Am Mittwoch, den 20. November findet in den Emslandhallen, Lindenstraße 24a, Lingen, um 10 Uhr die Erörterung zum geplanten Ausbau der Atomfabrik und Einstieg der russischen Atombehörde Rosatom in die Brennelementeproduktion in Lingen statt. Diese Veranstaltung bietet allen Einwender*innen die Möglichkeit, ihre Bedenken zu dem riskanten Vorhaben direkt mit der Genehmigungsbehörde zu besprechen. Die Anti-Atom-Organisation ausgestrahlt wird mit Sachverständigen gegen das Vorhaben streiten und zugleich mit Aktionen den breiten Protest dagegen sichtbar machen. Ab 8:00 Uhr gibt es vor der Halle eine Mahnwache.
Der Termin dient der mündlichen Erörterung der Einwendungen gegen den Ausbau der Atomfabrik Lingen. Alle Einwender*innen und Unterzeichner*innen der Sammeleinwendung dürfen ohne Anmeldung am Erörterungstermin teilnehmen.
Wer keine Einwendung oder Sammeleinwendung erhoben hast, kann sich von anderen Einwender*innen bevollmächtigen lassen. Bei Interesse kann man sich an die E-Mail-Adresse vollmacht@ausgestrahlt.de. wenden. Ausgestrahlt geht davon aus, dass auch Zuhörer*innen in den Saal dürfen. [PM/jdm]
Die CDU-Bundestagsfraktion möchte, dass die Kernkraftwerke wieder ans Netz gehen sollen, berichtet die Bild. Eine Wiederinbetriebnahme ist nach Angaben der Betreiber zwar nicht möglich, aber um populistisch gegen die Energiewende zu schießen, reicht diese Forderung. Schlimmer ist: Die Union will die „Forschung und Entwicklung von Kernkraftwerken der vierten und fünften Generation sowie von SMR (Small Modular Reactors)“ vorantreiben. Diese werden als "neue, hoch entwickelte AKW" bezeichnet.
In der ganzen EU werden überall große Pläne zum Ausbau der Atomenergie diskutiert und aufgelegt. Auch diese SMR sind dabei. Aber absehbar ist, dass die meisten dieser Planungen an den horrenden Kosten scheitern und wenn sie realisiert werden, erst in Jahrzehnten den ersten Strom produzieren (Quelle). Dort, wo öffentliche Gelder für solche sinnlosen Abenteuer ausgegeben werden, fehlt das Geld für die Umstellung auf Erneuerbare Energien. Das Anti-Atom-Land Dänemark wird diese Umstellung voraussichtlich schon in vier Jahren erreichen.
Real sind aber die Probleme, die die Hinterlassenschaften der Atomkraftwerke in Deutschland schaffen. Auf der Demo am 26.10.2024 in Lingen beklagte Helge Bauer, Referent für Atommüllfragen der Organisation Ausgestrahlt e. V., dass derzeit der Atommüll kreuz und quer durch die Republik gekarrt wird, um dann in unsicheren Zwischenlagern deponiert zu werden. Ausgestrahlt plädiert dafür, den Atommüll in den Zwischenlagern zu belassen, in dem er sich gerade befindet. Die Zwischenlager müssen aber ertüchtigt werden, damit der Müll bis zur Endlagerung sicher verwahrt wird.
In einem Interview mit der "Jungen Welt" verweist er nebenbei darauf, dass der Atommüll auch in Bayern gelagert werden könne. Die bayerische Landesregierung ruft am vehementesten nach neuen Atomkraftwerken, aber weigert sich strikt, ein Endlager in Bayern überhaupt zu prüfen. Schweden hat vor Kurzem ein Endlager in Felsgestein in Betrieb genommen. Felsgestein ist das vorherrschende Gestein in Bayern. [jdm]
Rostende Atommüllfässer, Zwischenlager ohne Genehmigung, unzureichende Endlagersuche: Mit dem neuen Sorgenbericht des Atommüllreports legen Anti-Atom-Organisationen erstmals einen lückenlosen Überblick über die Atommülllagerung in Deutschland vor. Auf 468 Seiten dokumentiert der Bericht, wo Atommüll produziert wurde und wird, wo er lagert, wohin er transportiert wurde und welche Sicherheitsprobleme bestehen. Die Organisationen .ausgestrahlt, Umweltinstitut München und Atommüllreport fordern von der Bundesregierung, die Gefahren ernst zu nehmen und endlich eine vorausschauende, umfassende und sichere Atommüllpolitik zu betreiben.
Der völlig überarbeitete Bericht "Atommüll – Eine Bestandsaufnahme für die Bundesrepublik Deutschland" verzeichnet über 216 Atomanlagen an 71 Standorten – darunter 84 aktuell in Betrieb befindliche sowie 56 stillgelegte oder bereits im Rückbau befindliche Anlagen. Besonders besorgniserregend: Viele dieser Standorte weisen nach jahrzehntelanger Nutzung erhebliche Sicherheitsdefizite auf.
Mit dem Sorgenbericht liegt eine historische und standortspezifische Gesamtschau der Atommüllproduktion in Deutschland vor. Er benennt detailliert die zahlreichen Probleme an den einzelnen Standorten und soll als zeitgeschichtliches Dokument sowie als Arbeitsinstrument für künftige Generationen dienen.
„Mit der Gesamtschau übernehmen wir eine Aufgabe, die Staat und Industrie bisher versäumt haben“, kritisiert Ursula Schönberger, Autorin des Berichts. „Der kürzlich vorgelegte Entwurf der Bundesregierung für das Nationale Entsorgungsprogramm benennt keine konkreten Probleme. Kein Wort über rostende Fässer, kein Wort über die erheblichen Probleme bei der Stilllegung des Endlagers Morsleben und der Räumung des Endlagers ASSE II. Kein einziges Wort über die Freigabe radioaktiver Abfälle in den ganz normalen Wirtschaftskreislauf.“
Helge Bauer von .ausgestrahlt kritisiert die andauernde Verschiebung von Atommüll quer durch das Land, wie etwa den geplanten Transport von 152 Castoren vom Forschungszentrum Jülich nach Ahaus. „Das Hin-und Herschieben des Atommülls mit Transporten quer durch Deutschland ist verantwortungloses Handeln nach dem Sankt-Florians-Prinzip und keine Lösung. Die maximal sichere Lagerung muss am aktuellen Standort erfolgen, aber alle Zwischenlager zeigen gravierende Sicherheitsdefizite. Die Regierung muss ein Konzept zur Atommüll-Zwischenlagerung vorlegen, bei dem die Minimierung von Gefahren für die Bevölkerung die oberste Priorität hat.“
Die Organisationen sehen in der Bestandsaufnahme eine klare Aufforderung an die Politik. Hauke Doerk, Referent für Energiepolitik am Umweltinstitut München fordert die Bundesregierung auf, den Sorgenbericht als Anstoß für eine neue Atommüllstrategie zu nehmen: „Die Zeit der Flickschusterei muss vorbei sein. Anstatt die Probleme weiter auf kommende Generationen abzuwälzen, brauchen wir eine transparente Strategie, die die bestehenden Sicherheitsrisiken ernst nimmt, die Gefahren minimiert und konsequent den Schutz der Menschen in den Mittelpunkt stellt.“
Der Bericht Atommüll – Eine Bestandsaufnahme für die Bundesrepublik Deutschland ist per E-Mail an info@atommuellreport.de bestellbar, Unkostenbeitrag 30 Euro. [PM]
Die von Framatome ANF betriebene Brennelementfabrik Lingen will ihre Produktion erweitern und die Produktion von zukünftigem Atommüll in der Lingener Brennelementfabrik soll nach den Plänen der Betreiber ordentlich angekurbelt werden – unter Beteiligung der russischen Atombehörde Rosatom. Sehr viele Menschen halten dieses Vorhaben für falsch und auch sicherheitspolitisch brandgefährlich. Mehr als 11.000 Menschen haben im Frühjahr beim niedersächsischen Umweltministerium Einwendungen gegen den Ausbau der Atomfabrik erhoben. Diese Einwendungen werden ab 20. November in der Emslandhalle in Lingen erörtert.
Umso wichtiger ist es jetzt, den Protest gegen das absurde und gefährliche Vorhaben nochmal öffentlich sichtbar zu machen. Deshalb ruft .ausgestrahlt mit vielen weiteren Organisationen zur Demo am Samstag, 26. Oktober, ab 13 Uhr gegen den Ausbau der Brennelemente-Fabrik Lingen auf. Treffpunkt ist am Bahnhof in Lingen.
Auf der Demo wird es Redebeiträge und Musik geben. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Der Abschluss ist gegen 16:30 Uhr auf dem Marktplatz geplant. [ausgestrahlt]
Am Mittwoch, den 4. Oktober, findet 17:00 Uhr - 18:30 Uhr die digitale Infoveranstaltung „Mitgestalter:innen gesucht: Basics zur Endlagersuche“ des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) statt. In der 90-minütigen Veranstaltung erhalten Sie grundlegende Informationen zur Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle, lernen die verschiedenen Beteiligungsmöglichkeiten kennen und haben die Möglichkeit, mit den Vertreter:innen des BASE ins Gespräch zu kommen. Den Zugangslink zur Veranstaltung finden Sie ab eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn hier. Für die Veranstaltung ist keine vorherige Anmeldung notwendig. Hinweis: Die Veranstaltung findet über die Plattform Zoom statt. Teilnehmende müssen die App auf ihrem Endgerät installieren; den Download-Link finden Sie hier.
Am 27. September 2023 findet in der Zeit von 18:30 Uhr bis 21:00 Uhr die öffentliche Sitzung des Planungsteams Forum Endlagersuche (PFE) statt. Schwerpunkte der öffentlichen Sitzung sind der aktuelle Programmentwurf das 2. Forum Endlagersuche. Darüber hinaus informiert die BGE über die nächsten Schritte bei der Anwendung der Methodik zur Ermittlung der Standortregionen. Eine individuelle Anmeldung zur Veranstaltung ist nicht nötig. Sie finden die Einwahldaten ab Mittwoch, den 27.09.2023 um 16:00 Uhr hier: https://www.endlagersuche-infoplattform.de/SharedDocs/Termine/Endlagersuche/DE/2023/0927_sitzung_pfe.html.
Die Urantransporte aus Russland zur Brennelementefabrik nach Lingen werden wieder rollen, meldet die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt". Das Atommüll-Bundesamt BASE hat jetzt 40 solcher Transporte genehmigt. Lieferant des Urans ist der russische Staatskonzern Rosatom. Die erste Uran-Lieferung erfolgte bereits vor zwei Wochen. Die bisherige Genehmigung für die Importe war Ende Mai ausgelaufen. In einem Joint Venture mit Rosatom will die Atom-Fabrik die Brennelemente-Produktion in Lingen noch ausweiten. [jdm]
„Das Standortsuchverfahren für ein Atommüll-Lager ist den gesetzlichen Ansprüchen bisher zu keinem Zeitpunkt gerecht geworden.“ Das ist das Fazit, das Helge Bauer, von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt, in einem Newsletter zum zehnten Jahrestag der Verabschiedung des Standortauswahlgesetzes durch den deutschen Bundestag am 23. Juli 2013 zieht.
Das Standortsuchgesetz definiert die Suche nach einem tiefengeologischen Atommüll-Lager für die bei der Atomkraftnutzung angefallenen hochradioaktiven Abfälle. Es sollte aus den Fehlern und Erfahrungen von Gorleben lernen, Wissenschaftlichkeit in den Vordergrund stellen, von Beginn an Transparenz über die Auswahlschritte herstellen und die Bürgerinnen wirksam beteiligen.
Nach Ansicht von Bauer scheitern das Atommüll-Bundesamt BASE und die mit der Standortsuche beauftragte Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) an diesen Herausforderungen bis heute. Das von ihnen in Gang gesetzte Verfahren missachte wissenschaftliche Anforderungen, finde zu großen Teilen ohne wirksame öffentliche Kontrolle statt und speise selbst interessierte Bürgerinnen mit Schein-Beteiligungs-Formaten ab. Die staatlichen Akteure verspielten damit das Vertrauen, dass der Standort, der am Ende herauskomme, tatsächlich der am wenigsten ungeeignete Standort ist.
Die Entscheidungen der BGE zum Ausschluss oder Nicht-Ausschluss von Regionen seien bis heute nicht unabhängig nachprüfbar, weil Teile der Daten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich seien.
Der im September 2020 von der BGE vorgelegte „Zwischenbericht Teilgebiete“ weise Gebiete als mögliche Standorte aus, in deren Untergrund die benötigten Gesteinstypen nachweislich gar nicht vorhanden seien. Andererseits blieben möglicherweise gut geeignete Standorte unberücksichtigt, weil die BGE in Gebieten, für die keine Daten vorliegen, mit Phantasie-Annahmen zum Untergrund operiere.
Ein Großteil der ursprünglich interessierten ehrenamtlich Aktiven, der Umweltverbände und Bürgerinitiativen sowie der Engagierten aus den Fachverbänden für Mediation hätten den Schein-Beteiligungs-Angeboten des Atommüll-Bundesamts frustriert den Rücken zugekehrt. Selbst ein Großteil der Eingaben des Nationalen Begleitgremiums (NBG) verstaube unberücksichtigt in den Schubladen des BASE.
Hinter der Fassade von Hochglanzbroschüren finde man beim BASE kein Interesse an einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Vorschläge zur Verbesserung des Verfahrens sehe es als Angriff auf die eigene Arbeit statt als hilfreiches Korrektiv. Und die BGE habe ihre Ergebnisse bisher nicht für Laien leicht verständlich aufbereitet. Dies wäre aber bitter nötig, um Transparenz herzustellen.
So werde die Suche erneut vor die Wand gefahren, weil es abermals massive Proteste gegen das Atommüll-Lager geben werde. Wackersdorf und Gorleben hätten gezeigt, dass sich gegen die Bürger*innen keine Atommüll-Fabrik und kein Atommüll-Endlager durchsetzen lasse. [jdm]
Das endgültige Aus der AKW in Deutschland kann am 15. April gefeiert werden. Dann gehen die letzten drei Reaktoren Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2 vom Netz.
Und doch wird auch weiter demonstriert: gegen den Ausbau der Produktion in der Atomfabrik Lingen – die auch nach dem Abschalten der AKW weiter in Betrieb bleibt.
Das endgültige Aus der AKW in Deutschland kann am 15. April gefeiert werden. Dann gehen die letzten drei Reaktoren Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2 vom Netz. Das ist nach Auffassung der Anti-Atom-Organisation ausgestrahlt der historische Erfolg von Hunderttausenden, die jahrzehntelang gegen die nukleare Gefahr gekämpft und sich für eine Energiewende stark gemacht haben.
Und doch wird auch weiter demonstriert: gegen den Ausbau der Produktion in der Atomfabrik Lingen – die auch nach dem Abschalten der AKW weiter in Betrieb bleibt. Ein Zusammenschluss des russischen Staatskonzerns Rosatom mit der französischen Firma Framatome will künftig in Lingen Brennelemente für AKW russischer Bauart herstellen lassen.
Der Elternverein Restrisiko Emsland lädt für Samstag, den 11.03.2023, um 18 Uhr zur Mahnwache und zum Schweigekreis zum Gedenken an die Opfer der Katastrophe von Fukushima auf dem Lingener Marktplatz vor dem alten Rathaus ein. Die Mahnwache warnt vor dem Weiterbetrieb und fordert die Stilllegung aller Atomkraftwerke.
Überall in Deutschland werden an diesem 12. Jahrestag der Atomkatastrophe von Fukushima Menschen gegen Atomkraft auf die Straße gehen – damit die letzten drei AKW in Deutschland nun endlich abgeschaltet werden, wie es der Bundestag 2011 als Konsequenz aus Fukushima beschlossen hat. Auslöser der Kernschmelze in den drei Reaktoren des japanischen AKW Fukushima 2011 war ein Erdbeben.
Den ganzen Winter über hat Deutschland Monat für Monat mehr Strom netto exportiert, als die AKW erzeugt haben. Dies bestätigen auch die nun vorliegenden Februar-Zahlen. Die aktualisierte Infografik von ausgestrahlt zeigt: Alle drei Atomkraftwerke laufen nur für den Stromexport. Merke: Atomkraft ist gefährlich – und überflüssig! [jdm/ausgestrahlt]
Im Dezember sprachen sich erste FDP-Politiker*innen gegen das neue Abschaltdatum für Atomkraftwerke und für einen jahrelangen Weiterbetrieb aus. Der Bundestag hat im November das endgültige Aus der Reaktoren auf den 15. April 2023 verschoben, statt die Atomstromproduktion wie versprochen Ende 2022 zu beenden. Unterstützt von der Union und anderen Atomlobbyisten ist nun diese unsägliche Debatte wieder bis auf die höchste Ebene ins Kabinett vorgedrungen. Das vorgesehene Abschaltdatum wackelt. Schon im letzten Jahr wurde die Entscheidung zur Verlängerung der Laufzeiten nicht auf Grundlage wissenschaftlicher Argumente getroffen, sondern allein aus politischen, strategischen Gründen. Dieses Szenario droht sich nun zu wiederholen. Dabei ist es eigentlich klar: Die AKW werden weder für die Netzstabilität gebraucht, noch haben sie einen spürbaren Einfluss auf die Strompreisentwicklung.
Unter dem Eindruck dieser gefährlichen Entwicklungen hat sich bereits im letzten Jahr eine unabhängige Gruppe von erfahrenen Aktiven zusammengefunden. Im November blockierten sie das AKW Neckarwestheim in einer ersten Warnblockade. Nun planen sie unter dem Motto „Runterfahren“ eine weitere Aktion gewaltfreien zivilen Ungehorsams.
Mit einer mehrstündigen Sitzblockade soll am Wochenende 28.-29.01.23 das AKW Emsland in Lingen blockiert werden. Die Aktiven, die unter anderem aus dem Spektrum von X-tausendmal quer stammen, möchten mit dieser Warnblockade klar machen: „Wir wollen die Verantwortlichen daran erinnern, dass der gesellschaftliche Konflikt um die Atomkraft mit dem Zurücknehmen des vereinbarten Ausstiegs wieder aktuell wird.“ Mehr Informationen zum Hintergrund und Ablauf der Aktion finden Sie auf der Internetseite der Gruppe: runterfahren.org. [jdm/PM ausgestrahlt]
Etwa 150 Demonstranten fanden sich heute, am Samstag, den 21.01.2023, vor dem Tor des Atomkraftwerks Emsland ein, um gegen die Laufzeitverlängerung zu demonstrieren. Alexander Vent von der Lingener Gruppe AgiEl drückte bei der Begrüßung schon seine Enttäuschung darüber aus, dass man nicht wie ursprünglich im Ausstiegsgesetz vorgesehen am 31.12.2022 das Abschalten der letzten drei Atommeiler in Deutschland feiern konnte. Jetzt müsse man hier wieder dafür demonstrieren, damit der neue Abschalttermin am 15. 04.2023 auch eingehalten werde. Lingen mit dem Brennelementewerk sei ein Zentrum der bundesweiten Atomindustrie mit europäischer Bedeutung. Deshalb hatten sich auch Vertreter vieler Antiatominitiativen in Lingen eingefunden.
Wladimir Sliwjak, Co-Vorsitzender und Mitbegründer von Ecodefense aus Russland legte den Schwerpunkt seiner Rede auf die Geschäftsbeziehungen des russischen Konzerns Rosatom zu den westeuropäischen Atomkraftbetreibern. Trotz allen Sanktionsgeredes werde weiterhin Uran aus Russland importiert und damit indirekt der Krieg gegen die Ukraine finanziert.
Die französische Umweltaktivistin Cecile Lecomte, die sich am Montagmorgen noch mit ihrem Rollstuhl mit anderen Klimaaktivisten von einer Brücke beim Autobahn-Dreieck Jackerath abgeseilt und so die L241 als Zufahrtsstraße nach Lützerath für mehrere Stunden blockiert hatte, prangerte in ihrer Rede den französischen Konzern Framatome an, der nicht nur das Lingener Brennelementewerk betreibt, sondern für die ganze Misere mit den Atomkraftwerken in Frankreich verantwortlich ist. Nur die Hälfte der Atomkraftwerke laufe u. a. auch, weil im Sommer das Wasser für deren Kühlung fehlte.
Helge Bauer von der Antiatomorganisation ausgestrahlt, der auch schon in Wippingen am 18. Juli 2022 auf dem Sportplatz für die Teilnehmer der Anti-Atom-Radtour sprach, kritisierte die Laufzeitverlängerung des Lingener Kraftwerkes nicht nur grundsätzlich, sondern attestierte dem Kraftwerk, dass es einfach „keinen TÜV“ mehr habe. Die letzten vorgeschriebenen Untersuchungen seien mit Blick auf den Abschalttermin 31.12.2022 schon nicht mehr durchgeführt worden. Zudem seien in den anderen Kraftwerken Risse in den Dampferzeugerheizrohren festgestellt worden. Entgegen den Erwartungen seien die Risse nicht nur an den heißen Enden der Rohre aufgetreten, sondern mehr noch an den kalten Enden. Die kalten Enden seien in Lingen noch nie untersucht worden, obwohl ein geborstenes Dampferzeugerrohr einen GAU auslösen könne. Bauer warb für die Teilnahme an einer Blockadeaktion beim AKW Lingen in der nächsten Woche.
Günter Hermeyer von “Dont nuke the Climate” setzte sich mit den Aussagen von Rafael Mariano Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, auseinander, der auf den Klimakonferenzen die Atomkraft als Klimaretter verkaufen will. Atomkraft sei keineswegs klimaneutral, wenn die Urangewinnung und weitere Schritte mit einbezogen werden. Die Atomkraft hat trotz der immensen Geldsummen, die investiert werden, nur eine geringe Bedeutung in Bezug auf die globale Energieversorgung. Nur 10% des Strombedarfs und 5 % des weltweiten Energieverbrauchs werden durch die Atomkraft zur Verfügung gestellt. Die Uranproduktion vergiftet Land und Wasser und ignoriert die Menschenrechte in den betroffenen Ländern. Die Lösung der Klima- und Energiekrise liegt nicht in der Atomkraft, sondern in einem schnellen und gerechten Übergang zu einem kohlenstoffarmen und atomfreien Energiesystem.
Marianne Neugebauer, von der AG Schacht Konrad richtete ironisch Grüße aus dem Weltatomerbe Braunschweiger Land aus. Die Aktivistin, die übrigens auch in Wippingen dabei war, konnte berichten, dass das Konrad-Konzept schon bei der Genehmigung 2000 überholt und sich nach zahlreichen Änderungen die Realisierung immer mehr von der Genehmigung entferne. Eigentlich werde hier eine nicht genehmigte Anlage realisiert. Die AG habe eine Anfrage an den neuen niedersächsischen Umweltminister Meyer gerichtet. Sie sei gespannt, wie dieser, den sie bei vielen Aktionen gegen die Atomkraft gesehen habe – auch in Lingen – sich heute positioniere.
Katja von der Aktion „Runterfahren " sagte, in ihrer Lebensplanung habe der Kampf gegen die Atomkraft nach dem Ausstiegsbeschluss eigentlich keinen Platz mehr gehabt. Sie habe sich auf Friedensarbeit und die Flüchtlingshilfe konzentrieren wollen. Und jetzt müsse sie wieder an einem kalten Wintertag vor einem Atomkraftwerk stehen und gegen einen möglichen Weiterbetrieb demonstrieren. Ihre Gruppe plant am Wochenende vom 28.-29.01.23 eine mehrstündige Sitzblockade am AKW in Lingen. Die Aktiven, die unter anderem aus dem Spektrum von X-tausendmal quer stammen, möchten mit dieser Warnblockade klar mache, dass der gesellschaftliche Konflikt um die Atomkraft mit dem Zurücknehmen des vereinbarten Ausstiegs wieder aktuell wird. Die Anti-AKW-Bewegung wird sich gegen den lebensbedrohlichen Betrieb von Atomanlagen einsetzen – notfalls mit massenhaftem zivilem Ungehorsam.
Für Bernd Redecker vom BUND spielte es letztlich keine Rolle, ob das Uran aus Russland oder aus den anderen Abbaugebieten, wie dem Niger, Kanada oder Australien, stamme. In allen Fällen sei die Uranproduktion mit Zerstörung der Umwelt und einer zerstörerischen Energieproduktion verbunden. Der BUND plane zum Fukushima Jahrestag am 11. März bundesweite Aktionen um den endgültigen Ausstieg sicher zu stellen. Er sei optimistisch und wolle am 15 April den Atomausstieg feiern. Das Angehen der ungelösten Atommüllfrage sei ja jetzt um einige Jahre verschoben worden und er frage sich, ob den Menschen eigentlich bewusst sei, was dies für die Zwischenlagerung bedeute. Die Zwischenlager – auch beim Atomkraftwerk Lingen – hätten eine zeitlich begrenzte Genehmigung. Jetzt, wo das Endlager in Deutschland womöglich erst im nächsten Jahrhundert zur Verfügung stehe, sei die Frage, wie der Atommüll bis dahin an den jetzigen Standorten gelagert werde. Um hier eine Diskussion über die Sicherheit in Gang zu bringen, überlege der BUND einen Stilllegungsantrag zu stellen.
Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen erklärte, dass RWE nicht nur seit Jahren einer der führenden Atomkonzerne sei, sondern ebenso im Braunkohle- und Erdgasgeschäft aktiv sei. Der Konzern sei mitverantwortlich dafür, dass den Menschen im Niger für den Uranabbau buchstäblich das Wasser abgegraben werde, er sei mitverantwortlich für die Klimakrise und die Zerstörungen im Braunkohleabbaugebiet und ebenso für die Klimakrise allgemein.
Der Liedermacher Gerd Schinkel begleitete die Kundgebung mit seinen Liedern; eine Tanzgruppe, die sich in Lützerath gebildet hatte, führte einen Tanz auf. [jdm]
Mit dem Kanzler-Machtwort sorgte Olaf Scholz für die Laufzeitverlängerung der AKW in Deutschland bis maximal zum 15. April 2023. Dieser Beschluss brach nicht nur mit dem vereinbarten Atomausstieg zum Ende 2022, er setzt die Menschen nach Angaben von "ausgestrahlt" auch vollkommen unnötig weiter einem hohen Risiko aus.
Der Weiterbetrieb der altersschwachen, maroden Reaktoren habe keinen spürbaren Einfluss auf die Strompreisentwicklung, und der Stresstest habe klar gezeigt, dass sie auch für die Netzstabilität nicht von Nöten seien. Besonders kurios sei das im Fall des erst vom Kanzler wieder ins Spiel gebrachten Riss-AKW Emsland. Neben der Tatsache, dass sein Strom nicht gebraucht werde, sorge es mit seiner unflexiblen Steuerung auch noch dafür, dass Windkraftanlagen immer wieder abgeschaltet werden müssten, um das Netz nicht zu überlasten.
Der symbolische Castor-Behälter im Wippinger Ortszentrum mahnt, dass der Atommüll aus den AKW nicht sicher gelagert werden kann.
Jetzt ist es für die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" wichtig, dass es auch beim 15. April 2023 bleibt. Die Stimmen, die die Schrottreaktoren auch noch über Jahre weiterbetreiben wollten und gezielt mit falschen Aussagen - zum Beispiel zu Blackouts - Angst in der Bevölkerung schüren wollten, seien nie verstummt. Auf der Homepage von ausgestrahlt sind eine Reihe von Argumenten für das Abschalten zusammengestellt.
Anti-Atom-Initiativen organisieren zu diesem Zweck am Samstag, 21. Januar, um 13 Uhr, eine Kundgebung vor dem Tor des AKW Emsland in Lingen, Am Hilgenberg, 49811 Lingen.
Ziel ist der Initiatoren ist es, dass "die gefährlichen und unnötigen AKW spätestens am 15. April endgültig ihren Betrieb einstellen!" Mehr Informationen zur Kundgebung gibt es auf der Internetseite des Bündnis AgiEL. [jdm/Newsletter ausgestrahlt]
Die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt und zwei Anwohner*innen des AKW Isar-2 haben in der vergangenen Woche mit Unterstützung einer renommierten Hamburger Atomrechts-Kanzlei beim Bayerischen Staatsministerium für Umweltschutz und Verbraucherschutz einen formalen Antrag auf vorläufige Stilllegung des AKW Isar-2 gestellt. Hintergrund sind die zahlreichen Rissfunde in zwei baugleichen Reaktoren und die bisher unzureichenden bzw. nicht erfolgten Risskontrollen im AKW Isar-2. Hierzu erklärt Armin Simon von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:
„Die bayerische Staatsregierung ruft nach einem längeren Betrieb des AKW Isar-2, schlampt aber bei den Sicherheitskontrollen des Reaktors. Das AKW Isar-2 ist baugleich mit den AKW Neckarwestheim-2 und Emsland. In beiden diesen Reaktoren sind bereits zahlreiche Risse entdeckt worden. Die Rohre in allen drei Reaktoren sind aus demselben Material gefertigt. Es besteht deshalb der dringende Verdacht, dass auch das AKW Isar-2 diese Alterungsschäden aufweist und sich auch hier seit Jahren unerkannt Risse durch die Rohre fressen."
Ursache der Risse in Neckarwestheim-2 und Emsland sei die gefährliche Spannungsrisskorrosion, wegen der aktuell in Frankreich zahlreiche Reaktoren stillliegen. Betroffen an den deutschen AKW seien die jeweils 16.000 extrem dünnwandigen Dampferzeuger-Heizrohre, durch die das unter hohem Druck stehende, heiße und radioaktive Wasser aus dem Reaktorkern strömt. Die Risse bedrohten die Stabilität der Rohre. Ein Abreissen oder Bersten auch nur eines einzigen Rohrs wäre bereits ein schwerer Störfall, der sich bis zum Super-GAU entwickeln könne. [PM ausgestrahlt]
Atomkraft ist hochriskant – und für die Energieversorgung in Deutschland absolut unnötig, meinen zumindest die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" und ein Bündnis von Initiativen aus Lingen und NRW. Trotzdem könnte es dazu kommen, dass die Atomkraftwerke auch nach dem 31.12.2022 weiter laufen – unter krasser Missachtung der Sicherheitsvorschriften. Und solange die AKW nicht endgültig abgeschaltet sind, werden CSU/CDU und FDP weiter versuchen, den Atomausstieg auch grundsätzlich in Frage zu stellen.
Deshalb rufen die Initiativen auf, am 1. Oktober zur Anti-Atom-Demonstration in Lingen zu kommen! Spätestens Ende dieses Jahres müsse endlich Schluss sein mit der Atomkraft in Deutschland – bei der Lösung der Energiekrise spiele sie sowieso keine Rolle, wie der Stresstest 2.0 gezeigt habe. Mehr Informationen gibt es im Aufruf zur Demo.
Die Demo in Lingen beginnt am Samstag, 1. Oktober, um 13:00 Uhr am Bahnhof, von wo sich die Demonstration durch die Innenstadt zum Abschluss am Marktplatz bewegt. Redebeiträge gibt es von Femke Gödeker (Bündnis AgiEL), Vladimir Slivyak (Ecodefense Russland), Matthias Eickhoff (Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen), Hedwig Daute (IPPNW/ People for Future Papenburg), Marius Nürenberg (Fridays for Future Meppen), Nele Alice Evers (Fridays for Future Braunschweig), Helge Bauer (.ausgestrahlt). Seine musikalische Sichtweise auf die Dinge gibt uns Gerd Schinkel. [jdm]
Trotz aktueller Energiekrise lehnt die Anti-Atom-Organisation „.ausgestrahlt“ aus Sicherheitsgründen eine Laufzeitverlängerung der drei noch aktiven Atomkraftwerke in Deutschland ab. Schwere Unfälle könnten nie ausgeschlossen werden, sagte „.ausgestahlt“-Sprecher Armin Simon im Dlf. Es bestehe außerdem der Verdacht, dass sich in den drei Kraftwerken unerkannte Risse gebildet haben. Sicherheitsprüfungen seien in den vergangenen Jahren nicht durchgeführt worden. [HM]
Ca. 60 Wippinger trafen sich am Sonntagmittag, um gemeinsam mit dem Fahrrad zum Treffpunkt der Anti-Atommüll-Fahrraddemo nach Lathen zu fahren.
Der "Castor"
André Wester fuhr mit seinem Treckergespann voran. Eine Arbeitsgruppe von Bastlern hatte sich ein ausgedientes Güllefass besorgt und dieses nach einer Renovierung vom Maschinenwerk Hawe-Wester zu einem symbolischen Castor umlackieren lassen. Castoren sind die Transportbehälter, in denen der hochradioaktive Müll der Atomkraftwerke über Jahre in Zwischenlagern aufbewahrt wird und schließlich seine Reise zu einem Atommüllendlager antreten soll. Gerd Schulte-Borchers aus der Arbeitsgruppe berichtete, dass es angesichts der Altmetallpreise nicht einfach gewesen sei, das Güllefass aufzutreiben.
Warten an der Transrapid auf ausgestrahlt-Gruppe
An der Transrapidtrasse schlossen sich Renkenberger an, die auf die Wippinger gewartet hatten. In Lathen an der Kreuzung der Transrapid mit der Sögeler Straße warteten dann bereits Menschen aus Lathen, Werpeloh, Sögel und weiteren Orten.
Ankunft der ausgestrahlt-Gruppe
Relativ pünktlich traf dann in Begleitung eines Fahrradpolizisten und eines hinterher fahrenden Polizeiautos die 36köpfige Fahrradgruppe von „ausgestrahlt“ ein. Nach dem großen Hallo und der Freude der Ankommenden darüber, von so Vielen empfangen zu werden, sowie einer Begrüßung aller Teilnehmer durch Hermann-Josef Pieper von der Interessengemeinschaft „Kein Endlager im Emsland“ ging die Fahrradtour weiter über die Kreisstraße Richtung Ortsstelle Alt-Wahn.
Mit dem voran fahrenden Trecker, den weiteren Begleitfahrzeugen des Wippinger Oldtimerclubs und den mittlerweile über 150 Radlern bildete sich ein beeindruckender Demonstrationszug. Die begleitenden Polizisten sicherten den Zug gegen den Verkehr nach hinten ab und stoppten den Verkehr an den Abzweigungen.
Ortsstelle Alt-Wahn
Uhlenberg
Bei einem Zwischenhalt auf dem Platz der alten Ortsstelle Wahn gab es kurze Informationen zu diesem Ort und dem Salzstock Wahn. Die Weiterfahrt nach Wippingen führte auch über den Uhlenberg, wo 1976 eine Untersuchungsbohrung im Salzstock für das damals geplante Atommüllendlager verhindert wurde.
Schützenplatz Schlusskundgebung
Bei der Schlusskundgebung auf dem Wippinger Schützenplatz waren es dann schon 220 Menschen. Der Schützenverein Wippingen bewirtete die Kundgebungsteilnehmer mit dem Angebot aus einem Getränkepavillon und mit Grillwürstchen.
rechts: Hermann-Josef Pieper
Pieper ermunterte in seinem kurzen Statement die Zuhörer, sich mit der Endlagerproblematik zu befassen und dies nicht den Experten zu überlassen. Denn es sehe so aus, dass trotz aller gegenteiliger Versprechen der Standort eines Atommüllendlagers nicht nach wissenschaftlichen Kriterien beschlossen werde, sondern eher danach, wo am wenigsten Widerstand zu erwarten sei.
Diese Fahrradtour, die die Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“ vor einer Woche im belgischen Tihange begonnen hat, geht noch zwei Wochen weiter bis nach Gorleben. Dann nach einer einwöchigen Pause geht es für drei Wochen weiter auf die Südtour. Helge Bauer, der Sprecher von „ausgestrahlt“, sagte in seiner Rede, bei der Tour gehe es um zwei Dinge. Erstens wolle man feiern, dass in diesem Jahr die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Denn dies sei ein Verdienst der Anti-Atom-Bewegung. Zum Zweiten wolle man Druck aufbauen, um die verbliebenen, nicht vom Atomausstieg betroffenen Anlagen, wie die Urananreicherungsanlage Gronau und die Brennelementefabrik Lingen, zu schließen.
Und in den letzten Tagen sei ein dritter Punkt hinzugekommen, nämlich die Diskussion über eine Laufzeitverlängerung der verbliebenen Atomkraftwerke. Abgesehen davon, dass die Kraftwerke das Erdgas als Wärmelieferant nicht ersetzen könnten, halte er den Rückgriff auf diese Dinosauriertechnologie auch wegen des weiter produzierten Atommülls für vollkommen verfehlt. [jdm]
Die Kreuzung im Wippinger Ortskern wurde für das Ereignis bereits etwas dekoriert.
Morgen, am Sonntag, findet die Anti-Atom-Fahrradtour statt. Um 13.30 Uhr treffen sich die Wippinger auf dem Schützenplatz, um den von Lingen kommenden Fahrradfahrern entgegen zu fahren und sie dann in Lathen ab der Kreuzung Transrapid/Sögeler Straße (um ca. 14.30 bis 15 Uhr) zusammen mit Radlern aus den anderen Dörfern bis nach Wippingen zu begleiten.
Ems-Zeitung vom 13.07.2022
Mit der Ankunft auf dem Wippinger Schützenplatz wird dann um 16.30 Uhr gerechnet, wo dann eine Abschlusskundgebung stattfindet. Der Schützenverein macht hier das Catering.
Die Wippinger Anti-Atommüllgruppe erwartet am Sonntag die Radler-Demo von "ausgestrahlt" und hofft auf die Unterstützung von vielen Wippingern.
Am Sonntag, den 17. Juli, trifft die Radlergruppe gegen 15.00 Uhr in Lathen-Wahn bei der Kreuzung Transrapid/Straße Lathen-Sögel ein. Es wäre schön, wenn viele Wippinger hier mit ihrem Fahrrad bereit stehen und den letzten Teil der Strecke über die alte Ortsstelle Wahn bis zum Gutshof Renkenberge und von dort über den Uhlenberg nach Wippingen begleiten.
Zum Abschlusstreffen auf dem Schützenplatz in Wippingen ab 16.30 Uhr sind auch alle herzlich eingeladen, die an der Fahrradtour nicht teilnehmen konnten oder wollten. Denn auf dieser Kundgebung wollen wir deutlich machen, dass wir den Atommüll nicht haben wollen. Und weil Sonntag ist und es schönes Wetter wird, wird es ein Vergnügen, bei dem man das Catering-Angebot des Schützenvereins gerne wahrnehmen wird. [jdm]
Update vom 13.07.2022: Ursprünglich wurde die Uhrzeit für das Treffen in Lathen-Wahn mit 14.30 Uhr angegeben.
Nur noch wenige Tage, dann flattern auch bei Dir gelbe Fahnen durch die Straßen: Die Anti-Atom-Radtour 2022 passiert Kalkar, Ahaus, Lingen, Almelo, Wippingen, Bad Zwischenahn und Esenshamm. Bei der längsten Anti-Atom-Demo der Geschichte radeln vom 8. Juli bis 4. September sechs Wochen lang Hunderte dem Atomausstieg entgegen in eine erneuerbare Zukunft! Verpass die Gelegenheit nicht und sei auch Du ein paar Kilometer oder bei den Veranstaltungen in deiner Nähe dabei!
Am Sonntag, den 17. Juli, trifft die Radlergruppe gegen 14.30 Uhr in Lathen-Wahn bei der Kreuzung Transrapid/Straße Lathen-Sögel ein. Die Leute werden dort von Fahrradfahrern aus Wippingen, Lathen und Renkenberge empfangen. Gemeinsam geht dann die Fahrt weiter über die alte Ortsstelle Wahn bis zum Gutshof Renkenberge. Dort geht es rechts rein und über den Uhlenberg nach Wippingen.
Die letzte Route wurde ausgewählt, weil diese Strecke davon erzählt, dass wir hier im nördlichen Emsland 1976 schon mal ein Atommülllager im Salzstock Wahn verhindert haben. Am Uhlenberg wurden Bohrungen im Salzstock verhindert.
Zum Abschlusstreffen auf dem Schützenplatz in Wippingen ab 16.30 Uhr hoffen wir auf viele weitere Menschen aus dem Emsland, die hier ihre Ablehnung eines Atommülllagers deutlich machen. Bei Gesprächen mit Zeitzeug*innen von 1976 und mit den Aktiven der Anti-Atom-Organiosation "ausgestrahlt" und der Interessengemeinschaft „Kein Atommüll-Endlager im Emsland“ werden Informationen darüber ausgetauscht, was an den Planungen der Atomindustrie und der Bundesregierung nicht so gut ist und was man weiter tun kann.
Spätestens Ende des Jahres, so steht es im Atomgesetz, gehen in Deutschland die letzten drei (von einst 36) AKW vom Netz – ein Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Gemeinsam mit Dir und allen, die sich für die Energiewende und gegen einen fossil-atomaren Rollback stark machen, wollen wir diesen großen Erfolg der Anti-AKW-Bewegung feiern. Zugleich machen wir mit der Fahrrad-Demo auf die vielen bleibenden Atom-Gefahren aufmerksam: Atommüll-Berge, AKW-Abriss, Atomfabriken in Gronau und Lingen, marode AKW im grenznahen Ausland.
Schließe Dich der Anti-Atom-Radtour 2022 von Lathen nach Wippingen für einige Kilometer an. Mache den Protest der Ant-Atombewegung hier vor Ort stark. [jdm]
Voraussichtlich Anfang Juli wird das EU-Parlament abstimmen über den Entwurf der EU-Taxonomie, der Investitionen in Atomkraft und fossiles Gas als „klimafreundlich“ deklarieren will. Es besteht die Gefahr, dass Investitionen in diese Untergangstechnologien die Energiewende weiter ausbremsen. Viele Parlamentarier haben bereits angekündigt, dagegen stimmen zu wollen. Es fehlen nur noch weniger als 100 Stimmen für eine Ablehnungsmehrheit.
Die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" und viele Anti-Atomgruppen in Norddeutschland stecken mitten in den Vorbereitungen der Anti-Atom-Radtour 2022 und arbeiten auf Hochtouren daran, die Tour auf den unterschiedlichsten Ebenen auf die Räder zu stellen: Routenplanung, Übernachtungen, Veranstaltungsorganisation, Demo-Anmeldung, Öffentlichkeitsarbeit, Mobilisierung usw. Auch die Interessengemeinschaft "Kein Atommüllendlager im Emsland“ und das Bündnis AgiEL Lingen sind mit dabei.
Am 17.07.2022 führt eine Etappe von Lingen nach Wippingen, wo die Fahrradfahrer dann gebührend empfangen werden sollen. Gemeinsam soll das Abschalten der letzten AKW in Deutschland auf diese Weise gebührend gefeiert werden. Und es werden die Orte besucht, an denen weitergekämpft wird, um so zu zeigen, dass es auch über 2022 hinaus noch viel zu tun gibt, z. B. dafür zu sorgen, dass der Atommüll möglichst unschädlich verwahrt wird und nicht einfach dort verbuddelt wird, wo es den Entscheidern am einfachsten gemacht wird.
Die Fahrradtour braucht noch Mitfahrer. Ob eine oder mehrere Etappen, die ganze Tour oder nur ein paar Stunden - die Organisatoren freuen sich über jeden, der bei der Anti-Atom-Radtour Nord mit dabei ist!
Anlässlich des Fukushima-Jahrestages am 11. März organisiert .ausgestrahlt ab dem 2. März wieder eine Online-Veranstaltungsreihe zu vielen brennenden atompolitischen Themen mit Expert*innen aus Wissenschaft, Politik und Medien. Hier geht es zur Übersicht... [jdm]
Machst Du schon Pläne für den nächsten Sommer? Dann vergiss auf keinen Fall, ein Ereignis einzuplanen: Vom 9. Juli bis 30. Juli 2022 im Norden und vom 13. August bis 4. September 2022 im Süden möchte .ausgestrahlt zusammen mit vielen lokalen Initiativen und zusammen mit anderen Umweltorganisationen an vielen atompolitisch bedeutenden Orten den kommenden Ausstieg feiern und gleichzeitig auf die bleibenden Herausforderungen und aktuelle Konflikte hinweisen.
Per Fahrrad geht es zuerst in Norddeutschland und danach in Süddeutschland in insgesamt sechs Wochen zu noch laufenden AKW, bereits abgeschalteten Reaktoren, verhinderten Kraftwerken, Atommüll-Zwischenlagern, Deponien für „freigemessene“ strahlende Abfälle, potenziellen Standorten für ein geologisches Tiefenlager, Atomfabriken, Firmensitzen der Atomindustrie und grenznahen Atomanlagen in den Nachbarländern.
Streckenkarte der Nordtour
Die Nordroute soll nach aktueller Planung entlang der Strecke Kalkar - Ahaus - Gronau - Almelo (NL) - Lingen - Wippingen - Bad Zwischenahn und weiter verlaufen. Am 17. Juli ist die Etappe von Lingen nach Wippingen dran., wo die Interessengemeinschaft Kein Atommüll-Endlager im Emsland ein Programm plant, um die Teilnehmer gebührend zu empfangen und zu verköstigen/mit einem Nachtlager zu versorgen und auf das aktuelle Problem der Endlagerung von Atommüll aufmerksam zu machen.
Jeder, der sein sportliches Hobby mit seinem Einsatz für atompolitische Vernunft verbinden möchte, ist herzlich eingeladen, sich zu der Tour anzumelden. Für Angemeldete kümmert sich .ausgestrahlt um die Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort. [ausgestrahlt/jdm]
Die Anti-Atom-Organisation "ausgestrahlt" hat mitgeteilt, dass am Wochenende völlig überraschend Jochen Stay verstorben ist. Jochen Stay war Mitgründer, Geschäftsführer und Sprecher von .ausgestrahlt sowie Vorstandsmitglied der von .ausgestrahlt initiierten Stiftung Atomerbe. Stay war am 16. Oktober auf Einladung der Interessengemeinschaft kein Atommüll-Endlager im Emsland in Renkenberge, wo er darüber referierte, wie sich ein schlechtes Atommülllager verhindern lasse.
Armin Simon und das ganze .ausgestrahlt-Team äußern sich in einem Newsletter an die Unterstützer von ausgestrahlt zutiefst traurig und erschüttert. Die Gedanken seien bei seiner Familie, die sich Raum zum Trauern wünscht. Jochen habe nicht nur Spuren in Mutlangen, Wackersdorf und Gorleben hinterlassen, sondern vor allem auch in den Herzen seiner Familie und Wegbegleiter*innen.
Stays Wirken hat die Anti-Atom-Bewegung seit den 1980er-Jahren mitgeprägt und zu vielen ihrer Erfolge maßgeblich beigetragen. Auch zahlreiche andere Bewegungen und Kampagnen profitierten von seiner Erfahrung und Rat.
2008, als der „Spiegel“ auf dem Titelbild die Anti-Atom-Sonne untergehen ließ, gründete Stay mit einer Handvoll Mitstreiter*innen die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt, die Hunderttausenden Atomkraftgegner*innen eine Stimme verlieh und den Widerstand gegen Atomkraft wieder sichtbar machte. Anti-Atom-Sonnen, Unterschriftensammlungen und Großdemos machten den Anfang. Das Ziel war: Den Betrieb der AKW nicht nur kritisch zu begleiten, sondern sie tatsächlich abzuschalten. Stay war überzeugt, dass wo ein Konflikt ist, können wir auch Einfluss nehmen. Und der Dissens um Atomkraft, der die ganze Gesellschaft spaltete, lag offen wie lange nicht mehr. Stay hatte die Idee, die schwarz-gelben Koalitionsverhandlungen 2009 zu „belagern“. Wochenlang beherrschten die Anti-Atom-Proteste die Berichterstattung aus dem politischen Berlin. Und während Union und FDP an der Laufzeitverlängerung der AKW feilten, erweiterte Stay das Repertoire der Anti-Atom-Bewegung um die einst gegen Pershing-Raketen erprobte Protestform der Menschenkette. 120 Kilometer, so seine Vision, vom AKW Brunsbüttel bis zum Pannenmeiler Krümmel. Manch große Umweltorganisation riet ob der Gefahr des Scheiterns eindringlich ab. Stays Zugkraft und Überzeugung aber riss genug andere mit. Am 24. April 2010 formierten sich 120.000 Menschen entlang der Elbe zum längsten Anti-AKW-Protest in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Laufzeitverlängerung verhinderte das zunächst zwar nicht. Das Protestfass aber war voll bis an den Rand. Der Super-GAU von Fukushima brachte es zum Überlaufen – und der nachfolgende Protest Hunderttausender läutete Merkels Atom-Wende ein. Fast die Hälfte der damals noch laufenden AKW ging sofort vom Netz.
Jochen Stay am 16.10.2021 in Renkenberge
Auch der Protest gegen ein Atommüll-Lager im Gorlebener Salzstock, den Stay jahrzehntelang mit prägte, führte 2020 zum Erfolg. Das hielt ihn nicht davon ab, den Finger weiter in die Atommüll-Wunde zu legen: Niemand konnte die Defizite und falschen Versprechungen des laufenden Standortsuchverfahrens präziser benennen als er.
Stays Sachverstand und seine Begeisterungsfähigkeit werde fehlen, genau wie sein Dickkopf und seine Überzeugungskraft, seine Klarheit, sein Einsatz, seine Verantwortungsbereitschaft und sein großes Herz. Sein meist untrügliches Gespür für politische Gelegenheiten. Und seine immense Erfahrung, wie Protest erfolgreich Einfluss auf politische Konflikte nehmen kann.
Noch am Freitag habe das ausgestrahlt-Team zusammen mit Stay die .ausgestrahlt-Themen und ‑Aktionen der nächsten Monate geplant. Gemeinsam habe man die Weichen für die Neuausrichtung von .ausgestrahlt gestellt, die mit dem Abschalten der letzten AKW Ende 2022 ansteht. Auf diesen historischen Erfolg, das Aus der letzten drei von einst 36 AKW, habe Stay über Jahrzehnte hingearbeitet, die letzten 14 Jahre zusammen mit .ausgestrahlt. Dass er diesen Moment nun nicht mehr erleben und feiern könne, sei schmerzvoll.
Stay war sich bewusst, dass seine bestehende Herzerkrankung sein Leben irgendwann abrupt beenden könnte. Von Plänen und Projekten hielt ihn dies nicht ab. Am Samstag, den 15. Januar 2022, ist er im Alter von 56 Jahren plötzlich und viel zu früh gestorben.
Die Lücke, die Jochens Tod reiße, sei groß, auch bei .ausgestrahlt. "Aber .ausgestrahlt hat stets davon profitiert, dass es auf vielen Schultern ruht und alle, Mitarbeiter*innen wie Ehrenamtliche, ihr Engagement und ihre Kompetenzen einbringen. Das werden wir auch weiterhin tun: .ausgestrahlt wird seine Anti-Atom-Arbeit – auch im Sinne Jochens – weiterführen." Selbst nach dem Abschalten der letzten AKW Ende des Jahres bleibe da jede Menge zu tun, vom Umgang mit dem Müll bis zu den noch laufenden Atomfabriken, von der atomfreundlichen EU-Taxonomie bis zum Wiederaufflackern irrer Atom-Träume unter dem Deckmantel angeblichen Klimaschutzes.
Daneben gelte es, die Errungenschaften und Erfolge der Anti-Atom-Bewegung, die weit über das Atom-Thema hinausstrahlen, zu sichern und als das zu benennen, was sie seien: Der Beweis, dass es sich lohne, selbst für zunächst utopisch erscheinende Ziele zu kämpfen. "Der Beweis, dass, wenn sich die scheinbar Ohnmächtigen zusammenschließen und sich wehren, es die scheinbar Mächtigen unendlich schwer haben, ihre Pläne durchzusetzen. Das war einer von Jochens Lieblingssätzen. Wir werden ihn nicht vergessen." [Newsletter ausgestrahlr/jdm]
Update vom 02.11.2021: Die Veranstaltung fällt aus!
2022 steigt Deutschland endgültig aus der Atomkraft aus: Das letzte Atomkraftwerk wird abgeschaltet, weil die Erfahrung von Fukushima gezeigt hat, dass das Risiko zu hoch ist und die Technik nicht beherrschbar. Doch dass damit das nukleare Problem gelöst wäre, erweist sich bei genauerer Betrachtung als Illusion: Zigtausende Tonnen radioaktiver Müll, dessen Lagerung völlig unklar ist. Gefährlicher Rückbau der Kraftwerke, der Jahrzehnte dauern und viele Milliarden Euro verschlingen wird. Und europäische Nachbarn, die an der vermeintlich sauberen Kernenergie festhalten: Von 27 EU-Staaten betreiben 13 Atomkraftwerke – und der Ausbau geht weiter.
Fast 60 Wippinger machten sich gestern mit dem Fahrrad auf den Weg nach Renkenberge. Am Samstagnachmittag fanden sich dort auf dem Schützenplatz ca. 300 Menschen ein, um an der Informationsveranstaltung der "Interessengemeinschaft Kein Atommüll-Endlager im Emsland" teilzunehmen.
Corona geschuldet hatte man sich für eine Open-Air-Veranstaltung entschieden. Alle Vereine Renkenberges hatten den Rahmen für den Vortrag von Jochen Stay geschaffen. Jochen Stay ist Vorsitzender der Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“ und referierte zum Thema „Wie lässt sich ein schlechtes Lager verhindern?“ Mit dem schlechten Lager ist das Atommüllendlager gemeint, das derzeit in ganz Deutschland gesucht wird. Im nördlichen Emsland gibt es drei Salzstöcke bei Börger, Lathen und Wahn/Renkenberge/Wippingen, die als mögliche Standorte im Gespräch sind. Die Veranstaltung wurde von Daniela Wecke, Renkenberge, und Norbert Holtermann, Lathen, moderiert.
Im ersten Teil seiner Rede stellte Stay das Standortsuchgesetz und seine Durchführung vor. In den 1970er Jahren war der Standort Wahn schon einmal unter den letzten drei Kandidaten, bevor dann ein vierter Standort in Gorleben bestimmt wurde. Nach dem Scheitern von Gorleben 2011 wurde die Suche nach einem Endlagerstandort ganz neu aufgesetzt und 2017 unter Einbeziehung der Ergebnisse von mehreren vorbereitenden Kommissionen das Standortauswahlgesetz beschlossen. Erklärtes Ziel war, den besten Standort für die endgültige Lagerung des Atommülls zu finden, die Sicherheit über 1 Mio. Jahre zu garantieren und dabei einen gesellschaftlichen Konsens über den Lagerstandort zu finden.
Das Gesetz sieht ein Drei-Phasen-Verfahren vor. In der ersten Phase sollen unter Auswertung aller bereits bekannten und in Akten oder digitalen Datenbänken gespeicherten geologischen Daten alle geologisch nicht geeigneten Standorte ausgeschlossen werden. Ein Bericht sollte dann die übrig gebliebenen Standorte, Teilgebiete genannt, benennen. Dieser Bericht sollte dann in Teilgebietskonferenzen mit allen Beteiligten, also auch der betroffenen Bevölkerung, diskutiert werden. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) erklärte dann aber überraschend 54% der Fläche der BRD für potentiell geeignet. Derzeit wird weiter am Ausschluss weiterer Gebiete gearbeitet.
Diese erste Stufe der ersten Phase ist abgeschlossen. Das Gesetz sieht vor, dass am Ende jeder Phase der Bundestag beschließt, welche Standorte im Verfahren bleiben. In der zweiten Phase werden die benannten Standorte mit oberirdischen Messungen, also seismografischen Verfahren und durch Bohrungen, weiter untersucht. In der dritten Phase werden schließlich zwei oder mehr Standorte durch untertägige Erkundungen, als durch Bau von Bergwerken, weiter untersucht werden. Am Ende der dritten Phase 2031 steht ein Bundestagsbeschluss über den endgültigen Standort, 2050 soll dann die Einlagerung beginnen, die 2090 abgeschlossen sein soll.
Im zweiten Teil der Rede äußerte Stay seine Kritik am Verfahren. Dabei nahm er nacheinander die erklärten Ziele des Gesetzes auseinander. Die Suche solle laut Gesetz transparent, partizipativ, wissenschaftsbasiert, selbsthinterfragend und lernend sein.
Transparenz könne nicht hergestellt werden, wenn man – wie es auf der Homepage des BGE geschehe – eine Unmenge an Informationen veröffentliche, ohne dass diese tatsächlich eingeordnet werden könnten. Transparent sei die Suche allein deshalb aber auch nicht, weil nicht alle entscheidungserheblichen Daten veröffentlicht würden. Nach wie vor befänden sich viele der Daten in der Hand von Privatfirmen. Diese Daten würden zwar genutzt, aber das sei für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar, weil diese als Privatbesitz nichtöffentlich blieben.
Selbsthinterfragend und lernend sei das Verfahren auch nicht, weil das Ganze unter einem enormen Zeitdruck geschehe. Wer unter Zeitdruck stehe, mache Fehler. Für Fehlerkorrekturen bleibe schlicht keine Zeit. Er könne sich vorstellen, dass jede GeologIn, die der Chefetage eine Ungereimtheit melde und vielleicht ein zusätzliches Gutachten anfordere, die Antwort erhalte, dafür sei keine Zeit.
Auch mit der Partizipation, also der Teilhabe der Betroffenen am Entscheidungsprozess, sei es nicht weit her. Es gebe eine Unmenge an Gremien und an Foren, wie den gerade abgeschlossenen Teilgebietskonferenzen. An diesen Veranstaltungen hätten nur wenige Bürger teilgenommen, weil sich viele einfach nicht betroffen fühlten. Wegen der Pandemie fanden diese Konferenzen auch noch online statt und ließen wegen der mangelnden Technik keine echte Diskussionen zu. Vor allem aber könne man viel reden, habe aber nichts zu sagen. Die Beschlüsse sollen laut Gesetz berücksichtigt werden, müssen aber nicht. Auch die Vorschläge des Nationalen Begleitgremiums, das mit prominenten Politikern, Wissenschaftlern und mit Zufallsbürgern besetzt sei, seien allesamt versandet. Das kurze Zeitfenster von sechs Monaten, in der die Standortaussagen diskutiert werden können, sei viel zu kurz. Wie sollten Bürger sich in sechs Monaten zu Vorschlägen äußern können, die von Fachleuten in mehrjähriger Arbeit erstellt wurden?
Wissenschaftsbasiert sei die Suche auch nicht. Es gebe geologische Daten vornehmlich in den ostdeutschen und den norddeutschen Gebieten, weil hier viel nach Bodenschätzen gesucht wurde. Die Kriterien zum Ausschluss von Gebieten wurden in politischen Gremien erstellt und hier sei häufig nach Formulierungen gesucht worden, die das von den Politikern repräsentierte Gebiet ausschließen würden. Oft wurden die Kriterien als politische Kompromisse betont vage gehalten, so dass Vieles Auslegungssache bleibe. Stay verglich die Bedeutung dieser Kriterien mit denen von Familien bei der Planung einer Urlaubsreise. Eine ärmere Familie werde das Kriterium Preis favorisieren und das preisgünstigste Angebot nehmen, die gut situierte Öko-Familie werde eher eine Flugreise ausschließen und sich nicht um den Preis scheren.
Auf den Standort eines Atommülllagers komme nicht nur das Bergwerk zu, sondern es werde auch ein Standort für ein oberirdisches Lager mit 1900 Castorbehältern (jeweils 6 Meter hoch, zwei Meter Durchmesser). Derzeit wird der Atommüll in 12 Zwischenlagern meist an Standorten von Atomkraftwerken, so auch in Lingen, gelagert. Diese Behälter werden zum Standort transportiert werden und dort in einer atomchemischen Fabrik ausgepackt. Dieses hochradioaktive Material wird in eine neue Art von Behältern umgepackt, deren Beschaffenheit heute noch nicht festliegt. Sowohl beim Transport, als auch beim Umverpacken gibt es große Risikopotentiale. Diese neuen Behälter werden dann ins Bergwerk abgesenkt. Das Gesetz sieht vor, dass bis zum Ende dieses Prozesses 2090 die Behälter auch wieder zurückgeholt werden können, aber danach soll es noch 500 Jahre möglich sein, sie wieder zu bergen. Das bedeute konkret, dass ein zweiter Schacht gebaut würde, um den gelagerten Atommüll zu bergen. Wie dies möglich sein soll, sei vollkommen schleierhaft, weil kein Material für die Behälter so lange halte. Neben dem hochradioaktiven Material werde aller Wahrscheinlichkeit nach unweit der Anlage ein weiterer Schacht für schwach-. und mittelaktiven Abfall gebaut werden. Denn der eigentlich dafür vorgesehene Schacht Konrad besitze nur eine theoretische Aufnahmekapazität für die Hälfte des Mülls. Das Gesetz sehe diesen zweiten Schacht als Möglichkeit vor.
Das nördliche Emsland besitze drei Salzstöcke, die als geeignet betrachtet würden. Es gebe in Deutschland etwa 400 Salzstöcke, von denen 60 im Rennen geblieben seien. Das gesamte Emsland sei auch noch im Rennen, weil es über grundsätzlich geeignetes Tongestein und über Salzgestein in flacher Lagerung verfüge. Die Salzstöcke seien aber besser als andere Gebiete erforscht und so sei die Gefahr groß, dass andere Gebiete als ungeeignet herausfielen, weil schlicht keine Daten herangezogen werden können. Und diese Gebiete seien im Bericht nicht besonders gekennzeichnet worden. Es werde einfach mit Referenzdaten gearbeitet, also schlichten Annahmen, wie die Geologie dort beschaffen sein könnte. Viele Daten würden auch einfach nicht genutzt.
Stays Fazit lautete: Wir brauchen ein Endlager, und es sollte in unser aller Interesse ein gutes werden. Deshalb brauche man ein Suchverfahren, das fair und gerecht einen Konsens herstellen könne. Dazu müsse man die Leute vorort mitnehmen. Ansonsten werde es erneut an dem Widerstand der betroffenen Bevölkerung scheitern. Die betroffenen Regionen sollten sich dabei nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern gemeinsam für ein besseres Verfahren vorgehen. Allein befinde sich jeder Standort in einer Frontstellung gegen die gesamte übrige Republik, die froh sei, davon gekommen zu sein. Gemeinsam könne man bewirken, dass das Verfahren wirklich der Suche nach einer guten Lösung diene. [jdm]
Am Samstag, den 16.10.2021, treffen sich die Wippinger um 14 Uhr auf dem Schützenplatz, um gemeinsam per Fahrrad nach Renkenberge zu fahren, wo die "Interessengemeinschaft Kein Atommüll-Endlager im Emsland" auf dem Schützenplatz eine öffentliche Veranstaltung mit dem Sprecher von "ausgestrahlt" Jochen Stay durchführt.
Einlass ist in Renkenberge ab 14.30 Uhr. Die Besucher werden bis zum Beginn der Rede mit Musik von "Querbeet" unterhalten. Die KLJB grillt Würstchen und niemand muss dursten. [jdm]
Das Emsland könnte von der Suche nach einem Standort für ein tiefengeologisches Lager für hochradioaktiven Atommüll betroffen sein. Denn hier gibt es Gesteinsvorkommen, die grundsätzlich für das Suchverfahren infrage kommen.
Seit 2017 läuft die neue Suche für ein langfristiges Atommüll-Lager. Im Herbst 2020 erfuhr die Öffentlichkeit mit dem „Zwischenbericht Teilgebiete“ erstmals, auf welche Gebiete in Deutschland sich die weitere Suche konzentrieren wird. Höchste Zeit also, um sich zu informieren, was auf die betroffenen Regionen zukommt, was das Suchverfahren zwar verspricht, aber nicht hält, und wie man sich in die Debatte um den Atommüll am besten einmischen kann.
WANN: am Samstag, den 16. Oktober um 15 Uhr WO: Schützenplatz/Schulstraße in 49762 Renkenberge (Platz bei der Grillhütte)
Worum es geht: Im März 2017 hat der Bundestag das Standortauswahlgesetz (StandAG) verabschiedet. Damit ist das Verfahren zur Bestimmung des deutschen Atommüll-Lager-Standortes für hochradioaktive Abfälle vorgegeben. Die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt hat das Suchverfahren auf den Prüfstand gestellt und zeigt gravierende Mängel auf: darunter fehlende Mitbestimmungsrechte für Betroffene, wissenschaftliche Unschärfe, dehnbare Entscheidungskriterien und ein viel zu eng angelegter Zeitrahmen. Dieses Verfahren läuft Gefahr, nicht zu einem geeigneten Atommüll-Lager zu führen, sondern in eskalierende Konflikte mit der Bevölkerung an den betroffenen Standorten.
Der Sprecher der bundesweiten Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt engagiert sich seit über 30 Jahren gegen Atomtransporte und unsichere Atommüll-Lagerung. Mit seinen Erfahrungen und Einschätzungen macht Jochen Stay Mut, sich in die Atommüll-Debatte aktiv einzumischen. Nach dem Vortrag gibt es die Gelegenheit zur Diskussion. [PM ausgestrahlt]
Die Bundesregierung will den Rechtsschutz bei Atommüll-Zwischenlagern aushebeln, um ein zweites Brunsbüttel zu verhindern. BUND und ausgestrahlt fordern Streichung der geplanten Atomgesetz-Änderung. [PM ausgestrahlt]
Jetzt hat sich laut einem Bericht der Ems-Zeitung der Samtgemeinderat der Samtgemeinde Lathen in einer Resolution gegen ein Atommülllager in den emsländischen Salzstöcken ausgesprochen. Damit setzt sich die Kampagne fort, die die drei Samtgemeindebürgermeister der Samtgemeinden Sögel, Lathen und Dörpen Mitte April mit ihrer gemeinsamen Erklärung begonnen haben. Dass diese Aktivitäten nicht zu früh kommen, zeigt ein Blick auf andere Regionen.
Entgegen der verkündeten Absicht des Standortauswahlgesetzes, nur nach wissenschaftlichen Kriterien einen Standort auszuwählen, zeichnet sich aber deutlich ab, dass es letztlich eine politische Entscheidung sein wird. Deshalb haben sich in Oberfranken schon die Kommunen zu einer Lobbygruppe zusammengeschlossen. Jetzt ist dies auch in der Oberpfalz, in der sich auch die Gemeinde Wackersdorf befindet, passiert. Die Landräte dieses Regierungsbezirkes im Osten Bayern haben sich auf einer Videokonferenz zu einer Abwehrfront zusammengeschlossen.
“ausgestrahlt“ startet im Vorfeld zur zweiten Veranstaltung der Teilgebietekonferenz einen neuen Anlauf, um die Menschen in den betroffenen Gebieten zu informieren. Für Niedersachsen und Bremen findet am, Montag, den 03. Mai um 18.30 Uhr eine Informationsveranstaltung statt. .ausgestrahlt beschreibt, was in der Öffentlichkeitsarbeit staatlicher Stellen nicht zur Sprache kommt.