Grabkreuze von KZ-Friedhof stammen aus der JVA auf dem ehemaligen Gelände des KZ Börgermoor

Betonkreuz auf Begräbnisstätte Esterwegen

Im Oktober 2021 wurden bei Pflasterarbeiten auf der KZ-Begräbnisstätte Esterwegen Betonkreuze unterhalb des Pflasters gefunden. Wie sich zwischenzeitlich herausstellte, stammen die Kreuze aus den 1960er Jahren vor der letzten größeren Umgestaltung der Begräbnisstätte Esterwegen. Es scheint so, dass die nicht mehr gebrauchten Kreuze im Unterbau der Pflasterfläche verwendet wurden. Hallo-Wippingen hat am 6. Januar darüber berichtet. Mittlerweile ist die Planung des Versammlungsplatzes erfolgt.

Versammlungsplatz auf KZ-Begräbnisstätte Esterwegen mit dem 1963 errichteten Carl-von Ossietzky-Gedenkstein

Eine Leserin meldete sich bei Hallo-Wippingen. Sie ist in Börgermoor aufgewachsen. Ihr Vater war in den 1950er/1960er Jahren als Sanitäter in dem damaligen Außenlager der JVA Lingen tätig. Die Familie wohnte in den Wohnbaracken neben dem Lager. Sie könne sich noch gut erinnern, dass sie als Kind auf dem JVA-Gelände Paletten mit vielen Betonkreuzen gesehen habe. Ihr Vater habe ihr erklärt, dass diese Betonkreuze auf dem KZ-Begräbnisplatz an der B401 verwendet werden sollten und von den Inhaftierten in Börgermoor hergestellt worden seien.

In ihrer Kindheit wurde nicht viel fotografiert, aber einige Bilder zeigten zumindest noch etwas von ihrer Umgebung.

Im Hintergrund Wohnbaracke für Aufsichtspersonal ca. 1953

Diese Erinnerung lenkt die Aufmerksamkeit auf die Geschichte des Konzentrationslagers Börgermoor und auf die Nachkriegsgeschichte des Geländes.

Als Lager 1 war Börgermoor, schon 1933 errichtet, eines der ersten neu gebauten staatlichen Konzentrationslager überhaupt und das erste der Emslandlager. Es wurde vom 22.6.1933 bis 31.04.1934 als KZ betrieben.

Vor allem politische Häftlinge wurden hier unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt. Da die Häftlinge nicht rechtskräftig verurteilt waren, sondern nur aufgrund von Anordnungen von Nazi-Verwaltungsgrößen oder der Polizei inhaftiert wurden, sprachen die Nazis von „Schutzhaft“. Die Gefangenen hatten keinerlei Rechte; die Bewachung geschah am Anfang durch Schutzpolizei aus Osnabrück, die von SS unterstützt wurde, dann durch SS-Leute, die aber ab Oktober 1933 durch bei der Polizei angestellte SA-Leute ersetzt wurden.

Das KZ Börgermoor

Ab 1934 wurde das Lager 1 zu einem Strafgefangenenlager des Reichsministeriums der Justiz. Politische Häftlinge wurden im Lager Aschendorfermoor konzentriert. Im Lager 1 wurden zwar noch weiterhin politische Häftlinge eingewiesen, die Mehrzahl stellten aber die „normalen“ Kriminellen, wobei hier die unmenschliche NS-Strafjustiz und die weiter bestehende unmenschliche Behandlung der Häftlinge nicht die Illusion einer rechtsstaatlichen Strafjustiz aufkommen lassen sollte. Mehrfach Verurteilte konnten z. B. ohne Prozess in Vorbeugehaft genommen werden. Nach dem Krieg versuchten aber die örtlichen Kreis- und Landespolitiker im Emsland genau diesen Eindruck zu erwecken, um eine Erinnerung an die Schande der KZs und ihrer oft eigenen Rolle im NS-Regime auszumerzen.

Von den Einrichtungen des KZ Börgermoor ist nur dieser Bunker geblieben

Kriminelle waren für die Nazis z. B. auch Homosexuelle. Nach Beginn des Krieges ab 1940 wurden in Börgermoor auch Verurteilte der Wehrmachtsjustiz, wie z. B. Deserteure, interniert. Für die Anerkennung der Deserteure als Opfer der Nazis haben die deutsche Nachkriegsgesellschaft und der Deutsche Bundestag sehr viel Zeit gebraucht. Ein erstes Gesetz zur Aufhebung von Urteilen wegen Fahnenflucht beschloss der Bundestag 2002, lehnte aber einen weitergehenden Antrag der Linken auf Aufhebung von Verurteilungen wegen „Kriegsverrat“ ab. Erst 2009 nach einem erneuten Antrag der Linken – über den zunächst nicht abgestimmt wurde, beschloss der Bundestag diese Änderung nach einem interfraktionellen Antrag.

Erst im Jahr 2000 hat der Bundestag anerkannt, dass den Homosexuellen im Nationalsozialismus und im Nachkriegsdeutschland schweres Unrecht widerfahren ist. 2002 wurden die Urteile nach §§ 175 und 175a Ziff. 4 StGB aufgehoben.

Liedblatt mit Moorsoldatenlied, Exponat der Gedenkstätte Esterwegen

Im August 1933 entstand in Börgermoor das Moorsoldatenlied, das eines der bekanntesten Lieder des Widerstandes gegen die Nazis geworden ist.

Das KZ stand im hinteren Bereich des heutigen Materiallagers der Gärtnerei mit zwei Reihen Baracken. Vor dem KZ-Eingang (westlich der heutigen Straße „Im Eichengrund“) standen die Kommandantur und die Kantine. In der Kommandantur wurde auch der Lagerfriedhof "Börgermoor" verwaltet. Ende des Krieges gab es einen Brand, bei dem Teile des Lagers zestört wurden. Die Totenbücher in der Kommandantur sind verschollen.

Zu Beginn bestand das Lager aus zwei Baracken, die vom Freiwilligen Arbeitsdienst gebaut worden waren. Von diesem Kern aus wurde das Lager weiter ausgebaut. Nach dem Krieg wurden für das Nachkriegsgefängnis neue Baracken aufgebaut.

Die Wachleute wohnten in Wohnbaracken, die ab 1937 vor dem Lager auf der östlichen Seite der heutigen Straße „Im Eichengrund“ gegenüber dem heutigen Lagerplatz einer Gärtnerei, errichtet worden waren.

Hinter unserer Leserin befindet sich der Teich, in dessen Mitte das Nazi-Denkmal stand. Aufnahme ca. 1960
Stein des Nazi-Denkmals in der Ausstellung der Gedenkstätte Esterwegen

Die Wachmannschaften mussten bei Laune gehalten werden, denn die Arbeit fand doch in einem Landstrich statt, der weit abgelegen war und keinerlei Freizeitangebote vorhielt. In der Mitte zwischen den Baracken ließen die Wachleute einen Teich anlegen mit einer kleinen Insel in der Mitte, wo auf einem Hügelchen auf einem Findling ein Horst-Wessel-Denkmal errichtet wurde. Horst Wessel war ein SA-Mann, der das Kampflied der SA geschrieben hatte und bei Streitigkeiten um die Miete ermordet wurde. Er wurde von den Nazis zum Märtyrer der Bewegung glorifiziert.

Springbrunnen bei den Wohnbaracken des Aufsichtspersonals ca. 1953
Exponat Gedenkstätte Esterwegen: Postkarte mit einem zweiten Horst-Wessel-Denkmal

Auf der nördlichen Seite der Straße befand sich ein Park mit einem Springbrunnen, einer Baumallee und dem Wohnhaus des Lagerleiters (Einheitsführers).

Heute ist daraus ein Wäldchen an der Straße geworden, in dem nur noch durch die größten Bäume die Allee zu ahnen ist. Die Frau und Tochter des Lagerleiters wurden von einem Häftling ermordet. Der Häftling wurde einige Tage später im Beisein geladener Gäste auf dem Lagergelände gehängt. Die Wohnbaracke wurde später verkauft, abtransportiert und ist heute noch als Holzhaus in Surwold zu sehen.

Anfang 1945 wurde in das Lager 1 noch eine Abteilung als Außenstelle des Wehrmachtsuntersuchungsgefängnisses Münster untergebracht. Bei diesen Häftlingen handelte es sich um Häftlinge der Militärgerichte.

Nach dem Krieg wurde das Lager bis 1969 unter der Bezeichnung „Strafanstalten Emsland, Abteilung Börgermoor“, seit 1951 als JVA Lingen, Außenstelle Börgermoor, als Gefängnis genutzt. Zum Leiter der „neuen“ Strafanstalt und zum Leiter der JVA Lingen wurde von der englischen Besatzungsmacht Wilhelm Maria Badry ernannt. Badry war 1942, als die Patres aus der Erziehungsanstalt Johannesburg in Surwold ausgewiesen wurden und die Johannesburg zu einem Jugendgefängnis gemacht wurde, von Hessen als Oberlehrer in das Gefängnis gekommen.

In den 50er Jahren musste entschieden werden, was mit den KZ-Friedhöfen passieren sollte. Nach dem Kriegsgräbergesetz wurden ermordete NS-Verfolgte wie gefallene Soldaten behandelt. Badry, der als Berater zur Kategorisierung der Gräber auf der Begräbnisstätte an der B401 herangezogen wurde, vertrat die Auffassung, dass die 71 Leichen von KZ-Häftlingen exhumiert und auf die Grabstätte Versen umgebettet worden seien. Alle anderen Toten auf dem Friedhof seien „ordentlich“ verurteilte Kriminelle, deren Gräber unter das zivile Grabrecht fallen sollten. Das Gräberfeld in Esterwegen wurde somit nicht als „Kriegsgräberstätte“ mit staatlichen Mitteln gestaltet, sondern es blieb unter der Verwaltung der Justiz, sprich der JVA Lingen. Der Bericht unserer Leserin, dass die Kreuze in der JVA-Abteilung Börgermoor, die auch für den Friedhof zuständig war, hergestellt wurden, ist somit folgerichtig.

Trotz der Kreuze machte der Friedhof aber einen vernachlässigten Eindruck und vor allem fehlte, wegen der Nichtanerkennung als letzte Ruhestätte von Nazi-Opfern jeder Hinweis darauf, wie die dort liegenden Menschen zu Tode gekommen waren.

Anfang des Jahres 1963 hatte der Papenburger Arzt, Dr. Heinrich Klasen, dem Kreis Aschendorf-Hümmling Geld gespendet, um auf dem Friedhof  Esterwegen eine Sühnekapelle errichten zu lassen. Hermann Vinke und Gerhard Kromschröder waren seit 1963 Redakteure der Ems-Zeitung und unterstützten das Vorhaben und begannen, über die Geschichte der Emslandlager zu berichten. Das Projekt Sühnekapelle wurde allerdings im Frühjahr unter starker Mitwirkung Badrys und emsländischer Politiker abgelehnt.

1963 wurde auch die Gewerkschaftsjugend IG Bergbau und Energie Essen auf den Friedhof Bockhorst-Esterwegen aufmerksam: sie stiftete im Herbst 1963 einen Gedenkstein für Carl von Ossietzky, der im KZ Esterwegen interniert und in Folge seiner Haft 1938 verstorben war.

Exponat der Gedenkstätte Esterwegen: Zeitungsbericht von 1969 über die Entfernung des zweiten Satzes der Inschrift

1966 gab es einen offiziellen Versuch der Geschichtsklitterung. Es wurde ein Denkmal mit der Aufschrift „Zum Gedenken an die im KZ Esterwegen umgekommenen Opfer des Nationalsozialismus. Ihre sterblichen Reste ruhen auf der Gräberanlage in Versen“ errichtet. Damit wären dann die in Esterwegen bestatteten Menschen keine Opfer der Nazis. Der Demokratische Club Papenburg, dem Vinke angehörte, und dann auch das Moorsoldaten-Komitee protestierten gegen diesen „Stein des Anstoßes“ bis Vinke schließlich in einer Aktion 1969 den zweiten Teil der Inschrift mit roter Farbe übermalte und einen Monat später weitere Mitglieder des  Clubs den zweiten Teil der Inschrift eigenhändig entfernten. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden schließlich eingestellt. Diese und andere Bemühungen führten dann schließlich zu einer Umgestaltung der Anlage in Esterwegen 1972. Oberkreisdirektor Tiedeken ließ sich bei der Einweihung eines Gedenksteines auf dem KZ-Friedhof Esterwegen entschuldigen, betonte aber in seiner Absage, dass auf dem Friedhof keine NS-Opfer bestattet seien.

Das Gelände des KZ Börgermoor nach der Einebnung 1970

1969 wurde die JVA-Abteilung Börgermoor geschlossen und auf Anweisung der Bezirksregierung wurde das ganze Gelände 1970 eingeebnet. Sinngemäß sagte ein Verantwortlicher, es solle alles platt gemacht werden, was an das KZ erinnere.

Die Erinnerung an die KZs und die Nazi-Verbrechen konnten die Verantwortlichen damit aber nicht auslöschen. In Papenburg bildete sich aus den Auseinandersetzungen um die Erinnerung an die Opfer von Börgermoor und Esterwegen das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) und schließlich – nachdem die militärische Nutzung des ehemaligen KZ-Geländes in Esterwegen aufgegeben wurde - die Gedenkstätte Esterwegen. [jdm/ Fotos: Archiv AK DIZ Emslandlager(2), privat (3), HM)

Update vom 02.02.2022: Es wurden einige Ungenauigkeiten korrigiert.

Tee, eine besondere Geschichte (3)

Nachdem die Briten die Holländer aus Java vertrieben hatten, übernahmen sie nicht nur deren Teehandel, sondern nutzten die Monopol-Macht, die der englische Staat der East India Company mit verschiedenen Gesetzen übertragen hatte, um den Teehandel mit China zu erweitern. Sie erreichten, dass ihre Schiffe direkt in Kanton ankern konnten, um den Chinahandel ohne Umwege betreiben zu können.

Im 19. Jahrhundert forcierten sie den Opiumschmuggel nach China, um mit dem Drogengeld Tee einkaufen zu können. Als der chinesische Staat sich gegen diese Drogenschwemme wehrte, reagierten die Engländer mit den Opiumkriegen und zwangen China die Ungleichen Verträge auf, die ihre Souveränität erheblich einschränkten und das Land kolonisierten.

Zeitgleich wurde in Assam/Indien eine einheimische Teesorte entdeckt. Die East India Company sorgte zunächst dafür, dass der Anbau von Tee in Indien und Java verhindert wurde. Aber ab 1878 begann der systematische Teeanbau in Plantagen auf Java. Diese Verfügbarkeit von immer mehr Tee hatte in Ostfriesland Folgen.

„Die Frauen sind schön, zum Teil aber dem Trunk ergeben und oft sogar schwer berauscht von dem Hamburger Bier, einem Getränk, das wie kein zweites in Deutschland durch seine süße Schwere die Sinne umnebeln kann“, klagte Henricus Ubbius 1530 über die Emder Bürgerinnen.

Bier war das Universalgetränk des Mittelalters. Es wurde zum Brot oder zum Brei getrunken oder als Suppe gelöffelt. In Oldersum soll es zu der Zeit 72 Bierbrauereien und in Norden 30 Brauereien gegeben haben, die das billigere Dünnbier produzierten. Den gelehrten Humanisten passte der Bierkonsum nicht in das neue protestantische Weltbild, das einen mündigen Bürger, der durch einen gesitteten Lebenswandel seinem Gott gefallen möchte, vorsieht.

Titelblatt von Matthäus Friederich, Wider den Sauffteufel

Aber Propaganda gegen den „Sauffteufel“ half nichts. So waren die Bürger froh, als der Tee und der Kaffee nach Europa kamen, weil ein geeigneter Ersatz für Bier gefunden worden war. Die Kaufleute, Verwaltungsleute, Geistliche und auch der Adel ließen sich vom Konsum der neuen Getränke überzeugen. Diese Getränke brachten einen nicht um den Verstand, sondern stimulierten ihn sogar.

Die Bauern dagegen konnten nichts damit anfangen, weil sie „nahrlos“ waren und für die körperliche Arbeit nicht die erforderlichen Kalorien brachten. Während die höheren Stände Tee, Kaffee und Schokolade als Begleitung für ihren Müßiggang in den Salons oder als Statussymbol genossen, blieben die unteren Stände beim (Getreide-)Brei und Bier.

Die neuen vermögenden Bürger oder die reicheren Bauern in den ostfriesischen Marschgebieten schauten sich diese Konsumgewohnheiten der höheren Stände ab. Es entstanden Kaffeehäuser in denen sich die verschiedenen Stände treffen konnten, um Neuigkeiten auszutauschen und Geschäfte abzuschließen. In England entstanden schließlich Teegärten, die als Treffpunkte für die ganze Familie geeignet waren.

Verkauft wurde Tee in Apotheken, die vorher schon nebenbei Trinkhallen betrieben und jetzt auch Kaffestuben. In Emden wurden schließlich vier Kaffeehäuser betrieben, die sich dann über die Konkurrenz durch die Wirte beklagten, die auch Tee und Kaffee servierten.

Zuckerhut im Ostfriesischen Teemuseum
Zucker wurde in Form eines Zuckerhutes geliefert, aus dem man sich zum Genuss mit einer Zange ein Stück herausbrach

In England kam das einfache Volk durch einen ganz anderen Umstand ans Teetrinken. Die Arbeiter in den sich entwickelnden Industrien mit den schier unendlich langen Arbeitszeiten hatten schlicht keine Zeit mehr für ihr Bier mit Brei. Der Tee, der stark mit Zucker gesüßt wurde, stellte eine einfach herzustellende Energiequelle dar. Seitdem der Zucker in den englischen karibischen Kolonien von Tausenden aus Afrika verschleppten Sklaven angebaut wurde und billig nach Europa importiert wurde, konnte der Tee auch von Arbeitern gesüßt und damit kalorienreich gemacht werden. Es war fast eine Warmspeise, die mit Brot kombiniert, schnell satt machen konnte.

Eine ähnliche Entwicklung fand bei den Knechten und Mägden der reichen Bauern in Ostfriesland statt. Tee hatte gegenüber Kaffee den Vorteil, dass hier keine Gerätschaften gebraucht wurden, um die Kaffeebohnen zu rösten und zu mahlen. Ein paar Blätter ins heiße Wasser geworfen: fertig.

Der Tee war also auf der einen Seite ein Genussmittel der Reichen, die dafür besonderes Geschirr nutzten und besondere gesellschaftliche Treffpunkte um den Genuss von Tee, Kaffee und Schokolade entwickelten. Eine Mittelschicht ahmte diesen Modetrend nach und versuchte auch seinen Möglichkeiten entsprechend besonderes Geschirr zu benutzen. Gleichzeitig entwickelte sich der Tee aber auch zu einem Getränk der Arbeitenden, die ihn für ihre Ernährung ohne den modischen Schnickschnack drum herum nutzten.

Teeverpackungen verschiedener Sorten im Teemuseum
Teeverpackungen verschiedener Sorten

Ein weiterer Unterschied blieb die Qualität des Tees. Die Oberschichten tranken hochwertige teure Teesorten, während die armen Schichten einfache billige Teesorten tranken. Die teuersten Teesorten, z. B. der grüne Tee Joosjes oder der schwarze Tee Pecco (4 Gulden/Pfund), kosteten bis zum Achtfachen der billigsten Teesorten, wie dem grünen Tee Haysanskin (1 Gulden) oder dem schwarzen Tee Bohe (12 Stüber=1/2 Gulden) oder Congo (1 Gulden).

Die Teesorten wurden als solche aus China importiert; die Mischung verschiedener Sorten kam erst Ende des 19. Jahrhunderts in Gebrauch. Der Tee hatte sich Anfang des 18. Jahrhunderts also allgemein als Volksnahrungsmittel neben dem Kaffee durchgesetzt.

Damit wurde der Tee für den preußischen Staat ein Politikum. Die Einfuhr von Tee aus den Kolonien Englands und der Niederlande verdarb die Außenhandelsbilanz  Preußens. Teure Devisen flossen für Tee und Kaffee ins Ausland. Der preußische Staat propagierte deshalb Ersatzstoffe. Von vielen Versuchen beim Kaffee blieben letztlich der Kaffeeersatz „Zichorie“ und geröstetes Getreide übrig, die allerdings selten pur, sondern meist zur Streckung des Kaffees verwendet wurden. Bei Tee wurden die verschiedenen Kräutertees propagiert. Diese kannte man vorher nur als Heilmittel. Jetzt wurden sie zu Nahrungsmitteln – das hat bis heute angehalten, hat aber den Tee-Konsum nicht ersetzt.

Warum Tee in Ostfriesland und im Emsland (und in England) dann noch mal eine besondere Rolle spielte, davon mehr in der nächsten Folge. [jdm]

UN-Generalversammlung verabschiedet israelische Resolution

Israel hat in Zusammenarbeit mit Deutschland bei den Vereinten Nationen eine Resolution zur Bekämpfung von Holocaustleugnung eingebracht. Symbolträchtig am 20. Januar 2022, dem 80. Jahrestag der Wannseekonferenz in Berlin, nahm die Generalversammlung den Vorschlag an. Es ist das zweite Mal in der Geschichte der Vereinten Nationen, dass die Generalversammlung eine von Israel eingebrachte Resolution verabschiedet. Dem Beschluss liegt die Arbeitsdefinition zur Leugnung und Verfälschung des Holocaust von der Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken (IHRA) zugrunde.

Die Unterzeichnerländer erklären sich bereit, mit Bildung, Forschung und Erinnerungsarbeit gegen Leugnung und Relativierung des Holocaust vorzugehen. Von Social-Media-Netzwerken fordert die Resolution, Beiträge zu entfernen, die unter die IHRA-Definition fallen. [jdm/Quelle Israelnetz.com]

Am 1. Februar Impfaktion in Renkenberge

Um die Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nach Kräften mit dem Ziel einer möglichst hohen Zahl an Grundimmunisierungen (Erst- und Zweitimpfungen) und Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus zu unterstützen, werden verstärkt dezentrale Impfaktionen durch die Mobilen Impfteams des Landkreises Emsland (Betreiber sind das Deutsche Rote Kreuz - DRK- und der Malteser Hilfsdienst - MHD) durchgeführt.

Am Dienstag, dem 1.02.2022 ist das Mobile Impfteam von 16 bis 20 Uhr im Gemeindehaus Renkenberge (Schulstr. 1). Mehr Infos bei www.meinlathen.de... . [Claudia Pohlmann]

Gerichtsentscheidung in London: Assange darf gegen Auslieferung vorgehen

Der Wikileaks-Gründer Julian Assange darf laut einer Mitteilung des High Court in London im Rechtsstreit um seine Auslieferung in die USA Berufung einlegen.

Stellungnahme von Stella Morris nach der Bekanntgabe des Gerichtsentscheids auf Twitter
Stellungnahme von Stella Morris nach der Bekanntgabe des Gerichtsentscheids auf Twitter

Assange hatte Informationen über Kriegsverbrechen der USA im Irak veröffentlicht. Für diese journalistische Arbeit bedroht ihn die US-Justiz wegen angeblicher Spionagetätigkeit mit einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Haft. Vorgeworfen wird ihm, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen und veröffentlicht zu haben und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.

Assange sitzt seit mehr als zwei Jahren im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in Haft. Zuletzt hatte ein Urteil der britischen Justiz die Auslieferung an die USA erlaubt. Dagegen kann er jetzt juristisch vorgehen.

"Heute haben wir gewonnen", erklärte Assanges Verlobte Stella Moris am Montag nach dem Gerichtsentscheid vor dem High Court. Sie erinnerte aber daran, dass er trotz aller Etappensiege weiterhin leiden werde, solange er inhaftiert sei. "Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Julian muss freigelassen werden." Moris betonte: “Unser Kampf geht weiter, und wir werden ihn kämpfen, bis Julian frei ist." [jdm]

Heiliger-Kriegs-Mentalität bei der Bundeswehr

Vizeadmiral Schönbach wurde aus der Bundeswehr entlassen, weil er was Richtiges gesagt hat. Seine verfassungsfeindlichen Aussagen, die er in derselben Rede äußerte, wurden nicht kritisiert.

Bei einem vertraulichen Treffen mit indischen Diplomaten sagte er laut Berliner Zeitung: " Er glaube nicht, dass Russlands Präsident Wladimir Putin „wegen eines kleinen Landstrichs“ in der Ukraine „einmarschieren“ werde, das zu glauben sei „Nonsens“. Putin, dem man entgegentreten müsse, nutze die Situation, um die EU zu spalten. Schönbach weiter: „Die Halbinsel Krim ist weg, sie wird nicht zurückkommen, das ist eine Tatsache.“ Schönbach sagte, was Putin „wirklich will, ist Respekt auf Augenhöhe. Und – mein Gott – jemandem Respekt entgegenzubringen, kostet fast nichts, kostet nichts. Also würde man mich fragen – aber man fragt mich nicht –: Es ist leicht, ihm den Respekt zu geben, den er fordert – und den er vermutlich auch verdient.“

Dass er somit nicht der Regie von NATO-Chef Stoltenberg folgte und das Schreckgespenst von dem bevorstehenden Einmarsch der Russen ("Hilfe, die Russen kommen!") an die Wand malte, konnten ihm die kriegschürende deutsche Presse und die kriegstreibenden EU-Außenminister nicht verzeihen und er musste gehen.

Er sagte aber auch, dass er als katholischer Christ sich näher zum christlich-orthodoxen Russland hingezogen fühle, auch wenn Putin ein Atheist sei. Europa und die EU hätten mehr mit Russland gemeinsam als mit China. „Selbst wir, Indien, Deutschland, brauchen Russland, weil wir Russland gegen China brauchen.“ Diese offene Kriegsvorbereitung, bei der ein zukünftiger Heiliger Krieg gegen China religiös begründet wird, ist sicher nicht grundgesetzkonform. Ähnliche Argumentation finden wir bei den Kreuzrittern vor 1000 Jahren, bei der Armee Wilhelms II. oder der Nazi-Wehrmacht, ganz zu schweigen von den Kämpfern des Islamischen Staates, bei denen eher Allah statt Christus die Rolle des Motivators übernehmen muss.

Und dieser Extremismus in der aktuellen deutschen Armee war kaum einem Kommentator ein Wort wert; den Vorgesetzten von Schönbach werden seine Auffassungen auch nicht unbekannt gewesen sein, aber sie haben sie geduldet, wenn nicht gar unterstützt. [jdm]

Ministerin lässt für Bäume Spenden sammeln

Anscheinend ist die Forstministerin Barbara Otte-Kinast mit ihrem Latein am Ende. Durch die Folgen der Klimaveränderung, wie weniger nutzbarer Regen, mehr Schädlinge, Hitzestress, Extremwetterereignisse und einfach die erhöhte Temperatur sind unsere Wälder geschädigt. Die Forstministerin, die auch als Agrarministerin für z. B. die Moore zuständig ist, deren andauernde Zerstörung mit für die weitere Klimaerhitzung verantwortlich ist, oder für die Massentierhaltung, die eine ähnliche Rolle spielt, redet bei der Eröffnung der Aktion "Unser Wald braucht Hilfe von Baumpaten" nicht über Klimaschutz. Sie erwähnt nur die Symptome, nicht die Ursache.

Wenn Bäume sterben, dann müssen eben Bäume gepflanzt werden, sagt die Ministerin und setzt die Arbeit der Försterinnen und Förster des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für eine Spenden- und PR-Aktion ein, bei der Radiohörer 5 € für je einen Baum spenden sollen. Staatliches Handeln sieht anders aus. [jdm/HM]

150 bei Kundgebung gegen Uranfabriken und AKW-Pläne

Demo gegen Atomanlagen Lingen 22.01.2022

Rund 150 Mitglieder von Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbänden, besonders aus dem Emsland und umliegenden Regionen, haben am Samstag (22. Januar 2022) vor der bundesweit letzten Brennelementefabrik in Lingen demonstriert. Letztes Jahr wurde bekannt, dass die Betreiber der Lingener Uranfabrik, in der Brennstäbe für Atomkraftwerke in mehreren Ländern hergestellt werden, mit dem russischen Atomkonzern Rosatom kooperieren wollen. Bürgerinitiativen und Umweltverbände lehnen diese deutsch–russische Kooperation ab und fordern die
sofortige Stilllegung der Brennelementefabrik.

Die Kundgebung fand direkt vor der Brennelementefabrik statt. Redebeiträge gab es u. a. von Vladimir Slivyak, Ecodefense Russland, Träger des Alternativen Nobelpreises 2021 sowie von Angelika Claussen von der atomkraftkritischen Ärzteorganisation IPPNW.

Der Protest in Lingen richtete sich auch gegen die Urananreicherungsanlage in Gronau. In mehreren Kundgebungsreden wurde kritisiert, dass die beiden Uranfabriken in Lingen und Gronau bisher vom Atomausstieg ausgenommen sind. Und natürlich richtete sich die Aktion gegen alle Atomfabriken und Atomkraftwerke in nah und fern. Gegen das Atomkraftwerk Lingen 2 ebenso wie gegen das französische Atomprogramm sowie gegen Pläne zum Neubau von zwei Atomkraftwerken in den Niederlanden. [PM GAL Gronau]

Verkehrsüberwachung

Im Landkreis Emsland müssen die Autofahrerinnen und -fahrer an folgenden Tagen und in folgenden Orten mit einer verstärkten Verkehrsüberwachung rechnen:
Montag, 24.01.2022: Herzlake
Dienstag, 25.01.2022: Meppen, Emsbüren
Mittwoch, 26.01.2022: Twist, Gersten
Donnerstag, 27.01.2022: Westerloh, Hilkenbrook
Freitag, 28.01.2022: Wesuwe, Klein Berßen
Samstag, 29.01.2022: Schapen
Sonntag, 30.01.2021: Nenndorf
Darüber hinaus kann es weitere Kontrollen im gesamten Kreisgebiet geben. [Landkreis Emsland]

Schießplatz Sperrungen

Das Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition wird zur Durchführung von Erprobungen vom 24.01. bis 28.01.2021 von 08:00 – 16:30 Uhr durchgehend gesperrt:
Dazu werden die Straßen: Lathen – Sögel (L53) , Renkenberge – Wahn (K168) , Wippingen – Werpeloh (K114) , Börger – Neubörger (L62), sowie Schlagbrückener Weg zeitweise an den Schießplatzgrenzen gesperrt. [jdm]

Ehrentunschere vom Heimatverein

v.l.: Wilfried Schmunkamp, Vorsitzender Klaus Abeln, Andre Wester, Renate Schmidt, Heinz Robin, Heinz Holtermann

Auch in diesem Jahr wurde die Ehrentunschere vom Wippinger Heimatverein übergeben. Diese ging dieses Jahr an den „Tunscherenmoaker“ Heinz Holtermann, der sich jedes Jahr um die aufwendige Herstellung der Ehrentunschere für den Heimatverein kümmert.

Wir haben die Tunschere unter den jetzigen Corona Regeln (2G+Test) in den letzten Wochen übergeben. Der Vorsitzende Klaus Abeln lobte Heinz Holtermann für die Herstellung der Tunscheren und würdigte außerdem die Arbeit als ehemaliges Vorstandsmitglied des Heimatvereins. Es war ein sehr geselliger Abend. Vielen Dank. [Andre Wester]

Emsland Statistik 01/2022

Die erste Ausgabe der Emsland Statistik in diesem Jahr gibt mal wieder einen Überblick über Entwicklung und Anzahl von versicherungspflichtigen Beschäftigungen im Emsland.

Bei den Niedersachsen-Trends wird festgehalten, dass der Anbau von Weizen rückläufig ist. Der Anbau von Soja, Hafer, Ackerbohnen und anderen Pflanzen, deren Früchte für vegane Fleischersatzprodukte verwendet werden, verzeichnet Zuwächse, auch wenn diese Produkte in absoluten Zahlen noch relativ gering sind. [jdm/Landkreis Emsland]

Keine „letalen“ Waffen

Hat man jemals vorher den Begriff "letale" Waffen in der Politik gehört? Nein, aber heute war dieser Begriff in aller Munde (bzw. kam aus den Mündern der Berliner Politiker). Bisher wurde immer nur darüber gesprochen, ob man Waffen liefern will oder nicht. Die Einschränkung "letal" ist somit ein sprachliches Mittel, Waffenlieferungen an die Ukraine zwar durchzuführen, aber eben keine "letalen", also keine tödlichen.

Nun weiß jeder Mensch, dass Waffen per se tödlich sind, es sei denn man benutzt den Baseballschläger mit sehr viel Sensibilität. "Augengeradeaus" berichtet heute aus der Bundespressekonferenz, wo einige Journalisten durchaus verstanden haben, dass hier Waffenlieferungen beschönigt werden sollen. Hier ein Auszug:

Frage an Herrn Hebestreit (Regierungssprecher): Bedeutet „keine letalen Waffen“ – da zitiert sie Sie – auch keine Defensivwaffen?
Außerdem fragt sie das Wirtschaftsministerium, ob Minister Habeck die Regierungshaltung mitträgt.
Hebestreit: Ich glaube, Defensivwaffen fallen, wenn sie nicht letal sind, nicht unter die Definition. Wenn man aber damit tötet, dann schon. Insofern würde ich sagen: Auch eine Defensivwaffe kann letal sein und fällt dann unter die von mir geäußerten Bedenken.
Säverin (vom Bundeswirtschaftsministerium): Selbstverständlich trägt Herr Habeck die Regierungsmeinung mit.

Robert Habeck hat sich schon im Bundestagswahlkampf für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. Die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagte: "Die Lieferung von Defensivwaffen könnte eine Möglichkeit zur Unterstützung der Ukraine sein. Die gilt es dann aber zu definieren."

Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Alexander Graf Lambsdorff hält die Lieferung von Defensivwaffen für nicht gesetzeskonform und vor allem nicht für Erfolg versprechend. Er will erst mal anfangen mit der Lieferung von Ausrüstung, die nicht Waffen zuzuordnen sei, wie medizinischem Gerät, aber auch Schutzwesten oder Nachtsichtbrillen. Also erst mal langsam anfangen und die Öffentlichkeit an Waffenlieferungen in die Ukraine gewöhnen, und dann kann man ja mal sehen, was man alles als nicht letal "definieren" kann.

Der Neusprech der neuen Bundesregierung hat also begonnen. [jdm]

Hund zugelaufen

Update vom 19.01.2022: Ein Halter wurde gefunden.

Dem Fundbüro der Samtgemeinde Dörpen ist ein Jagdterrier gemeldet worden, der am Straßenrand zwischen Kluse und Wippingen gefunden wurde. Der Eigentümer kann sich bei der Samtgemeinde Dörpen bei Herrn Anneken (anneken@doerpen.de oder bei Herrn Klaas Klaas@doerpen.de melden, oder auch telefonisch 04963402402 oder 04963402106. [Hermann Anneken]

entlaufener Hund

entlaufener Hund
entlaufener Hund

Jochen Stay ist tot

Jochen Stay

Die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" hat mitgeteilt, dass am Wochenende völlig überraschend Jochen Stay verstorben ist. Jochen Stay war Mitgründer, Geschäftsführer und Sprecher von .ausgestrahlt sowie Vorstandsmitglied der von .ausgestrahlt initiierten Stiftung Atomerbe. Stay war am 16. Oktober auf Einladung der Interessengemeinschaft kein Atommüll-Endlager im Emsland in Renkenberge, wo er darüber referierte, wie sich ein schlechtes Atommülllager verhindern lasse.

Armin Simon und das ganze .ausgestrahlt-Team äußern sich in einem Newsletter an die Unterstützer von ausgestrahlt zutiefst traurig und erschüttert. Die Gedanken seien bei seiner Familie, die sich Raum zum Trauern wünscht. Jochen habe nicht nur Spuren in Mutlangen, Wackersdorf und Gorleben hinterlassen, sondern vor allem auch in den Herzen seiner Familie und Wegbegleiter*innen.  

Stays Wirken hat die Anti-Atom-Bewegung seit den 1980er-Jahren mitgeprägt und zu vielen ihrer Erfolge maßgeblich beigetragen. Auch zahlreiche andere Bewegungen und Kampagnen profitierten von seiner Erfahrung und Rat.

2008, als der „Spiegel“ auf dem Titelbild die Anti-Atom-Sonne untergehen ließ, gründete Stay mit einer Handvoll Mitstreiter*innen die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt, die Hunderttausenden Atomkraftgegner*innen eine Stimme verlieh und den Widerstand gegen Atomkraft wieder sichtbar machte. Anti-Atom-Sonnen, Unterschriftensammlungen und Großdemos machten den Anfang. Das Ziel war: Den Betrieb der AKW nicht nur kritisch zu begleiten, sondern sie tatsächlich abzuschalten. Stay war überzeugt, dass wo ein Konflikt ist, können wir auch Einfluss nehmen. Und der Dissens um Atomkraft, der die ganze Gesellschaft spaltete, lag offen wie lange nicht mehr. Stay hatte die Idee, die schwarz-gelben Koalitionsverhandlungen 2009 zu „belagern“. Wochenlang beherrschten die Anti-Atom-Proteste die Berichterstattung aus dem politischen Berlin. Und während Union und FDP an der Laufzeitverlängerung der AKW feilten, erweiterte Stay das Repertoire der Anti-Atom-Bewegung um die einst gegen Pershing-Raketen erprobte Protestform der Menschenkette. 120 Kilometer, so seine Vision, vom AKW Brunsbüttel bis zum Pannenmeiler Krümmel. Manch große Umweltorganisation riet ob der Gefahr des Scheiterns eindringlich ab. Stays Zugkraft und Überzeugung aber riss genug andere mit. Am 24. April 2010 formierten sich 120.000 Menschen entlang der Elbe zum längsten Anti-AKW-Protest in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Laufzeitverlängerung verhinderte das zunächst zwar nicht. Das Protestfass aber war voll bis an den Rand. Der Super-GAU von Fukushima brachte es zum Überlaufen – und der nachfolgende Protest Hunderttausender läutete Merkels Atom-Wende ein. Fast die Hälfte der damals noch laufenden AKW ging sofort vom Netz.

Jochen Stay am 16.10.2021 in Renkenberge

Auch der Protest gegen ein Atommüll-Lager im Gorlebener Salzstock, den Stay jahrzehntelang mit prägte, führte 2020 zum Erfolg. Das hielt ihn nicht davon ab, den Finger weiter in die Atommüll-Wunde zu legen: Niemand konnte die Defizite und falschen Versprechungen des laufenden Standortsuchverfahrens präziser benennen als er.

Stays Sachverstand und seine Begeisterungsfähigkeit werde fehlen, genau wie sein Dickkopf und seine Überzeugungskraft, seine Klarheit, sein Einsatz, seine Verantwortungsbereitschaft und sein großes Herz. Sein meist untrügliches Gespür für politische Gelegenheiten. Und seine immense Erfahrung, wie Protest erfolgreich Einfluss auf politische Konflikte nehmen kann.

Noch am Freitag habe das ausgestrahlt-Team zusammen mit Stay die .ausgestrahlt-Themen und ‑Aktionen der nächsten Monate geplant. Gemeinsam habe man die Weichen für die Neuausrichtung von .ausgestrahlt gestellt, die mit dem Abschalten der letzten AKW Ende 2022 ansteht. Auf diesen historischen Erfolg, das Aus der letzten drei von einst 36 AKW, habe Stay über Jahrzehnte hingearbeitet, die letzten 14 Jahre zusammen mit .ausgestrahlt. Dass er diesen Moment nun nicht mehr erleben und feiern könne, sei schmerzvoll.

Stay war sich bewusst, dass seine bestehende Herzerkrankung sein Leben irgendwann abrupt beenden könnte. Von Plänen und Projekten hielt ihn dies nicht ab. Am Samstag, den 15. Januar 2022, ist er im Alter von 56 Jahren plötzlich und viel zu früh gestorben.

Die Lücke, die Jochens Tod reiße, sei groß, auch bei .ausgestrahlt. "Aber .ausgestrahlt hat stets davon profitiert, dass es auf vielen Schultern ruht und alle, Mitarbeiter*innen wie Ehrenamtliche, ihr Engagement und ihre Kompetenzen einbringen. Das werden wir auch weiterhin tun: .ausgestrahlt wird seine Anti-Atom-Arbeit – auch im Sinne Jochens – weiterführen." Selbst nach dem Abschalten der letzten AKW Ende des Jahres bleibe da jede Menge zu tun, vom Umgang mit dem Müll bis zu den noch laufenden Atomfabriken, von der atomfreundlichen EU-Taxonomie bis zum Wiederaufflackern irrer Atom-Träume unter dem Deckmantel angeblichen Klimaschutzes.

Daneben gelte es, die Errungenschaften und Erfolge der Anti-Atom-Bewegung, die weit über das Atom-Thema hinausstrahlen, zu sichern und als das zu benennen, was sie seien: Der Beweis, dass es sich lohne, selbst für zunächst utopisch erscheinende Ziele zu kämpfen. "Der Beweis, dass, wenn sich die scheinbar Ohnmächtigen zusammenschließen und sich wehren, es die scheinbar Mächtigen unendlich schwer haben, ihre Pläne durchzusetzen. Das war einer von Jochens Lieblingssätzen. Wir werden ihn nicht vergessen." [Newsletter ausgestrahlr/jdm]

Westeuropa lässt die USA einen Krieg in Europa vorbereiten

Dem Scheitern der Verhandlungen zwischen Putin und Biden folgte eine Medienkampagne im Westen, an der sich z. B. auch das Heute Journal des ZDF beteiligt, in der auf einen Krieg in der Ukraine orientiert wird. Prominent wurde im Heute Journal ein Offener Brief gebracht, der „jetzt Taten“ fordert. Taten heißt dann ja wohl, den Konflikt anzuheizen.

Die EU-Außenminister drohten auf ihrem Treffen in Brest mal wieder mit Sanktionen gegen Russland. Einzig der Schaden, den sie westeuropäischen Unternehmen damit bereiten, hält sie anscheinend davon ab.

Die US-Regierung brachte gestern über CNN die Geschichte, dass die USA eine geheime Gruppe von russischen Agenten enttarnt hätten, die in der Ostukraine eine „False Flag“-Operation (Operation unter falscher Flagge) vorbereiteten, um einen angeblich drohenden Einmarsch zu rechtfertigen. Wie bei den Lügen der US-Propaganda üblich werden nur Insider-Informationen aus den US-Geheimdiensten als Quelle angegeben. Es werden keine anderen Beweise für die Behauptungen vorgelegt und es gibt keine weiteren Details über die genaue Art des angeblich drohenden Angriffs. Aber so können die USA Russland für jede Eskalation in der Ostukraine in den kommenden Wochen und Monaten verantwortlich machen.

Beim EU-Außenministertreffen wurde mal wieder ein angeblicher Hackerangriff auf die ukrainische Regierung aus dem Hut gezaubert, für den man – wie kann es anders sein- Russland verantwortlich macht.

Zur Erinnerung: Russland fordert nichts anderes als Sicherheitsgarantien, denn es sieht seine Sicherheit durch die Einkreisungspolitik der Nato gefährdet, bei der ständig gefechtsbereite Nato-Verbände direkt an den Grenzen Russlands stationiert werden oder Manöver veranstaltet werden. Es ist völliger Blödsinn anzunehmen, Russland habe Interesse an einem Krieg gegen die Nato, die über die 15fache Überlegenheit an Waffen und Soldaten verfügt. Die Nato hat aber rund um die Welt bewiesen, dass sie bereit ist, Länder zu überfallen und ihnen eine dem Westen genehme Regierung aufzwingen. In Afghanistan hat sie für diesen Versuch die fast vollständige Zerstörung des Landes in Kauf genommen; Irak und Libyen sind weitere Beispiele. In Mali sind Deutschland und Frankreich führend an einem weiteren Desaster beteiligt.

Wer Krieg verhindern will, muss die Sicherheitsinteressen aller Beteiligten berücksichtigen. Das bedeutet nicht, dass die Forderungen einer Seite eins zu eins umgesetzt werden müssen, aber man muss substantielle Regeln schaffen, die dem Anderen Sicherheit vermitteln können. Sanktionen und kriegsvorbereitende Lügen aus dem Geheimdienst-Labor dienen der Sicherheit nicht.

Es ist das Recht der Ukraine, sich der Nato anzuschließen und auch die Nato kann die Ukraine aufnehmen. Es wäre auch mein gutes Recht, mir mein Gesicht martialisch anzumalen und mit wüsten Gebärden und Messern in der Hand am Zaun zu meinem Nachbarn herumzuschreien und zu tanzen. Aber ob das den gutnachbarlichen Beziehungen dienlich wäre, scheint doch zweifelhaft.

Unsere Regierung sollte sich vielleicht vergegenwärtigen, dass wir hier von einem Krieg unmittelbar betroffen wären – anders als die USA, die ihren Krieg ferngesteuert in Europa betreiben würden. Und man sollte sich nicht darauf verlassen, dass in Russland nur rational denkende Menschen Entscheidungen treffen. Auch dort gibt es deutliche Diskussionen, wie weit man Provokationen der Nato zulassen kann und wann man „Taten“ sehen lassen müsste. Verhandlungen, in denen man der anderen Seite nur sagt, dass man selbst Recht hat, sind keine Verhandlungen. Verhandlungen müssen so geführt werden, dass beide Seiten sicher sein können, dass sie von der anderen Seite nicht angegriffen werden. Frieden zu bewahren ist kein Spiel, das man den Einflüsterern der Rüstungsindustrie überlassen sollte. [jdm]

Verkehrsüberwachung

Im Landkreis Emsland müssen die Autofahrerinnen und -fahrer an folgenden Tagen und in folgenden Orten mit einer verstärkten Verkehrsüberwachung rechnen:
Montag, 17.01.2022: Kluse, Venhaus
Dienstag, 18.01.2022: Börger, Geeste
Mittwoch, 19.01.2022: Lingen, Rhede
Donnerstag, 20.01.2022: Papenburg, Holte-Lastrup
Freitag, 21.01.2022: Meppen, Landegge
Darüber hinaus kann es weitere Kontrollen im gesamten Kreisgebiet geben. [Landkreis Emsland]

Schießplatz Sperrungen

Das Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition wird zur Durchführung von Erprobungen vom 17.01. bis 21.01.2021 von 08:00 – 16:30 Uhr durchgehend gesperrt:
Dazu werden die Straßen: Lathen – Sögel (L53) , Renkenberge – Wahn (K168) , Wippingen – Werpeloh (K114) , Börger – Neubörger (L62), sowie Schlagbrückener Weg zeitweise an den Schießplatzgrenzen gesperrt. [jdm]

Folgeschäden durch Umleitung beseitigt

Schoolbrink, Wippingen

Die Straßenseitenräume des Schoolbrinks waren durch die Umleitungen wegen der Sanierung der K113 nach Kluse und auch wegen der Sperrung der B70 nach Lathen ziemlich ausgefahren. Beim Begegnungsverkehr zwischen LKW musste in der Regel auf den unbefestigten Seitenstreifen ausgewichen werden.

Diese Seitenräume wurden zum Teil mit Schotter neu befestigt. Wie Landkreissprecherin Anja Rohde mitteilte, war der Landkreis Emsland verpflichtet, die Seitenbefestigungen zu verbessern, da es sich um eine offizielle Umleitung in Folge der Sanierung der K113 handelte. Die abschließenden Kosten sind noch nicht bekannt. [jdm/Foto: HM]

Blutspendetermin in Renkenberge

Der nächste Blutspendetermin des SV Renkenberge ist am Donnerstag, den 03. Februar 2022, ab 16:30 Uhr im Gemeindehaus. Die Blutspende wird wieder unter besonderen Hygienevorschriften und Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt.  

Die Versorgungslage mit Blutpräparaten ist seit Wochen angespannt. Es werden immer dringend Blutkonserven benötigt. Wir bitten daher um zahlreiche Teilnahme. Ab dem 18. Lebensjahr darf jeder Blut spenden. Bitte bringen Sie einen gültigen Personalausweis mit. Wir freuen uns, wenn wir wieder viele Spender und Erstspender begrüßen können! [Alwin Illenseer]

Tee, eine besondere Geschichte (2)

Portugiesische Karavelle um 1500

Seit 1415 war Portugal beginnend mit der Eroberung der marokkanischen Stadt Ceuta schon als Kolonialmacht weltweit unterwegs. Portugal war aber eigentlich nicht an Eroberungen interessiert, sondern daran, seine Handelsrouten durch Stützpunkte abzusichern und Konkurrenten auszuschalten

Gehandelt wurde vor allem mit Gewürzen. Aus dem „Pfefferland“ Indien stammte der Pfeffer, Safran aus den „orientalischen" Ländern, also dem südlichen Mittelmeerraum. Nelken und Muskatnuss stammten von den Gewürzinseln, den Molukken-Inseln im heutigen Indonesien. Der Zimt kam aus Ceylon. Der Handel mit Gewürzen machte die Händler reich, die schon seit dem 14. Jahrhundert als Pfeffersäcke bezeichnet wurden. Den Kaffee lernten die Europäer erstmals 1573 in den Kaffeehäusern von Aleppo (Syrien) kennen.

Gewürze wurden vor allem von dem Adel und den reichen Kaufleuten konsumiert. Aber auch alle anderen lechzten danach, soweit die Mittel es ihnen erlaubten. Die exotischen Gewürze waren nicht nur lecker oder ein Statussymbol, sondern „ihre Herkunft selbst war phantastisch: Aus dem Osten stammend, waren sie nahe dem Paradies gewachsen.“ Der Tee kam erst später nach Europa und wurde als Produkt des Fernen Ostens sofort genauso positiv wahrgenommen.

Tee zu Ziegeln oder Fladen gepresst erleichterte den Transport. Sie wurden in China auch als Zahlungsmittel verwendet.

Holländische Großkaufleute gründeten 1602  die „Vereenigde Oost-Indische Companie (V.O.C.) und konnten innerhalb von wenigen Jahren den Portugiesen ihre Stellung im Welthandel streitig machen. Und Streit ist hier wörtlich gemeint: Die Konkurrenz wurde durch Krieg verdrängt. Die portugiesische Flotte in Java wurde vernichtet und die Niederländer gründeten die Stadt Batavia (das heutige Jakarta), von wo aus sie den Asienhandel organisierten.

China war zu der Zeit eine mächtige Hochkultur, das sich als Zentrum der Welt begriff. Die schmutzigen Barbaren aus Europa imponierten ihnen nur durch ihre Skrupellosigkeit. Die Niederländer durften die chinesischen Häfen nicht anlaufen und so einigten sie sich mit der chinesischen Regierung darauf, dass chinesische Schiffe die gewünschten Waren nach Batavia brachten. Dieser Dschunkenhandel brachte den Niederländern zunächst einen Vorteil, der später, als China die Engländer direkt im Land anlanden ließ, zu ihrem Nachteil wurde.

Europa hatte den Chinesen für ihr Porzellan, ihre Seide, Baumwolle und dann ihren Tee keine Waren aus Europa anzubieten, die ein Chinese hätte haben wollen. Die Waren aus China konnten nur mit Gold und Silber bezahlt werden.

Japanisches Teehaus

1610 brachten zwei Schiffe aus Westjava die erste kleine Menge grünen Tees aus Japan nach Texel. Japan ließ keine Ausländer in das Land; nur an einer künstlichen Insel vor Nagasaki durften die Holländer ankern und die Geschäfte mit japanischen Händlern machen.

In Amsterdam wurde der grüne Tee dann langsam bekannter. Vor allem wegen seiner gesundheitlichen Wirkung wurde der „Tsai“, „Cha“, „Chia“, „Tscha“, „Thee“ oder „Tay“ von Medizinern gerühmt.

Ab ca. 1700 schoss die Teenachfrage in die Höhe. Die Engländer hatten mittlerweile in Kanton eine Handelsniederlassung und übernahmen zum großen Teil den Teeimport nach Europa. Sie importierten vor allem schwarzen Tee.

Ward'scher Kasten: Lebende Pflanzen auf dem Schiff zu transportieren gelang erst mit dem 1829 von Ward entwickelten kleinen Gewächshaus

1763 gelang es, eine lebende Teepflanze nach Europa zu transportieren, aber erst 1845 fanden die Europäer heraus, was den Unterschied zwischen dem grünen Tee und dem schwarzen Tee ausmachte. Als Getränk waren beide in Europa bei denen, die es sich leisten konnten, beliebt.

Der schwarze Tee wird fermentiert, d. h. durch Quetschen der Blätter werden die Enzyme freigesetzt, die dann mit den anderen Inhaltsstoffen der Blätter und mit Sauerstoff reagieren. Grüner Tee wird nicht fermentiert, so dass mehr Gerbstoffe erhalten bleiben und er etwas bitterer schmeckt. Der Koffein (bei Tee oft Tein genannt) ist in beiden Teesorten enthalten.

Interessierte Kreise, zu denen die Engländer gehören konnten, die eher schwarzen Tee importierten, verbreiteten die Geschichte, die Chinesen rösteten den grünen Tee auf Kupferpfannen. Der Tee bekäme durch den Grünspan die grüne Farbe; der Tee sei lebensgefährlich.

Tee wurde bis 1700 hauptsächlich in „vornehmen" Kreisen getrunken. Er war für die Niederländer und die Engländer schon ein Geschäft. Aber das große Geschäft stand den Kolonialmächten noch bevor. Und diese Phase begann mit dem Aufstieg der englischen „East India Company“, die die Holländer 1684 aus Java vertrieb. [jdm/Quelle: Sozialgeschichte des Teetrinkens in Ostfriesland, Aurich 1989/Exponate im Teemuseum Norden/Grafik Karavelle Wikipedia]

Neue Trinkwasserleitungen entlang der K114

Die derzeitigen Bauarbeiten neben der K114 (Zum Turm) sind schon ein Vorbote der Sanierung der K114 im Ortsbereich. Nach Angaben von Rohrnetzmeister Frank Olliges vom Wasserverband Hümmling ist die Verlegung von Trinkwasserleitungen zeitaufwändiger als die Sanierung einer Straße. Deshalb wolle man im Vorgriff auf die Straßenbauarbeiten schon möglichst viel erledigen, so dass später eine bessere Koordination mit den anderen laufenden Arbeiten möglich ist.

Die Trinkwasserleitungen entlang der Straße liegen unter dem asphaltierten Radweg, der auch im Rahmen der Sanierung eine neue Teerdecke erhalten wird. Die neuen Rohre werden jetzt unter den Grünstreifen rechts und links des Radfahrwegs verlegt. Die PVC-Rohre der Trinkwasserleitungen stammen noch aus den 60er Jahren. Das stelle im Prinzip kein Problem dar. Lediglich die Klebestellen zwischen den Rohren brechen nach so vielen Jahren leicht und die Schellen für die Abgänge zu den Hauswasserleitungen seien meist verrostet. Hinzu käme, dass die derzeitigen Rohre einen Nenndurchmesser von DN 125 haben, was ein auslaufendes Format sei, so dass in der Zukunft mit Ersatzteilproblemen zu rechnen sei. Es sollen neue Rohre mit dem größeren Durchmesser DN 150 verlegt werden, weil diese Rohre auch Renkenberge versorgen und eventuell auch ein Anschluss Richtung Werpeloh erfolgen soll.

"Wenn die Rohre nicht unter dem Radweg liegen würden, würden wir jetzt garnichts machen." Aber man wolle nicht riskieren, den neuen Radweg wegen einer späteren Reparatur wieder aufnehmen zu müssen. Die Arbeiten an den Leitungen unterhalb der Gehwege im Ortskern werden parallel zu den Straßenbauarbeiten erledigt.

Johannes Möller vom Fachbereich Straßenbau des Landkreises Emsland teilte auf Anfrage mit, dass etwa Ende April mit dem Ende der Planungen gerechnet werden könne und eine Baufirma beauftragt werden könne. Unter Vorbehalt sei somit ab Mai 2022 mit dem Beginn der Straßenbauarbeiten zu rechnen. [jdm]

COVID-19 Teststation in Renkenberge

Ab dem 14.01.2022 könnt ihr euch in der neuen Teststation im Wiesengrund 5, in 49762 Renkenberge, auf das Coronavirus testen lassen. Termine können telefonisch unter 05933 4143 oder über WhatsApp unter 0176 97340785 vereinbart werden. 

Die regulären Öffnungszeiten: Montag-Sonntag von 17:00-20:00 Uhr.
Euer Testteam aus Renkenberge! [Daniela Landskrone]

Kundgebung vor Brennelementefabrik Lingen am 22.01.2022

Im Februar 2021 kündigte der französische Atomkonzern Framatome an, im emsländischen Lingen zusammen mit dem russischen Atomkonzern Rosatom ein Joint Venture zur Brennelementeproduktion gründen zu wollen. In Lingen ist die einzige Brennelementefabrik in Deutschland in Betrieb. Sie beliefert unter anderem Hochrisikoreaktoren in Belgien, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Schweden und Finnland.

Bereits im März 2021 stimmte das deutsche Bundeskartellamt dem Joint Venture zu – eine politische Bewertung durch die Bundesregierung in Berlin fand zu diesem Zeitpunkt nicht statt. Das Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland - fordert von der französischen und der russischen Regierung den sofortigen Verzicht auf diese atompolitische Kooperation in Deutschland. Von Präsident Macron und Präsident Putin erwartet es, dass sie den Atomausstieg in Deutschland respektieren. Das bedeute konkret, dass die Brennelementefabrik in Lingen komplett geschlossen werde und nicht durch ein neues Joint Venture künstlich weiter in Betrieb bleibe. Die Bundesregierung solle diese Atomkooperation unterbinden und stattdessen die Stilllegung der Atomanlage in Lingen einleiten.

Europa benötige dringend eine De-Nuklearisierung – dazu gehöre zwangsläufig die Stilllegung aller laufenden Atomanlagen – in Deutschland, Frankreich und Russland. "Deshalb lehnen wir konsequent alle Vereinbarungen ab, die zu einer Verlängerung des Atomzeitalters führen können", heißt es in einer Erklärung des Bündnisses. "Atomenergie ist extrem gefährlich und keine Hilfe für den internationalen Klimaschutz. Die Zukunft Europas liegt energiepolitisch in den Erneuerbaren Energien. Darauf müssen alle Anstrengungen gerichtet sein."

Für den 22.01.2022 um 13:00 Uhr ruft das Bündnis zu einer Kundgebung vor der Brennelementefabrik Framatome („ANF“), Am Seitenkanal 1, 49811 Lingen (Ems), in Lingen auf. [jdm]

Mobiles Impfteam (MIT) kommt nach Dörpen

Das Corona-Virus bestimmt noch immer unseren Alltag. Nachdem die Impfzentren zum 30.09.2021 geschlossen und zurückgebaut wurden, sollen weitere Erst- und Zweitimpfungen, aber auch die Dritt- bzw. „Boosterimpfungen“ dezentral angeboten werden. Das Mobile Impfteam (Betreiber sind das Deutsche Rote Kreuz – DRK und der Malteser Hilfsdienst – MHD) kommt nach Dörpen.

Hier besteht die Möglichkeit, sich ohne Termin am Montag, 17. Januar 2022, in der Zeit von 10.00 – 16.00 Uhr Im Heimathaus Dörpen (Diele), Finkenstraße, 26892 Dörpen impfen zu lassen. Verimpft wird vornehmlich der Impfstoff Comirnaty® von Biontech/Pfizer. Dieses Angebot gilt entsprechend der aktuellen STIKO-Empfehlung für Erst- und Zweitimpfungen und als Ergänzungsimpfungen für Personen, die eine Impfung mit der Vakzine Janssen® von Johnson & Johnson erhalten haben (frühestens 4 Wochen nach der Impfung).

Die Booster-Impfungen bzw. Drittimpfungen (frühestens 5 Monate nach der Zweitimpfung) erhalten Personen ab 70 Jahren, Bewohner/innen und Betreute in Einrichtungen der Pflege für alte Menschen egal welchen Alters, Pflegepersonal und andere Tätige in ambulanten, teil- und vollstationären Einrichtungen der Pflege für alte Menschen, Personal in medizinischen Einrichtungen mit direktem Patientenkontakt, Beschäftigte in Schulen und in Kitas.

Menschen mit einer Schwächung des Immunsystems oder einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Krankheitsverläufe haben ebenfalls eine Berechtigung für die Booster-Impfung. In diesen Fällen empfiehlt das Impfteam jedoch wegen der speziellen Fragestellungen den betreuenden Arzt zur Impfung aufzusuchen.

Mehr Informationen insbesondere zu den mitzubringenden Unterlagen entnehmen Sie bitte dem Flyer der Samtgemeinde Dörpen. [Samtgemeinde Dörpen]

BUND-Klage gegen Hähnchenmastställe im Landkreis Rotenburg erfolgreich

In einer Presseerklärung begrüßte der BUND Rotenburg ein Urteil des Verwaltungsgerichtes Stade, dass der Klage gegen die Genehmigung von zwei Hähnchenmastställen stattgab.

Im Außenbereich darf grundsätzlich nicht gebaut werden, die Landschaft soll nicht zersiedelt werden. Ausnahmsweise dürfen Landwirte dort Ställe bauen. Aber nur dann, wenn sie theoretisch in der Lage sind, auf eigenen und längerfristig gepachteten Flächen mehr als die Hälfte des für die Tiere benötigten Futters zu erzeugen. Das entsprechende Gutachten wird von der Landwirtschaftskammer erstellt.

Die erforderliche Futtergrundlage war nach Auffassung des Stader Gerichts zum Zeitpunkt der endgültigen Genehmigung durch den Landkreis aber nicht gegeben. Manfred Radtke, Vorsitzender des BUND Rotenburg: „Dass unsere Klage berechtigt war, hat sich im Nachhinein bestätigt. Bei einer Akteneinsicht hatte der BUND festgestellt, dass als nutzbare Pachtfläche 26 ha angegeben waren, die dem Bruder des Landwirts gehören. Der betreibt eine Biogasanlage, auf der Fläche wird der dafür benötigte Mais angebaut. Als Anbaufläche für Hähnchenfutter konnte sie daher nicht genutzt werden. Es ist unverständlich, dass der BUND das feststellen konnte, die beteiligten Behörden, insbesondere der Landkreis als Genehmigungsbehörde, dazu nicht in der Lage waren.“

Wichtig im Urteil ist auch die Feststellung des Gerichts, dass bei der Berechnung der Futtergrundlage für Masthähnchen durch die Landwirtschaftskammer Silomais und Grünschnitt nicht berücksichtigt werden dürfen. Hier dürfte sich die bisherige Praxis der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wohl ändern. [PM BUND/HM]

Neuer „Ausdruck“ mit Schwerpunkt Afghanistan

Die Informationsstelle Militarisierung hat im Dezember die Ausgabe des "Ausdruck" unter das Schwerpunktthema Afghanistan gestellt. In seinem Artikel "Lehren aus Afghanistan" zeigt Nabil Nourani auf, dass die Bundesregierung und die Militärs aus Afghanistan nicht die Lehre ziehen, dass Deutschland nie wieder beteiligt sein darf an der Zerstörung eines Landes, sondern für diese ist Afghanistan nur ein Probelauf gewesen, um für künftige Kriege besser vorbereitet zu sein. Aktuell ist Deutschland in Mali mit Frankreich dabei, jede zivile Entwicklung des Landes zu zerstören. Und ein Krieg gegen Russland wird von der NATO immer offener als möglich betrachtet.

Martin Kirsch zeigt in seinem Aufsatz "Alltag Kampfeinsatz - Afghanistan und die deutsche Außenpolitik" wie die deutsche Öffentlichkeit langsam immer mehr an Kriege unter deutscher Beteiligung gewöhnt wurde. Öffentlichen Widerspruch gab es noch gegen den deutschen Bombenkrieg gegen Jugoslawien 1999 und auch gegen die Irakkriege 1991 und 2003. Aber die in Umfragen festgestellte Mehrheit von Deutschen, die gegen die deutsche Teilnahme am Afghanistankrieg waren, drückte sich schon kaum noch in öffentlichem Protest aus.

Mechthild Exo schildert unter dem Titel "Perspektiven der afghanischen Frauenbewegungen" wie die USA und westliche Besatzer in Afghanistan zusammen mit dem korrupten Karsai-Regime, hinter dem die Mudjaheddin der Nord-Allianz - eine berüchtigte islamistische Mördertruppe - standen, jede demokratische Teilnahme von Frauen und ihren Organisationen verhinderten. Stattdessen hofierten sie offenlichkeitswirksam Frauen aus der herrschenden Klasse, die vom Leben im Land außerhalb ihres Villenviertels nichts wussten. Eine afghanische Feministin soll laut dem britisch-pakistanischen Autor Tariq Ali gesagt haben: "Die afghanischen Frauen hatten drei Feinde: Die westliche Besatzung, die Taliban und die Nordallianz. Mit dem Abzug der Vereinigten Staaten, werden sie zwei haben." Der Krieg hat Afghanistan in eine Hungersnot entlassen, die USA sperrren die Auslandsguthaben der afghanischen Regierung und die Weltbank hat ihre Zahlungen gestoppt, so dass Schulen und öffentliche Einrichtungen nicht arbeiten können und die allgemeine Arbeitslosigkeit weiter verschärft wird. Der Westen lässt Afghanistan auch heute nicht zum Atmen kommen.

Den Ausdruck mit vielen weiteren Artikeln zu Afghanistan und weiteren Friedensthemen können Sie kostenlos downloaden. [jdm]