, dass die Mitte eine besonders nasse Senke war, so das die Schule diese 30 Schritte nebenan gebaut wurde. Damit war der Anfang des heutigen Ortskerns geschaffen.

Vor genau 180 Jahren wurde dann auch ein Gebäude auf der Mitte errichtet; die erste Kirche Wippingens entstand. Am 4. November 1843 wurde die Kirche eingeweiht. Es handelte sich noch nicht um eine Pfarrkirche, sondern nur um eine Kapelle. Die Einzelheiten der Finanzierung der Kapelle waren zuvor in einem Vertrag vom 9.03.1843 festgelegt worden. Auftraggeber des Baus waren die beiden Pfarrgemeinden Steinbild und Sögel. Vor allem Pfarrer Timpe aus Steinbild hatte sich für den Bau stark gemacht, weil die Wege für die Gläubigen nach Steinbild und Sögel schon sehr beschwerlich waren. Der Weg nach Steinbild trägt heute in der Gemeinde Kluse teilweise den Namen "Wippinger Kirchweg".

Lehrerwohnung (Schuster Batz Hus)

Vertragspartner waren auch die 23 Westwippinger und die 25 Ostwippinger, die im Vertrag die Baukosten nach einem am Besitz orientierten Schlüssel übernahmen. Außerdem sollte eine Pfarrerswohnung an die vorhandene Lehrerwohnung angebaut werden. Dazu kam es dann nicht, sondern die Lehrerwohnung (Haus Borchers "Schuster", beim Bau der neuen Kirche 1976 abgerissen) wurde als Pastorat zweckentfremdet. Die beiden Pfarreien zahlten zwar das Gehalt des Kaplans, holten sich dies aber als Abgaben von den Wippingern zurück.

Totenblatt Pator Hermann Grüter

Der erste Seelsorger in Wippingen war Hermann Grüter aus Kluse. Er nannte sich Deservitor (deserviere=ergeben sein, eifrig dienen). Er wohnte nicht in Wippingen, sondern leitete die Gemeinde von Steinbild aus. Er starb am 1. Mai 1847 mit nur 31 Jahren. Seine Arbeit hatte er schon im März 1847 aufgeben müssen, weil er an Schwindsucht (Tuberkulose) erkrankt war.

Grüter führte den Titel eines „Primissars“, eines Frühmessners. So wurden die Hilfsgeistlichen genannt, die für die Frühmesse zuständig waren und den Gemeindepfarrer, der für das Hochamt am Sonntag zuständig war, entlasteten. Zum Hochamt an den Feiertagen fuhren die Wippinger weiter in ihre Pfarrkirchen in Steinbild und Sögel. Auch die Beerdigungen fanden noch nicht in Wippingen statt.

Die Kirche wurde dem Schutzpatron Karl dem Großen geweiht. Das geschah zu Ehren des damaligen Osnabrücker Bischofs Carl Anton Lüpke. 1952 wurde die Kirche nach einigen Umbauten dem Apostel Bartholomäus geweiht, Karl der Große wurde zum Nebenpatron degradiert. {jdm/2 Abbildungen Chronik Wippingen, 1 Abbildung Bernhard Loxen]

Webinar zu Alternativen zum Krieg in der Ukraine

Die Initiatoren einer Petition für die Unterstützung von Kriegsdienstverweigeren in Russland, der Ukraine und Belarus baten im Bundesaußenministerium um Unterstützung. Außenministerin Annalena Baerbock ließ ihren Referatsleiter Thomas Lenk antworten, der Schutz der Menschenrechte sei ein gemeinsames Anliegen der Ukraine und der Bundesregierung.

In der Ukraine gebe es das Recht auf Kriegsdienstverweigerung in vielfacher Form. "Der Bundesregierung liegen indes keine eigenen gesicherten Erkenntnisse zur tatsächlichen Handhabung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung durch die Ukraine vor." Das ist für die angeblich wertegeleitete Außenpolitik von Baerbock schon ein schwaches Bild. Laut Presseberichten werden Kriegsdienstverweigerer in der Ukraine zwangsrekrutiert. Viele Männer versuchen, legal oder illegal ins Ausland zu kommen, um sich dem Militär zu entziehen. Schon vor dem Krieg war Kriegsdienstverweigerung gesetzlich ausschließlich bei religiösen Gründen geregelt.

Webinar "Peace Calling" zu Alternativen denken. Frieden schaffen ohne Waffen

Die "Grüne Alternative", eine Grünen-kritische Organisation veranstaltet am 07.11.2023 ein Webinar "Peace Calling", auf dem Yurii Sheliazhenko, Geschäftsführer der Ukrainischen Pazifisten Bewegung, Olga Karach, Leiterin der Organisation Unser Haus (Belarus), Corinna Rüffer, MdB Fraktion Bündnis 90/Die Grünen; unter der Moderation von Dr. Margot Käßmann, Evangelisch-lutherische Theologin, über "Alternativen denken! Frieden schaffen ohne Waffen!" diskutieren werden. [jdm]

KFD Weihnachtsmarkt

In diesem Jahr fahren wir am Mittwoch, dem 13.12.2023, gemeinsam mit der KFD Renkenberge zum Weihnachtsmarkt nach Oldenburg.

Die Kosten für die Fahrt betragen ca. 20 € pro Person. Die Abfahrt in Renkenberge ist um 12.45 Uhr und in Wippingen 13.00 Uhr. Die Rückfahrt erfolgt ca. 20.30 Uhr ab Oldenburg.

Lambertimarkt Oldenburg

Kaffeepott und Getränke für unterwegs bringt bitte jeder selbst mit. Verbindliche Anmeldung bis zum 15.11.2023 bei Christel Gerdes, Tel. 256. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

Wir freuen uns auf euch. Herzliche Grüße, die Vorstände Renkenberge und Wippingen. [Monika Wester]

Zuständige Behörde Niedersachsens: Fläche war kein Wald – Kahlschlag durch WTD 91 war illegal

Eine Sprecherin des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz stellte auf Nachfrage noch einmal klar, es handele sich bei den durch die WTD 91 kahlgeschlagenen Flächen im Schießgebiet bei Wippingen "trotz der Gesamtflächen nicht um Wald im Sinne des § 2 Abs. 3 des Niedersächsischen Gesetzes über den Wald und die Landschaftsordnung (NWaldLG). Auch das zuständige Beratungsforstamt kommt in seiner Beurteilung zu diesem Ergebnis. Somit liegt in diesem Fall keine waldrechtliche Betroffenheit vor."

Bei dem Flurstück 37/3, Flur 27, Gemarkung Werpeloh handele sich um einen schlauchartigen rund 420 m langen und 20 bis 25 m breiten Gehölzstreifen im Eigentum der Gemeinde Werpeloh im Landkreis Emsland, welcher einerseits von einem privaten Acker (Flurstück 35, Flur 27, Gemarkung Weperloh) und andererseits von einer gemeindlichen Verkehrsbegleitfläche eines Wirtschaftsweges (Flurstück 38, Flur 27, Gemarkung Werpeloh) begrenzt sei. Aufgrund der geringen Breite von deutlich unter 30 m und der Form der Bewirtschaftung könne sich bei dem vorliegenden Baumbestand kein Waldcharakter mit einem Waldnaturhaushalt und einem Waldbinnenklima ausbilden.

Damit widerspricht das niedersächsische Landwirtschaftsministerium als zuständige Behörde ganz klar den Aussagen des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Florian Toncar im Bundesfinanzministerium, der von einem Wald gesprochen hat. Die Abholzungen waren somit illegal, wurden aber vom Landkreis Emsland nicht als Ordnungswidrigkeit geahndet. [jdm/HM]

Ist die Frage nach den Ursachen Relativierung von Kriegsverbrechen?

Slavoj Zizek auf der Frankfurter Buchmesse 2023

"In dem Moment, in dem man akzeptiert, dass man nicht gleichzeitig für beide Seiten kämpfen kann - in dem Moment hat man seine Seele verloren", war ein Schlüsselsatz von Slavoj Žižeks Rede (mit deutscher Übersetzung auf Youtube) bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse. Er eröffnete seine Rede mit einer bedingungslosen Verurteilung der terroristischen Mordaktionen der Hamas. Seine weitere Rede verwendete er darauf, dass man trotz der Empörung über diese Morde, nicht die Analyse vergessen dürfe, warum es zu dieser Situation gekommen sei. Das genau diese Analyse nicht erwünscht war, zeigten die Reaktionen einiger Zuschauer, die aus Protest den Saal verließen.

Die Analyse bedeute laut Žižek nicht, dass die Morde der Hamas gerechtfertigt werden könnten, aber ursächlich sei doch die Geschichte der Palästinenser. "Die Palästinenser werden ganz klar nur als Problem behandelt, der Staat Israel bietet Ihnen keinerlei Hoffnung an, zeigt Ihnen keine Rolle, keine positive Rolle auf, in dem Staat in dem sie leben."

Ulrich Scholz

Ulrich Scholz kritisiert in seinem neuen Blogbeitrag die Heuchelei, wenn das Vorgehen in Gaza gegen Wohngebiete mit dem Kriegsvölkerrecht gerechtfertigt werde: Werden Waffen in prinzipiell geschützten Wohngebieten stationiert, verlieren die Wohngebiete ihren kriegsrechtlichen Schutz. In Gaza müsse man erkennen, dass das Kriegsrecht nicht passt. Wie in allen asymmetrischen Kriegen, in denen konventionelle Streitkräfte gegen Aufständische kämpfen, sei der Terror das Mittel des schwächeren nicht staatlich organisierten Gegners.

Es helfe nicht, die Gewalt eines Kontrahenten zu rechtfertigen, sondern nur die kompromisslose Verurteilung aller Gewalt. Das Einstehen für die Existenz des Staates Israel und das Anmahnen des Rechts der Palästinenser auf menschenwürdige Selbstbestimmung in einem souveränen Staat seien kein Widerspruch. [jdm]

Anmeldung für das neue Kita-Jahr ab August 2024

Der Kindergarten nimmt in der Zeit vom 22.01.2024 bis zum 25.01.2024 Anmeldungen für einen Kindegartenplatz entgegen für Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren für die Krippenbetreuung, sowie für Kinder ab 3 Jahren für den Kindergarten.

Melden Sie sich bitte in der Kita, um einen Termin zu vereinbaren (04966/313) .[Silvia Klaas]

Kahlschlag im Schießgebiet: Wald ja oder Wald nimmer – straflos immer

Dr. Gesine Lötzsch, die Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Bundestagsfraktion DIE LINKE, fragte im Bundesfinanzministerium nach, was es zu dem Kahlschlag im Schießgebiet bei Wippingen zu sagen hat. Die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Florian Toncar ist etwas irritierend.

Er berichtet in seinem Schreiben an Lötzsch, dass der Bundesforstbetrieb Niedersachsen die Kahlschlagsfläche als Wald eingestuft habe und deshalb der Kahlschlag durchgeführt werden durfte. Als Beleg, dass diese Einschätzung richtig sei, führt er an, dass der Landkreis Emsland das Ordnungswidrigkeitenverfahren eingestellt habe.

Der Landkreis hat aber die Fläche nicht als Wald eingestuft und das Verfahren nur eingestellt, weil er keinen Vorsatz bei dem Verstoß gegen den Naturschutz erkennen konnte. Der Landkreis führte also einen ganz anderen Grund für die Einstellung des Verfahrens an.

Es bleibt also festzustellen: Im Fall, es handelte sich nicht um einen Wald, hat der Landkreis das Ordnungswidrigkeitenverfahren folgenlos eingestellt, ohne die ebenfalls mit Bußgeldstrafe bewehrte Fahrlässigkeit zu prüfen. Im Fall es war doch ein Wald, bleibt die Frage, warum die WTD 91 ihre Abholzungen ausgerechnet in der Brut- und Setzzeit durchführen muss.

Die Behörden sind also in der Lage, naturschutzwidriges Verhalten der WTD 91 mit konträren Einschätzungen so zu behandeln, dass immer eine Straflosigkeit garantiert ist. [jdm/HM]

Nachsatz: In einer ersten Version hatten wir geschrieben, dass der Bundesforstbetrieb Niedersachsen gegen die Meldepflicht wegen des geplanten Kahlschlags verstoßen habe, wenn es sich um Wald handelt. Das ist aber nicht richtig, weil die Meldepflicht erst ab einer Fläche von einem Hektar besteht.